TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Donnerstag, 30. Juni 2011

Leidensfähigkeit - Teil III


Es könnte alles so schön sein in Hamburg.

Nach zehn Jahren, ENDLICH, haben wir mal wieder eine Regierung, die mir gefällt. Absolute SPD-Mehrheit passt sowieso am besten zu unserer schönen Hansestadt.
Nach der dunklen Dekade des CDU-Senats ist auch viel zu tun.

Besonders freut es mich, daß auch der Baumfäll-Wahn der Grünen Umwelt- und Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (2008-2010) von meinen heißgeliebten Sozis nun langsam wieder behoben wird.

Denn das viele Grün ist der Stolz der Hamburger.
Mit dem Flugzeug in Hamburg zu landen ist etwas Schönes. Zwar ist der Urlaub damit in der Regel vorbei, der Blick, der sich beim Landeanflug bietet, lässt den Betrachter dennoch frohlocken. Vor allem, wenn der Pilot die Einflugschneise über die Innenstadt wählt. Aus der Luft ist Hamburg nämlich vor allem eines: grün. Natürlich auch blau, klar, und der Rathausmarkt und die Messehallen fallen von oben auch sofort auf, aber vor allem sieht man grün. Den vielen Parks und Gärten sei Dank - und den Straßenbäumen. 250.000 Stück stehen in der Hansestadt. Eine Menge Holz.
(Abla 30.06.2011)

Es gibt allerdings 2500 „Lücken", wo nämlich CDU- oder GAL-Senatoren Bäume abhacken ließen und „vergaßen“ wieder aufzuforsten.

Die SPD startet nun ein großes Programm, um den Frevel der Schwarz-Grünen Zeit zu beheben. 2011 Bäume werden aus Mitteln der Stadt neu gepflanzt.
Aber dabei soll es noch lange nicht bleiben.

In einer vorbildlichen Mitmach-Aktion werden die Hamburger involviert weiteres „raumübergreifendes Großgrün“ (Behörden-Deutsch) zum Leben zu verhelfen.

Man kann im Internet Stadtorte vorschlagen und für bestimmte Bäume Spenden.

Sobald ein Baum die Summe von 500 Euro an Spenden erreicht, garantiert die Stadt Hamburg die Pflanzung und legt noch einmal die gleiche Summe drauf, da ein Baum inklusive Pflanzung im Durchschnitt 1.000 Euro kostet. Die Aktion läuft bis Ende November.
(umwelthauptstadt.hamburg.de)

Aber bevor ich jetzt noch anfange zum Kurt-Schuhmacher-Haus zu rasen, um dort auf die Knie zu fallen, erinnert mich mein Bezirksbürgermeister Markus Schreiber leider daran, was es auch für Typen bei der SPD gibt.
Nämlich die spießigen Apparatschicks, für die man sich einfach nur schämt.

Schreiber ist der Inbegriff eines wichtigtuerischen Kommunalpolitikers, dessen kleinbürgerliche Bürokraten-Seele einzig und allein dazu taugt die von ihm Regierten zu schikanieren.

Der Bezirksamtschef von Hamburg-Mitte hat bisher schon eine beeindruckene Liste von Peinlichkeiten aufzuweisen, die ich auch schon am 03. Januar 2010 und am 21. Januar 2010 ausführlich würdigte.

Unglücklicherweise ist der kleine König immer noch im Amt und kann weiter seine Schildbürgerstreiche abziehen.

Wie ein Kleinkind im Sandkasten echauffiert sich Schreiber über die Außengastronomie der hippsten und angesagtesten Straße seines Bezirks, nämlich der berühmten „Langen Reihe“ in St. Georg.
Die Vorstellung, daß ein Stuhlbein vor einem Café womöglich drei Zentimeter auf einem ÖFFENTLICHEN GEHWEG stehen könnte, bringt ihn um den Schlaf.

Ausgerechnet in dem alternativen und schwulen Künstler-El Dorado „Lange Reihe“, setzt Schreiber nun deutsche Bürokratie in hoher Potenz durch.
Sein zweiter Streich; denn schon das „Portugiesenviertel direkt am Hafen ließ Schreiber blau einkringeln. Penibel ließ der Amtschef eine dunkelblaue Linie entlang des Gehweges aufzeichnen, über die kein Stuhl geschoben werden darf. Sonst setzt es was.


Gelassenheit, Lebensfreude und südländische Leichtigkeit machen den Charme der Langen Reihe aus. Das Flair zeigt sich in der sommerlichen Hitze besonders üppig: Überall stehen Tische und Stühle auf den Wegen. Neben den vielen bunten Geschäften und der angenehmen Abwesenheit von Filialisten machen Dutzende von Gaststätten, Bistros und Lokalen die Lange Reihe zu einer der schönsten Altbaustraßen Hamburgs. Doch bald ist Schluss mit südlicher Lässigkeit. Das Amt schlägt mit bürokratischer Akkuratesse zu. Und zwar mit dem Pinsel: Am 4. Juli werden die ersten blauen Begrenzungsstriche auf den Gehwegen gezogen, die die Wirte wie im Portugiesenviertel in die Schranken weisen sollen. Die armdicken Linien markieren dann auf den Zentimeter genau, wo die sogenannten Sondernutzungsbereiche der Gastronomen liegen.


[…] Wie akkurat Gastronomie auf den Fußwegen funktionieren kann, zeigt sich jetzt im Portugiesenviertel am Hafen, wo vor wenigen Tagen die blauen Striche nachgemalt wurden: Dicht gedrängt stehen die Tische in der blauen Zone, die auch schon zur Mittagszeit von vielen Touristen belegt ist. "Der Kontrolleur vom Bezirksamt Mitte kommt eigentlich jeden Tag" erklärt Denise Alves von der Gaststätte M Portugal. Es ist das einzige Lokal, das seine Stühle bewusst über die Begrenzung stellt. "Der Bezirk hat den Platz einfach eingeschränkt, und wir verhandeln noch", heißt es. Die Situation im Portugiesenviertel ist eine andere als an der Langen Reihe in St. Georg, denn das Viertel ist ein Touristenmagnet, und der Verlockung, ein paar umsatzsteigernde Tische mehr aufzustellen, können die Wirte wohl nicht widerstehen. "Ja", sagt Carlos Nobre vom Restaurant Porto, "früher haben hier alle übertrieben."
(Abla 04.Juni 2011)

Noch abgedrehter ist Schreibers Vorgehen gegen Obdachlose, die unweit des berühmten Bismarckdenkmals beim Kiez unter der Kersten-Miles-Brücke übernachten.

(Bildergalerie)

Schon im Dezember 2010 kündigte er an "hart durchzugreifen".

Sauer über die geplante Vertreibung ist Sebastian (30) aus Polen: "Hier ist gut schnorren. Wir stören doch niemanden, halten alles sauber." Schützenhilfe bekommen die Leute von der Obdachlosenunterkunft Herz Ass. Sozialarbeiterin Luisa Salewski (29): "Solche Plätze müssen akzeptiert werden. Die Menschen haben keine Möglichkeit, woanders hinzuziehen, und meist keinen Anspruch auf staatliche Leistungen."
(Mopo 30.12.2010)


Nun ist es soweit. 100.000 Euro ließ der durchgedrehte Bezirksamtsmann dafür springen die Fläche unter der Brücke obdachlosophob umzugestalten.

Ein künstlicher Bach und viele einbetonierte Steinklumpen sollen die Wohnungslosen daran hindern hier zu nächtigen.

Die skurrile Maßnahme war vollkommen nutzlos. […] Gelagert hatten die Obdachlosen auf den Dächern von Bunkern unter der Brücke. Die Weltkriegs-Schutzräume ließ Schreiber aufwendig abbrechen. Dann schafften Arbeiter Felssteine heran, die auf der neu geschaffenen unebenen Fläche ausgelegt wurden. Außerdem entstand auf behördliche Weisung eine Art Bachlauf, der bei starkem Regen Wasser führt. Doch die Obdachlosen ließen sich nicht abschrecken, lagern nun zwischen den Steinen. Bei Regen sitzen sie am Rand des „Bachs“, trinken Bier und werfen Stöckchen ins Wasser. Von der MOPO darauf angesprochen sagt Schreiber: „Dann müssen wir eben noch mehr Steine aufstellen.“
(Mopo 30.06.11)

Für 100.000 Euro Baumzuschuss könnte Hamburg 200 große Staßenbäume pflanzen lassen.
Aber nicht mit Schreiber; der betoniert lieber ein paar Quadratmeter unter einer Brücke extra obdachlosenfrei.

Für seinen Vorstoß bekommt der Bezirksamtsleiter nun heftig Schelte. „Menschenverachtend“, findet Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer von „Hinz&Kunzt“ die „Vergrämungstaktik“. Er sagt: „Schreiber sollte seine Kreativität besser dafür einsetzen, Obdachlose unterzubringen.“ Als Beispiel dafür, wie prekär die Situation für Wohnungslose ist, nennt Karrenbauer die Situation in der Übernachtungsstätte „Pik As in der Neustadt: „Die ist für 190 Leute ausgelegt, aktuell sind da aber 250 Menschen.“
(Mopo 30.06.11)


100000 Euro für eine unverständliche und vollkommen nutzlose Maßnahme in den Sand gesetzt. Hamburg hat es ja. Nein, natürlich nicht. Die Stadt ist tief in den roten Zahlen. Bezirksamtsleiter Schreiber klagt am lautesten über fehlende Gelder in seinem Bezirk. Vielleicht sollte er einfach aufhören, sechsstellige Summen zu verschleudern.
(Thomas Hirschbiegel, 30.06.11)


(Bildergalerie)

Mittwoch, 29. Juni 2011

Das Rennen ist wieder offen!

Es ist ein harter Titelkampf, um den die vier Favoriten wetteifern.

Wer ist der krasseste M-Bischof Deutschlands?

Schon lange als chancenlos gelten:

Der emeritierte Bischof von Görlitz, Rudolf Müller, 80.

Der Kölner Weihbischof Manfred Melzer, 67. Der aktive Polizeibischof ist bisher noch nicht durch Holocaust-verniedlichende oder scharf homophobe Kommentare aufgefallen und dürfte daher in der katholischen Hierarchie nicht weiter aufrücken.

Der emeritierte Bischof von Regensburg Manfred Müller, 84. Er engagierte sich zwar über Dekaden für katholische Schulen, aber da er keinen einzigen Pädophilenskandal landen konnte, wird auch er bald in Vergessenheit geraten.

Der augenblickliche Bischof von Aachen, Heinrich Mussinghoff, 60, ist schon seit dem Tod seines Vorgängers Hämmerle (1994) im Amt. Er kritisiert Sparbeschlüsse bei Arbeitslosen und den Libyeneinsatz der NATO. So macht man sich auch nicht im Vatikan beliebt.


Ein ganz anderes Kaliber sind da die karrieregeilen Haudraufs Mixa, Müller, Marx und Meisner, die alle schon durch zotige Vergleiche auffielen.
Meisner und Marx sind schon Kardinäle.
Ludwig Müller von Regensburg wird ziemlich sicher einer werden, wenn eins der nächsten großen Bistümer neu besetzt werden muß.
Nur Mixa, der prügelnde Alkoholiker, hat sich selbst ins Aus geschossen.

Dabei hatte er vom kruden Holocaustvergleich, über Veruntreuung von Geld bis hin zum beherzten Griff unter die Soutanen seiner Priesteramtskandidaten („Bleib hier - ich brauche deine Liebe!“) so ziemlich alles drauf, womit die allerhöchsten Kleriker des Vatikans glänzen.
Noch wichtiger ist natürlich sein hervorragender Draht zum Ratzinger, Joseph, der Mixa äußerst symbolträchtig als erste Amtshandlung seines Pontifikats zum Bischof von Augsburg beförderte.
Ihm fehlte allerdings etwas diplomatisches Geschick im Umgang mit seinen Kleidchen-Kollegen, die er offenbar hinter geschlossenen Türen auch gerne beleidigte und verarschte.
Am Ende liefen dann die Memmen Marx und Zollitsch zu Ratzi, um ausgerechnet seinen Lieblingsbischof zu verpetzen. Kinder zu missbrauchen, oder mit Nazi-Sprüchen um sich zu hauen, ist bekanntlich kein Karriere-Hindernis auf der klerikalen Aufstiegsleiter.
Wenn allerdings die geliebten Bischofs-Brüder anfangen die Sprossen abzusägen, wird es schwer - trotz papaler Protektion.

