TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Donnerstag, 30. Dezember 2010

Der schöne Schein.

Ob sich ein Produkt gut verkauft, liegt nicht unbedingt an dessen Qualität.
Man kann auch ziemlichen Schrott an den Mann bringen, wenn man nur genug Werbung macht und cleveres Marketing betreibt.
Wie sollte sonst ein Mann zum Multimillionär und Deutschlands bekanntesten Bäcker aufsteigen (dessen Spross dann unter Pro7-Kamerabegleitung ein schnell redendes Lufthirn von VIVA heiratete), obwohl seine Brötchen schlicht und ergreifend ungenießbar sind?

Wenn das Produkt nicht für sich selbst spricht, weil es qualitativ der Konkurrenz nicht überlegen, oder gar unterlegen ist, muß man eben auf Nebenschauplätzen werden.

Eine Ramschsektmarke, deren Schaumwein in Dosen vertrieben wird, kann zum Beispiel für ein paar Millionen Euro Paris Hilton engagieren, die fortan bekundet eben jenen sogenannten Sekt zu trinken.

Auf der politischen Ebene ist es genauso.

Die Bundeswehrreform zum Beispiel ist vage und unausgegoren - an den selbst auferlegten Sparzielen (acht Milliarden Euro!) scheitert sie und in Afghanistan sieht es auch immer schlimmer aus. Der zuständige Minister ist zudem auch noch bei der Kundus-Tanklaster-Affäre als ausgemachter Lügner aufgefallen.
Bewertet man also lediglich die politische Qualität, müßte das Produkt Guttenberg ein absoluter Ladenhüter sein.
Aber die PR ist gut! Keine BUNTE-Ausgabe ohne ihn, keine Woche ohne Photolovestory inklusive blonder und busiger Ehefrau aus dem Hause der von Bismarcks.
Kein Deutscher, der nicht schon Homestories und devote TV-Huldigungen (natürlich vom BR, dessen Intendant die CSU stellt) über den adeligen Gelkopf gesehen hätte.


Nachdem die CDU-Vorsitzende Merkel in blamabler Weise ihrer Partei das letzte bißchen inhaltliche Substanz entzogen hatte, jegliche programmatische Diskussion endgültig abschaffte und sich ein Merkel-höriges Personal-Tableau aus garantiert Rückgrat-freien Jasagern absegnen lassen hatte, schaltete sie erst mal eine drei Millionen Euro teure Werbekampagne.

Die Parteichefin ist gleichzeitig auch Regierungschefin und kann - günstig, günstig - auf Kosten des Steuerzahlers (3 Mio Euro) pünktlich zum CDU-Parteitag die Republik mit Merkel-Jubelanzeigen überziehen.

Ein interessantes Beispiel für politisches Unternehmertum! Der Kunde (Wähler) wendet sich angewidert vom Produkt (CDU) ab und der Hersteller (Merkel) reagiert darauf mit einer Millionenwerbekampagne (Info-Anzeigen der Bundesregierung in allen Zeitungen), um den Kunden (Wähler) wieder an das Produkt (CDU-Kreuzchen bei den Landtagswahlen im März 2011) zu binden und läßt sich die Kampagne vom Kunden (Urnenpöbel) bezahlen.


Eine PR-Kampagne bitter nötig hat auch eine der Stellvertreterinnen, Anette Schavan; Buchautorin ("Gott ist größer, als wir glauben" - 2010) und im Nebenberuf Bildungsministerin.
Im sechsten Jahr Schavan wird inzwischen auch in ihrer Partei angestrebt hochqualifizierte IT-Techniker und Ingenieure aus Polen und Indien zu importieren.

Daß man in Deutschland selbst solche Fachkräfte ausbildet, ist offensichtlich nicht möglich.
Noch immer setzt die CDU auf Frühselektion und Aussondern von Hunderttausenden Zehnjährigen auf sogenannte „Restschulen“.
In naturwissenschaftlichen und mathematischen Bereichen sind deutsche Schüler ihren Altersgenossen aus Asien hoffnungslos unterlegen.
Zigtausende verlassen zwischen Flensburg und Bodensee sogar ganz ohne Abschluß die Schule - jedes Jahr.

Bildung können wir nicht; im Gegenteil, die CDU-Hamburg setzt mit kik-Anwalt Scheuerl sogar ausdrücklich auf weitere generalstabsmäßige Verblödung unseres Nachwuchses.

Das ist so wie mit den Brötchen - es ist offenbar schlicht und ergreifend nicht mehr möglich in Deutschland so ein Ding herzustellen, das auch noch schmeckt.
Nein, lieber werden vorgefertigte „Teiglinge“ aus China (sic!) in Kühlcontainern importiert, die dann hiesige Pseudo-Bäcker nur noch kurz im Glasofen erwärmen.

