TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Freitag, 31. Dezember 2010

"Am Gelde hängt, zum Gelde drängt doch alles"

Vor ein paar Tagen hatte ich gehässigt der armen Frau Merkel unterstellt, sie lehne die Islamische Kultur ab, da Wucherverbot und Zakat ihre reichen Spender allzu hart träfe.

Im Christentum hingegen ließe sich trefflich mit Zinsen „ohne erbrachte Leistung“ Geld auf andere Leute Kosten verdienen.

Diesen Eindruck muß man gewinnen, wenn man sich ansieht wie insbesondere die obersten Christen dieses Planeten, nämlich die Kurie in Rom, sich reichlich die Taschen füllen, indem ihre „Vatikanbank“ IOR, Istituto per le Opere di Religione (Institut für religiöse Werke) Geld wäscht.
Die Päpstlichen Banker sind unter anderem mit der Mafia in so dunkle Geschäfte verstrickt, daß leibhaftige Bischöfe, die in der Leitung des IOR tätig sind oder waren, im Vatikan vor der Italienischen Justiz untergetaucht sind.
Der amerikanische Erzbischof Paul Casimir Marcinkus (1922 - 2006), Spitzname „The Gorilla“, war von 1971 bis 1989 Leiter der Vatikanbank.
Wer Yallops „Im Namen Gottes“ gelesen hat, wird sich an den Bankchef als besonders zwielichtige Figur erinnern. In seiner Amtszeit kollabierte die Banco Ambrosiana.
Zahlreiche von Marcinkus‘ engen Freunden waren in diese Affäre verwickelt - Robert Calvi, Graziella Corrocher, Michele Sindone. Sie alle kamen auf mehr als verdächtige Art ums Leben. Am 18. Juni 1982 stürzte Calvis Sekretärin Corrocher vom Balkon der Mailänder Banco Ambrosiana zu Tode; Calvi fand man ebenfalls am 18. Juni 1982 - mit Ziegelstein-gefüllten Taschen unter einer Londoner Brücke hängen, Sindona wurde mit Zynkali in seiner Gefängniszelle dahin gerafft.
Gegen „The Gorilla“ wurde Haftbefehl erlassen; so daß er den Vatikan nicht mehr verlassen konnte, ohne ebenfalls sofort im Knast zu landen.
Über 200 Scheinbanken hatte das Quartett mit Hilfe der Mafia und der legendären Geheimloge P2 betrieben. Der Vatikan zahlte später mehrere Hundert Millionen Dollar Entschädigung.

Die Theorie, daß Papst Johannes Paul I im Jahr 1978 im Vatikan ermordet wurde, da er offenbart vorhatte Licht ins Dunkel der finanziellen Machenschaften der Vatikangelder zu bringen, halte ich für außerordentlich überzeugend. Es gibt eine erdrückende Fülle von Ungereimtheiten und Hinweisen - beweisen ließ sich die Vatikanische Mordtat hingen nie.

Noch heute hat der Heilige Stuhl den Status eines „Schurkenstaats“, da die IOR keinerlei Kontrollen unterworfen ist und sich an keine Regeln gebunden fühlt.

Gestern nun versuchte Staatschef Ratzinger erstmals mit einem "Motu proprio“ gegen diese Inkarnation der Unmoral vorzugehen.

Der Vatikan will kein Schurkenstaat sein!
Schluss mit der Geldwäsche: Benedikt XVI. gab bekannt, dass der von ihm regierte Vatikanstaat sich den europäischen Normen gegen dubiose Finanztransaktionen anpassen.
[…] Der Vatikan hofft so, endlich auf die "White List" jener Länder zu gelangen, deren Banken in den Augen der EU transparent wirtschaften. Bisher nämlich war der Vatikan finanztechnisch ein Offshore-Paradies, für das vor allem der skandalumwitterte Name IOR stand.
[…] Erst vor drei Monaten hatte die Staatsanwaltschaft Rom 23 Millionen Euro beschlagnahmen lassen, die das Vatikan-Institut von einem Konto bei einer italienischen Bank weiterüberweisen wollte. Die Vatikanbank hatte trotz Aufforderung der Bank weder die Empfängernamen noch den Verwendungszweck der Transaktionen mitgeteilt. Zudem wurde ein Ermittlungsverfahren gegen den IOR-Präsidenten Ettore Gotti Tedeschi sowie gegen den Generaldirektor Paolo Cipriani eingeleitet. Ihnen wird zwar nicht Geldwäsche, wohl aber der Verstoß gegen die italienischen Normen zur Verhinderung von Geldwäsche vorgeworfen. Der Vatikan reagierte auf die Vorwürfe mit der Auskunft, alles sei bloß ein "Missverständnis". Doch der italienischen Justiz reicht das nicht. Erst vor wenigen Tagen ordnete ein Gericht an, die IOR-Gelder vorerst nicht freizugeben.
(Taz 30.12.10)

Die Finanzskandale des Vatikans - jüngst wieder in zwei Büchern aufgedröselt - lassen selbst mich erblassen - und ich habe einiges Zutrauen in die kriminelle Energie der Vatikaniskis.
Gianluigi Nuzzis „Die Vatikan AG“ (2010) zeigt Strukturen des organisierten Verbrechens auf, Curzio Malteses „Scheinheilige Geschäfte“ (2009) dokumentiert die Intransparenz der stets am Rande der Legalität operierenden Gottesmänner.


An dieser Stelle muß ich Selbstkritik üben.

(Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich,
So hab' ich erstens den Gewinn,
Daß ich so hübsch bescheiden bin;

Zum zweiten denken sich die Leut,
Der Mann ist lauter Redlichkeit;
Auch schnapp' ich drittens diesen Bissen
Vorweg den andern Kritiküssen;

Und viertens hoff' ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
Daß ich ein ganz famoses Haus.
- Wilhelm Busch)

Anders als mit dem Verweis auf Zakat und Zinsverbot des Islams suggeriert, hat die Katholische Kirche ursprünglich kein Herz für Kredithaie und Wuchergeschäfte gehabt.

Im Gegenteil; die Bibel verbietet dies.

35 Wenn dein Bruder verarmt und sich neben dir nicht halten kann, sollst du ihn, auch einen Fremden oder Halbbürger, unterstützen, damit er neben dir leben kann. 36 Nimm von ihm keinen Zins und Wucher! Fürchte deinen Gott und dein Bruder soll neben dir leben können. 37 Du sollst ihm weder dein Geld noch deine Nahrung gegen Zins und Wucher geben.
(Levitikus 25)

20 Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen. 21 Ihr sollt keine Witwe oder Waise ausnützen. 22 Wenn du sie ausnützt und sie zu mir schreit, werde ich auf ihren Klageschrei hören. 23 Mein Zorn wird entbrennen und ich werde euch mit dem Schwert umbringen, sodass eure Frauen zu Witwen und eure Söhne zu Waisen werden. 24 Leihst du einem aus meinem Volk, einem Armen, der neben dir wohnt, Geld, dann sollst du dich gegen ihn nicht wie ein Wucherer benehmen. Ihr sollt von ihm keinen Wucherzins fordern.
(Exodus 22)

20 Du darfst von deinem Bruder keine Zinsen nehmen: weder Zinsen für Geld noch Zinsen für Getreide noch Zinsen für sonst etwas, wofür man Zinsen nimmt. 21 Von einem Ausländer darfst du Zinsen nehmen, von deinem Bruder darfst du keine Zinsen nehmen, damit der Herr, dein Gott, dich segnet in allem, was deine Hände schaffen, in dem Land, in das du hineinziehst, um es in Besitz zu nehmen
(Deuteronium 23)

Etc pp

Insbesondere ab dem 12. Jahrhundert hat eine Vielzahl unfehlbarer Päpste das Zinsverbot als „unveränderliches kirchliches Gebot“ bestätigt.

Seinen Ausgangspunkt nahm das schon altkirchliche Zinsverbot im Mittelalter mit dem Zweiten Laterankonzil von 1139, dem Decretum Gratiani, einem ausdrücklichen Zinsnahmeverbot durch Papst Innozenz III. von 1215 und dem Konzil von Vienne von 1311. Danach war es verboten, Zinsen auf geliehenes Geld zu verlangen.
[…] Noch 1745 wandte sich Papst Benedikt XIV. in der an die hohe Geistlichkeit Italiens adressierte Enzyklika Vix pervenit entschieden gegen den Zins. In § 3, Absatz I heißt es: Die Sünde, die usura heißt und im Darlehensvertrag ihren eigentlichen Sitz und Ursprung hat, beruht darin, dass jemand aus dem Darlehen selbst für sich mehr zurückverlangt, als der andere von ihm empfangen hat […] Jeder Gewinn, der die geliehene Summe übersteigt, ist deshalb unerlaubt und wucherisch.
(Wiki)

In den nächsten Jahrhunderten fand man allerdings auch im Vatikan heraus wie wunderbar einfach man sich mit Geldverleih eine goldene Nase verdienen kann.
Insbesondere katholische Ritterorden waren extrem kreativ dabei die biblischen und Vatikanischen Regeln zu umgehen.
Im 19. Jahrhundert waren Zinsen dann inzwischen so alltäglich geworden, daß es überhaupt keinem mehr auffiel als Papst Pius VIII. am 18. August 1830 alle vorherigen Zins-Gesetze aufhob.

In der Bibel stehen eben sehr viel zeitbedingte Ansichten, die heute vom Vatikan willkürlich ignoriert werden.
So stört es spätestens seit der Erfindung des Kühlschrankes keinen Papst mehr, daß laut Bibel der Verzehrvon Schalentieren und Schweinefleisch eine schwere Sünde ist.

Viele kirchliche Lehrvorstellungen wurden inzwischen vom Vatikan beerdigt.
Im Gegenteil, wenn der Papst auf uralten Schwachsinnsregelungen, wie dem Zölibat, dem Geozentrismus oder der Verdammung von Schwulen unerschütterlich festhält, macht sich die Kirche lächerlich.

Mehrere Jahrhunderte nach dem Rest der Welt und 99% aller Wissenschaftler ebenfalls auf Heliozentrismus umzuschwenken ist einfach zu spät.

Donnerstag, 30. Dezember 2010

Der schöne Schein.

Ob sich ein Produkt gut verkauft, liegt nicht unbedingt an dessen Qualität.
Man kann auch ziemlichen Schrott an den Mann bringen, wenn man nur genug Werbung macht und cleveres Marketing betreibt.
Wie sollte sonst ein Mann zum Multimillionär und Deutschlands bekanntesten Bäcker aufsteigen (dessen Spross dann unter Pro7-Kamerabegleitung ein schnell redendes Lufthirn von VIVA heiratete), obwohl seine Brötchen schlicht und ergreifend ungenießbar sind?

Wenn das Produkt nicht für sich selbst spricht, weil es qualitativ der Konkurrenz nicht überlegen, oder gar unterlegen ist, muß man eben auf Nebenschauplätzen werden.

Eine Ramschsektmarke, deren Schaumwein in Dosen vertrieben wird, kann zum Beispiel für ein paar Millionen Euro Paris Hilton engagieren, die fortan bekundet eben jenen sogenannten Sekt zu trinken.

Auf der politischen Ebene ist es genauso.

Die Bundeswehrreform zum Beispiel ist vage und unausgegoren - an den selbst auferlegten Sparzielen (acht Milliarden Euro!) scheitert sie und in Afghanistan sieht es auch immer schlimmer aus. Der zuständige Minister ist zudem auch noch bei der Kundus-Tanklaster-Affäre als ausgemachter Lügner aufgefallen.
Bewertet man also lediglich die politische Qualität, müßte das Produkt Guttenberg ein absoluter Ladenhüter sein.
Aber die PR ist gut! Keine BUNTE-Ausgabe ohne ihn, keine Woche ohne Photolovestory inklusive blonder und busiger Ehefrau aus dem Hause der von Bismarcks.
Kein Deutscher, der nicht schon Homestories und devote TV-Huldigungen (natürlich vom BR, dessen Intendant die CSU stellt) über den adeligen Gelkopf gesehen hätte.


Nachdem die CDU-Vorsitzende Merkel in blamabler Weise ihrer Partei das letzte bißchen inhaltliche Substanz entzogen hatte, jegliche programmatische Diskussion endgültig abschaffte und sich ein Merkel-höriges Personal-Tableau aus garantiert Rückgrat-freien Jasagern absegnen lassen hatte, schaltete sie erst mal eine drei Millionen Euro teure Werbekampagne.

Die Parteichefin ist gleichzeitig auch Regierungschefin und kann - günstig, günstig - auf Kosten des Steuerzahlers (3 Mio Euro) pünktlich zum CDU-Parteitag die Republik mit Merkel-Jubelanzeigen überziehen.

Ein interessantes Beispiel für politisches Unternehmertum! Der Kunde (Wähler) wendet sich angewidert vom Produkt (CDU) ab und der Hersteller (Merkel) reagiert darauf mit einer Millionenwerbekampagne (Info-Anzeigen der Bundesregierung in allen Zeitungen), um den Kunden (Wähler) wieder an das Produkt (CDU-Kreuzchen bei den Landtagswahlen im März 2011) zu binden und läßt sich die Kampagne vom Kunden (Urnenpöbel) bezahlen.