Ludwig Müller ist als der bekannteste Pädophilie-Vertuscher Deutschlands gut im Rennen.
Sein Aufstieg zum widerlichsten Bischof des deutschen Sprachraums, festigt er durch krude Nazivergleiche am laufenden Band.
Noch wichtiger ist allerdings, daß er im persönlichen Umgang ein extremer Unsympath zu sein scheint, daß er so ziemlich jeden Katholiken seines Bistums Regensburg schon bis aufs Blut gereizt hat.

Der Münchner Oberkatholik Marx hat es schon zum papabilen jüngsten Kardinal der Welt gebracht. Auf den Titel „krassester Bischof Deutschlands“ erhob er vor einem halben Jahr noch einmal eindrucksvoll Anspruch, als er zu den Kinderficker-Geschichten seiner Kirche zu vermelden hatte, dahinter stecke vermutlich eine Botschaft von Jesus.

Da wird er [Kardinal Marx - Tammox] gefragt, ob er denn persönliche Krisen kenne. Und es antwortet der Kirchenfürst - ich zitiere ausführlich und vollständig, damit es nicht heißt, das sei aus dem Zusammenhang gerissen: "Innere Kämpfe kenne ich seit der Studienzeit. Aber die letzten Monate waren die schlimmsten meines Lebens. Was wir da erlebt haben an Auseinandersetzung, auch an Entdeckung, was die Schuld der kirchlichen Institutionen angeht. Der entscheidende Punkt ist für mich: Was will Jesus uns damit sagen?"

Ja, Herr Bischof, was will Jesus uns wohl damit sagen? Aber vor allem: was in Dreiteufelsnamen soll denn daran der "entscheidende Punkt" dieses ungeheuerlichen Skandals sein? Später im Interview teilt uns der Oberhirte gar mit, er wisse "noch nicht genau" (also immerhin ungefähr), was Jesus denn wohl "mit alledem" vorhabe. Tja, was nur hat der Erlöser mit dieser Folter und Quälerei vorgehabt? Offenbar meint der Herr Kardinal tatsächlich, die massenhafte Vergewaltigung und Mißhandlung von Kindern durch katholische Priester sei ein kommunkativer Akt des verstorbenen Heilands. So als ob die klerikalen Kinderschänder auf höhere Weisung gehandelt hätten, sozusagen als Erfüllungsgehilfen einer himmlischen Macht, bloße Werkzeuge des Herrn. ("Wir haben nur Befehle befolgt" - schon früher beliebt...) Vergewaltigung als göttlicher Kollateralschaden, sozusagen. Meine Güte, wie durchgeknallt kann man denn sein!
(Michael Bauer 6. Dezember 2010)

Nur um Kardinal Meisner, den unbeliebtesten Kleriker Kölns war es zuletzt irgendwie ruhiger geworden.

Gewiss, er hat kürzlich David Berger die „missio canonica“ entzogen und sich damit einmal mehr zum Arsch der Öffentlichkeit gemacht, weil keiner versteht, weswegen ein beliebter Lehrer nicht mehr unterrichten darf, nur weil er schwul ist.

(Den eigentlichen Skandal zu verstehen, daß nämlich die Schule überhaupt katholischen Religionsunterricht bezahlt, aber einzig der Kardinal bestimmt, wer unterrichten darf, war schon wieder zu viel für den Urnenpöbel.)

Nun hat sich der Kölner Erzbischof aber wieder aufgerappelt und sich an seine Kernkompetenz erinnert: Perfide Nazi-Vergleiche.

Nach den bekannten Meisnerischen Sprüchen - „Homosexualität muss man AUSCHWITZen“ oder heutige Kunst sei „ENTARTET“ - haute er heute mal wieder einen echten Klopper raus.

Nachdem Kollege Marx in Merkels Reaktor-Ethik-Kommission sein Fachwissen als Nuklearphysiker und Technologiefolgenabschätzer einbrachte, will sich auch Meisner als Atom-Experte in Szene setzen.
Diese sei viel harmloser als Abtreibungen.

Statt aus der Kernkraft auszusteigen, solle Deutschland lieber gegen Abtreibungen und Pränataldiagnostik einschreiten, fordert Kardinal Meisner aus Köln. Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner hat die Abtreibungspraxis in Deutschland scharf kritisiert. Es handele sich um den "täglichen, beschwiegenen Super-Gau", schrieb Meisner in einem Beitrag der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt". Wer um die Zukunft Deutschlands besorgt sei, solle sich mehr um dieses Thema kümmern als um die sogenannte Energiewende.
[…] " Durch Schwangerschaftsabbrüche dagegen würden jeden Tag mehr als zehn Klassenzimmer ausgelöscht.
(dpa/ks 29.06.11)

Da capo, Kardinal Meisner.

Sie sind zurück an der Spitze des Rennens.

Dienstag, 28. Juni 2011

Obstruktion

In den sieben Oppositionsjahren hatte Frau Merkel immerhin eine klare Linie durchgehalten:
Sie wurde zur „Mrs Njet“ und lehnte grundsätzlich alles ab, das Rot/Grün vorschlug.
Das Wohlergehen Deutschlands war ihr nicht nur egal, sondern sie legte es geradezu darauf an, daß es der Republik schlecht gehen sollte.
Die Wähler würden Gerd Schröder dafür verantwortlich machen und wieder CDU wählen, war ihr perfides Kalkül.

Das Verhalten der CDU-Matrone erinnerte an die Haltung der Kirchen zu den Menschenrechten.
Die Menschenrechte, die der Vatikan so gerne hoch hält, wenn es um „Lebensschutz“ geht, mußten der Kirche in Wahrheit mühsam abgetrotzt werden.

Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Pressefreiheit, Rechtsstaat, Frauenemanzipation, Folterverbot, Abschaffung der Sklaverei, Abschaffung der Todesstrafe, Freiheit der Kunst, Abschaffung der Prügelstrafe, Tierrechte, Ächtung von Antisemitismus, Schwulenrechte, Abschaffung des Verbots gemischtrassiger Ehen, Abschaffung des Verbots gemischtkonfessioneller Ehen, Verbot von Vergewaltigungen in der Ehe, etc pp - all das mußte gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen erkämpft werden.

Die Kirchen waren dagegen und verschwendeten damit sinnlos über Dekaden ihre Kraft.

Glücklicherweise hat sich der kirchliche Widerstand gegen Bürgerrechte meistens als Mißerfolg erwiesen, weswegen Seth Macfarlane es als Zeitverschwendung betrachtet auf Seiten der Kirche zu stehen:

It is a huge waste of time; if you look back in history every civil rights-movement; the blacks or woman, they always lose. Anyone who tries to fight the advance on any particular minority-group is going to lose - weather it is now, weather it is 20 years from now.
They are wasting their time.

Mit der CDU ist es ganz genauso - auch ihren erbitterten Widerstand gegen sämtliche gesellschaftliche Fortschritte zelebrierte sie mit Verve und Elan - aber eben auch letztendlich sinnlos.

Was hat sich die CDU aufgerieben, um Ganztagsschulen zu bekämpfen, was hat sie gegen Kitas und Kindergärten polemisiert, was hat sie die Hauptschule propagiert, was hat sie die Atomkraft bejubelt, was hat sie beim Irakkrieg die bellizistische Trommel geschlagen, was hat sie die Abgabe von Heroin an Schwerstabhängige verteufelt, was hat sie Frauen beim §218 beschimpft, was hat sie gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe gemosert, was hat sie gegen Ökosteuerreform und Schwulenehe agitiert, was hat sie für Horrorszenarien über den Zuzug ausländischer Fachkräfte an die Wand gemalt, was hat sie Umweltschutz und Klimapolitik verächtlich gemacht, was hat sie sich gegen die Rehabilitierung von Wehrmachtsdeserteuren gesperrt, was hat sie die Wehrpflicht verteidigt!

Letztendlich ist sie aber doch irgendwann eingeknickt.
Die gesellschaftlichen Koordinaten der Christenunion rutschen allesamt.

Teilweise hielt der CDU-Widerstand insbesondere gegen bürgerrechtliche Themen über Dekaden an, teilweise besteht er auch jetzt noch fort, wie zum Beispiel beim Adoptionsrecht für homosexuelle Lebensgemeinschaften und der Legalisierung von PID.

Aber man muß kein Prophet sein, um vorherzusagen, daß die letzten paar Punkte auch noch fallen werden.
Die CDU steht eben stets auf der falschen Seite.
Nach einigen Jahrzehnten gegen die Wand laufen, merken sie es aber doch irgendwann.

Es ist ärgerlich, wenn die CDU wie 1998 bis 2005 in der Opposition sitzt und pure Obstruktion betreibt.

Es ist einfach lächerlich, wenn die CDU wie seit 2010 in NRW Fundamentalopposition aufführt und selbst ihre eigenen Kommunalpolitiker in den Wahnsinn treibt.

Beispiel Schulpolitik.

Für Aufruhr an der Parteibasis sorgt die Blockadehaltung der nordrhein-westfälischen CDU in der Schulpolitik. Viele Unions-Bürgermeister werfen dem Landesvorsitzenden Norbert Röttgen und Fraktionschef Karl-Josef Laumann "Heuchelei" und "absurdes Theater" vor. Sie vertreten etwa Gemeinden aus dem Kreis Warendorf oder Städte wie Monschau und Beckum, die selbst Gemeinschaftsschulen einrichten wollen und sich jetzt von der eigenen Partei ausgebremst sehen. "Die Blockade der Gemeinschaftsschulen ist borniert und engstirnig", schimpft etwa Peter Wessel, Bürgermeister des sauerländischen Städtchens Erwitte. Er plant mit seinem Parteifreund Heinrich Holtkötter aus dem Nachbarort Anröchte eine Gemeinschaftsschule mit zwei Standorten. Unverständlich ist für viele Funktionsträger die Begründung zur Absage gemeinsamer Gespräche mit der rot-grünen Landesregierung über einen Schulkonsens. "Wir verhandeln nicht mit Kommunisten", hatte Laumann erklärt - und Röttgen sprach gegenüber dem SPIEGEL von "einer roten Linie, die nicht überschritten werden dürfe".
(SPIEGEL 27.06.2011)

Auch hier ist der CDU das Wohl der Landeskinder vollkommen egal, sie ist nur davon getrieben der rotgrünen Regierung zu schaden.

Dennoch ist die CDU-Obstruktion in der Opposition nur das zweitgrößte Problem.

Denn Obstruktion als Regierungsstrategie ist noch übler.

Und das erleben wir gerade von Merkel und Rösler.

Vom „Schwarz-gelber Misere ohne Ende“ und der „Regierungsdämmerung" schreibt Philipp Wittrock im SPIEGEL.

Doch echte Begeisterung für den Partner ist auch in den Reihen von CDU und CSU längst nicht mehr zu spüren - allein die Angst vor dem Absturz scheint die Koalition noch zusammenzuhalten. Dabei spielt insgeheim schon so mancher durch, was passieren würde, wenn wirklich zerbricht, was offensichtlich nicht zusammengehört. Nur, vielversprechend sind die Ausstiegszenarien nicht.
Ausstiegsszenario Partnerwechsel
Die Union könnte sich einen neuen Koalitionspartner suchen - theoretisch. Zuletzt kursierten tatsächlich Gerüchte, die Union fühle bei der SPD wegen einer Neuauflage der Großen Koalition vor. Niemand wusste, woher das Geraune kam, es ist auch schwer vorstellbar, dass auch nur ein Fünkchen Wahrheit daran war. Aber allein die Tatsache, dass die Gerüchte weitererzählt wurden, zeigt, dass dieser Koalition alles zugetraut wird.

