Es könnte alles so schön sein in Hamburg.
Nach zehn Jahren, ENDLICH, haben wir mal wieder eine Regierung, die mir gefällt. Absolute SPD-Mehrheit passt sowieso am besten zu unserer schönen Hansestadt.
Nach der dunklen Dekade des CDU-Senats ist auch viel zu tun.
Besonders freut es mich, daß auch der Baumfäll-Wahn der Grünen Umwelt- und Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (2008-2010) von meinen heißgeliebten Sozis nun langsam wieder behoben wird.
Denn das viele Grün ist der Stolz der Hamburger.
Mit dem Flugzeug in Hamburg zu landen ist etwas Schönes. Zwar ist der Urlaub damit in der Regel vorbei, der Blick, der sich beim Landeanflug bietet, lässt den Betrachter dennoch frohlocken. Vor allem, wenn der Pilot die Einflugschneise über die Innenstadt wählt. Aus der Luft ist Hamburg nämlich vor allem eines: grün. Natürlich auch blau, klar, und der Rathausmarkt und die Messehallen fallen von oben auch sofort auf, aber vor allem sieht man grün. Den vielen Parks und Gärten sei Dank - und den Straßenbäumen. 250.000 Stück stehen in der Hansestadt. Eine Menge Holz.
(Abla 30.06.2011)
Es gibt allerdings 2500 „Lücken", wo nämlich CDU- oder GAL-Senatoren Bäume abhacken ließen und „vergaßen“ wieder aufzuforsten.
Die SPD startet nun ein großes Programm, um den Frevel der Schwarz-Grünen Zeit zu beheben. 2011 Bäume werden aus Mitteln der Stadt neu gepflanzt.
Aber dabei soll es noch lange nicht bleiben.
In einer vorbildlichen Mitmach-Aktion werden die Hamburger involviert weiteres „raumübergreifendes Großgrün“ (Behörden-Deutsch) zum Leben zu verhelfen.
Man kann im Internet Stadtorte vorschlagen und für bestimmte Bäume Spenden.
Sobald ein Baum die Summe von 500 Euro an Spenden erreicht, garantiert die Stadt Hamburg die Pflanzung und legt noch einmal die gleiche Summe drauf, da ein Baum inklusive Pflanzung im Durchschnitt 1.000 Euro kostet. Die Aktion läuft bis Ende November.
(umwelthauptstadt.hamburg.de)
Aber bevor ich jetzt noch anfange zum Kurt-Schuhmacher-Haus zu rasen, um dort auf die Knie zu fallen, erinnert mich mein Bezirksbürgermeister Markus Schreiber leider daran, was es auch für Typen bei der SPD gibt.
Nämlich die spießigen Apparatschicks, für die man sich einfach nur schämt.
Schreiber ist der Inbegriff eines wichtigtuerischen Kommunalpolitikers, dessen kleinbürgerliche Bürokraten-Seele einzig und allein dazu taugt die von ihm Regierten zu schikanieren.
Der Bezirksamtschef von Hamburg-Mitte hat bisher schon eine beeindruckene Liste von Peinlichkeiten aufzuweisen, die ich auch schon am 03. Januar 2010 und am 21. Januar 2010 ausführlich würdigte.
Unglücklicherweise ist der kleine König immer noch im Amt und kann weiter seine Schildbürgerstreiche abziehen.
Wie ein Kleinkind im Sandkasten echauffiert sich Schreiber über die Außengastronomie der hippsten und angesagtesten Straße seines Bezirks, nämlich der berühmten „Langen Reihe“ in St. Georg.
Die Vorstellung, daß ein Stuhlbein vor einem Café womöglich drei Zentimeter auf einem ÖFFENTLICHEN GEHWEG stehen könnte, bringt ihn um den Schlaf.
Ausgerechnet in dem alternativen und schwulen Künstler-El Dorado „Lange Reihe“, setzt Schreiber nun deutsche Bürokratie in hoher Potenz durch.
Sein zweiter Streich; denn schon das „Portugiesenviertel direkt am Hafen ließ Schreiber blau einkringeln. Penibel ließ der Amtschef eine dunkelblaue Linie entlang des Gehweges aufzeichnen, über die kein Stuhl geschoben werden darf. Sonst setzt es was.
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Gelassenheit, Lebensfreude und südländische Leichtigkeit machen den Charme der Langen Reihe aus. Das Flair zeigt sich in der sommerlichen Hitze besonders üppig: Überall stehen Tische und Stühle auf den Wegen. Neben den vielen bunten Geschäften und der angenehmen Abwesenheit von Filialisten machen Dutzende von Gaststätten, Bistros und Lokalen die Lange Reihe zu einer der schönsten Altbaustraßen Hamburgs. Doch bald ist Schluss mit südlicher Lässigkeit. Das Amt schlägt mit bürokratischer Akkuratesse zu. Und zwar mit dem Pinsel: Am 4. Juli werden die ersten blauen Begrenzungsstriche auf den Gehwegen gezogen, die die Wirte wie im Portugiesenviertel in die Schranken weisen sollen. Die armdicken Linien markieren dann auf den Zentimeter genau, wo die sogenannten Sondernutzungsbereiche der Gastronomen liegen.