Eine PR-Kampagne bitter nötig hat auch eine der Stellvertreterinnen, Anette Schavan; Buchautorin ("Gott ist größer, als wir glauben" - 2010) und im Nebenberuf Bildungsministerin.
Im sechsten Jahr Schavan wird inzwischen auch in ihrer Partei angestrebt hochqualifizierte IT-Techniker und Ingenieure aus Polen und Indien zu importieren.

Daß man in Deutschland selbst solche Fachkräfte ausbildet, ist offensichtlich nicht möglich.
Noch immer setzt die CDU auf Frühselektion und Aussondern von Hunderttausenden Zehnjährigen auf sogenannte „Restschulen“.
In naturwissenschaftlichen und mathematischen Bereichen sind deutsche Schüler ihren Altersgenossen aus Asien hoffnungslos unterlegen.
Zigtausende verlassen zwischen Flensburg und Bodensee sogar ganz ohne Abschluß die Schule - jedes Jahr.

Bildung können wir nicht; im Gegenteil, die CDU-Hamburg setzt mit kik-Anwalt Scheuerl sogar ausdrücklich auf weitere generalstabsmäßige Verblödung unseres Nachwuchses.

Das ist so wie mit den Brötchen - es ist offenbar schlicht und ergreifend nicht mehr möglich in Deutschland so ein Ding herzustellen, das auch noch schmeckt.
Nein, lieber werden vorgefertigte „Teiglinge“ aus China (sic!) in Kühlcontainern importiert, die dann hiesige Pseudo-Bäcker nur noch kurz im Glasofen erwärmen.

Warum auch nicht? Wir kaufen ja bereitwillig diesen Dreck und „Öko“ ist unter Merkel und Röttgen faktisch abgeschafft - was machen da schon ein paar Tausend Tonnen Schweröl, die ein Containerschiff auf dem Weg von Schanghai nach Hamburg verbrennt und in die Luft pustet?

Frau Schavan, beruflich völlig überfordert, versucht sich nun ebenfalls mit Brachial-PR aus dem Tal der Demoskopen zu katapultieren.

SECHS GANZE Seiten in der heutigen Ausgabe der ZEIT nimmt eine Anzeige des „Bundesministeriums für Bildung und Forschung“ ein!

Chuzpe hat die Baden-Württembergerin immerhin - die Website, auf die in der Anzeige verwiesen wird, erstellt ebenfalls vom BMBF, heißt:

http://www.aufstieg-durch-bildung.info/

Und das in einem Land, indem man so wenig wie nirgendwo sonst durch Bildung aufsteigen kann.
Deutschland ist nach wie vor das Land, in dem Schulbildung am stärksten vom Portemonnaie der Eltern abhängt.
Die gesellschaften Schichten sind so gut wie undurchlässig.
99% der Manager und DAX-Vorstände stammen selbst aus Oberschichtenfamilien.
Hier noch einmal der Link auf Anja Reschkes Bericht zum Thema.

Die Schavan befindet sich offenbar schon in der fünften Jahreszeit.

Ich kenne leider nicht die Anzeigenpreise der ZEIT, aber sechs volle Seiten in der renommiertesten und auflagenstärksten Wochenzeitung Deutschlands dürften locker in den siebenstelligen Bereich gehen.
Macht ja nichts; zahlt der Steuerzahler.

Es mag an der mathematischen Unterentwicklung deutscher Hirne liegen, daß bei der Bundesbildungsministerin noch nicht die Erkenntnis angekommen ist, daß man Geld nur einmal ausgeben kann.
Jedenfalls ist für andere Dinge nun kein Geld mehr da. Aber die betreffen auch nur die naturwissenschaftliche Ausbildung deutscher Schüler - da kommt es ja nicht so drauf an - Hauptsache die Ministerin wird PR-mäßig üppig in Szene gesetzt.

Stefan Weber stellt heute in der SZ unter der Überschrift „Deutschland spart sich Bildung“ die Firma „Didactic“ vor, die der führende Hersteller für Lehrmittel ist.
Sie setzt auf Export, da deutsche Schulen sich Bildung nicht mehr leisten (sic!). Stattdessen gehen Großaufträge aus Afrika und Fernost bei der Kölner Firma ein.

Blumenthal ist Geschäftsführer der Firma Didactic, einem der führenden Anbieter von Lehr- und Lernmitteln für naturwissenschaftliche Disziplinen. Das Lieferprogramm umfasst mehr als 5000 Artikel, die das Unternehmen meist selbst herstellt. Die Abnehmer sind Schulen, Universitäten, teilweise auch die Industrie. So ist Didactic exklusiver Partner von Audi.
[…] Blumenthal erzählt dies alles, um zu verdeutlichen, wie sich das Geschäft mit Mikroskopen, Bunsenbrennern, kleinen Windkanälen und anderen Geräten für die naturwissenschaftliche Ausbildung gewandelt hat: 'Deutsche Schulen und Universitäten haben häufig kein Geld für große Investitionen. Dagegen stocken Ausbildungsstätten im Ausland ihre Budgets weiter auf und bestellen in vielen Fällen das Beste vom Besten', beobachtet er. Vor allem die Golfstaaten, aber auch Länder wie Indien, Brasilien und China würden immer mehr Geld für Lehr- und Lernmittel ausgeben. 'Wenn das so weitergeht, werden die dort ausgebildeten Ingenieure in 20 Jahren qualifizierter sein als ihre Berufskollegen in Deutschland', prognostiziert der Didactic-Geschäftsführer.
(SZ 30.12.2010)


"Spart sich Deutschland dumm?" fragten auch DGB und GEW auf einem Kongress vor zwei Wochen.

Deutschland gibt 20 Milliarden Euro weniger für Bildung aus als der Durchschnitt der Industriestaaten, stellt auch Siegmar Gabriel klar.

Das ist alles bekannt - aber diese Summen kann man eben nur einmal ausgeben und Schwarz-Gelb hat sie schon in die Kassen der Atomkonzerne, Ärzte und Hoteliers umgeleitet!

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Zeit für die Männer in den weißen Kitteln

Ist das ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom? ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)?
Ist im Kölner Dom das Ritalin ausgegangen?

Ich hatte doch den werten Kardinal Meisner gerade erst gestern mal wieder gewürdigt und nun haut der schon wieder einen raus! Donnerlittchen; Ratzis Top-Leute sind ihr Geld echt wert!

Dabei wollte ich heute dringend was zur deutschen Innenpolitik schreiben. Aber man kommt ja zu nichts mehr, so schnell wie die erratischen Irren auf den Kanzeln wieder neue Giftpfeile abschießen.

In David Bergers Buch „Der Heilige Schein“ wird ein Dozent eines Priesterseminars (in Zaitzkofen oder St Pölten) zitiert.

“Die Frommen, sind dumm und die Intelligenten leider nicht fromm“. So schade er es fände, aber da sei ihm die erste Variante lieber.

Scheinbar wird bei konservativen Geistlichen in ihrer Ausbildung systematisch dafür gesorgt, daß sie keinen Zugang zu Informationen bekommen und durch ein randvoll gefülltes Tagespensum vom Studieren abgehalten werden.
Denn je gebildeter und intelligenter die Alumen werden, desto mehr Fragen stellen sie und kritische Fragen sind kontraproduktiv für die Frömmigkeit.

Um es mal höflich und euphemistisch auszudrücken:

Joachim Kardinal Meisner ist sehr, sehr fromm.


Und diese Frömmigkeit ist völlig ungefährdet, da er mit keinerlei Wissen oder Empathie über das Leben und wissenschaftliche Zusammenhänge belastet ist.

Nun ist es an sich schon etwas fragwürdig ausgerechnet einen 77-Jährigen Junggesellen, der noch nie in seinem Leben Sex hatte und den lieben langen Tag in einem roten Kleidchen umher läuft, für einen kompetenten Berater in Sachen Familienplanung zu halten!
Aber nun hat dieser realitätsentrückte Kölner auch noch moderne medizinische Methoden bewertet.

"Die PID zieht immer Selektion und Tötung nach sich", sagte er in einem Gottesdienst am Dienstagabend im Kölner Dom. Wer PID zulasse, sage Nein zum Leben und Nein zu Gott. „Dieses Nein aber bedingt gleichsam lawinenartig eine weitere Lockerung des Lebensschutzes“, warnte Meisner. Der Mensch habe seine volle Würde, sobald eine Eizelle befruchtet werde, erläuterte Meisner. „Ab dem Moment ist nicht nur neues Leben vorhanden, das sich als Mensch entwickelt. Ab diesem Moment stehen wir vor einer neuen genetischen Identität, das heißt, einem einzigartigen neuen Ebenbild Gottes.“ Niemand habe das Recht, hier eine Auswahl zu treffen, betonte der Kardinal zum Fest der Unschuldigen Kinder, das die Kirche am 28. Dezember begeht. Es erinnert an den Befehl von König Herodes zur Zeit Christi Geburt, alle neugeborenen Jungen töten zu lassen.
Auch Herodes habe damals eine Selektion vorgenommen, sagte Meisner.
Das Evangelium spreche davon, dass er in Bethlehem und Umgebung alle Jungen bis zum Alter von zwei Jahren töten ließ, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte. Die Kriterien also seien gewesen: Ort, Alter, Geschlecht und Stand der Forschung. Die PID-Befürworter hätten „auch ihre Kriterien und sie machen sich auch den Stand der Forschung zunutze“
(Domradio 29.12.10)

Immerhin hat Meisner mit dem Rückgriff auf Herodes diesmal einen Nazi-Fettnapf ausgelassen, in die er sonst üblicherweise so gern hineintritt.

Vor einem Jahr beispielsweise verglich er Dawkins mit den Nazis.
"Ähnlich wie einst die Nationalsozialisten im einzelnen Menschen primär nur den Träger des Erbgutes seiner Rasse sahen, definiert auch der Vorreiter der neuen Gottlosen, der Engländer Richard Dawkins, den Menschen als 'Verpackung der allein wichtigen Gene', deren Erhaltung der vorrangige Zweck unseres Daseins sei."
(Spon 02.11.09)

Und andere Kulturen sind für den Hassprediger aus Köln „entartet“.
"....es sei eine "Pervertierung" des Menschen, wenn er seine "Identifikation auf Gott hin vergisst und dadurch zum Ohne-Gott oder gar zum Antigott wird, wie wir es in der Geschichte des 20. Jahrhunderts in Europa in grausamster Weise erleben mussten".
[…] Der Kölner Kardinal hatte am Freitag in einer Predigt gesagt: "Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kult im Ritualismus und die Kultur entartet. Sie verliert ihre Mitte."
(Spon 18.09.07)

Und dem Mann bezahlen wir atheistischen Steuerbürger sein Gehalt (€12.500 pro Monat!)

Zur Erinnerung - bei der PID geht es nicht etwa um irgendwelche Vorgänge im Mutterleib oder um irgendwie lebensfähige Embryonen, sondern um befruchtete Eizellen im Reagenzglas.

Als Präimplantationsdiagnostik (PID) werden zytologische und molekulargenetische Untersuchungen bezeichnet, die dazu dienen, bei einem durch in-vitro-Fertilisation erzeugten Embryo bestimmte Erbkrankheiten und Besonderheiten der Chromosomen vor der Implantation zu erkennen, also bevor der Embryo in die Gebärmutter eingepflanzt wird. Zweck der Diagnose ist, eine Hilfe für die Entscheidung zu geben, ob der Embryo in die Gebärmutter eingepflanzt werden soll oder nicht. (Wiki)

Tatsache ist, daß es jede Menge Personen gibt, die mit einem enorm hohen Risiko leben müssen, daß ihre Kinder schwere Erbkrankheiten haben, oder überhaupt nicht lebensfähig geboren würden und daher völlig auf Nachwuchs verzichten.
Mit Hilfe der PID können sie für ihren Nachwuchs eben diese Risiken ausschließend, bevor sie überhaupt schwanger werden.
Die PID ist also eine eindeutige „Pro-Kind-Methode“.

Außerdem ist es bekanntlich erlaubt bei „eugenischer Indikation“ (man spricht in Deutschland „politisch korrekt“ lieber von medizinischer Indikation) eine Schwangerschaft zu unterbrechen.

Was also in der sechsten, achten oder zwölften Schwangerschaftswoche möglich ist, wollen der Kardinal (und Merkel und Klöckner und Kauder…) lange Zeit vorher im Reagenzglas verbieten lassen.
Das ist in sich unlogisch.

Schlimmer finde ich aber die Anmaßung sich dafür überhaupt zuständig zu fühlen!
Meiner Ansicht nach obliegt es zu 100% der Besitzerin der Eizelle was mit dieser geschehen soll.