(Spon 28.06.2011)

Meinen Sozis traue ich ja allerlei Dämlichkeiten zu, aber daß sie so derartig mit dem Klammerbeutel gepudert sein könnten, bei einer schwarzgelben Implosion als neuer devoter Mehrheitsbeschaffer von Frau Merkel da zustehen….?

Nein, dafür fehlt mir die Phantasie.

Montag, 27. Juni 2011

Ein Flop mehr - what else is new?

2009, nach der Bundestagswahl, hatte sich die K.O.alition entschieden unbedingt die allgemeine Wehrpflicht beizubehalten.
Sie sei ein „echtes Erfolgsmodell“ und nur die generelle Verpflichtung führe zum demokratischen Bürger in Uniform. Nur so werde garantiert, daß sich keine elitäre Staat-im-Staate-Truppe bilde.
Nur einige Monate später fand der inzwischen schmählich in der Versenkung verschwundene Kriegsminister zu Guttenberg, dies alles gelte nun nicht mehr und die Freiwilligenarmee sei eine feine Sache.
Auf einen 180°-Schwenk mehr oder weniger kam es nicht an bei den Schwarzen. Es ist ohnehin die einzige Kontinuität der Regierung Merkel, daß heute ultimativ Gefordertes schon morgen in sein Gegenteil verkehrt wird.

Seehofer hätte gerne die Wehrpflicht beibehalten. Nicht aus grundsätzlichen demokratietheoretischen Erwägungen, sondern um die vielen Kasernen in Bayern zu erhalten und die FDP zu ärgern.

Seehofer beugte sich dann aber dem telegenen Baron. Nicht weil dessen Argumente ihn überzeugt hätten, sondern weil er ein zu gewaltiges demoskopisches Gewicht auf die Waagschale brachte.
Super-Gutti hätte damals den CSU-Chef im Handstreich entfernen und sich selbst inthronisieren lassen können. Seehofer ist aber nur mutig, wenn er auf Schwächeren rumhacken kann und wagt es nie einen Stärkerem ans Bein zu pinkeln.

Die Umstellung der Armee auf Freiwilligkeit führte Guttenberg so durch wie er auch seine Dr.-Arbeit plante: Große Worte und keinerlei Eigenleistung dahinter.
Nachfolger de Maizière fand ein einziges Organisationschaos vor. Woher denn nun die Freiwilligen kommen sollten, wie man sie anwerben und bezahlen könnte und wie die Verwaltung umgebaut werden soll, hat der denkerische Phlegmat aus Adelskreisen nicht bedacht.

Der peinliche Baron war aber keineswegs eine singulär-problematische Gestalt der Bundesregierung, sondern eher der Durchschnitt bezüglich mieser handwerklicher Regierungsarbeit und gröbster Versäumnisse im Alltag.

Ministerküken Kristina Schröder, die ebenfalls auf nicht eben koschere Weise zu ihrem Dr.-Titel kam (sie ließ weite Teile der bei Prof. Falter eingereichten Arbeit von den Mitarbeitern ihres Bundestagsbüros durchführen), steht ihrem Ex-Kollegen in nichts nach.

Die Kehrseite der Armee ist nämlich der Zivildienst. Nur durch den Militär-Ersatzdienst ist es sozialen Einrichtungen möglich ihre Arbeit adäquat durchzuführen.
In Altenheimen, Pflegeheimen, Kinderhospizen, Sozialdiensten und Behinderten-Einrichtungen geht nichts ohne „Zivis“.
Nun ja, es GINGE schon, wenn dieser Staat bereit wäre den „Dienst an den Nächsten“ auch angemessen zu bezahlen. Aber Behinderte und Demente haben keine Lobby wie Apotheker oder Zahnärzte oder Hoteliers, die beständig von den Regierungsspitzen die Milliarden zugeschoben bekommen.

Aber was gehen FDP und CDU schon sozial Bedürftige an? Das ist die Doppelmoral à la Schwarzgelb: Rösler und Schavan beispielsweise sitzen (bzw saßen) im ZK der Katholiken in Deutschland und in Regierungen, die bei den Behinderten, Kranken und Alten zu Gunsten der Millionäre streicht.

Schon als Ministerin im Kabinett des Erz-Christen Christian Wulff haben Familienministerin von der Leyen und Wirtschaftsminister Rösler erst mal das Landesblindengeld gestrichen.

Definitiv fehlen jetzt aber die Zivis und es war und ist Kristina Schröders Aufgabe dafür Ersatz zu finden.
Wenig überraschend: Sie ist dabei genauso erfolglos wie Guttenberg mit den Berufssoldaten.
Aber nicht nur, daß Zivis, Leute im „freiwilligen sozialen Jahr“ und Bundesfreiwilligendienst-Selbstverpflichtete nur lumpige Entlohnung weit unter dem Hartz-IV-Satz erhalten, nein, Schröder hat es auch verschlafen die Regelung überhaupt bekannt zu machen.
Attraktiv ist es sowieso nicht. Außer für diejenigen, die Studieren wollen und ob der völlig verfehlten Schavanschen Hochschulpolitik erst einmal Wartesemester sammeln müssen, bevor sie die Chance bekommen einen Studienplatz zu ergattern.
Wer nicht gerade tief durchdrungen von Altruismus ist und zufällig vorher im Lotto gewonnen hat, kann der Bundesfreiwilligendienst finanziell nicht locken.

Das Taschengeld soll maximal 330 Euro betragen. Hinzu kommen Unterkunft, Verpflegung und Dienstkleidung. Die jeweilige Höhe des Geldes kann jedoch von Träger zu Träger variieren und hängt auch vom Umfang der Tätigkeit des Freiwilligen ab. Das Geld, was der Freiwillige erhält, ist kein Gehalt im arbeitsrechtlichen Sinn. Es ist mehr eine Aufwandsentschädigung; denn bei dem Freiwilligendienst handelt es sich um ein Ehrenamt. Der Bundesfreiwilligendienst wird vom Bund pauschal mit 200 Euro im Monat pro Platz gefördert. Für so genannte Benachteiligte erhöht sich die Förderung um 50 Euro im Monat. Zu beachten ist, dass während des BFD in aller Regel kein Anspruch auf Kindergeld besteht. (Das ist im FSJ anders.)
(bundes-freiwilligendienst.de)

Und nun, in drei Tagen soll es losgehen.
Aber ÜBERRASCHUNG: So gut wie niemand will mitmachen.
Nein, die jungen Leute stehen nicht Schlange, wie sich das Frau Schröder gedacht hat (falls sie ihren Hutständer überhaupt jemals zum Denken benutzen sollte).

Bei den Johannitern gibt es überhaupt noch keinen BFDler. „Zwei Interessenten haben aber mal angefragt“, sagt Verena Goetz, die Sprecherin. Und Anne Romanski von der AWO Hamburg: „Die jungen Leute haben bisher noch nicht mal wahrgenommen, dass dieser neue Dienst kommt.“
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Von 35000 BFD-Stellen bundesweit sind bislang kaum mehr als 1000 besetzt. Pro Woche kommen lediglich 250 Bewerber hinzu. Zum Teil raten die Wohlfahrtsverbände ihnen aber sogar, statt des BFD lieber ein „Freiwilliges Soziales Jahr“ (FSJ) zu absolvieren. Dahinter steckt die nach Ansicht vieler Experten „dilettantische Art“, wie die Bundesregierung den BFD vorbereitet hat.
Hauptproblem: das Kindergeld.
„Bis heute ist nicht entschieden, ob Jugendliche einen Anspruch auf Kindergeld haben, wenn sie in den BFD eintreten“, sagt Christoph Künkel, Direktor des Diakonischen Werks Hannover. Dagegen ist beim FSJ klar geregelt, dass Kindergeld weiter gezahlt wird. Im Schnitt hat ein FSJler also 184 Euro mehr. Inzwischen beeilt sich zwar das Bundesfamilienministerium, diesen handwerklichen Fehler ungeschehen zu machen. Die Korrektur des Gesetzes wird aber nicht vor dem 1. November in Kraft treten können.

(Olaf Wunder 27.06.11)

Tja, nun haben die Pflegebedürftigen das Nachsehen.
Dann kommt eben keiner mehr, der ihnen beim Waschen hilft, der für sie einkauft oder die Tabletten zuteilt.
Jemand in der Merkel-Truppe hat mal wieder verpennt.

Business as usual.

Sonntag, 26. Juni 2011

Der Christ des Tages - Teil LI

Es gibt eine bestimmte Kategorie von blonden extrem beliebten Vorzeige-TV-Frauen, die bei mir auf der Stelle Brechdurchfall auslösen.
Offenbar ist mein Geschmack nicht Massen-kompatibel.
Nina Ruge, Veronika Ferres und Maria Furtwängler sind solche Vögel, die in mir die ernsthafte Bestrebung womöglich schwul zu werden auslösen.
Ist das auch schon mal jemanden aufgefallen, daß alle drei Blondhirne mit besonders widerlich-windigen Multimillionären verheiratet sind?
Ruge ist verpaart mit dem schwer reichen Vorstandsvorsitzenden der Linde AG Wolfgang Reitzle, Ferres ist die Frau an der Seite des dubiosen AWD-Abzockers Carsten Maschmeyer und die Furtwänglerische teilt mit Hubert Burda das Ehebett.
Alle drei Männer treiben beruflich solche Dinge, daß eine halbwegs sympathische Frau einen großen Bogen um sie machen sollte.
Während Maschmeyer für das Unglück einiger Tausend Menschen verantwortlich ist und Reitzle durch Gehaltsrekorde und knallharten Pro-Atomkurs auf sich aufmerksam macht, ist Burda eine dramatische Bedrohung für die Allgemeinbildung des Volkes.

Seine Blätter wie BUNTE und FOCUS treiben dem Leser die Tränen in die Augen
; so stramm einseitig ist der rechte Kurs, den er in Millionen-Auflagen unter das Volk bringt.
Er ist zwar nicht rechtsradikal, sondern „nur“ ein entschiedener Anhänger Schwarzgelbs, aber dafür werden Anstand und Wahrheit in seinen Blättern komplett ausgeblendet.

Letzten Montag, dem 20. Juni 2011, beging ich den ca einmal alle zwei Jahre vorkommenden Frevel einen FOCUS zu kaufen.

Ächtz, stöhn….
Gott gib Hirn vom Himmel, würde man beten, glaubte man an Gott.
Aber in Ermangelung Gottes kommt da nichts vom Himmel.

Gleich im Editorial malt die neue Ikone der rechten Journalisten, Focus-Chef Wolfram Weimer ob des Atomausstiegs den Sozialismus an die Wand.
Man muß sofort an die aktuelle „Titanic“ denke, welche in dem Artikel „Meinungsmaschinen im Test“ über Weimer schreibt:
„Genau wie Fleischhauer schlägt auch er schnell in den roten Bereich aus und bietet Denkmuster mit klaren Kontrasten. Als Bonus gibt es die mechanische Islam-Sirene. Weimers Metapherngenerator ist Teil eines bewährten Betriebssystems.

Und tatsächlich; als ob er die Titanic nachträglich bestätigen wollte, schreibt der Ober-Focussler in seinem „Memo des Chefredakteurs“ dramatisierend vom „handstreichartigen“ Vorgehen der Politik, „als ob es kein Eigentumsrecht mehr gäbe“.
Er diagnostiziert den „Abschied von der Marktwirtschaft“, von „umfänglichen Enteignungen“ und „umfänglicher Planwirtschaft“.
Nun würden „grüne Bürokraten“ nach Art „der Fünfjahrespläne der DDR“ in „Zentralministerien“ die „Öko-Planwirtschaft“ durchprügeln.
Der „solar existierende Sozialismus“ sei ausgebrochen.