Warum auch nicht? Wir kaufen ja bereitwillig diesen Dreck und „Öko“ ist unter Merkel und Röttgen faktisch abgeschafft - was machen da schon ein paar Tausend Tonnen Schweröl, die ein Containerschiff auf dem Weg von Schanghai nach Hamburg verbrennt und in die Luft pustet?

Frau Schavan, beruflich völlig überfordert, versucht sich nun ebenfalls mit Brachial-PR aus dem Tal der Demoskopen zu katapultieren.

SECHS GANZE Seiten in der heutigen Ausgabe der ZEIT nimmt eine Anzeige des „Bundesministeriums für Bildung und Forschung“ ein!

Chuzpe hat die Baden-Württembergerin immerhin - die Website, auf die in der Anzeige verwiesen wird, erstellt ebenfalls vom BMBF, heißt:

http://www.aufstieg-durch-bildung.info/

Und das in einem Land, indem man so wenig wie nirgendwo sonst durch Bildung aufsteigen kann.
Deutschland ist nach wie vor das Land, in dem Schulbildung am stärksten vom Portemonnaie der Eltern abhängt.
Die gesellschaften Schichten sind so gut wie undurchlässig.
99% der Manager und DAX-Vorstände stammen selbst aus Oberschichtenfamilien.
Hier noch einmal der Link auf Anja Reschkes Bericht zum Thema.

Die Schavan befindet sich offenbar schon in der fünften Jahreszeit.

Ich kenne leider nicht die Anzeigenpreise der ZEIT, aber sechs volle Seiten in der renommiertesten und auflagenstärksten Wochenzeitung Deutschlands dürften locker in den siebenstelligen Bereich gehen.
Macht ja nichts; zahlt der Steuerzahler.

Es mag an der mathematischen Unterentwicklung deutscher Hirne liegen, daß bei der Bundesbildungsministerin noch nicht die Erkenntnis angekommen ist, daß man Geld nur einmal ausgeben kann.
Jedenfalls ist für andere Dinge nun kein Geld mehr da. Aber die betreffen auch nur die naturwissenschaftliche Ausbildung deutscher Schüler - da kommt es ja nicht so drauf an - Hauptsache die Ministerin wird PR-mäßig üppig in Szene gesetzt.

Stefan Weber stellt heute in der SZ unter der Überschrift „Deutschland spart sich Bildung“ die Firma „Didactic“ vor, die der führende Hersteller für Lehrmittel ist.
Sie setzt auf Export, da deutsche Schulen sich Bildung nicht mehr leisten (sic!). Stattdessen gehen Großaufträge aus Afrika und Fernost bei der Kölner Firma ein.

Blumenthal ist Geschäftsführer der Firma Didactic, einem der führenden Anbieter von Lehr- und Lernmitteln für naturwissenschaftliche Disziplinen. Das Lieferprogramm umfasst mehr als 5000 Artikel, die das Unternehmen meist selbst herstellt. Die Abnehmer sind Schulen, Universitäten, teilweise auch die Industrie. So ist Didactic exklusiver Partner von Audi.
[…] Blumenthal erzählt dies alles, um zu verdeutlichen, wie sich das Geschäft mit Mikroskopen, Bunsenbrennern, kleinen Windkanälen und anderen Geräten für die naturwissenschaftliche Ausbildung gewandelt hat: 'Deutsche Schulen und Universitäten haben häufig kein Geld für große Investitionen. Dagegen stocken Ausbildungsstätten im Ausland ihre Budgets weiter auf und bestellen in vielen Fällen das Beste vom Besten', beobachtet er. Vor allem die Golfstaaten, aber auch Länder wie Indien, Brasilien und China würden immer mehr Geld für Lehr- und Lernmittel ausgeben. 'Wenn das so weitergeht, werden die dort ausgebildeten Ingenieure in 20 Jahren qualifizierter sein als ihre Berufskollegen in Deutschland', prognostiziert der Didactic-Geschäftsführer.
(SZ 30.12.2010)


"Spart sich Deutschland dumm?" fragten auch DGB und GEW auf einem Kongress vor zwei Wochen.

Deutschland gibt 20 Milliarden Euro weniger für Bildung aus als der Durchschnitt der Industriestaaten, stellt auch Siegmar Gabriel klar.

Das ist alles bekannt - aber diese Summen kann man eben nur einmal ausgeben und Schwarz-Gelb hat sie schon in die Kassen der Atomkonzerne, Ärzte und Hoteliers umgeleitet!

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