Wenn ernsthaft höchste Geistliche bestimmen wollen was eine Frau mit einer ihrer Eizellen im Reagenzglas zu tun oder zu lassen hat, sind wir geistig auf dem Niveau einer Teebeutlerin und Senatskandidatin aus Delware, Christine O’Donnell, die sich vehement gegen Masturbation einsetzt.

Die Sünde des Onans! Man darf nämlich keine seiner von Gott gegebenen Fortpflanzungszellen „verschwenden“ - wobei Verschwendung alles ist, bei dem kein Kind gezeugt wird.

Wir Männer stehen dabei allerdings vor extremen Problemen, da üblicherweise unsere Samenzellen durch Ejakulation zu Tage gefördert werden und dabei fällt das Dosieren so fürchterlich schwer.
Hat schon mal jemand eine einzelne Samenzelle ejakuliert?
Oder umgekehrt gefragt; hat schon mal ein Mann bei einem herkömmlichen Geschlechtsverkehr (Missionarsstellung, unterm Kruzifix, vorher und nachher beten, Licht aus, Socken an, gregorianische Choräle als Hintergrundmusik und KEINE WOLLUST dabei empfinden) 20 bis 150 Millionen Nachkommen gezeugt?

Lieber Herr Kardinal, liebe Frau O’Donnell, ich sehe da ein paar technische Probleme, wenn wirklich keine einzige Fortpflanzungszelle verloren gehen darf!
Und für das monogame Modell sehe ich dann auch schwarz - und zwar dunkelschwarz!

Zum Schluß noch der evangelische Theologe Friedrich Schorlemmer:

"Ein Mann, der so argumentiert, sollte sich aus dem Amt zurückziehen", sagte dazu Schorlemmer. Zugleich warf er Meisner Herzensverhärtung und "theologische Demenz" vor. Der biblische Kindermord von Herodes sei ein Genozid an gesunden Kindern, ein Vergleich mit der PID sei daher "geradezu absurd". Meisner diffamiere die Befürworter der PID "auf üble Weise".
(RP-online.de)

Dienstag, 28. Dezember 2010

Der Christ des Tages - Teil XXXVI

Es existiert die These, die Bayern wären das toleranteste Volk in Deutschlands.
Das habe seinen Grund in dem ausgeprägten „mir san mir“-Gefühl. Der Bayer ist so voller Selbstbewußtsein und stolz auf sein Bayerntum, daß ihn andere kulturelle Ausprägungen gar nicht verunsichern.
Laut dieser These handelt es sich bei der Bayerischen „Liberalität“ um eine Toleranz, die aus Arroganz (freundlicher formuliert: „Stärke“) resultiert.
Was kümmert es die deutsche Eiche, wenn sich eine Sau an ihr reibt?
Einen solchen Klischee-Bayern muß eine Dönerbude, ein japanischer Jodler oder der schwule SPD-Bürgermeister nicht beunruhigen, weil er sich nicht ernsthaft um „sein“ Bayern sorgt.

Im Umkehrschluß sind die jugendlichen Hautköpfe in Brandenburg und MeckPomm deshalb so aggressiv gegenüber „Ausländern“, weil sie selbst arme Würstchen ohne Selbstbewußtsein sind.
Sie haben nichts worauf sie stolz sein können und fühlen sich daher immer gleich angegriffen.
Ihren Mangel kompensieren sie mit Aggressivität.

Eine schöne Theorie, wie ich finde.
(Wenn ich auch annehme, daß sich Toleranz auch aus ganz anderen Quellen speisen kann.)

Viele Phänomene sind mit ihr kongruent.

Zum Beispiel die ausgeprägte Homophobie traditioneller Katholikenkreise - viele sind selbst heimlich schwul, bzw schleppen eine latente Homophilie mit sich rum, fühlen sich unterbewußt zu Männern hingezogen.
So ein Mensch fühlt sich tatsächlich durch offen Schwule „bedroht“, da er durch ihr Beispiel immer an ein Kernproblem der eigenen Persönlichkeit erinnert wird.
Die verdrängte eigene Homosexualität wird innerlich zum Thema.

Ein „normaler Mann“, der also entweder vollkommen auf Frauen fixiert ist, bzw gar nicht an Vorurteilen leidet, fühlt sich hingegen nicht von Schwulen bedroht, weil sie ihn nicht „innerlich“ bedrohen können. Da ist ja nichts Verdrängtes, das zum Vorscheinen kommen könnte.

Ähnlich scheint Kardinal Meisner gelagert zu sein.
Offensichtlich glaubt er die hochgradig fragwürdige Dreifaltigkeitstheorie, die er vertreten muß, selbst nicht so ganz.
Wäre er so sehr von Gottes Existenz, daß dieser die Menschen liebe und dessen Gnade überzeugt, wie er, Meisner, es vorgibt, müßte es ihn nicht so sehr tangieren, wenn andere Menschen etwas anderes glauben.
Als Kardinal stünde Meisner doch wohl auf der „richtigen Seite“ und sollte für das Jenseits gerüstet sein.
Stattdessen reagiert der Kölner Fundamentalist aber geradezu hysterisch auf Nicht-Katholiken.
Da verliert er sofort die Contenance und breitet Horrorszenarien aus, die dem Psychologen signalisieren, daß es sich dabei um Autosuggestion handelt.
Mit Aggressivität und demonstrativer verbaler Stärke, kompensiert Meisner seine eigene Skepsis.

Ein schönes Beispiel des Meisnerischen Furors war seine Weihnachtspredigt:

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat zu Weihnachten vor einer gottlosen Gesellschaft gewarnt. Wenn der Mensch sich selbst die Welt aneigne, rutsche diese ihm aus den Händen „hinein in den Zustand der Finsternis und Wirrnis am Schöpfungsmorgen“. „Wo man Gottes Geist aus dieser Welt herausbringt, wo man ihn gleichsam wieder ausbürgert, indem man die Kreuze aus den Gerichtssälen trägt oder indem man wie in England Weihnachten nicht mehr Weihnachten nennen darf, dort gerät die Welt wieder in den vorweihnachtlichen Unheilszustand“, so der Kardinal in seiner Predigt am Ersten Weihnachtstag im Kölner Dom. Meisner kritisierte zugleich geistige Verführer zum Atheismus. „Es gibt Ideologien unter uns, die den Menschen eine Binde um die Augen legen, so dass sie das Licht nicht mehr sehen können.“ Dann aber seien diese Menschen auf die Blindenführung der Ideologen angewiesen, so der Kardinal. Von dieser Augenbinde befreie Christus die Menschen in der Heiligen Nacht.
Meisner sprach sich zudem gegen eine zu starke Trennung von Gesellschaft und Glauben aus. Die Welt werde sonst dann wüst und wirr wie am Anfang. Dort, wo der Mensch Gott sein wolle, könne Gott nicht mehr Gott sein, sagte Meisner. „Dort wird er gleichsam enteignet.“
(Domradio, 25.12.2010)

Völlig verwirrt, der arme alte Mann.

Seine Zweifel müssen enorm an ihm nagen.


Ich komme nun zum Christ des Tages No XXXVI.
Es ist eine gewisse Brigitte Steinmetz aus Kronberg in Hessen.
Sie ist ein klassisches Beispiel für die beschriebene Verunsicherung. Sie ruht nicht in sich und kann offenbar an ihrem Glauben gar keinen Halt finden, so daß sie auf alle vermeidlichen Ungläubigen eindrischt.
Der SPIEGEL von letzter Woche; Nr. 51/2010, titelte mit dem Thema „Mythos Mekka - Die Schicksals-Stadt des Islam“ (Eine, wie ich finde, zur Abwechslung mal gelungene Geschichte. Recht informativ).

Ob Frau Steinmetz die SPIEGEL-Titelgeschichte gelesen hat, ist unbekannt.
Offensichtlich hat sie aber das Titelbild gesehen und verfiel sofort in einen Meisnerischen Furor, welchen sie in einem Leserbrief zu Papier brachte:

„Deutschland ist ein christliches Land, und als katholische Deutsche empfinde ich es als Zumutung, in der Weihnachtsausgabe eines großen deutschen Nachrichten-Magazins einen Bericht über eine heilige Stadt des Islam zu lesen! Was haben Sie sich dabei gedacht!?“

(Ich hätte auch einen anderen Leserbriefschreiber mit dem Titel „Christ des Tages Nr XXXVI“ bedenken können. Ein Claus Brandt aus Meckenheim in Nordrhein-Westfalen schreibt:
"Das Timing, ohne aktuellen Anlass einen Islam-Artikel in der Weihnachtswoche als Titel herauszubringen, zeugt von geradezu lächerlicher Ignoranz.")

Die armen Menschen!
Klammern sich an das Christentum und geraten dann sofort ins Schwimmen, nur weil irgendein Magazin im Norden Deutschlands einen Artikel zu einem anderen Thema schreibt.
Was für Kleingeister.

Ein Schlußbemerkung zu den angeblich toleranten Bayern, die sich ihre Gelassenheit durch ihre Urviech-artige „mir san mir“-Gesinnung nicht von irgendwelchen nicht ins Bild passenden „Fremden“ nehmen lassen.

So schön die Theorie ist - sie stimmt leider nicht.

Oliver Decker und Elmar Brähler von der Uni Leipzig, die für die Friedrich-Ebert-Stiftung die Ergebnisse einer Langzeitstudie veröffentlicht haben, zeigten vor zwei Jahren, daß anders als man gemeinhin annimmt Ausländerfeindlichkeit, Chauvinismus und Antisemitismus am stärksten in Süddeutschland ausgeprägt sind.


Bewegung in der Mitte
Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2008
mit einem Vergleich von 2002 bis 2008 und der Bundesländer.

Das Gesamtergebnis ist schlicht und ergreifend schockierend - als Deutscher kann man sich nur schämen:

Rechtsextreme Einstellungen finden sich – zwar in unterschiedlichem Ausmaß – in allen Teilgruppen der Gesellschaft und sind damit ein Problem in deren Mitte und nicht an ihrem Rand. Hinzu kommt die Frage nach dem teilweise sehr hohen Anteil von Probanden, die den im Fragebogen genannten rechtsextremen Aussagen indifferent gegenüberstanden und den einzelnen Aussagen teilweise zustimmten und diese teilweise ablehnten.
Der Anteil der Bevölkerung, der sich zumindest nicht klar gegen rechtsextreme Einstellungen positioniert, wird dadurch erschreckend groß.
Bei den Probanden mit rechtsextremer Einstellung stellte sich die wirtschaftliche Deprivationserfahrung als ein wichtiger Faktor heraus, der im Hintergrund einer rechtsextremen Einstellung auszumachen war.
Daneben zeigte sich aber auch die politische Deprivation als zentraler Einflussfaktor, also das Gefühl der Befragten, politisch einflusslos zu sein.
Die Unfähigkeit, mit krisenhaften Lebenssituationen umzugehen, war bei diesen Probanden ein psychischer Faktor, der das Erleben der Deprivation moderierte. Hiermit deutet sich bereits ein weiterer Befund an, dass nämlich ein emotional kaltes und gewaltvolles Erziehungsklima von Probanden mit rechtsextremer Einstellung häufig berichtet wurde und damit auch psychosoziale Einflussgrößen als Ursachen rechtsextremer Einstellung angenommen werden müssen.

Der Begriff Deprivation (von lateinisch de-„privare” = berauben) bezeichnet allgemein den Zustand der Entbehrung, eines Entzuges oder der Isolation von etwas Vertrautem, eines Verlustes, eines Mangels oder das Gefühl einer (sozialen) Benachteiligung.
An dieser Stelle seien ein paar Zahlen genannt:

Demnach gibt es in den drei Kategorien „Chauvinismus“, „Ausländerfeindlichkeit“ und „Antisemitismus“ ganz andere Spitzenreiter, als die erwarteten Länder Brandenburg und Meck-Pomm.

Beim „Chauvinismus“ liegt ganz klar Bayern auf dem Spitzenrang mit 30,4 %. Sachsen (9,8%) und Brandenburg (16%) sind klar abgehängt.

Bei der „Ausländerfeindlichkeit“ wurden zwei Spitzenreiter ermittelt; wieder ganz vorn Bayern und Sachsen-Anhalt mit je gut 39%. Tatsächlich ist die Ausländerfeindlichkeit aber auch in den Ostbundesländern nach wie vor extrem hoch: Brandenburg (34,6%), Mecklenburg-Vorpommern (32,2%), Thüringen (24,4%) und Sachsen (27,6%) haben allen Grund sich zu schämen. Hamburg liegt beispielsweise bei nur 13,6%.

Bayern hält ebenfalls ganz klar den Spitzenrang beim Thema „Antisemitismus“. Erschreckende 16.6 % der Bayern sind Antisemiten, gefolgt von Baden-Württemberg (13,3%). Andere Bundesländer haben erheblich niedrigere Werte: Hamburg (3,8%) und das Saarland (1,1%) sind zu nennen.

Tja, Herr Seehofer - ich bin gespannt, wie sie es bewerten, daß in Ihrem Freistaat nach einem halben Jahrhundert absoluter CSU-Herrschaft die Deprivation so extrem weit fortgeschritten ist.