Etwas später lesen wir ausgerechnet über die auf Beerdigung peinlich im Minirock auffallende deutsche Präsidentin-Gattin, sie sei eine „wandelnde Imagekampagne“, die stets „bella Firgura mache“.

An der Spitze einer Neumissionierungsbewegung steht die tätowierte Bettina. Die Ehefrau des Bundespräsidenten ruft dazu auf religionsunmündige Kinder ohne daß sie sich wehren können zwangszutaufen.

Gemeinsam mit Bundespräsidentengattin Bettina Wulff startete der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, gestern in Hannover die bundesweite Aktion "Willkommen in Gottes Welt".
Um kirchenferne Eltern zur Taufe ihrer Kinder zu bewegen, will die Kirche in Geburtsstationen, Krippen und Bildungsstätten Bücher und CDs mit religiösem Inhalt verteilen. Bundesweit sollen 70000 Buchbeutel verschenkt werden.
Sie enthalten das Bilderbuch "Weißt Du wie die Sternlein stehen?", eine Broschüre zur Taufe und dem Beten mit Kindern sowie eine CD mit religiösen und weltlichen Kinderliedern. "Die evangelische Kirche richtet sich mit dieser Initiative an die, die nicht oder nicht mehr zur Gemeinde gehören und sich anstiften lassen wollen", sagte Schneider.
(Mindener Tageblatt 25.01.2011)

Damit will die evangelische Kirche Eltern zu einer christlichen Erziehung ihrer Kinder bewegen.
(NDR.de)

Überschrift der Wulff-Festspiele des Focus:
„Ein FLOG macht den Unterschied“.
FLOG? Jahaha, dazu muß man die Wulff-Lobhudelei durchlesen und wird in alter BUNTE-Tradition, die einst den Ausdruck „FILA“ für Christoph Ahlhaus’ Ehefrau in die Welt setzte, bald aufgeklärt.
Über FILA (=FIrst LAdy of Hamburg) lachen wir heute noch.
Das hat dem CDU-Amtsinhaber bei der Wahl die letzten Sympathien gekostet.
Bei Burda geht man weiter den Weg der anglifizierten Kürzel und bejubelt nach FILA nun FLOG (=First Lady Of Germany)

Aber zum absoluten Tiefpunkt der geistigen Verblödung gelangt man erst auf Seite 58 (Focus 25/2011).

Hier darf der österreichische Psychiater Raphael M. Bonelli erklären, weswegen Religionskritik so häufig in Aggression umschlage.

Den Wiener Facharzt für Psychiatrie küre ich hiermit zum „Christen des Tages Nr. 51.“

Bonelli erklärt mir nämlich Seiten meines Charakters, die ich bisher noch gar nicht kannte.
Bonelli weiß, weshalb ich, der Atheist, Joseph Ratzinger nicht mag.

Ich dachte bisher das habe etwas mit seiner extrem diskriminierenden Politik zu tun, daß er ultrarechte Kreise hofiert, daß er mit Antisemiten flirtet und Nichtkatholiken Bosheit attestiert.
Aber nein, weit gefehlt, Bonelli weiß es besser:
Ich bin seiner Ansicht nach nur deswegen Atheist, weil ich geisteskrank bin und psychotisch-aggressiv ein Trugbild verteidige!

Opus-Dei-Mann Bonelli muß als Leiter des Instituts für Religiosität in Psychiatrie & Psychotherapie (RPP) wissen was er sagt.

Er diagnostiziert Atheisten wie mir „drei narzisstische Kränkungen der Postmoderne, die die irrationalen antireligiösen Affekte mancher Zeitgenossen erklären könnten“.

Der Orginaltext ist nicht online, aber dennoch als Screenshot hier nachzulesen.

Ich zitiere im Folgenden aus einem nahezu wortgleichen Text Bonellis aus der Wiener Zeitung, der vier Tage vor dem Focus erschien. (Auch das noch - Burda kupfert auch noch ab)

Die erste Kränkung auf die ich also mit Aggressivität reagiere, ist demnach die Tatsache, daß Gott eben nicht wie Nietzsche einst sagte, „tot ist“, sondern lebendig sei.

Die erste Kränkung ist die unübersehbare Lebendigkeit der totgehofften Religion. Vor 150 Jahren verkündete Friedrich Nietzsche stolz, dass Gott tot sei. Angesichts des weltweiten Booms des Religiösen muss man jedoch ganz trocken konstatieren, dass er sich da wohl geirrt hatte. Entgegen den mainstreamigen Verkündigungen ordnen sich weltweit immer mehr junge und gebildete Menschen einem transzendenten Prinzip unter, statt sich dem Zeitgeist willig zu unterwerfen.
(WZ 16.06.2011)

"In die Abwehr der schmerzhaften Realität, dass jedem Menschen eine natürliche Religiosität innewohnt, wird viel Kraft investiert", stellt Bonelli fest. Diese Abwehrkräfte könnten als antireligiöse Affekte und Handlungen wahrgenommen werden.

Noch viel schmerzhafter, weil bedrohlicher, wird aber die moralische Instanz erlebt, die den Glaubensgemeinschaften innewohnt. Die heutzutage gehandelten alternativen Ethikangebote sind farblos und inhaltsleer - und damit beliebig, verbiegbar und schmerzfrei. Sie dienen höchstens zur billigen Selbsterhöhung. Dafür steht ein wahrhafter Gottesglaube nicht zur Verfügung. Die monotheistischen Religionen degradieren den selbst zu Gott gewordenen modernen Menschen zum Geschöpf und nehmen ihn mit unmanipulierbaren Normen in die Pflicht. Damit decken sie seine verdrängte Schuld auf, weil sie mit ihren Geboten den Finger in seine Wunde legen. Es kränkt ihn, nicht unfehlbar zu sein und sich verantworten zu müssen.

Für die dritte Kränkung des antireligiösen Menschen hilft ein Bild aus der innerfamiliären Psychodynamik: die eifersüchtige Aggression manches Pubertierenden auf jüngere Geschwister, die sich deswegen notgedrungen mit den Eltern verbündet haben. Denn der ambivalente Halbwüchsige sehnt sich nach der elterlichen Liebe, die er ausschlägt. Analog dazu empfindet der Antireligiöse Neid und Eifersucht darüber, dass der Gläubige bei Gott Liebe, Sicherheit und Geborgenheit findet, jedoch er selbst sich einsam durch die graue und grausame Welt schlagen muss. Die Kränkung besteht darin, gottlos zu sein, obwohl man sich unbewusst nach Transzendenz sehnt. Kain hat aus diesem Grund Abel erschlagen.
(WZ 16.06.2011)

OK, ich habe ja schon einige religiöse Fanatiker erlebt, aber dies ist eine der Top-Leistungen der Irrsinns.
Ein studierter Mediziner und Psychiater erklärt Gott zur Realität und die Nichtakzeptanz der Realität somit zur krankmachenden Realitätsflucht.

Gefährdet sind insbesondere Menschen, bei denen sich eine starke Diskrepanz zwischen idealisiertem Selbstbild und der Realität entwickelt hat. Bedrohlich wird besonders der Hinweis auf die Wirklichkeit empfunden, da die Wahrheit über sich selbst als schmerzhaft mit Mühe ins Unterbewusstsein verdrängt wird.
(rpp2011.org 18.06.2011)

Die Wahrheit, daß nämlich der liebe Gott existiert und lebendig ist - Darfur, Ruanda 1994, Auschwitz, etc sind ja bekannte Belege dafür - ist für mich demnach so schwer beiseite zu schieben, daß ich davon krank werde.

Die Renaissance des Religiösen wird als bedrohlich erlebt, da das idealisierte Selbstbild des postmodernen Menschen vorgibt, die Transzendenz nicht mehr zu benötigen. In diese narzisstische Falle ist auch Sigmund Freud selbst getappt, insofern er hier auch Kind seiner Zeit, des 19. Jahrhunderts, war. In die Abwehr der Realität, dass jedem Menschen eine natürliche Religiosität innewohnt, wird viel Kraft investiert, sodass diese Abwehrkräfte als antireligiöse Affekte wahrgenommen werden können. Da diese irrational und daher unbegründbar sind, verlieren sie sich häufig in einer überzogenen Affektivität im Sinn einer emotionalen Aufgeregtheit und Betroffenheit, um sich der rationalen Diskussion zu entziehen.
(rpp2011.org 18.06.2011)


Nachdem ich den Focus gelesen habe, muß ich doch mal den SPIEGEL loben.
Ja, es tut mir leid, daß ich mich mehrfach kritisch über das Hamburger Nachrichtenmagazin geäußert habe.

In Relation zum Burda-Pendant ist der SPIEGEL pures Gold.

In der Ausgabe von morgen stehen einige ganz nüchterne Tatsachen über die schwarzgelbe Regierung, die ich jedenfalls nicht bestreite:



Dies ist kein erfahrenes Kabinett von hohem spezifischem Gewicht. Da sind die Grünschnäbel Philipp Rösler, Gesundheitsminister Daniel Bahr, Familienministerin Kristina Schröder und Innenminister Hans-Peter Friedrich, da sind die nahezu Unsichtbaren, Verbraucherministerin Ilse Aigner, Forschungsministerin Annette Schavan und Verkehrsminister Peter Ramsauer, da ist das infernalische Duo Guido Westerwelle und Dirk Niebel, das Deutschland irrlichternd in der Welt vertritt, der eine als Außen-, der andere als Entwicklungshilfeminister. Und ganz oben ist da Angela Merkel, die nichts stiften kann, keinen gemeinsamen Geist, kein Klima der Verbundenheit. Mit ihrer Haltung der ironischen Distanz bleibt nahezu jeder in ihrem Kabinett ein Einzelner. Das einzige große Projekt dieser Regierung hat ein Tsunami gestiftet, es ist der Atomausstieg. Schwarz-Gelb kann sich nicht erneuern, Schwarz-Gelb bleibt immer das, was es nie sein sollte, eine Regierung der Fehlschläge. Schwarz-Gelb hat auch das Ansehen Deutschlands in dieser Welt nahezu ruiniert.
(Aus der SPIEGEL-Titelgeschichte vom 27.06.2011)

Hach, ist das wohltuend nach der Locus-Lektüre.

Samstag, 25. Juni 2011

Willkommener Redner - Teil VII

Ende September 2011 wird der Kondomifex Maximus für ein paar Tage in Deutschland weilen.
Das gefällt nicht jedem und ich gehöre zu den Gegnern einer Papstrede vorm Bundestag.
In loser Folge möchte ich bis September, neben den schon Genannten, weitere Argumente folgen lassen.

Bestimmt kennen die meisten schon das Bündnis „Der Papst kommt!“ aus Dutzenden verschiedenen Organisationen, welches sich aufgrund Ratzis menschenfeindlicher Positionen gegen eine Bundestags-Rede des Holocaustleugner-tolerierenden und Pädophilie-vertuschenden Pontifex wendet.

Sie haben sich auf eine gemeinsame (eher lasche) Resolution geeinigt, die kurz zusammengefasst ausdrücken soll, worum es (unter anderem) geht.