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[…] Wie akkurat Gastronomie auf den Fußwegen funktionieren kann, zeigt sich jetzt im Portugiesenviertel am Hafen, wo vor wenigen Tagen die blauen Striche nachgemalt wurden: Dicht gedrängt stehen die Tische in der blauen Zone, die auch schon zur Mittagszeit von vielen Touristen belegt ist. "Der Kontrolleur vom Bezirksamt Mitte kommt eigentlich jeden Tag" erklärt Denise Alves von der Gaststätte M Portugal. Es ist das einzige Lokal, das seine Stühle bewusst über die Begrenzung stellt. "Der Bezirk hat den Platz einfach eingeschränkt, und wir verhandeln noch", heißt es. Die Situation im Portugiesenviertel ist eine andere als an der Langen Reihe in St. Georg, denn das Viertel ist ein Touristenmagnet, und der Verlockung, ein paar umsatzsteigernde Tische mehr aufzustellen, können die Wirte wohl nicht widerstehen. "Ja", sagt Carlos Nobre vom Restaurant Porto, "früher haben hier alle übertrieben."
(Abla 04.Juni 2011)
Noch abgedrehter ist Schreibers Vorgehen gegen Obdachlose, die unweit des berühmten Bismarckdenkmals beim Kiez unter der Kersten-Miles-Brücke übernachten.
(Bildergalerie)
Schon im Dezember 2010 kündigte er an "hart durchzugreifen".
Sauer über die geplante Vertreibung ist Sebastian (30) aus Polen: "Hier ist gut schnorren. Wir stören doch niemanden, halten alles sauber." Schützenhilfe bekommen die Leute von der Obdachlosenunterkunft Herz Ass. Sozialarbeiterin Luisa Salewski (29): "Solche Plätze müssen akzeptiert werden. Die Menschen haben keine Möglichkeit, woanders hinzuziehen, und meist keinen Anspruch auf staatliche Leistungen."
(Mopo 30.12.2010)
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Nun ist es soweit. 100.000 Euro ließ der durchgedrehte Bezirksamtsmann dafür springen die Fläche unter der Brücke obdachlosophob umzugestalten.
Ein künstlicher Bach und viele einbetonierte Steinklumpen sollen die Wohnungslosen daran hindern hier zu nächtigen.
Die skurrile Maßnahme war vollkommen nutzlos. […] Gelagert hatten die Obdachlosen auf den Dächern von Bunkern unter der Brücke. Die Weltkriegs-Schutzräume ließ Schreiber aufwendig abbrechen. Dann schafften Arbeiter Felssteine heran, die auf der neu geschaffenen unebenen Fläche ausgelegt wurden. Außerdem entstand auf behördliche Weisung eine Art Bachlauf, der bei starkem Regen Wasser führt. Doch die Obdachlosen ließen sich nicht abschrecken, lagern nun zwischen den Steinen. Bei Regen sitzen sie am Rand des „Bachs“, trinken Bier und werfen Stöckchen ins Wasser. Von der MOPO darauf angesprochen sagt Schreiber: „Dann müssen wir eben noch mehr Steine aufstellen.“
(Mopo 30.06.11)
Für 100.000 Euro Baumzuschuss könnte Hamburg 200 große Staßenbäume pflanzen lassen.
Aber nicht mit Schreiber; der betoniert lieber ein paar Quadratmeter unter einer Brücke extra obdachlosenfrei.
Für seinen Vorstoß bekommt der Bezirksamtsleiter nun heftig Schelte. „Menschenverachtend“, findet Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer von „Hinz&Kunzt“ die „Vergrämungstaktik“. Er sagt: „Schreiber sollte seine Kreativität besser dafür einsetzen, Obdachlose unterzubringen.“ Als Beispiel dafür, wie prekär die Situation für Wohnungslose ist, nennt Karrenbauer die Situation in der Übernachtungsstätte „Pik As in der Neustadt: „Die ist für 190 Leute ausgelegt, aktuell sind da aber 250 Menschen.“
(Mopo 30.06.11)
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100000 Euro für eine unverständliche und vollkommen nutzlose Maßnahme in den Sand gesetzt. Hamburg hat es ja. Nein, natürlich nicht. Die Stadt ist tief in den roten Zahlen. Bezirksamtsleiter Schreiber klagt am lautesten über fehlende Gelder in seinem Bezirk. Vielleicht sollte er einfach aufhören, sechsstellige Summen zu verschleudern.
(Thomas Hirschbiegel, 30.06.11)
(Bildergalerie)