Die Bayerische SZ ist erschrocken:

Denn ausgerechnet das Land Bayern liegt der Studie zufolge an der Spitze aller Länder, wenn es um Chauvinismus geht, also übersteigertes Nationalgefühl und die Überheblichkeit eines Staates gegenüber anderen. Da übertrifft Bayern den Forschern zufolge sogar noch Mecklenburg-Vorpommern, das sonst bei allen Kategorien vorne dabei ist. Beim Antisemitismus sind Bayern und Baden-Württemberg die Spitzenreiter.

Montag, 27. Dezember 2010

Gleiche Massen

1.) Fast allen globalen Problemen liegt die menschliche Überbevölkerung zu Grunde.

Umweltverschmutzung, Erderwärmung, Hunger, Krieg, Wasserknappheit, Dürren, Ende der Rohstoffe, das tägliche Ausrotten vieler Tier- und Pflanzenarten.….., all das wäre vermieden worden, wenn wir Homo Sapiens nicht so verdammt viele wären.

Unsere Lebensspanne ist zu lang, unsere Sterberate zu niedrig und das Hauptübel ist unsere Reproduktionsgeschwindigkeit.

Wer als nicht der Massen-Euthanasie das Wort reden will, muß sich massiv für Verhütung einsetzen.
Um unseren Planeten zu retten bedarf es der massenhaften Sterilisierung seiner menschlichen Bewohner.

Diese Erkenntnis ist alt und nahezu unumstritten.

Unglücklicherweise gibt es aber jede Menge Anti-Schöpfungsaktivisten, die offenbar Gefallen daran finden „die Schöpfung“ zu zerstören.
Ein gewisser Joseph Ratzinger spricht sich beispielsweise vehement gegen Verhütungsmittel aller Art aus und ermuntert seine 1,2 Milliarden Anhänger die Geschwindigkeit der Zerstörung der Schöpfung noch zu erhöhen, indem sie Kinder machen.

Aus Ratzingers Sicht ist sein Werben pro Überbevölkerung verständlich, denn seine Baustelle ist das Jenseits.
Ratzingers Perspektive ist die eines Bestatters; Operation gelungen - Patient tot.

Cato hatte schon vor Beginn des Christentums erkannt, daß wir einfach zu viele sind:

Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

(OK, OK, ich weiß Bernhard Grzimek hat das Zitat etwas abgewandelt und Karthargo rausgeschmissen)

Ich bin „im Übrigen [auch] der Meinung, daß die Menschheit dezimiert werden muss“.

2.) Obwohl die Menschen also ohnehin schon in letaler Dosis massenhaft auf dem Planeten umher krauchen, neigen sie bizarrerweise auch noch dazu sich zusammen zu ballen und eine einzige große Masse zu werden.
Triathlon, Loveparade, Hafengeburtstag, Schlagermove, Alstervergnügen, Hansemarathon, CSD, Kirschblütenfest, DOM und dann auch noch gefühlte alle zwei Tage zum Einlaufen der QM-II rotten sich die Hamburger zu Hunderttausenden zusammen.
Hinzu kommen eine unüberschaubare Zahl von Mittel-Events mit „nur“ einigen Myriaden Menschen: Konzerte, Fußballspiele, Public Viewing, Tennis, Flohmärkte, Straßenfeste, verkaufsoffene Wochenenden - es finden sich überall Gelegenheiten so dichte Schwärme zu bilden, daß für die einzelnen Hirne viel zu wenig Sauerstoff übrig bleibt.

Es scheint fast so, als ob der moderne Homo Metropolensis, der ohnehin schon in Mietskasernen lebt, sich verzweifelt müht seine Rudimentär-Individualität auch noch loszuwerden.

Verstärkt wird dieser Koagulationstrieb durch Zusatzelemente, die die Uniformität unterstreichen. In den Fankurven sind die Farben einheitlich, in den Bierzelten wird aufeinander abgestimmt geschunkelt, in Stadien wird die Masse Mensch zur La Ola.
Bei Loveparade und Co tritt die Masse sogar im wahrsten Sinne des Wortes gemeinsam auf.
Alles passiert „im Takt“, die Individuen verschmelzen endgültig zu einem gemeinsamen Organismus.
Nicht von ungefähr wird Synchronität bewundert und als besonderes Qualitätsmerkmal vieler Darbietungen geschätzt. Je einheitlicher, desto besser.
Gruppen, die optisch völlig uniform erscheinen, können schon allein damit Bewunderung erlangen. Daher veranstalten Spielmannszüge und Schützenvereine Paraden, daher marschieren Soldaten im Gleichschritt - das Publikum freut es.

Die großartige Marie Louise Kaschnitz schrieb in „Dein Schweigen - meine Stimme“ Ende der 50er Jahre

Ich lebte in einer Zeit,
Die hob sich in Wellen
Kriegauf und kriegab,
Und das Janusgesicht
Stieß mit der Panzerfaust
Ihr die bebänderten Wiegen.

Der Tausendfüßler, das Volk,
Zog sein grünfleckiges Tarnzeug
An und aus,
Schrie, haut den Lukas,
Biß ins Sommergras
Und bettelte um Gnade.

[….]

Am Ende dieser Ballade ihres Lebens findet sich dann noch die Strophe über das was nach den Kriegsgräueln passierte.

Und doch in meiner Zeit
Kamen Kinder aus Mütterleibern,
Schleimige Lurche noch immer,
Und wurden, auch die späteren Ungeheuer,
Mit Weihwasser begrüßt
Und Schrei der Freude.

Frau Merkel ist das alles noch nicht einheitlich genug.
Sie will den Tausendfüßler, das Volk, zusätzlich noch auf gemeinsames Denken und Fühlen verpflichten - jüdisch-christlich nämlich.
Zur Abschreckung malt sie in schwärzestem Schwarz das Schreckensbild von den Parallelgesellschaften, die es nicht geben dürfe!

Dazu möchte ich ein herzliches „BULLSHIT“ ausrufen.

Ich jedenfalls möchte mich nicht integrieren und leitkulturisieren lassen.
Im Gegenteil. Ich strebe ausdrücklich die Individualität an und wünsche mir, daß sich die in Deutschland Lebenden nicht über einen Kamm scheren lassen.

Aber glücklicherweise bin ich nicht der erste und nicht der einzige, der bei der geistigen Nivellierung, die von den bürgerlichen Parteien angestrebt wird, auf Gegenkurs geht.

Dazu möchte ich - um Frau Merkel zu Denken zu geben - drei Menschen zitieren, die keinesfalls in Verdacht stehen links zu sein oder die Grünen zu wählen.

1.) Henryk M. Broder, der festhält, daß Deutschland nie so homogen war, wie es sich die Kanzlerin heute wünscht.

Es scheint eine deutsche Spezialität zu sein, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Während der Bundespräsident verkündet: "Der Islam gehört zweifellos zu Deutschland", sagt die Kanzlerin: "Multikulti ist tot." Es kann nur einer recht haben. Wenn der Islam zu Deutschland gehört wie das Christentum, das Judentum, der Karneval im Rheinland, die Kehrwoche in Schwaben und das Holstentor in Lübeck, dann hat sich Multikulti in Deutschland als Normalität etabliert. Ist Multikulti aber tot und gibt es eine dominante "deutsche Leitkultur", dann müsste diese definiert oder zumindest umrissen werden. Das hat bis jetzt niemand getan, sieht man von dem luftigen Rekurs auf die "christlich-jüdischen Werte" ab, von denen das Abendland angeblich geprägt wurde, vor allem während der Pogrome zu Beginn der Kreuzzüge, der Reformationszeit unter Luther und der zwölf Jahre des Tausendjährigen Reiches.
Die Deutschen tun sich außerdem schwer, die einfache Tatsache einzusehen, dass alles seinen Preis hat. Der territoriale Rückbau des Deutschen Reiches und die deutsche Teilung waren der Preis für den Zweiten Weltkrieg. Das Glück gleicht dem Balle, es steigt zum Falle, hat schon Gottfried Benn gereimt. Der Preis für den Fall der Mauer war wiederum das Ende der Bonner Republik und der westdeutschen Gemütlichkeit.
[…] Dummerweise hat die Integrationsdebatte zu einer Art Nostalgie geführt: War das schön, als wir noch unter uns waren! Als Conny Froboess "Zwei kleine Italiener" und Paul Kuhn "Es gibt kein Bier auf Hawaii" sang, als man im "Wienerwald" Backhendl serviert bekam und Heinz Schenk seine Gäste im "Blauen Bock" empfing. Aber die Erinnerung täuscht. Wir waren nie "unter uns". Um 1910 herum lebte eine halbe Million Polen im Ruhrgebiet. Es gab Städte, in denen die Deutschen in der Minderheit waren, Bottrop zum Beispiel. Zu Beginn der zwanziger Jahre suchten mehr als 300.000 Russen Asyl in Berlin, im ganzen Reich waren es etwa 600.000. Nach 1945 strömten Millionen Deutsche aus den Ostprovinzen in den Westen. Die meisten von ihnen waren Protestanten und in katholischen Gegenden wie dem Münsterland so willkommen wie ein Osterhase auf einer Weihnachtsfeier.
Es waren Vertriebene, Flüchtlinge und Auswanderer. Der Bürger mit Migrationshintergrund war noch nicht erfunden. Es gab auch keine Migrationsforscher, keine Integrationslotsen, keine Kiezmanager und keine Ausländerbeiräte. Die Zugewanderten waren auf sich angewiesen. Sie hatten die Brücken abgerissen, über die sie gekommen waren. Und weil das Satellitenfernsehen noch nicht erfunden war, bekamen sie nicht alles mit, was "daheim" passierte, und waren auch nicht in der Lage, zwischen Integration und Assimilation zu unterscheiden. Natürlich lebten sie in "Parallelgesellschaften", die freilich von der Mehrheitsgesellschaft nicht subventioniert wurden.

(HMB 07.11.2010)


2.) DER SPIEGEL 51/2010 über eine Podiumsdiskussion mit Michel Friedmann:

Integration. Das I-Wort. Friedman sieht es als unheilvolles Konstrukt, das dazu dient, Individuen dem Willen einer grauen Mehrheit zu unterjochen. Sein liebstes I-Wort lautet "ich". Er klingt jetzt wie ein Lied von Tocotronic. "Ich wollte mich bei meinen Eltern nicht integrieren, bei Helmut Kohl nicht, bei Gerhard Schröder nicht", ruft er in den Saal. "Ich will mich überhaupt nicht integrieren. Im Prinzip will ich nur ich selber sein."

3.) Noch einmal Henryk M. Broder, der soeben spektakulär von der WELT-Gruppe dem Spiegel abgejagt wurde und nun exklusiv für die rechteste aller SPRINGER-Zeitungen schreiben wird.

Deutschland debattiert über Integration - aber warum sollen Einwanderer sich überhaupt an die Mehrheitsgesellschaft anpassen? Solange sie Recht und Gesetz achten, ist ihr Leben schlicht Privatsache. Und Parallelwelten können sogar nützlich für uns alle sein.

[Es folgen zwei sehr positive Beispiele für nicht integrierte Familien]

Nur primitive Gesellschaften, die weder eine horizontale noch eine vertikale Differenzierung zulassen und Diktaturen, die alle Lebensbereiche kontrollieren, kennen keine Parallelgesellschaften. Weder im Dritten Reich noch in der DDR gab es Parallelgesellschaften, wenn man von den Enklaven absieht, in denen "innerer Widerstand" oder Freikörperkultur praktiziert wurden. Überall dort, wo Gesellschaften nicht auf der Stelle treten, sondern beweglich sind, kommt es zwangsläufig zur Entstehung von Parallelgesellschaften.
"China Town" und "Little Italy" in New York sind die bekanntesten Beispiele, aber nicht die einzigen. Auf der East Side von Manhattan gab es das Yorkville, rund um die 86. Straße, die "German Broadway" genannt wurde; in den Washington Heights, am nördlichen Ende von Manhattan, lebten um 1900 vor allem Einwanderer aus Irland, in den dreißiger und vierziger Jahren waren es deutsche Juden, in den fünfziger und sechziger Jahren Griechen. Eine Parallelgesellschaft löste die andere ab. Heute prägen Einwanderer aus der Karibik das Straßenbild in den Washington Heights. Morgen könnten es Inder sein. "Little Odessa" auf Coney Island ist dagegen seit langem fest in russischer Hand. Und in Greenpoint in Brooklyn kommt man ohne polnische Sprachkenntnisse nicht weit. Eine Fahrt mit der U-Bahn durch New York ist eine Reise von einer Parallelgesellschaft zur anderen.
In Israel, wo fast jeder Einwohner einen Migrationshintergrund hat, gab es bis in die neunziger Jahre mindestens ein Dutzend deutsche "Landsmannschaften". Die rheinischen Juden feierten den Karneval, die bayerischen das Oktoberfest, die Königsberger den Geburtstag von Immanuel Kant. Die K.-u.-k.-Juden aus Österreich, Ungarn und der Bukowina pflegten ihr eigenes Kulturleben, das taten auch die "Polen", die "Rumänen", die "Litauer". Heute stellen die "Russen" die größte Parallelgesellschaft, mit eigenen Zeitungen, Radiostationen und Clubs. Allein in der Altstadt von Jerusalem koexistieren vier Parallelgesellschaften: eine griechisch-orthodoxe, eine moslemische, eine jüdische und eine armenische. Und dann gibt es noch die Samaritaner bei Nablus, die "Schwarzen Juden" bei Dimona, die Bahai in Haifa, die "Jews for Jesus" und die allerletzten Linken, die sich jeden Freitagnachmittag im Cafe Tamar in der Sheinkin-Straße in Tel Aviv treffen. Lauter Parallelgesellschaften, die wie Papierschiffchen in einem Teich schwimmen, ohne sich zu berühren.
Nur in Deutschland tut man sich mit der Erkenntnis schwer, dass Parallelgesellschaften unvermeidlich, vielleicht sogar gut und nützlich sind. Sie geben ihren Angehörigen das Gefühl der Geborgenheit, der Überschaubarkeit, die ihnen große Einheiten nicht bieten können.
(HMB 21.10.10)

OH JA! Broder kann eine Pest sein.
ABER WO ER RECHT HAT; HAT ER RECHT.