Besuch von Papst Benedikt XVI.
in Deutschland Breites Bündnis protestiert gegen die menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik des Papstes.
Im September 2011 besucht Papst Benedikt XVI. Deutschland. Dabei spricht er auch vor dem Deutschen Bundestag in Berlin. Dagegen protestieren wir. Der Papst steht für eine menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik. Sie grenzt Menschen aus und diskriminiert. Wir wenden uns gegen den Papst als einen der Hauptverantwortlichen für die Unterdrückung von Lesben, Schwulen und Transgender auf der Welt. Auf internationaler Ebene kämpft der Vatikanstaat Seite an Seite selbst mit brutalen Diktaturen gegen die Menschenrechte von Lesben, Schwulen und Transgender. Die Entscheidungen demokratisch gewählter Parlamente zur rechtlichen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare schmäht Joseph Ratzinger als „Legalisierung des Bösen” und ruft Katholiken zum Widerstand auf.
Wir kritisieren die Missachtung der Rechte von Frauen, die der Vatikan in seinem Kampf gegen Gleichberechtigung und Selbstbestimmung an den Tag legt. Gerade die sexuellen und reproduktiven Rechte von Frauen werden, z.B. durch das Verbot von Schwangerschaftsverhütung und -abbruch, deutlich negiert.
Wir verurteilen die Sexual- und Kondom-Politik des Papstes. Sie behindert in vielen Ländern massiv wirksame HIV-Prävention, stürzt Menschen in schwere Gewissenskonflikte, verdammt sie zu Krankheit und nimmt ihren Tod damit billigend in Kauf.
Wir protestieren gegen die demokratiefeindliche Politik von Papst Benedikt XVI., der die freiheitliche Gesellschaft eine „Diktatur des Relativismus” nennt. So hat er z.B. die Pius-Brüder wieder in die Kirche aufgenommen, obwohl sich in deren Reihen Holocaust-Leugner finden, sie die freiheitliche Demokratie ablehnen und die Strafbarkeit gleichgeschlechtlicher Beziehungen fordern.
Diese Kritik wird von vielen gläubigen Katholikinnen und Katholiken geteilt, die wir einladen, unseren Protest zu unterstützen. Den Bestrebungen des Papstes, die eigenen Dogmen zur staatlichen Norm anderer Länder zu erheben, setzen wir unseren Widerstand entgegen. Die menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik von Papst Benedikt XVI. darf nicht unwidersprochen bleiben.
Wir rufen alle Menschen zum friedlichen Protest in Berlin auf.

Resolution unterschreiben hier

Es ist immer noch schwer zu verstehen, daß eine Figur, die an der Spitze der weltumspannenden kriminellen Vereinigung RKK steht und zentrale Bestandteile der Menschenrechte und der Deutschen Verfassung ablehnt, von so gut wie allen Parlamentariern geehrt werden soll.

Jede sogenannte „religiöse Vereinigung“, die in der Vergangenheit zu derartig vielen Kriegen und Genoziden aufgerufen hätte und kontinuierlich durch sexuellen Kindesmissbrauch (begangen von ihren Priestern) auffiele, wäre inzwischen verboten.
Ihr Chef säße vor dem internationalen Gerichtshof in Den Haag.

Weil der Vatikan aber der Vatikan ist und über 1,2 Milliarden Mitglieder gebietet, kuschen alle Staatschefs und Richter vor ihm.
Ungeniert fordern die antidemokratischen Kirchenfürsten schon mal Respekt für Ratzinger ein.

DBK-Chef Robert Zollitsch warnte jedenfalls schon mal in guter kirchlicher Manier die Parlamentarier davor, bei Ratzingers Rede im Bundestag aus Protest oder Desinteresse nicht anwesend zu sein. In jedem Fall gelang es der Kirche im Vorfeld des Besuchs in Deutschland, die regelmäßigen Entgleisungen in Ratzingers Reden zu reduzieren – denn als das katholische Kirchenoberhaupt im September letzten Jahres in Großbritannien eintraf, verwendete Ratzinger für die übliche Angstmache vor der Säkularisierung einen der beliebten Verweise auf die Nazi-Zeit. In der Botschaft zum Weltjugendtag 2011 in Madrid erklärte er den Tausenden Gläubigen, nichtreligiöse Gesellschaften würden in eine Welt aus Egoismus und Hass münden. In Großbritannien jedenfalls, wo die Gläubigen ganz mehrheitlich der anglikanischen Kirche – aus den absurdesten Gründen übrigens ähnlich zerstritten wie die EKD – angehören und der Katholizismus nur ein Randphänomen ist, fand Richard Dawkins die Gelegenheit zu offeneren Stellungnahmen und fasste im zweiten Teil seiner Rede auch solche Kritik am Kirchenführer zusammen, die nicht auf Fragen des Umgangs mit sexuellen Identitäten beschränkt ist.
(Jana Trommler, hpd.de 17 Jun 2011)



Es erstaunte mich geradezu heute von den Absichten einiger Abgeordneter meiner Partei zu lesen.

Existiert doch noch Vernunft?

Und das auch noch in der SPD?

Rolf Schwanitz, der Sprecher der „Laizisten in der SPD“ hat ein bisher nicht veröffentlichtes Papier an alle 146 Bundestagsabgeordneten verfasst, in welchem er um einen Boykott der Ratzinger-Rede vor dem Hohen Hause bittet.

„Wir lehnen die dem Papst eröffnete Möglichkeit einer Rede vor dem Bundestag ab und werden uns an diesem Ereignis nicht beteiligen“, heißt es darin. Die Rede sei mit dem „Grundsatz der religiösen Neutralität des Staates unvereinbar“. Der Bundestag werde als „schmückendes Beiwerk missbraucht“, das Parlament sei aber kein Ort der „religiösen Missionierung“. Mit dem Papst trete zum ersten Mal ein Gast an das Rednerpult, der die „Mehrheit der Deutschen für verdammungswürdig hält“, schreibt Schwanitz, der auch Sprecher der Arbeitsgruppe „Laizisten in der SPD“ ist. [Eine AG ist das aber eben NICHT. Das haben die Hardcore-Katholiklen Nahles, Thierse und Co in der SPD verboten! - Tammox] Mehr als zwei Drittel der Deutschen, die sich gegen den katholischen Glauben entschieden hätten, würden „stigmatisiert“. Der Papst sei der „letzte absolute Monarch“ in Europa und trage mit seinen Auffassungen, etwa zu Frauenrechten und Empfängnisverhütung, die Mitschuld „an der bisher global nicht gestoppten Aids-Epidemie sowie an der Unterdrückung, Ausbeutung und Stigmatisierung von Millionen Menschen“.
(rp-online.de, 25.06.2011)

Wie es bei den anderen Parlamentariern ankommt, wenn man sich nicht vor einem absolutistischen Monarchen, der gegen die Menschenrechte kämpft beugen will, schob die „Rheinische Post“ gleich noch hinterher.

CDU-Abgeordnete zeigten sich empört über den Vorstoß. „Ich bin schockiert über so viel Ignoranz und Verblendung“, sagte Hermann Kues, CDU-Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Kardinal-Höffner-Kreises, eines Zusammenschlusses christlicher Politiker. „Unser Staat ist ohne Christentum gar nicht vorstellbar.“ Das Gemeinwesen basiere auf der christlichen Kultur, so Kues. Aus FDP, Grüne und Linkspartei sind bisher ebenfalls keine Boykottpläne für die Rede des Papstes bekannt.
(rp-online.de, 25.06.2011)

Ich kann nur hoffen, daß sich möglichst viele SPD-Abgeordnete dem bisher kleinen Schwanitz-Grüppchen anschließen.

Das wäre ENBDLICH mal wieder ein Grund stolz auf die Partei zu sein.

Freitag, 24. Juni 2011

Aufholjagd

Made in Germany galt über Dekaden weltweit geradezu als das Qualitätsmerkmal schlechthin.
Gut ausgebildete Handwerker und Ingenieure kombiniert mit einem Sozialstaat, der gute Arbeitsbedingungen und durch die betriebliche Mitbestimmung wohlwollende Beschäftigte hervorbrachte, garantierten, daß „echte deutsche Wertarbeit“ auf dem Weltmarkt reüssierte.

Tja und dann kamen die 90er und der Neoliberalismus.

Modern war auf einmal „sharholder value“, Firmenfusionitis und Lohndumping. Die großen Firmen begannen sich begeistert ins eigene Fleisch zu schneiden, indem sie ihr Rückgrat - die motivierten und gut ausgebildeten Mitarbeiter - zu zehntausenden auf die Straße setzten. Nichts anderes als Harakiri für den Aktienkurs wurde betrieben.
Konzerne wie Mannesmann wurden zerschlagen, damit wenigen Figuren an der Spitze wie Herrn Esser 60 Millionen DM Erfolgsprämie zugeschanzt werden konnten.

Die Gewinne der Deutschland AG schienen zu sprudeln. Oben. Schiere Größe war die neue Richtschnur.
So raffte sich ein Herr Schrempp die unpassendsten Firmen weltweit zusammen - Daimler Benz sollte endlich in der Liga der Top3 ankommen. Am Ende waren 60 Milliarden Euro futsch, die zugekauften Firmen wie Chrysler und Mitsubishi wurden eiligst wieder abgestoßen und es herrschte Sparzwang, der mit Massenentlassungen umgesetzt wurde.

Deutsche Weltfirmen ohne Fachpersonal - das konnte nicht gut gehen.

Das Undenkbare wurde zur Normalität. Nun mußten auch VWs, Opels und Benzer immer öfter zurück gerufen werden, weil sich durch die neue Huschhusch-Fertigungsmethode Fehler eingeschlichen hatten.
Einer der größten Konzerne überhaupt, die Siemens AG, scheiterte sogar daran Mobiltelephone herzustellen. Der Gigant hatte einfach keine Kapazitäten mehr für Forschung und Entwicklung.

Das gleiche Bild bei TollCollect, dem berüchtigten im März 2002 als Joint Venture der Deutschen Telekom (45%) und der Daimler AG (45 %) gestarteten Maut-Unternehmen, das zwar gierig genug war, um jährlich 650 Millionen Euro Maut zu kassieren, aber durch die vorherigen Entlassungsorgien gar nicht mehr die Mitarbeiter hatte, um so ein neues System zu kreieren.

Beispiel „K130“ - fünf supermoderne Korvetten hatte das Bundesverteidigungsministerium bestellt. „Gut und günstig“ sollte der Bau sein.

„Die Korvette 130 wurde als Ersatz für die überalterten Schnellboote der Deutschen Marine entworfen und soll die Möglichkeiten bei Seeraumüberwachung und Küstenschutz im weltweiten Einsatz erweitern, etwa im Rahmen der Anti-Piraten-Mission der EU am Horn von Afrika. 2001 hatte das Bundesverteidigungsministerium ein Werftenkonsortium, die sogenannte Arge K 130, bestehend aus Blohm + Voss, Nordseewerke Emden und Lürssen Werft, mit dem Bau von fünf Schiffen zum Gesamtpreis von rund 1,2 Milliarden Euro beauftragt.“
(NDR.de)

Ausgeliefert wurde das erste Schiff 2007 und heute, vier Jahre später wäre man froh, wenn die Rumpelkähne 2014 in Betrieb gehen könnten.

Leider vertragen sie nämlich kein Wasser.
Im Inneren bildet sich Schwitzwasser und Schimmel. Und das sind nur die kleineren Probleme. Beim Antrieb hapert es noch viel mehr.

Anlässlich der Taufe lobte der Staatssekretär das 1,2 Milliarden Euro teure Projekt als "Beweis für das große Leistungsvermögen der deutschen Werftindustrie". Doch das Lob war ein bisschen voreilig; das Projekt ist zu einem Desaster geworden. Keine der fünf Korvetten, die vor vier Jahren noch als die "modernsten Kriegsschiffe der Nato" gefeiert wurden, ist bis zum heutigen Tag einsatzbereit: Mal brach eine Antriebswelle, dann gab es Probleme mit der Elektronik, und das Getriebe hat eine eigene, ganz lange, knirschende Geschichte. Neuerdings machen die Kupplungen der Schiffsgetriebe Sorgen. Manchmal auch waren einfach nur Schrauben locker.
(Hans Leyendecker 21.06.2011)



Und es gibt noch einem Bereich, in dem Deutschland von Asien abgehängt wurde.