Sonntag, 26. Dezember 2010

Fahrradfahrer

Entschuldigung.

Da ich gerade so weihnachtlich gestimmt bin, sehe ich mich zum Fest der Liebe gezwungen noch einmal die Kanzlerin zu zitieren.
Sie wird als Kompensation zu ihrer währungspolitischen, finanzpolitischen, ökonomischen, außenpolitischen und steuerpolitischen Beliebigkeit in einer Sache immer rabiater.

Beim Christentum.
In Berlin schimpft sie auf das "Multikulti-Eiapopeia". Am Samstag beim Deutschland-Tag der Jungen Union in Potsdam klingt das noch etwas schärfer: "Multikulti ist absolut gescheitert." In Berlin ruft Merkel der Basis zu, man brauche angesichts von 2,2 Millionen arbeitsfähigen Hartz IV-Empfängern "keinen Zuzug von außen". Dann beschwört sie das christliche Menschenbild und ruft in den Saal: "Wer das nicht akzeptiert, ist bei uns fehl am Platze." Applaus braust auf,……
(Taz, 19.10.2010)


Es gebe bei diesem Thema eine Zustimmung aus der Bevölkerung, wie er sie noch nie erlebt habe. Seehofer betonte: "Wir als Union treten für die deutsche Leitkultur und gegen Multikulti ein - Multikulti ist tot."
[…] Auch die CDU-Vorsitzende versicherte: "Wir fühlen uns dem christlichen Menschenbild verbunden, das ist das, was uns ausmacht." Wer das nicht akzeptiere, "der ist bei uns fehl am Platz". Gleichzeitig sollten die Deutschen über ihre Werte und die zunehmende Entfremdung von Religion sprechen, um sich über ihr Land und ihre Gesellschaft zu vergewissern.
(Spon 15.10.2010)

Da zeigt die Bundesmerkel Ellenbogen und erinnert korrekterweise daran, was die Religion mit dem Hingemetzelten meistens bedeutete:

WIR SIND BESSER ALS DIE!
(Und wer das nicht akzeptiert, kriegt was auf die Schnauze.)

Die mutmaßlich aggressivste Religion der Weltgeschichte, die gleich fünf Kontinente eroberte und unterjochte, 16.000 Schlachten religiös rechtfertigte und mehr Menschen zu Tode brachte als irgendeine andere Ideologie, hat sich schon einen passenden Gott ausgesucht:

Aus Unmut über seine eigene Schöpfung, erfreute er sich daran, wie sein eigener Sohn gematert und zu Tode gequält wurde.
Das gefiel dem Allmächtigen und an dieses überirdische elterliche Versagen werden wir tagtäglich durch den allgegenwärtigen Lattenhansel erinnert.
Am liebsten blutig, kannibalisch indem wir noch sein Blut trinken und seinen Leib essen sollen.

Und wer ganz besonders fromm ist, der geißelt sich mit speziellen Peitschen, schlägt sich selbst blutige Striemen auf den Rücken.
Zumindest ein mit Metallspitzen besetztes SM-Bein- oder Armband, wie es die Anhänger des Lieblingsordens des Papstes, des Opus Dei, tragen darf es schon sein.


Schmerzen und Leiden sind das was den Frommen auszeichnet.


Die Masochistenfraktion der Soutanenträger sieht explizit darin eine Wertschätzung des Sadisten (vulgo: Gott), der das alles verursacht.
Immerhin hat er schon seinen eigenen geliebten Sohn bestialisch foltern und töten lassen - natürlich nur AUS LIEBE zu den Menschen.
Wenn es dem heutigen Homo Sapiens ähnlich ergeht, soll man dankbar sein.

Insbesondere die körperlichen Qualen, die ein Mensch erLEIDen kann - Schmerzen - sind den Christenexperten hochwillkommen.
Unter Schmerzen wurdest du geboren, unter Schmerzen musst du sterben“ - das erklärte schon Gott persönlich in Gen, 3:

16 Zur Frau sprach er: Viel Mühsal bereite ich dir, sooft du schwanger wirst. Unter Schmerzen gebierst du Kinder. Du hast Verlangen nach deinem Mann; er aber wird über dich herrschen.
17 Zu Adam sprach er: Weil du auf deine Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem zu essen ich dir verboten hatte: So ist verflucht der Ackerboden deinetwegen. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens.
18 Dornen und Disteln lässt er dir wachsen, und die Pflanzen des Feldes musst du essen.
19 Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zum Ackerboden; von ihm bist du ja genommen. Denn Staub bist du, zum Staub musst du zurück.

"Gesegnet sei der Schmerz" erklärte der Heilige Josemaria Escriva (1902-1975. Gründer des Opus Dei)

Johannes Paul II, der Große, stellte schon zu einer frühen Phase seines Pontifikats klar, daß Leid generell zu begrüßen sei.
Im

heißt es:

Paulus: »Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage«.(2)
………Die Kirche, die aus dem Geheimnis der Erlösung im Kreuz Christi geboren wird, muß die Begegnung mit dem Menschen vor allem auf dem Weg seines Leidens suchen.
…. Das Leiden soll der Bekehrung dienen, das heißt, der Wiederherstellung des Guten im Menschen, der in diesem Ruf zur Buße die göttliche Barmherzigkeit erkennen kann.

Der Ratzinger-Papst könnte natürlich auch die alten Frauen und Männer auf normale Weise die steinernen Stufen hinauf auf den Hellen Berg des Paulinenklosters zur Schwarzen Madonna in Tschenstochau ziehen lassen.
Immerhin vier Millionen Menschen tun sich das jährlich an.
Der Vatikan erfreut sich aber daran, daß sich die Omen und Open dabei die Knie zerschleißen, indem sie auf Knien zu holperigen Steinstufen hochkrauchen.

Ebenso viele Menschen pilgern jährlich nach Fatima in Portugal, 2010 war ein gewisser Joseph Ratzinger einer von ihnen.

Er selbst wurde gefahren, aber seine Gläubigen verachtet er offenbar so sehr, daß er findet sie hätten allen Grund zur Buße und so gefiel es ihm zuzusehen, daß die Pilger als Buße den langen Weg zur Kapelle auf den Knien rutschten.
Haßt Ratzinger die Menschen generell oder gefällt ihm einfach nur die Demütigung und der Schmerz den die oft betagten Pilger bei der Tortur erleiden müssen?


Ein mitleidigerer Mann als der Pontifex würde keinen Spaß an der Myriaden-fachen Erniedrigung haben und in Sorge um Meniskus und Kniescheiben den Massen zurufen, daß Gott sie auch liebe ohne sich die Extremitäten zu zerschinden.

Merkel selbst habe ich noch nicht auf Knien vor einem protestantischen Bischof oder bei einer Pilgerfahrt gesehen; ebenso wenig wie Seehofer sich schon selbst die Knie für den Papst aufgerieben hätte.

Merkel kann aber durchaus vor den ganz wichtigen Personen kriechen und geht devot in die Knie, wenn sie Jürgen Grossmann, George W. Bush, Joseph Ackermann, der PKVen-Lobby oder einem Pharmaboss begegnet.

Das ist das Radfahrer-Wesen der konservativ-christlichen Politik; buckeln vor den Mächtigen und nach unten treten.
Wie ihre Klerusfreunde, präferiert die CDU-Chefgin ihrer Untertanten kriechend.
Aufrechter Gang, Mitdenken, Protestieren und Aufmüpfigkeit schätzt die Hobbytheologin gar nicht. Verglichen mit dem Jahr 2000 sind in Deutschland die Löhne langsamer als in allen (sic!) anderen EU-Ländern gestiegen.

Wir sind einsamer Letzter!

In Deutschland sind die Löhne und Gehälter in den vergangenen zehn Jahren deutlich langsamer gestiegen als im Rest Europas. Das geht aus aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor. Grund dafür ist auch der steigende Anteil von Beschäftigten in prekären Jobverhältnissen. Während die Bruttolöhne und –gehälter im EU-Durchschnitt in den vergangenen zehn Jahren um 37 Prozent gestiegen sind, bildet Deutschland mit einem Anstieg von 22 Prozent das traurige Schlusslicht.
(Mindestlohn.de)

Nach den Angaben der Wiesbadener Behörde liegt Deutschland mit deutlichem Abstand am Ende der Tabelle der 22 EU-Länder. An der Spitze liegt Rumänien, wo die Löhne um 563,2 Prozent stiegen.
[…] In Frankreich, Osterreich oder Portugal liegen die Raten im Vergleich zum Jahr 2000 um 'Knapp ein Drittel hoher. Im gesamten Euroraum stiegen die Verdienste in diesem Zeitraum um 30,7 Prozent.
[…] "Es gibt in Deutschland keinen Mindestlohn und in Ostdeutschland tariffreie Zonen. Durch die Arbeitsmarktpolitik besteht schon seit Jahren ein großer Druck auf die Löhne hierzulande", sagt Gustav Horn, Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung der Süddeutschen Zeitung.
[…] Es sei "armselig", dass ausgerechnet im reichen Deutschland die Löhne hinterherhinkten. Christoph Schröder vom Institut der Deutschen Wirtschaft sieht dagegen noch keinen Spielraum für Lohnerhöhungen. "Dafür ist es zu früh, weil die Produktivität noch nicht wieder das Niveau von vor der Krise erreicht hat", sagt Schröder. Laut den Angaben des Statistischen Bundesamtes mussten die deutschen Firmen im dritten Quartal 0,5 Prozent weniger je Arbeitsstunde zahlen als im Frühjahr. Der Rückgang ist damit so hoch wie zuletzt im Sommer 2005. Angesichts voller Auftragsbucher wird in Deutschland wieder langer gearbeitet, die Kurzarbeit spielt kaum noch eine Rolle. Auch hier ist Deutschland im europäischen Zehnjahresvergleich das Schlusslicht: Seit 2000 stiegen die Arbeitskosten um 19,4 im EU-Durchschnitt um 37,6 Prozent. Mit durchschnittlich 30,90 Euro je Stunde müssen Arbeitgeber in Deutschland derzeit knapp ein Fünftel mehr zahlen als vor zehn Jahren. Deutsche Firmen kommen somit im europäischen Vergleich besonders günstig weg.
(Süddeutsche Zeitung 10.12.10)

So ist das, wenn man sich von einer Mannschaft, die dem christlichen Leitbild verpflichtet fühlt, regieren läßt.
Und wenn diese europaweit in Relation sinkenden Löhne noch zu hoch sind, springen die Christlichen Gewerkschaften ein, die Spezialisten dafür sind die Löhne noch mehr zu drücken.

Der Christliche Gewerkschaftsbund (CGB) hat es mit seiner U-Boot-Tätigkeit für Ausbeuter-Unternehmer inzwischen so weit getrieben, daß seine 'Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften für Zeitarbeit' ('CGZP') vom Bundesarbeitsgericht als tarifunfähig eingestuft wurde.

Löhne von 4,83 Euro pro Stunde hatten die christlichen Gewerkschaftler „für“ ihre Arbeiter „ausgehandelt.“

Noch billiger wird es für den Arbeitgeber nur noch, wenn es sich um einen der eine Million direkt bei der Kirche Beschäftigten handelt.
Kirchen werden von der politischen Klasse so stark protegiert, daß sie als „Tendenzbetriebe“ überhaupt keine Arbeitsrecht-Regeln einhalten müssen.

Sie bezahlen ihre Mitarbeiter noch schlechter.

Ein weiterer Grund dafür, daß die Kanzlerin so vehement auf die „Christliche Leitkultur“ pocht, dürfte der Islamische Umgang mit Geld und Banken und Vermögen sein.
Bei Muslimen gelten Zinsen als Geld ohne Leistung – und damit als Wucher; welcher im Koran verachtet wird.

Das wäre nämlich nichts für Joseph Ackermann!

Die muslimische Welt sieht in der Finanzkrise die Stärke ihres Finanzwesens bestätigt. „Die islamischen Banken handeln nicht auf Pump, sondern mit tatsächlichen Guthaben – das bewahrt sie vor den Problemen, mit denen die Banken in Amerika und Europa gerade Bekanntschaft machen“, sagte der Chef der Qatar International Islamic Bank, Abdel Bassat El Schibi.
[…] Das islamische Finanzwesen unterscheidet sich in zwei wesentlichen Punkten vom Kapitalismus. Zum einen unterliegt es einem Zinsverbot, das im Koran verankert ist; bei Muslimen gelten Zinsen als Geld ohne Leistung und damit als Wucher. Zum anderen sind bei den verschiedensten islamischen Produkten Risiken und Gewinne zwischen der Bank und dem Kunden geteilt. In der ganzen Welt gibt es derzeit mehr als 300 islamische Finanzeinrichtungen in 75 Ländern.
(Die Welt 16.10.2008)

Und dann erst die „Zakat“; das dritte Gebot des Islams; also eine der fünf Säulen des Islams.
Es gebietet Mildtätigkeit und verpflichtet den Vermögenden erkleckliche Teile seines Geldes an Bedürftige zu geben - und dies auch noch ohne damit zu protzen!
Dabei handelt es sich nicht um ein paar Münzen, die man in den Klingelbeutel tut, oder nicht.

Es ist eine ausdrückliche Pflicht.

Ein Ausspruch des Gesandten Muhammad (s*) lehrt uns: „Allah hat den Reichen in ihrem Reichtum den Betrag, der den Bedarf der Armen deckt, auferlegt. Die Armen leiden weder Hunger noch Nacktheit, außer als Folge des Handelns der Reichen. Allah wird sie genau prüfen und sie schwer bestrafen“ (at-Tabarani).
(Muslimehelfen.org)

Bei dem Geschrei, das hierzulande herrscht, wenn auch nur das Wort „Vermögenssteuer“ erwähnt wird, werden die 100 Milliardäre Deutschlands aber froh sein, daß Merkel sie vor Islamischen Sitten beschützt - dann würden sie nämlich jedes Jahr rund 7,5% ihres Vermögens an „Arme, Bedürftige, Verschuldete, Gefangene, Reisende, etc“ spenden müssen.
Und dies bei einem marginalen Jahresfreibetrag von 1895 Euro!

Das wären für die Familie Georg Enoch von und zu Guttenberg bei einem konservativ geschätzten Vermögen von 400 Millionen Euro (Platz 272 der reichsten Deutschen laut „Manager Magazin Spezial Oktober 2010“) immerhin 30 Millionen Euro jedes Jahr an die Hartz’ler!

Da würde unser Bundesverteidigungsbaron aber weit weniger gut gelaunt sein.

Die Familie seiner Frau Stefanie, die von Bismarcks aus Friedrichsruh (Platz 401, 250 Millionen) hätte weitere knapp 18 Millionen im Jahr zu entrichten.

Samstag, 25. Dezember 2010

Wie zersetzlich der Mensch ist.

Zur Geburtstagsparty von Jesus setzen sich so ziemlich alle Menschen mit ihren Familien zusammen.
Das ist nicht unbedingt gut, denn bekanntlich kann man sich die Familien nicht aussuchen und muß die Familienmitglieder keinesfalls mögen.
Während also alle Zeitungen, Politiker, Pfaffen und sonstige Promis vom „Fest der Liebe“ faseln, herrscht unterm Christbaum Mord und Todschlag.
Nach den Streitigkeiten an Weihnachten, dem „Fest der Hiebe“, folgt unweigerlich der „Januar der Suizide“. Der Stress und die Enttäuschungen führen zu mehr Selbstmorden und Scheidungen als sonst irgendwann im Jahr.

„Das Weihnachtsfest stellt häufig eine Zerreißprobe für Ehen und Familien dar: Viele Paare reichen nach den Feiertagen die Scheidung ein.“
Um gut ein Drittel steigen die Scheidungsgesuche nach Weihnachten an; die Webseiten für Familien-Krisenintervention und Eheberatung glühen zu diesen Tagen unter den vielen Zugriffen.

"Wir haben jedes Jahr zumindest eine Schlägerei unterm Christbaum" - bei den meisten Polizisten sind die Dienste an den Weihnachtsfeiertagen seit jeher gefürchtet. In jedem Bezirk gibt's im Durchschnitt zumindest eine handgreifliche Streiterei. Und jene, die am meisten unter dem "Fest der Hiebe" leiden, sind die Kinder.
[…] Ein Großteil der Einsätze ist an Feiertagen zu verbuchen. Weihnachten ist bei den Einsatzkräften verschrien. "Am 24. geht's meist noch, aber dann wird's jeden Tag brenzliger", wissen Beamte im Weihnachtseinsatz. Die Gründe für die Ausraster: Alkoholkonsum, ungleich verteilte Geschenke, "zu viel Zeit" gemeinsam mit den "Liebsten" oder Probleme bei Patchwork- Familien, wenn Ex- Partner um die Kinder buhlen.
(Krone.at)

Die immer Christlicher werdende Hamburger Wochenzeitung „DIE ZEIT“ hat für ihre Ausgabe vom 22.12.2010 eine bekannte Hobbytheologin verpflichtet, die ihre in wirklich erschreckendem Maße realitätsferne Sicht der Dinge ausbreiten darf:

"Weihnachten ist und bleibt für mich ein Zeugnis lebendigen Glaubens in unserer Gesellschaft. Wir singen und beten in Gottesdiensten. Wir treffen uns mit Freunden und Familienangehörigen; manche von ihnen sehen wir nur dieses eine Mal im Jahr. Wir beschenken uns und wollen uns gegenseitig eine Freude machen. Zu Hause und in der Öffentlichkeit umgeben wir uns mit Symbolen rund ums Fest. Ohne Weihnachten würde letztlich uns allen etwas fehlen – ob wir nun an die Geburt des Gottessohns glauben oder nicht. […] Der Glaube an die Geburt des Gottessohns gibt uns die Kraft, die Augen vor unseren Problemen nicht zu verschließen, freudig auf das zu schauen, was wir schon geschafft haben, und vorzusorgen für diejenigen, die nach uns kommen. Hoffnung und Zuversicht sind Voraussetzung dafür, trotz des Risikos der Verletzlichkeit überhaupt ein Problem angehen und bewältigen zu können. Wenn keine Hoffnung mehr da ist, dann wird es auch nichts damit, Schwierigkeiten zu überwinden. Hoffnung und Zuversicht stellen sich umso mehr ein, je mehr der Mensch darauf vertraut, dass es auch etwas jenseits des uns bekannten Lebens gibt. Was wäre die Geburt Christi ohne seine Auferstehung, die ihn zum Erlöser für uns alle macht? So geben uns Glaube und Hoffnung die Kraft, unsere Gestaltungsfreiheit, die immer auch auf Mitmenschen bezogen ist, in Demut zu nutzen – in dem Wissen, auch Fehler begehen, aber daraus lernen zu können. Eine Gesellschaft hält dann zusammen, wenn ihre Mitglieder Grundwerte und Vorstellungen von einem guten Leben teilen.
[…] Die Quelle für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft liegt also in den Wertvorstellungen des Einzelnen.
[…] Deshalb ist die Geschichte von der Geburt des Kindes in Bethlehem zeitlos. Und deshalb dürfen wir auch in herausfordernden Zeiten voller Zuversicht sein. In diesem Sinne wünsche ich allen ein frohes und gnadenreiches Weihnachtsfest."
(Wie verletzlich der Mensch ist; Zeit.de)

Ehrlich gesagt schlackern mir von so einem Geschwafel die Ohren.

Das Traurige kommt aber erst noch - statt sich auf die Theologie zu konzentrieren und diese Plattitüden den Freiwilligen in ihrer Pfarrgemeinde zu präsentieren; hat sich die ZEIT-Gastautorin einen Job gesucht, der doch etwas mehr Substanz erfordert hätte.

Sie ist deutsche Bundeskanzlerin.

Freitag, 24. Dezember 2010

Früher war alles...NICHT... besser!

Meine Wochenendlektüre ist heute Prof Wolfgang Schilds Buch „Folter, Pranger, Scheiterhaufen. Rechtsprechung im Mittelalter.


Für schwache Mägen ist das nichts und ich frage mich mal wieder wie es angehen kann, daß ausgerechnet diese Epoche so ungeheuer populär ist, so daß alle drei Meter irgendein „Mittelalter-Markt“ ist, auf dem sich Hinz und Kunz in Ritterkostümierung und selbstgebastelten Schwertern präsentieren, während die Umstehenden begeistert billigen Runenschmuck kaufen und dazu ekelhaften Würzwein und Met trinken.
Die Zeit des 14. bis 17. Jahrhunderts in Europa war mit Sicherheit eine der Grausamsten überhaupt in der Geschichte dieses Planeten.
Es wurde willkürlich gefoltert und drastisch hingerichtet.

Im Klappentext zu Prof Schilds Buch heißt es:

Dieses Buch will uns die alte Gerichtsbarkeit in all ihren Facetten begreiflich machen; die sich aus dem Weltbild dieser Zeit erklären lässt. Nicht der Mensch war das Maß aller Dinge, sondern alles drehte sich um Gott. Er wurde nicht nur als Heiland der Welt verstanden, der aus Liebe Mensch geworden war, sondern auch als strenger Richter am Jüngsten Tag und als zorniger und rächender Vater des Alten Testaments.
Das irdische Recht war Teil der göttlichen Schöpfungsordnung, die dem Teufel die Rolle des Widersachers und Verführers der Menschen zum Bösen zuwies. Menschliche Missetaten wurden dementsprechend mit dem Teufel in Verbindung gebracht. In konsequentester Form unterstellte man den männlichen und vor allem den weiblichen Tätern, den sogenannten Hexen, mit dem Teufel ein sexuelles Bündnis eingegangen zu haben.
Die Verfolgung und Vernichtung der sündhaften Straftäter durch die von Gott eingesetzte Obrigkeit sollte als höchstes Ziel den erzürnten Gott besänftigen, ihn vor Sanktionen gegen die Bürger abhalten und die göttliche Ordnung auf Erden wieder herstellen.


Und dann geht es los mit einer schauderhaften Lektüre über die Folter und Hinrichtungsmethoden, denen über die Jahrhunderte Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind.

Daß Delinquenten nach einem Gottesurteil „bloß“ getötet wurden, war dabei eine sehr seltene Gnade.
Stattdessen ersann man in Klöstern, Bischofsitzen, Schlössern, Burgen und dem Vatikan immer grausamere und abartige Foltermethoden.
Kein Adeliger und kein Kirchenfürst, der nicht ein “Verließ“ betrieb, in dem er seine Mitmenschen verrotten lassen konnte.

Die „Folterkeller“ sind bis heute sprichwörtlich.

Anders ausgedrückt:

In der Zeit des 14. Bis 17. Jahrhunderts in Europa herrschten die „Christlich-jüdischen Werte“ PUR, von denen Merkel, Seehofer und Co heute immerzu sprechen.

Diese „christlichen Werte“ sollen nach Ansicht von CDU- und CSU-Politikern die Grundlage für unsere freiheitliche Rechtsordnung sein.
Eine Lüge der unverschämtesten Art.

Über viele Jahrhunderte hatten Kirche und Adel sich gegen das Volk verschworen und eine parasitäre Existenz auf Grundlage der Bibel führen können.
Der Klerus bestätigte die „von Gott gegebene“ Macht des Adels und forderte unbedingten gehorsam der „Untertanen“.
Im Gegenzug erhielten die Adeligen dem Klerus seine Privilegien.

Es erforderte den Tod von vielen, vielen mutigen Aufklärern, die gegen Kirche und Adel aufstanden, um endlich, nach vielen Jahrhunderten die willkürliche Obrigkeitsherrschaft einzuschränken.

Fair wäre es, wenn Adelige und Klerus nun auch einmal für 1000 Jahre recht- und mittellos der Willkür anderer ausgesetzt wären.

Diese anderen, also die vormaligen „Untertanen“, sind aber offensichtlich bei weiten nicht so mies, so grausam und so perfide, wie ihre einstigen Unterdrücker.

Nein, noch heute werden Kirchen in Deutschland reichlich alimentiert, weil sie auf Rechte aus früheren Jahrhunderten pochen.
Und auch viele Adelige, wie beispielsweise die hochkatholische Thurn und Taxis-Fürsten-Sippe, die sich eines besonders engen und exklusiven Bandes zum Vatikan rühmt, sitzt heute noch auf einem Milliardenvermögen.
Die Drähte sind immer noch die gleichen.
Wer Joseph Ratzinger sprechen möchte, wird große Probleme auf offiziellen Vatikan-Wegen bekommen. Auch Kurienkardinäle bekommen ihn selten zu Gesicht.
Der einzig erfolgversprechende Weg läuft über St. Emmeram.
Dort hockt Kreuznets Ikone Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, die eine enge Freundin des Mädchens für alles vom Papst, Georg Gänswein, ist. Gloria kann ein Entree bewirken.