Europas Geldadel muss sich wegen der globalen Konkurrenz ernsthaft Sorgen machen: Die Superreichen der Boom-Region Asien-Pazifik jagten der europäischen Finanzelite im vergangenen Jahr erstmals den zweiten Platz hinter Nordamerika ab. Das geht aus dem am Mittwoch in Frankfurt vorgelegten jährlichen Wohlstandsbericht des Beratungsunternehmens Capgemini in Zusammenarbeit mit der US-Bank Merrill Lynch hervor. Im Ranking der einzelnen Länder behauptete Deutschland Rang drei und verbuchte überdurchschnittliche Zuwächse. Die Studie berücksichtigt Menschen, die mehr als eine Million Dollar (rund 700 000 Euro) Finanzvermögen haben - Werte wie etwa Immobilien, Luxusautos oder Kunstschätze bleiben außen vor. Auf dieser Basis gab es im vergangenen Jahr weltweit 10,9 Millionen Superreiche - ein Plus von 8,3 Prozent im Vergleich zu 2009. Dabei überflügeln die Millionäre aus Fernost die Europäer inzwischen sowohl bei der Anzahl als auch beim Gesamtvermögen.
(dpa 21.06.2011)

Naja, immerhin gibt es bei der Zahl der Millionäre in Deutschland „überdurchschnittliche Zuwächse“.
Immerhin profitiert also überhaupt jemand von Schwarz-Gelb.

Damit es so bleibt, plant die FDP nun mit dem OK von Angela Merkel eine Einkommenssteuerentlastung. Damit bekommen die endlich mehr Geld in die Tasche, die sowieso gut verdienen. Bildung und soziale Projekte haben keine Chance - ebenso wie die Majorität der Deutschen, die unter dem Bemessungsgrenze verdient und gar keine Einkommensteuer zahlt.

Besondere Lieblinge der Klientelpartei FDP bekommen natürlich ihr exklusives Geldgeschenk. Gleich am Anfang der K.O.alition Westerwelle/Merkel war es die Hotelsteuer - ein Milliardenplus also für Hoteliers, von denen einer rein zufällig 1.1 Millionen Euro zuvor an die FDP gespendet hatte.

Unter der neuen FDP-Führungstroika Bahr, Rösler und Lindner erhält nun die klassische FDP-Klientel schlechthin auch ihr privates Milliardengeschenk.
Drei Milliarden mehr für Dentisten drückte der neue Gesundheitsminister Bahr mit einer Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) à la Lobbyisten durch.

SPD und Grüne griffen die FDP scharf an. Als «Hotelsteuer für Zahnärzte» und «blanken Lobbyismus» kritisierte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles die geplante neue Gebührenordnung. Damit zeige die neue FDP-Führung mit Minister Bahr, dass auch sie auf die Klientelpolitik der alten Parteispitze setze. Die Grünen-Gesundheitsexpertin Birgitt Bender sagte der dpa: «Den Versicherten das Geld aus der Tasche ziehen, um die eigene Klientel in der Ärzteschaft zu bedienen - dieses Strickmuster freidemokratischer Gesundheitspolitik zeigt sich auch bei den Plänen des Bundesgesundheitsministeriums für die neue GOZ.»
(Westfalenblatt 20. Juni 2011)

Da kann man a posteriori nur froh sein, daß Schwarz und Gelb die allermeiste Zeit gar nicht regieren, sondern nur stumpf Zeit totschlagen.
Wenn sie ausnahmsweise mal was tun, fließt immer die Kohle aus den Taschen der Normalbürger in die Taschen der Bestverdienenden.

Für eine Vollkrone müssten Kassenpatienten künftig 74 Euro mehr zahlen, für Teleskop- oder Konuskrone sogar 237 Euro, hatte der Vizechef des Kassenverbands, Johann-Magnus von Stackelberg, der Nachrichtenagentur dpa gesagt. Er forderte die Politik zu Änderungen am Referentenentwurf zur Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) auf. Die neuen Regeln sollen kommendes Jahr gelten, und zwar für Rechnungen der Privatpatienten und für Kassenpatienten bei Leistungen über Kassenniveau. Bahrs Sprecher betonte: «Mit der Novellierung wird das Honorar im Bereich der Gebührenordnung um durchschnittlich plus sechs Prozent angepasst.» Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn sagte: «Eine Erhöhung im einstelligen Prozentbereich scheint mir vertretbar, nicht zuletzt da die letzte Steigerung über 20 Jahre zurückliegt.» Private und gesetzliche Kassen warnen hingegen vor weit stärkeren Steigerungen, da die Zahnärzte selbst pro Behandlung einen Steigerungsfaktor wählen könnten. Dadurch hätten sie bereits in den vergangenen Jahren höhere Einnahmen erzielt.
(Westfalenblatt 20. Juni 2011)

Donnerstag, 23. Juni 2011

Nur so’ne Idee…

Ich liebe ja die Newsletter, die Tino Hanekamp, der berühmte Betreiber des „Übel & Gefährlich“ in Hamburg schreibt.
Nebenbei bemerkt: Seinen Roman „Sowas von da“ habe ich just gelesen.
Sehr nett und kurzweilig. Kann ich empfehlen (304 Seiten, Kiepenheuer & Witsch, ISBN 978-3-462-04288-7)
Im letzten Ü&G-newsletter wurde das Sommerfest abgesagt, weil genau daneben auch die „Harley days“ genehmigt wurden, zu denen ca eine Million der lautesten Motorräder rumknattern.

Ja doch,
manchmal ist es in dieser Stadt einfach nicht mehr auszuhalten. Wohnungen gibt's nicht und wenn doch dann zu teuer. Wetter ist scheiße und wenn nicht bist Du krank. Die Arbeit nervt, Dein Chef ist dumm, aber Du hast Hunger, Angst und die Beule auf Deiner Stirn ist Wuteiter, der nicht abläuft. Freundin weg, Freund wird fett und alle anderen haben mal wieder keine Zeit, sind wahrscheinlich auf einer Wohnungsbesichtigung aka vergebliche Erniedrigung, besetzt die Büros! Spazierengehen macht auch keinen Spaß, überall nur Ghettos, neuerdings auch im Pudel. Selbst die Möwen sehen übel aus, sehen aus wie Geier. Und jetzt dann noch das, ein letzter Tropfen ins volle Fass:

Sommerfest futsch

Verehrtes Publikum,
was so mancher schon ahnte ist nun leider traurige Gewissheit: Das für den 26. Juni im Planten un Blomen geplante Ue&G Sommerfest findet nicht statt. Schweren Herzens müssen wir die Sause absagen. Wir wollten nachmittags beginnen, mit Livebands, Kindertheater und Kunst. Später sollte dann alles in eine famose Party ausarten, aber wichtig war uns vor allem das Nachmittagsprogramm, denn die 'Grünanlage' gibt's ja schon, es braucht keine zweite. Zudem haben wir nur unter der Bedingung, mehr zu machen als einen weiteren Open Air Rave, die Zusage von den Parkbetreibern erhalten. Doch dann genehmigte irgendeine Quatschbehörde entgegen anderslautender Versicherungen den Motorradgottesdienst auf der Glacischaussee - parallel zu unserem Fest. Tausende knatternde Stinkekräder in zweihundert Metern Luftlinie, und das über Stunden - da war das Liveprogramm dahin. Und ohne Liveprogramm keine Genehmigung der Parkbehörde für unser Fest. So stumpf und dämlich ist das alles. Und das war's. Wir sind traurig. Sie, verehrtes Publikum, jetzt sicher auch. Harley Days vernichten Parkparty und Spitzenbühnenprogramm. So ist Hamburg. Wir lassen nicht locker und versuchen, das Fest im August nachzuholen. Bis dahin wandern wir erstmal aus. Vorher kicken wir noch ein paar katholische Zahnärzte von ihren Mackermopeds.

Einziger Trost: Nicht alles liegt am Boden und Krieg und Krebs sind
schlimmer. Noch mehr Hilfe und Zuspruch finden Sie wie immer in der
Trutzburg der guten Laune, hier:
[es folgen die Veranstaltungen des Ü&G-Programms]

Krieg ist schlimmer“ oder „Krebs ist schlimmer“ taucht auch immer in den ausweglosesten Situationen von „So was von da“ auf.

Ich wollte aber das Augenmerk auf einen anderen Hanekamp-Satz legen:

„Freundin weg, Freund wird fett und alle anderen haben mal wieder keine Zeit, sind wahrscheinlich auf einer Wohnungsbesichtigung aka vergebliche Erniedrigung, besetzt die Büros!“

Ja, das mit den Wohnungen in Hamburg ist ein echter Dreck.
1999 bin ich das letzte mal umgezogen und fand, daß ich nun eine derart hohe Miete zahle, daß ich mir für das Geld besser eine Eigentumswohnung anschaffen sollte.
Statt Miete, könnte ich davon auch einen Kredit abzahlen.

Getan habe ich es aber nicht, da ich nicht genügend Geld als Eigenkapital zusammenbrachte und irgendwann war der Zug sowieso abgefahren, weil die kleinen Eigentumswohnungen in den netten Gegenden teilweise 40% Preissprünge in einem Jahr gemacht haben und nun sowieso unbezahlbar für mich sind.

Die gute Nachricht ist, daß ich mich inzwischen auch nicht mehr über die Mängel an meiner Mietwohnung ärgern muß - denn auch die Mieten sind derartig angezogen, daß Wohnungen in ähnlicher Größe und ähnlicher Gegend inzwischen das Doppelte von meiner Miete kosten.
Von einem modernen Bad und einer schicken Küche träume ich also lieber nicht mehr.

Wie konnte es in Hamburg soweit kommen, daß die Makler im Goldrausch schweben und jede Courtage nehmen können, die sie sich ausdenken?

Das hat zwei einfache Gründe: CDU und Grüne.

Seit 2001 Ole von Beust die Macht in der schönsten Stadt der Welt übernahm, hieß Stadtentwicklung nur noch, daß große Prestige-Bürotempel mit Glasfassaden und einigen wenigen Luxuseigentumswohnungen gebaut wurden.
Protzige Beust-Denkmäler, wie Hafencity, Elbphilharmonie und Europapassage wurden hochgezogen. Alles quadratisch. Alles Stahl und Glas, Glas, Glas.
Wer noch eine Mietwohnung sucht und nicht lockere 20 Euro pro Quadratmeter raustun kann, hat leider Pech gehabt.
Ab 2008 wurde es dann noch schlimmer; kaum glaublich, aber wahr: Die GRÜNE Anja Hajduk wurde Supersenatorin (Bau, Stadtentwicklung, Umwelt) und kannte ebenfalls nur noch die Devise „Protz as Protz can“.
Ein neuer Sitz der Umweltbehörde, für den sinnigerweise 500 Bäume abgeholzt wurden, mußte her.
Dann begeisterte sich die CDU-affine Frau für das Milliardenprojekt Stadtbahn und fing an manisch Straßenbäume abzuhacken.
Der soziale Wohnungsbau kam zum Erliegen.
Statt der inzwischen mindestens notwendigen 10.000 neuen Wohnungen pro Jahr, kam man unter Hajduk noch gerade mal auf gute 3000 Wohnungen im Jahr.

Unter dem viel gescholtenen SPD-Mann Eugen Wagner (19 Amtsjahre, Spitzname „Beton-Eugen“), dem „ewigen Bausenator“ wurden in den 90er Jahren noch jeweils gut 9000 Wohnungen in Hamburg gebaut.
Unter CDU-Herrschaft war dann Schluß mit sozialem Wohnungsbau.
Eigentumswohnungen in der Hafencity für 10.000 Euro den Quadratmeter waren das, was sich die Schwarzen und Grünen unter „Baupolitik“ vorstellten.