Aber auch andere Adelsfamilien wie zum Beispiel eine fränkische Sippe von und zu Guttenberg sitzt immer noch auf einem 400 Millionen-Euro-Vermögen.

Und die Deutschen sind hingerissen vom Adel.

Ich unterstütze hingegen Linken-Politikerin Katja Kipping, die genug von den „vordemokratischen Sehnsüchten“ hat und dem Beispiel Österreichs folgend die Adelstitel in Deutschland abschaffen möchte.

Das angebliche Comeback des Adels beschäftigt mittlerweile Talkshows - und beunruhigt die Linkspartei. 'Adelstitel sind in einer Demokratie überflüssig', meint die Vize-Vorsitzende der Linkspartei, Katja Kipping. Die Bundestagsabgeordnete verweist dabei ausdrücklich auf das Beispiel des Verteidigungsministers. 'Guttenberg versucht sich als jemand darzustellen, der anders ist als das politische Establishment', moniert sie. Er operiere dabei geschickt mit Bildern, sei es am Times Square in New York oder an der Seite seiner Gattin bei der Bundeswehr in Afghanistan.
Der CSU-Politiker knüpfe dabei 'an die Unzufriedenheit mit der real existierenden Demokratie' an und spiele 'mit dem Bedürfnis nach einem aristokratischem Führungsstil'. Kipping geht davon aus, dass es dieses Bedürfnis in Teilen der Gesellschaft gibt, warnt aber: 'Diese Sehnsucht ist vordemokratisch.' Ärgerlich findet es die Linken-Politikerin, wenn Adelige sich als bessere Menschen präsentieren. In einem Interview mit dem Magazin der Süddeutschen Zeitung hatte jüngst etwa der erfolgreiche Filmregisseur Florian Henckel zu Donnersmarck von einer 'gewissen Prägung' und einem 'Gefühl von Pflicht gegenüber der Gesellschaft und dem Land' gesprochen, die den Adel im besten Fall ausmache.
Auch im Widerstand gegen Adolf Hitler habe es 'überproportional viele Adelige' gegeben.*
'Das ist einfach falsch', entgegnet Kipping und verweist auf den hohen Anteil von Kommunisten und Sozialdemokraten am Widerstand. Gegen die Adelsromantik schlägt die Abgeordnete drastische Mittel vor. 'In Österreich hat man 1919 die Adelstitel abgeschafft. Es ist an der Zeit, dass wir das auch in Deutschland tun', fordert sie.

(SZ 24.12.2010)

Recht hat sie.

Fröhliche Ostern!

*Als ich einst Marion Gräfin Dönhoffs Buch "Um der Ehre Willen - Erinnerung an die Freunde vom 20. Juli" las, war ich zugegebenermaßen auch sehr von „diesen“ Adeligen beeindruckt.
Ohnehin hege ich eine nahezu grenzenlose Bewunderung für Gräfin Dönhoff.

Ihre Freunde; also in der Regel andere ostpreußische Grafenfamilien, um die es in dem Buch geht, sind ebenfalls beeindruckend.
Man neigt dann dazu dieses Bild auf alle Adeligen zu projizieren.

Das ist allerdings vollkommen falsch.

Inzwischen haben Historiker zeigen können, daß Adelige überproportional von Hitler begeistert waren. Sogar in der Dönhoff-Familie selbst gab es diese Hitler-Fans.

Marion Gräfin Dönhoff war eine Widerstandskämpferin, weil sie zufällig eine tolle Frau mit einer bemerkenswerten Persönlichkeit war. Nicht aber weil sie, zufällig, adelig war.

Der Historiker Prof. Malinowski hat die Verbindungen des Adels zur NSdAP untersucht und räumt mit allerlei romantischen Vorstellungen, wie auch der Florian Henckel zu Donnersmarck-Lüge auf.

SPIEGEL: Aber was hatte der Nationalsozialismus Adligen überhaupt zu bieten?

Malinowski: Karrieren und Landbesitz zum Beispiel. Von den rund 10 000 adligen Offizieren im Kaiserreich wurden nach 1918 nur rund 900 in die stark verkleinerte Reichswehr übernommen. Es gab nach dem Ersten Weltkrieg Tausende regelrecht arbeitslose preußische Adlige, die auf nichts anderes vorbereitet worden waren als eine Karriere beim Militär - traditionell Absicherung für nachgeborene Söhne, die keinen Grundbesitz erbten.

SPIEGEL: Und die Aufrüstung der Nazis öffnete dieses Tor dann wieder.

Malinowski: Richtig. Die Anzahl der adligen Offiziere schnellte nach 1933 innerhalb von zwei Jahren von 900 auf rund 2300 hoch. Dazu kamen Karrierechancen als Folge politischer Säuberungen im höheren Verwaltungsdienst und in der Diplomatie. Nicht zu vergessen auch die Posten bei der SS - fast jeder fünfte SS-Obergruppenführer, also die zweithöchste Rangstufe, stammte aus dem Adel. Es begegneten sich in der SS viele klangvolle Namen: Alvensleben, Bülow, Pückler, Steuben, Uslar, Westphalen oder Henckel-Donnersmarck.

[…]

SPIEGEL: Welchen Anteil hat der Antisemitismus?

Malinowski: Der größte deutsche Adelsverband, die Deutsche Adelsgenossenschaft, führte bereits 1920 einen Arierparagraphen ein. Als Gruppe hat sich der Adel ja immer über Blut definiert. Dass auch die Nazis in Kategorien wie Blut und Rasse dachten, hat nachweislich viele Adlige angesprochen.

SPIEGEL: Wie weit spielte der Adel den Nazis in die Hände?

Malinowski: Es gibt ab etwa 1930 eine nachweisbare Bewegung im gesamten deutschen Adel in die NSDAP hinein. Das fängt mit August Wilhelm Prinz von Preußen an, dem vierten Sohn des letzten Kaisers, der in Bierzelten für die Nazis auftrat, und gilt für viele andere Geschlechter. Es gibt innerhalb des preußischen Adels praktisch keine der berühmten Familien, die nicht dabei ist.

SPIEGEL: Können Sie Zahlen nennen?

Malinowski: In der winzig kleinen Gruppe des Hochadels werden rund 70 Fürsten, Prinzen und Prinzessinnen noch vor 1933 Parteigenossen. Bis 1941 sind es etwa 270. Beim niederen Adel sieht es nicht anders aus. Man findet in den Mitgliedskarteien der NSDAP 34 Bismarcks, 41 Schulenburgs, 43 Bredows, 40 Bülows, 43 Kleists, 53 Arnims, 78 Wedels - insgesamt allein aus einer Stichprobe von 350 Familien fast 3600 Adlige. Und jeder Vierte trat vor 1933 ein.
[…]

(Spiegel Special 29.01.2008)

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Brauchen wir schon wieder eine Genfer Badewanne?

Wenn es dralle 150%ige Katholikinnen in die Politik zieht, kommen sie mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Land des Bimbes und der Weinköniginnen.

Rheinland-Pfälzerinnen:
Da ist zunächst einmal die Hardcore-Katholikin Andrea Nahles, die sich damit brüstet aus religiösen Gründen keine Fruchtwasseruntersuchung während ihrer Schwangerschaft gemacht zu haben. Da ist Elisabeth Rickal (Kultusstaatssekretärin und Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend), da ist die Katholen-Fundamentalistin Marlies Kohnle-Gros (seit 19 Jahren ununterbrochen im Landtag, Vorsitzende der bischöflichen Stiftung für Mutter und Kind und Landesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben). Da ist die Landtagsabgeordnete (1996-2006) Mathilde Weinandy (stellv. Vors. Donum vitae, Vors.Katholischer Frauenverband). Da war Hanna-Renate Laurien (ehem. Kultusministerin Rh-Pf, ehem. Vorsitzende des Diözesanrates der Erzdiözese Berlin). Da ist Susanne Hermans (Vize-Landtagspräsidentin; über 20 Jahre Sozialdienst katholischer Frauen); da ist Ursula Hansen (Ministerin unter den Ministerpräsidenten Bernhard Vogel und Carl-Ludwig Wagner, sowie Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes).

Und dann ist da noch die Allerkatholischste, die sogar von der evangelikalen Nachrichtenagentur „idea“ als „Politikerin des Jahres“ unter die „Christen des Jahres“ gewählt wurde:
Julia Klöckner, Theologin (sic!), CDU-Spitzenkandidatin, Ex-Weinkönigin, rheinland-pfälzische CDU-Landesvorsitzende und heftig frömmelnde Herausforderin Kurt Becks.

Keine deutsche Politikerin hat sich in diesem Jahr so entschieden zum christlichen Glauben und seinen Werten bekannt wie Julia Klöckner. „Wenn Leben ein Geschenk Gottes ist, dann ist dieses Geschenk nicht unter Bedingungen gegeben. Und dann dürfen wir dieses Geschenk nicht neu packen“, sagte die rheinland-pfälzische CDU-Landesvorsitzende in der Debatte zur Präimplantationsdiagnostik (PID) auf dem Karlsruher Bundesparteitag der CDU. Damit gab die 38-jährige Politikerin den Ausschlag für das mit 51 % knappe Nein der Delegierten zur gesetzlichen Zulassung von PID.
[…] Auch bei anderen christlichen Themen nahm die Spitzenkandidatin bei der rheinland-pfälzischen Landtagswahl am 27. März kein Blatt vor den Mund. Eine Gleichstellung des Islam mit den Kirchen lehnt sie ab. Klöckner ist Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Dort ließ sie zusammen mit Ministerin Ilse Aigner (CSU) ein Kreuz für das Besucher- und Konferenzzentrum weihen: „Es ist gut, aufgehoben zu sein in Gottes Händen; das kann man auch durch ein klares Bekenntnis demonstrieren.“
(Wolfgang Polzer 23.12.2010)

Psychologisch nachvollziehbar ist es, daß Personen, die von der Überlegenheit ihrer eigenen (christlichen) Moral überzeugt sind, selbst besonders oft unethisch handeln. Sie finden sich so gut, daß sie meinen eine höhere Berechtigung zu haben auch mal Fünfe gerade sein zu lassen.

Frau Klöcker ist also im CDU-Landesverband Rheinland-Pfalz gut aufgehoben, denn die haben ordentlich was auf dem Kerbholz.

Was sollte man auch anderes im Lande des Ex-MP’s Helmut Kohl, des Mannes mit den schwarzen Koffern und schwarzen Kassen, erwarten?

In der Amtszeit des damaligen CDU-Ministerpräsidenten und späteren Kanzlers Helmut Kohl war Rheinland- Pfalz die Steueroase für illegal operierende Geldwaschanlagen der bürgerlichen Parteien. Weil die Steuerverwaltung penetrant wegschaute, konnten die Tarnorganisationen umgerechnet mehr als hundert Millionen Euro illegal in die Kassen von CDU und FDP verschieben.
(Hans Leyendecker und Marc Widmann 21.12.2010)

Kohls Methoden machten Schule.

So verschaffte sich der CDU-Landtagsabgeordnete Michael Billen vor 13 Monaten über seine Tochter, die in Landau Polizistin war, Zugang zu polizeilichen Daten über Geschäftspartner der von Beck angeführten Landesregierung. Diese Daten tauchten wenig später in den Medien auf. Billen bestreitet, sie weitergegeben zu haben. Die Tochter räumte in einer Vernehmung ein, sie habe die Daten an ihren Vater "übergeben". Derzeit befasst sich das Oberlandesgericht Zweibrücken mit der Frage, ob eine Anklage der Staatsanwaltschaft wegen Beihilfe zum Geheimnisverrat zugelassen wird oder nicht. Trotz allem: Christdemokrat Billen kandidiert wieder bei der nächsten Landtagswahl. Als Altkanzler Helmut Kohl wegen der 1999 aufgeflogenen Spendenaffäre in Bedrängnis geriet, verteidigte ihn Landsmann Billen mit dem denkwürdigen Satz: "Kohl hat ein Prozent seines Lebens schwarz gemacht - wie alle in der Eifel und sonst auch überall."
(Hans Leyendecker und Marc Widmann 21.12.2010)

Die Bimbespartei CDU fühlt sich so sehr als natürliche Herrscherin von Rheinland-Pfalz, daß sie die nunmehr zwei Dekaden andauernde SPD-Regierung nicht ertragen kann.

Der langjährige CDU-Landes-Partei- und Fraktionsvorsitzende, Vorsitzende der CDU-Grundwertekommission, ehemalige JU-Bundesvorsitzende, sowieso stellvertretende Bundes-CDU-Vorsitzende (2002-2006) Christoph Böhr war Andenpaktler und ist bis heute der glühendste Bewunderer Helmut Kohls.
Böhr hielt teilweise allein mit Merkels heutigem Staatsminister Bernd Neumann zu Helmut Kohl, als um 1999 die schwerste Parteispendenkrise schwelte.

Böhr, der es im zarten Alter von 46 Jahren doch noch schaffte seine Promotion abzuschließen (Dr. der Philosophie) war und ist aber nicht nur über alle Maßen von Helmut Kohl begeistert, weil er zufällig aus demselben Landesverband stammt, sondern weil er auch seine tiefsitzende Unehrlichkeit teilt.

Er verschob illegal Partei- und Fraktionsgelder, log mehrfach öffentlich über deren Verwendung und führte seine eigene Partei damit in den Abgrund.

Wenn man freilich an ihren schamlosen Umgang mit Parteifinanzen denkt, muss man sagen: Wenigstens in dieser Frage bleibt die CDU sich treu. Sie ist immer noch die Bimbes-Partei, die, ohne mit der Wimper zu zucken, Flicks Schmiergelder, Kohls Dunkelgelder und Kanthers Schwarzgelder kassiert und die illegale Finanzierung in ihren Büchern raffiniert vertuscht hat. Sie behauptet gern, keine andere Partei könne so gut mit Geld umgehen wie sie, und ist erstaunt, wenn man das vor allem wegen ihrer Trickserei bei illegaler Parteienfinanzierung glaubt. Das jüngste Beispiel liefert die CDU von Rheinland-Pfalz, die einen Teil ihres Wahlkampfes vor fünf Jahren dreist mit einem Zuschuss von 400.000 Euro aus der Fraktionskasse – genauer: aus Steuergeldern für die Parlamentsarbeit – finanziert hat. Das Parteiengesetz sieht für solches Tun eine dreimal so hohe Strafe vor, die Bundestagspräsident Norbert Lammert nun einen Tag vor Weihnachten rasch verhängt hat. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Das Einzige, was Lammert für seine Parteifreunde noch tun konnte, war, diese Peinlichkeit so weit wie irgend möglich vom Wahltag im März fernzuhalten und mit ein wenig Weihnachtspapier zu tarnen.
(Holger Schmal 23.12.2010)

Die rheinland-pfälzische SPD-Generalsekretärin Heike Raab kritisierte: "Die jetzige CDU-Parteiführung hat seit Frühsommer 2006 ­ also seit mehr als vier Jahren ­ die illegalen Machenschaften aus dem letzten CDU-Landtagswahlkampf systematisch vertuscht." Erst im Lichte des Landtags-Untersuchungsausschusses zur CDU-Finanzaffäre komme die Wahrheit scheibchenweise ans Licht. "Mit ihrer Politik des Verdunkelns und Vertuschens schadet die CDU der Demokratie insgesamt", monierte Raab.
(dpa 23.12.2010)

Typisch für CDU-Größen - nun muß wieder einmal die Staatsanwaltschaft ran, nachdem Emails ans Licht kamen, die die tiefe Verstrickung des Ex-CDU-Landesvorsitzenden Böhr und des Ex-CDU-Finanzsenators Frigge in illegale Aktivitäten belegen.

In den E-Mails geht es unter anderem um die Verteilung eines Geldbetrags von der hessischen Stiftung Kloster Eberbach, die ein ehemaliger Fraktionsgeschäftsführer Böhrs veranlasst hatte. Die Agentur C4 des früheren Hamburger Finanzsenators Carsten Frigge beanspruchte einen Anteil des Geldes, das offenbar als Restzahlung für geleistete Dienste im Wahlkampf gedacht war. Die Staatsanwaltschaft Mainz ermittelt gegen Böhr wegen des Verdachts der Untreue, weil er staatliche Fraktionsmittel gesetzeswidrig für den Wahlkampf seiner Partei verwendet haben soll. Gegen Frigge wird wegen möglicher Beihilfe zur Untreue ermittelt. Für die Staatsanwaltschaft sind die E-Mails ein Indiz für eine fortgesetzte Umwegfinanzierung auch nach dem Wahlkampf.
(Spon 23.12.10)

Damit aber nicht genug; der kleine Kohl aus der Pfalz versuchte in den Jahren 2001 bis 2006 auch noch das Stück Barschel 2.0 zu inszenieren, indem er dem Ministerpräsidenten Kurt Beck allerlei persönlichen Dreck anzuheften versuchte.
Der CDU-Philosoph wollte dem populären SPD-Landesvater Tablettensucht, eine Ehekrise und Schlimmeres andichten.

Nicht nur ein Finanzskandal belastet Ruf und Kassen der Union, man ließ offenbar auch im Privatleben von Kurt Beck schnüffeln. Hat Becks Frau Roswitha einen Lover? Ist der Landesvater tablettensüchtig? Bezahlt Beck seine Rechnungen nicht? Erinnerungen an Schleswig-Holsteins toten Ministerpräsidenten Uwe Barschel und seine Angriffe auf den Widersacher Björn Engholm werden wach, die Landes-CDU droht im Sumpf zu versinken - und Rheinland-Pfalz ist plötzlich im Adrenalin-Rausch.
(Ralf Dorschel 23.12.2010)

Die aktuelle CDU-Chefin und Spitzenkandidatin Klöckner tut nun ganz empört.

Drei Monate vor dem nächsten Wahltermin steht die CDU nicht mehr nur als Opfer von Machenschaften untreuer Parteimitglieder und Berater da, sondern als überführte Täterin in einem handfesten Spendenskandal. Den denkbar schlechtesten Zeitpunkt für die Offenbarung ihres Fehlverhaltens hat sie sich sogar noch selbst ausgesucht. Dem Vorwurf der Veruntreuung von Fraktionsgeldern geht der Landesrechnungshof schon seit zwei Jahren nach. Intensive staatsanwaltliche Ermittlungen begannen im März dieses Jahres. Die Mühlen der Justiz mahlten langsam genug, so dass reichlich Gelegenheit war, beizeiten reinen Tisch zu machen. Die Partei- und Fraktionsführung aber wartete damit, bis die von der Staatsanwaltschaft vernommenen Zeugen die letzten Schleier von den sorgsam gehüteten Geheimnissen wegzogen.
(Stefan Dietrich FAZ 23.12.2010)

Klassische Salami-Taktik; das was ohnehin zweifelsfrei aufgedeckt wird, gibt sie zu und behauptet gleichzeitig von allem nichts gewußt zu haben - Christoph Böhr habe sie getäuscht.

Klöckner ist ganz ahnungslos, angeblich.

Dabei sind die unappetitlichen Machenschaften der RP-CDU schon lange bekannt.

Anfang des Jahres konnte ich, gestützt auf ganz normale Zeitungsartikel schon einige Details nennen, die JETZT auf einmal Frau Klöckner auch nicht mehr ganz koscher vorkommen.




Insbesondere Helmut Kohls Protegé Christoph Böhr, „der Philosoph“, ruinierte die Partei.

Er tat es seinem Idol in dessen Kerndisziplin nach und verschob nach Herzenslust illegal Fraktionsgelder in dubiose Kanäle.
Er war dabei noch nicht einmal clever genug, um sich eine Ausrede - „Jüdische Vermächtnisse“ beispielsweise - einfallen zu lassen, sondern ließ die aus Steuermittel stammenden Geldern einfach im Chaos untergehen.

Einnahmen und Ausgaben verwechselt titelt dazu die SZ.
Der Landesrechnungshof stellte dazu jüngst fest:
"Es kam im gesamten Prüfungszeitraum vielfach zu Falschbuchungen." Bei der Bar-Kasse zum Beispiel "wurden elementarste Anforderungen an eine ordnungsgemäße Kassen- und Belegführung nicht erfüllt". Einnahmen und Ausgaben seien verwechselt, Beträge doppelt ausgezahlt worden. Kassenprüfungen habe es offenbar keine gegeben.

Die CDU-Oberen bedienten sich willkürlich aus der Fraktionskasse, schoben Hundertausende Euro äußerst windigen Beratungsfirmen zu, ohne daß jemals korrekte Verträge oder Rechnungen aufgetaucht wären.

Am tollsten trieb es Markus Hebgen, der bis 2006 Fraktionsgeschäftsführer der Christdemokraten im Landtag war und später als und Geschäftsführer zur Stiftung Kloster Eberbach im Rheingau wechselte.
Als Intimus des CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzenden Christoph Böhr nutzte er seine CDU-Kreditkarte, um sich ganz besonders der christlichen Nächstenliebe zu widmen.

Das Geld der Steuerzahler verprasste er im Puff!
Eine Sexnacht im Berliner Bordell „Villa Rascona“ ließ er sich fast 3000 Euro kosten.
Immerhin handelte es sich hier auch um ein Hauptstadtbordell, das mit blumigen Worten seine Exklusivität beschreibt:

Die herrliche Villa im Herzen Berlins, liegt nur eine Minute vom Kurfürstendamm entfernt, in der Münsterschen Str. 11. Obwohl so dicht am Zentrum liegt sie diskret und versteckt. Die exklusive ausgestatteten Räume verleiten zum Träumen. Im unseren Whirlpools sind Ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt. An unseren zwei Bars können sie sich bei Champagner und sinnlicher Musik von bezaubernden jungen und exotischen Schönheiten verwöhnen lassen. Absolute Diskretion und gepflegte Umgangsformen stehen bei uns an erster Stelle. Die Damen bieten zudem einen hervorragenden Escortservice und einen außergewöhlichen Partyservice.

Zuhause in der Rheinland-Pfälzischen Provinz wurden die Manneskräfte des CDU-Spitzenfunktionärs sogar noch beachtlicher; so ließ er wiederrum mit Fraktionskreditkarte den Steuerzahler für feuchtfröhliches Poppen nach Christdemokratischer Art im Mainzer Bordell "Bar zu Hölle" sogar 3700 Euro berappen.
Nach der letzten Landtagswahl in Rheinland-Pfalz, war die CDU so demoralisiert, daß der puff-affine Markus nicht mehr zu halten war:
Hebgen wechselte auf Vermittlung seiner Parteifreunde als Geschäftsführer zur Stiftung Kloster Eberbach ins hessische Eltville.
Nun wurde es also noch eine Stufe christlicher.
Vermutlich hatte er dort aber keine vom Steuerzahler finanzierte Kreditkarte, die man im Puff akzeptiert hätte - also griff Hebken dort direkt in die Kasse und entwendete 31.000 Euro - zehn weitere Hauptstadtbordell-Abende wären damit finanzierbar.
Der Wahlspruch der Mönche, "Die Tür steht offen, mehr noch das Herz", klang aber großzügiger als zunächst erwartet, so wurde Hebgen schließlich zur Selbstanzeige gedrängt und ist deswegen zu einer neunmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt.

Nach Hebgens und Böhrs Abgang wurde 2006 Christian Baldauf der neue starke Mann der Mainzer CDU.
Baldauf machte sich sofort ans Strippenziehen und Mauscheln - so organisierte er von der Landtagsfraktion aus die Installierung des Kommunalpolitikers Kai Schürholt als Bürgermeisterkandidaten von Landau.

Ein schöner Erfolg:
Schürholt fiel erst damit auf, daß er einen gefälschten Dr-Titel führte, dann verschwieg er seine Ehefrau und als sein Lügengebäude aufflog, zog er sich mit er ebenfalls unwahren Behauptung er leide an einem Gehirntumor aus der Affäre.
Die CDU Landau kam dann 2007 aber ob der vor den Skandalen schon abgeschickten Briefwahlstimmen immerhin noch über die 5,00 Prozenthürde - 5,7 % der abgegebenen Stimmen. (Ende Juni 2008 wurde Schürholt dann wegen Titelmißbrauch zu einer Geldstrafe von 150 Tagessätzen zu je 50 Euro verurteilt.)

Baldauf war aber kaum zu stoppen - er richtete sofort weiteres Chaos mit Fraktionsgeldern an. Das führte dazu, daß die ohnehin schon schwer verschuldete Pfälzer CDU nun 478 000 Euro an den Landtag zurückzahlte, die sie 2003 - 2006 verdaddelt hatten.
Darunter 78.000 Euro, die Baldaufs Intimus Hebgen in verschiedenen Bordellen durchgebracht hatte. Hebken ist auch in dieser causa (wegen Betrug und Untreue) verurteilt.

Den größeren Teil der beanstandeten Summe, rund 400 000 Euro, hat die Fraktion für Beratungsleistungen ausgegeben. Wer beraten wurde und zu welchem Zweck, ist dabei unklar. Allein 386 000 Euro gingen an die Düsseldorfer C4 Consulting. [ Von der Firma wird noch die Rede sein] Es besteht der Verdacht der illegalen Parteienfinanzierung. Die Mittel sollen nicht für die Fraktion, sondern für den Landtagswahlkampf ausgegeben worden sein. (Tagesspiegel)

Die CDU-Bodentruppen aus Helmut Kohls Bundesland sind als Fans des Dicken allerdings so gut wie schmerzfrei:
Mit einer überwältigenden Mehrheit von 98,3 Prozent wurde Baldauf von den Delegierten des Landesparteitages im September 2008 im Amt als Landesvorsitzender der CDU Rheinland-Pfalz bestätigt.