2003: 3862 Wohnungen (Mario Mettbach, PRO, später CDU)
2004: 3893 Wohnungen (Dr. Michael Freytag, CDU)
2005: 3251 Wohnungen (Dr. Michael Freytag, CDU)
2006: 4278 Wohnungen (Dr. Michael Freytag, CDU)
2007: 3173 Wohnungen (Axel Gedaschko, CDU)
2008: 3758 Wohnungen (Anja Hajduk, GAL)
2009: 3587 Wohnungen (Anja Hajduk, GAL)
2010: 3520 Wohnungen (Anja Hajduk, GAL)

Nach einer Auswertung von Wohnungsangeboten im Hamburger Abendblatt durch Schüler des Gymnasiums Ohmoor im Zeitraum Februar bis April 2011 stieg die durchschnittliche Neuvermietungs-Miete in Hamburg gegenüber 2010 um 9,36 % auf 11,21 €/m² (Nettomiete). Im Vergleich zum Jahr 2006 betrug der Anstieg 30,2 %.
(Mieterverein Hamburg)

Nun gibt es allerdings freien Raum, wo aber niemand hinziehen darf, obwohl es sich dabei teilweise um ganz schicke und stabile Gebäude handelt.

Natürlich muß jetzt der neue SPD-Senat erst mal bauen wie die wilde Wurst, aber warum nicht auch andere Bauten zum Wohnen umfunktionieren?

27.000 evangelische Kirchen stehen in Deutschland sinnlos rum.
Die meisten davon fast nie gefüllt und selbst die EKD sieht ein, daß eine Menge der Gebäude abgestoßen werden müssen.

Doch angesichts sinkender Mitgliederzahlen und schrumpfender Einnahmen können nicht mehr alle Gebäude unterhalten werden. Wie man mit dieser Situation umgehen soll, darüber diskutieren Theologen, Architekten, Stadtplaner und Soziologen beim 27. Evangelischen Kirchbautag vom 23. bis 25. Juni in Rostock.
(idea.de 22.06.2011)

Es gibt eben doch auch noch POSITIVE Nachrichten aus der Christlichen Welt: Die Kirchen schrumpfen!

Die „Entwidmung“ der Stephanuskirche in Hamburg-Eimsbüttel am 20. März 2005 war die erste einer Reihe von vielen weiteren in Hamburg und wurde von der Öffentlichkeit entsprechend aufmerksam verfolgt. Heute wird die Kirche ganz unspektakulär über einen Hamburger Makler zum Verkauf angeboten. Bischöfin Maria Jepsen hielt bei der „Entwidmung“ der Stephanuskirche die Predigt und führte den feierlichen Zug an, der von der Stephanus- zur benachbarten Apostelkirche führte – der neuen Heimat der Gemeinde. Die Bischöfin sprach in ihrer Predigt den Menschen Trost zu: Selbst wenn das Gotteshaus geschlossen und anders genutzt werden müsse, werde das Evangelium keinesfalls verschwinden und es werde „nicht still und kalt hier werden“.
(Evangelische Zeitung 06. Januar 2011)

Der heute beginnende „Kirchenbautag“ wird sich hauptsächlich mit der Frage beschäftigen, was man mit all den Kirchen anfangen will, für die sich partout keine Schäfchen mehr finden lassen.

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg seien – bedingt durch Flüchtlingsströme und Bevölkerungswachstum – zahlreiche neue Kirchen entstanden. Dagegen stehe die Kirche heute vor der Frage, wie man intelligent schrumpfen könne. Erne: „So weit es geht, sollten wir jede Kirche erhalten. Wo jedoch die Baulast die Gemeinde erstickt, müssen wir den Mut haben, eine Kirche zuzusperren oder zur Not auch abzureißen. Von einem Verkauf würde ich abraten, denn dann hat man keine Möglichkeit mehr, zu bestimmen, was mit ihr geschieht. Es wäre für die Kirchen desaströs, wenn man auf sie zugeht und nicht mehr weiß, was in ihnen geschieht.“
(idea.de 22.06.2011)

Also eine Mosche würde ich sicher nicht daraus modelieren, wenn man mir eine Kirche als Wohnung überließe.

Aber mit etwas Phantasie läßt sich da einiges draus machen!
Besonders aus dem üppigeren katholischen Kirchen.

Es bietet sich an die Beichtstühle zu Klos umzufunktionieren. Taufbecken könnten je nach Größe Urinale oder auch Badewanne werden. Der Altar müßte das Schlafzimmer werden. Könnte das Sexualleben so mancher aufpeppen.

Mittwoch, 22. Juni 2011

Seitenverkehrt.

Die Koalition agiert wie ein Club politischer Messies: Themenfelder werden nicht besetzt, sondern irgendwie zugeschüttet, bis keiner mehr hinsehen mag.
(FAZ 12.06.2011)

Seit Wochen wird das Thema „Hellenische Schulden“ immer dramatischer.
Ein Blog-Posting über die Ursachen und weiteren Strategien würde aber jeden Rahmen sprengen. Daher nur eine kurze Betrachtung des deutschen Agierens.

Es liegt in der intransparenten Struktur des Weltfinanzsystems, daß es kaum Gewissheiten gibt. Offensichtlich weiß man noch nicht mal bei wem eigentlich Griechenland verschuldet ist.
Das macht den Populismus so untauglich.

Den Impuls „den Scheiß-Banken“ die Kosten einer Griechischen Pleite auf’s Auge zu drücken, haben viele. Sollen doch Ackermann und Co mal bluten.
So einfach ist es aber nicht. Wer weiß schon wie viele Riesterrentner und Rürup-Altersversorger, wie viele Menschen mit Minirente eine private Altersversorgung abgeschlossen haben, die voller Finanzprodukte mit Griechischen Staatsanleihen ist?
Soll etwa Oma Kowalke von nebenan, die ihre mühsam zusammengesparten Kröten einst auf die Postbank trug und vom freundlichen Schalterbeamten zu „sicheren europäischen Staatsanleihen“ überredet wurde, die Suppe auslöffeln?

Oder stimmt gar die Theorie, daß Banken, die viel Geld in Griechenland investiert haben bei einer Athener Zahlungsunfähigkeit von den drei großen Amerikanischen Rating-Kraken so abgewertet würden, daß sie ganz zusammenbrächen und die dann neu aufzulegenden staatlichen Bankenrettungsfonds noch teurer wären als Griechenlands Schulden?

Die Bundesregierung steckt bei der Gläubigerbeteiligung in einer selbst gestellten Falle: Sie hat etwas versprochen, was sie nicht halten kann. Für die Europagegner in den eigenen Reihen forderte sie eine Beteiligung der Gläubiger. Sie wusste schon damals, dass dies gegen die Europäische Zentralbank nicht durchzusetzen ist, da diese eine der größten Gläubiger ist. Auch die europäischen Partner waren immer skeptisch.
Nun versucht sie ihre eigene Koalition zu retten, indem sie sich in eine freiwillige Beteiligung flüchtet. Die Banken wollen von einer freiwilligen Gläubigerbeteiligung nichts wissen – warum sollten sie auch Geld verschenken? Merkel glaubt immer noch an die ehrbaren Banker und lässt sich erneut von Ackermann & Co. düpieren. Deren Forderungen nach Staatsgarantien sind dreist – aber nicht überraschend. Merkels Hoffnung auf ein Entgegenkommen der Banken war als Beruhigungspille für die eigenen Leute gedacht. Auch dieses Kalkül ist nicht aufgegangen.
So endet auch diese Volte in der Europapolitik mit einem Desaster. Erst werden Pirouetten auf dem euroskeptischen Boulevard gedreht. Dann muss man dem eigenen Laden doch die europäischen Notwendigkeiten erklären – wie beim Europäischen Stabilitätsmechanismus, wie bei Irland, wie bei Portugal. So kann man aber weder die europäischen Partner noch die eigenen Leute überzeugen. Das Ergebnis ist eine Position der Schwäche – und damit eine Einladung an die Banken, der Regierung erneut auf der Nase herum zu tanzen.
(Jürgen Trittin 21.06.2011)

Ähnlich aussichtslos sieht es wohl mit den anderen großen populären Forderungen aus - lasst Griechenland doch aus dem Euro austreten und die Drachme wieder einführen.

Oder:

Lasst Griechenland doch Pleite gehen.

All das hätte ebenfalls desaströse Folgen für die ganze Weltwirtschaft. Investoren würden aus dem Euro fliehen, weitere Länder würden den gesenkten Daumen der Rating-Agenturen entgegen sehen. Banken blieben auf ihren Griechischen Staatsanleihen sitzen.
Die Drachme und später auch der Escudo und die Lira würden so dramatisch abgewertet, daß Deutschland als Hauptexportnation einen totalen Handelsstillstand erführe.

Das ist das Dramatische an der Defizitkrise: Nun gibt es keinen eleganten way out mehr.
Gründe gibt es dafür eine Menge - vermutlich noch am wenigsten in Griechenland selbst - denn was ist deren riesiges Handelsbilanzdefizit auf Pump anderes als die Kehrseite des Exportüberschusses von Deutschland?
Immerhin das einzige Standbein des sogenannten „Aufschwungs XXL“ (Brüderle Leichtfuß).
Das zweite Standbein - Binnenkonjunktur - haben wir uns ja freiwillig abhacken lassen, indem wir durch exzessives Lohndrücken zum Billiglohnland Europas geworden sind und Millionen Menschen unter Tarif, sowie als Halbtagsjobber, Leiharbeiter, Ein-Eurojobber und Aufstocker schuften lassen.

Nun ist also das Kind Europa im Brunnen.
Und zwar weil die drei Christdemokratischen Eltern - Sarkozy, Berlusconi und Merkel - das bekanntermaßen suizidale Gör unbeaufsichtigt am Abgrund spielen ließen, ohne einzugreifen.

Man hätte natürlich Sicherungen errichten können; Stichworte „Europäischer Finanzminister“, gemeinsame Wirtschaftspolitik, Europäische Rating-Agenturen, Haushaltskonsolidierung, etc.

Stattdessen haben sich aber die konservativen Regierungen Europas mit Privatskandalen beschäftigt, oder wie im Falle Berlins einfach durch Arbeitsverweigerung aus der Affäre gezogen.

Der brave und saturierte ARD-Brüssel-Korrespondent Wolf-Dieter Krause wird angesichts der unterirdischen Performance Berlins schon ganz rappelig. Insbesondere die ständigen Ankündigungen der Kanzlerin, die dann aber doch alle wieder einkassiert werden, gehen ihm auf die Nerven.

Rolf-Dieter Krause: Das Problem ist, dass Deutschland nicht zum ersten Mal etwas ankündigt und verlangt, aber dann kommt es zu nichts. Merkel hat schon Verschiedenes gefordert. Erinnern Sie sich an die deutsche Forderung nach einer Befristung des Rettungsschirms. Jetzt gibt es den Rettungsschirm unter anderem Namen und unbefristet. Deutschland hat Verfahren zum Austritt aus der Euro-Zone gefordert, was nicht gekommen ist. Deutschland hat geordnete Verfahren für den Staatsbankrott gefordert, was nicht gekommen ist. Man kann diese Aufzählung noch sehr lange fortführen. Auf die Finanzmärkte gehen davon verheerende Signale aus: Wenn das größte und wichtigste Land, der größte und wichtigste Spieler in der Euro-Zone, permanent Dinge in die Welt setzt, die nicht umgesetzt werden, dann trägt das nicht zum Vertrauen in die Politik bei.
(Tagesschau.de 20.06.2011)

Allerdings muß auch Krause einräumen, daß Merkel und Schäuble nicht nur aus Bosheit so miserabel managen.
Es kommt hinzu, daß sie einfach keine Ahnung von dem Thema haben und zudem beratungsresistent agieren.

Krause: Ich habe das Gefühl, dass es einen Mangel an finanzpolitischer Kompetenz gibt, der mich geradezu erschreckt. […] Dass immer wieder aus Berlin undiszipliniert geschwatzt wird, ist erschreckend. […]

tagesschau.de: Welche Fehler hat die Bundesregierung Ihrer Meinung nach in der Euro-Krise noch begangen?

Krause: Sehr lange hat Berlin allein in der Kategorie von Strafen gedacht. Nach dem Motto: Wer bei den Schulden sündigt, der muss durch Strafen davon abgehalten werden oder eben dafür bestraft werden. Das war eine völlige Verkennung der Krise, in der wir uns befinden. Uns droht dieser Laden um die Ohren zu fliegen. Der Euro, der eine Klammer für Europa sein sollte, ist der gefährlichste Sprengsatz für Europa geworden - ein Treppenwitz der Geschichte.
(Tagesschau.de 20.06.2011)

Das fällt inzwischen wirklich auf.
Haben sich bis 2009 hauptsächlich Linke, Liberale, Grüne, Alternative, Sozis und „Tammoxsche Gedanken“ gegen Schwarzgelb ausgesprochen, kommt inzwischen die schärfste Kritik an der CDUFDPCSU-Regierung von ihren natürlichen Unterstützern:

Die Mehrheit der deutschen Topmanager und führenden Politiker ist unzufrieden mit der Arbeit der schwarz-gelben Koalition. Das ergab eine Umfrage des Allensbach-Instituts für das Wirtschaftsmagazin „Capital“. 77 Prozent bescheinigten Schwarz-Gelb keine gute Arbeit.
[…] „In der Elite hat sich eine ausgeprägte Frustration breitgemacht, vor allem in der Wirtschaft“, erklärte die Chefin des Allensbach-Instituts, Renate Köcher, das die Umfrage erhob.
(Moritz Honert 21.06.2011)

Glückwunsch Guido, Horsti, Angie und Philipp: Das muß man erst mal schaffen!
Selbst diejenigen, denen Ihr treu dient, wenden sich mit Grausen ab.

Das Flaggschiff der konservativen Presse, die F.A.Z. kommentiert das hilflose verschlimmbessernde Debakulieren der Kanzler-Truppe geradezu vernichtend, da man sich auf nichts mehr verlassen könne:

Es lässt sich gar nicht mehr zählen, wie viele markig markierte Positionen Merkel schon geräumt hat.
[…] Die Halbwertzeit deutscher Forderungen in der europäischen Schuldenkrise wird immer kürzer. Es ist gerade zehn Tage her, dass der Bundesfinanzminister seinen Euro-Kollegen mitgeteilt hat, Deutschland werde neuen Krediten für Griechenland nur zustimmen, wenn private Gläubiger einen „messbaren und substantiellen“ Beitrag zur Finanzierung dieser Kredite leisteten. Von Freiwilligkeit war keine Rede. Jetzt hat die Kanzlerin Schäubles Position beim trauten Beisammensein mit dem französischen Staatspräsidenten ohne viel Federlesens geräumt. Es ist letztlich egal, ob diese Wende auf einen neuen Dissens zwischen Merkel und Schäuble zurückgeht, oder ob es sich um einen weiteren traditionellen Umfaller gegenüber Frankreich handelt. Fest steht, dass die Bundesregierung es schafft, ihre Krisenpolitik immer noch ein wenig wirrer erscheinen zu lassen. Es lässt sich gar nicht mehr zählen, wie viele markig markierte Positionen Merkel schon geräumt hat.
(Werner Mussler in der FAZ. 17. Juni 2011)

Die konservativen Knochen aus Frankfurt klingen kaum anders als offizielle SPD-Pressemitteilungen.

Die Bundeskanzlerin hat Deutschland in Europa isoliert. Das bisherige Durchlavieren hat die Krise nur weiter verschlimmert. Mit Rettungspaketen wurde lediglich Zeit erkauft. Den Finanzmaerkten ist jedoch nicht entgangen, dass eine tragfaehige Loesung verschleppt wurde. Unverantwortlich hat die Bundeskanzlerin mit Beschimpfungen ueber die angeblich faulen Suedeuropaeer den Zusammenhalt in Europa gefaehrdet. Anstatt mit ueberzeugenden Argumenten bei der deutschen Bevoelkerung um Zustimmung zu werben, bedient sie Ressentiments und Klischees.
Griechenland steht am Abgrund und Angela Merkel verkauft die Einigung mit dem franzoesischen Staatspraesidenten auf eine freiwillige Beteiligung der Glaeubiger an einer Umschuldung als grossen Erfolg, nur um ihre instabile Koalition vor dem endgueltigen Auseinanderbrechen zu retten.
Sie fuehrt die Buergerinnen und Buerger einmal mehr hinters Licht. Denn eine Antwort auf die Ursachen der Krise bleibt sie nach wie vor schuldig. Was Europa endlich braucht, ist eine wirksame Banken- und Finanzmarktregulierung. Um Griechenland - und damit auch den Euro - schnellstmoeglich zu stabilisieren, brauchen wir eine Umschuldung bei gleichzeitiger Einfuehrung von Eurobonds.
(Michael Roth für die SPD-Bundestagsfraktion 22. Juni 2011)

Der Flirt der tiefschwarzen Presse-Elite mit den Sozis geht aber noch weiter.

Nicht nur, daß sie jede Hoffnung auf vernünftiges Regieren der Gurkentruppe Merkel/Rösler fahren lassen haben; nein, sie haben auch schon eine Alternative im Auge und loben den letzten roten Finanzminister über den grünen Klee.

Da ist auch die F.A.Z. bescheiden geworden - das Parteibuch ist ihnen egal.
Daß überhaupt noch einer weiß wovon er redet, begeisterte Nils Minkmar von der FAZ regelrecht:

Peer Steinbrück geht es in quälender Ausführlichkeit durch: Wer könnte, in der brennenden und unübersichtlichen Aktualität dieses Jahres, für Europa sprechen? Der Präsident des Europäischen Parlamentes? Der Regierungschef des Landes, das gerade den halbjährig wechselnden Ratsvorsitz innehat? Wer hat je Herman van Rompuy oder Catherine Ashton gesehen, wer wüsste, wo sie sind? Einstweilen ist Europa, so Steinbrück, „eine intergouvernementale Veranstaltung von Männern unterschiedlichen Alters mit einer Frau“. Und so etwas wecke nun mal keine Begeisterung, im Gegenteil - selbst in wegen ihrer Stabilität bewunderten nordeuropäischen Ländern blühen die chauvinistischen Parteien. In zahlreichen Versammlungen beschleiche ihn das Gefühl, so bringt Steinbrück die Versuchung für den politischen Redner auf den Begriff, mit einer Forderung für den Ausstieg aus der Währungsunion eine siebzigprozentige Zustimmung im Saal erreichen zu können: „Das ist eine Tonne, auf der man lärmen kann!“ Und wer könnte ebenso wuchtig dagegen argumentieren? Steinbrück gibt sich offen entsetzt über die Leichtfertigkeit, mit der Politiker, Medienvertreter und selbst Wissenschaftler hierzulande mit dem Gedanken an ein Auseinanderbrechen der Währungsunion spielen.

[…] Steinbrück zeigt diese großen Linien scheinbar mühelos und mit wachsender Freude an der Erhöhung der Komplexität auf. Man ist gar nicht mehr daran gewöhnt, wenn politische Reden etwas anderes sind als entweder Johanniskraut oder Brandbeschleuniger. Doch wenn man die Bürger dauernd nur wie Kinder anspricht, dann benehmen sie sich irgendwann auch so. Man rechnet gar nicht mehr damit, dass ein Politprofi an passender Stelle einen Historiker wie Heinrich August Winkler nennt, ihn selbst kennt und dass der dann auch noch im Saal sitzt. Dabei war das doch das Versprechen der Berliner Republik gewesen, dass Wissenschaftler, Intellektuelle, Künstler und Politiker gemeinsam eine Sprache finden. Unter Angela Merkel gibt es das nicht, keine solchen Runden und schon gar keine Sprache, keinen Begriff für unsere Lage. Es gibt, bei aller rituellen, in der Aussprache fast schon verschliffenen Beschwörung unseres Bildungskapitals, stattdessen eine drastische Entintellektualisierung des öffentlichen Lebens, an der allerdings auch die Sozialdemokraten ihren Anteil haben. Peer Steinbrück belebt, gerade wenn er zu einem kulturellen Thema sprechen kann, eine vergessene europäische Tradition: die des lesenden und schreibenden Politikers. Er hat über das Frankreich des 16. Jahrhunderts nicht nur Heinrich Mann gelesen, sondern eben auch die Hugenotten-Saga von Robert Merle. Und er empfahl es dem frankophilen Publikum, kleine Hausaufgabe: „Alle zehn Bände als Paperback erhältlich!“
(FAZ 12.06.2011)

Eigentlich ist das alles starker Tobak.
Kommen doch das Roten-Lob und der Schwarzen-Verriss aus den Redaktionsräumen der treuesten CDU-Anhänger der Journaille.

Aber Merkel ist nicht nur die Politik egal - sie pflegt genauso ein Desinteresse an Kritik derselben.

Heute erschien die Kanzlerin vor dem Europa-Ausschuss des Bundestages, um Rede und Antwort zu stehe. Vorwürfe gab es eine Menge. Die einzige Antwort der Bundesmerkel war ein Schulterzucken Marke „Ihr seid mir scheißegal“, wie Guido Bohsem beobachtete:

Weil sich die Abgeordneten derzeit nur schlecht über die Pläne der Regierung zur Bewältigung der europäischen und insbesondere der griechischen Schuldenkrisen informiert fühlen, waren neben den Europapolitikern auch die Finanz- und Haushaltsexperten erschienen. Immer wieder fordert die Regierung kurzfristige Abstimmungen und eiserne Gefolgschaft, obwohl viele Mitglieder der Fraktionen von Union und FDP am liebsten gar nicht mitmachen würden beim Retten der Pleite-Griechen. Mehr noch wurmt es die Parlamentarier, dass die Regierung viele ihrer kritischen Beschlüsse gar nicht umsetzt.
"Es geht nicht", sagen die verantwortlichen Kabinettsmitglieder. "Die wollen nicht", mutmaßt mancher Abgeordneter. Das Murren der Parlamentarier, egal ob sie nun in der Opposition oder der Regierungsmannschaft sitzen, wird jedenfalls dieser Tage immer lauter, weshalb die Kanzlerin sozusagen zweifach vor dem Ausschuss auftauchte - als Regierungschefin und als Zeichen ihres guten Willens.
[…] Und vielleicht war es der Frust über diese Erkenntnis, der den Abgeordneten Michael Roth (SPD) so wütend machte. "Sie nehmen Ihre Führungsverantwortung in Europa nicht wahr", schimpfte er in Richtung Bundeskanzlerin. Das Ansehen Deutschlands in den europäischen Ländern sei so schlecht wie seit 40 Jahren nicht mehr. Die Bürger in Griechenland seien nicht bereit, das Merkel'sche Spardiktat länger zu ertragen. "Mit Ihrer oberlehrerhaften Attitüde schaden Sie nur", betonte Roth mit, nun ja, hochrotem Kopf, was den Ausschussvorsitzenden Gunther Krichbaum zu der Bemerkung veranlasste, dass man unter Ausschluss der Öffentlichkeit konstruktiver tage. Jedenfalls waren es Roths Bemerkungen und auch die Forderungen des FDP-Politikers Michael Georg Link nach einer Beteiligung der Banken und Versicherungen an den Kosten des griechischen Schuldendebakels, was Merkels Schultern so oft so komisch zucken ließ.
[…] Gänzlich unklar sei […], bei welchen Versicherern sich die Banken gegen einen Ausfall der Griechen-Bonds abgesichert hätten. So könnten die Umschuldungspläne dazu führen, dass das ein oder andere europäische Land, das derzeit noch gut dastehe, gezwungen werde, seine Banken oder Versicherungen zu retten, um dann selbst wieder von der Europäischen Union gerettet zu werden. Schulterzucken. Ähnliches gelte, so die Kanzlerin auch für die immer wieder geforderte Steuer auf Bankgeschäfte. Schulterzucken.
[…] Und dann war sie auch schon vorbei, die Stunde, die Angela Merkel dem Parlament gewährt hatte. Lächelnd schlenderte die Kanzlerin aus dem Saal und zurück blieben die Abgeordneten, frustriert und genauso klug wie vorher.
(SZ 22.06.2011)

Jeder bekommt die Regierung, die er verdient.