TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Sonntag, 19. Dezember 2010

Christlicher Feiertag.

Ein paar Tage vor Weihnachten wird es in allen Medien wieder extrem christlich.
Von der Fernsehzeitschrift bis zur FAZ betonen alle die Wichtigkeit von Glaube und Kirche. Da nimmt man sich auch die Atheisten, Laizisten und Säkularen gerne mal kritisch zur Brust.
Das tat zum Beispiel die Deutschlandradio-Journalistin Anne Françoise Weber, indem sie gestern den SPD-Laizisten Rolf Schwanitz befragte.
Anne Françoise Weber ist deutsch-französische Theologin und arbeitet für den evangelischen Pressedienst.
Wir „laizistischen Sozis“ (Die Hardcore-Katholiken Nahles und Thierse haben uns den Gebrauch des Kürzels „in der SPD“ verboten, so daß auf eine andere Internetadresse ausgewichen werden mußte) wollen bekanntlich nicht mehr als die Einhaltung des GG, welches eine stärkere Entkoppelung von Staat und Kirche vorsieht.

Tatsächlich sind die Christlichen Kirchen in vielerlei Hinsicht enorm privilegiert und dürfen ihre rund eine Millionen Beschäftigen arbeitsrechtlich deutlich schlechter behandeln.

Weber: Gut, aber das Verhältnis von Kirche und Staat ist natürlich stärker, wenn ein Bundespräsident zum höchsten christlichen Feiertag eine Ansprache hält, und nicht zum höchsten, weiß ich nicht, einen atheistischen Feiertag gibt es nicht, aber zum höchsten muslimischen Feiertag zum Beispiel gibt es keine Ansprache.

Wieder einmal obliegt es einem Atheisten eine Christin, die zudem auch noch Theologie studiert hat, über elementare Grundsätze des Christentums aufzuklären.

Wir haben ja schon oft gesehen, daß unter Gläubigen die Unkenntnis über Religion viel höher als unter den Ungläubigen ist.

Weihnachten ist eben nicht der „höchste christliche Feiertag“, so wie es Frau Weber annimmt.

Der zentrale Punkt des Christentums ist die Wiederauferstehung. Karfreitag, Himmelfahrt und so’n Zeug.
Eindeutig und unstrittig ist Ostern das höchste Christliche Fest.
Das war damals das große Wunder, das die Menschen in den Bann zog. Die Geburtstage wurden in historischen Zeiten nicht begangen; man kannte sie gar nicht.
Wann Jesus, sofern man an ihn glaubt, geboren wurde, sehen sehr viel christlichere Historiker als ich, recht unterschiedlich.
Nach heutigem Kalender vermutlich im März; aber eine Abschrift einer altpalästinensichen Liturgie legt „Weihnachten“ in den Mai. Auf den heutigen Termin Ende Dezember einigten sich die meisten Christen erst im sechsten Jahrhundert. Die armenische Kirche feiert Jesu‘ Geburt bis heute im Januar, die Orthodoxen Christen begehen "Erscheinung des Herrn" am 6. Januar, etc pp.

Fast alles was wir heute mit „Weihnachten“ assoziieren, ist heidnischen Ursprunges. Insbesondere der Baum stammt aus vorchristlicher Zeit.

"Eine altbabylonische Fabel erzählte von einem immergrünen Baum, der aus dem toten Baumstamm entsprang. Der alte Stamm symbolisierte den toten Nimrod, der neue Immergrünbaum symbolisierte, daß Nimrod in Tammz zum Leben zurückgekommen war! Unter den Druiden war die Eiche heilig, unter den Ägyptern war es die Palme, und in Rom war es die Tanne, die mit roten Beeren während der Saturnalia geschmückt wurde!"
(Walsh, Curiosities of Popular Customs, p. 242).

Rudolf, das rot-näsige Rentier, der amerikanische „Santa“, Stechpalmenkränze, Misteln, "geröstete Kastanien auf offenem Feuer", Weihnachtsmärkte haben nichts mit dem Christentum zu tun.
Die Christen haben die heidnischen Bräuche, wie auch das ganz klar unchristliche Osterfeuer lange bekämpft und später dann einfach übernommen.

Ich bin durchaus ein Verfechter der Vermischung von Kulturen.
Es ist meiner Ansicht nach zu begrüßen, wenn es Weiterentwicklungen und gegenseitige Befruchtungen gibt - wobei ich mir jetzt einen Kommentar zur US-amerikanischen Kommerz-Weihnachtsvorstellung erspare, nach der „Santa“ im Einkaufszentrum wohnt, wo ihm Kleinkinder auf den Schoß kriechen müssen und ihm ihre Wünsche mitteilen, damit die Eltern wissen was sie kaufen sollen.

Es wäre nur ganz schön, wenn man von den Christen nicht unablässig so schamlos belogen würde.
Darin ist der real existierende Kirchismus nämlich ganz groß: Errungenschaften der Gesellschaft, die Christen über Jahrhunderte massiv bekämpft haben, anschließend als die ihren auszugeben.
Gläubige sind unglücklicherweise (aber das liegt in der Natur der Sache) in der Regel so indoktriniert, daß sie den Unsinn auch noch ungefiltert weiter geben.
Aber kaum einer widerspricht, wenn Religioten aller Konfessionen und Parteien beschwören wie die „christlich-jüdischen Wurzeln“ unsere grundgesetzlichen Werte begründet hätten.

Dabei ist das Gegenteil der Fall.

[…] Denn Deutschland ist ein säkularer Staat. Die Werte, die diesen Staat konstituieren, entstammen weder dem Judentum, noch dem Christentum, noch dem Islam, sondern der reichen Tradition von Humanismus und Aufklärung, die Christian Wulff in seiner Rede peinlicherweise übersehen hat. Vergessen wir nicht, dass die Demokratie im antiken Griechenland erfunden wurde und nach der Machtübernahme des Christentums für ein Jahrtausend von der politischen Bühne verschwand. Vergessen wir auch nicht, dass die Werke der modernen Demokratietheoretiker, etwa die Schriften Rousseaus zur Volkssouveränität oder Montesquieus zur Gewaltenteilung, bald nach ihrem Erscheinen auf dem Index der verbotenen Schriften der katholischen Kirche landeten.
Angesichts der katastrophalen Unbildung, die in der Politikerkaste offensichtlich vorherrscht, muss man hier zudem noch auf die triviale Tatsache hinweisen, dass auch die Idee der Menschenrechte nicht auf religiösem Fundament, sondern im Zuge der Amerikanischen und Französischen Revolution entstand und dabei maßgeblich von dezidierten Freigeistern wie Thomas Paine und Thomas Jefferson geprägt wurde. Von Seiten der religiösen Führer Europas gab es in dieser Hinsicht keinerlei Unterstützung. Im Gegenteil: Bis ins 20. Jahrhundert hinein taten sie sich insbesondere dadurch hervor, dass sie die Menschenrechte als „gotteslästerliche Anmaßung des Menschen“ verunglimpften. Gleich welchen Aspekt des modernen Rechtsstaats wir auch fokussieren, ob die Freiheit der Meinungsäußerung, die Frage der sexuellen Selbstbestimmung oder die Gleichberechtigung von Mann und Frau: Die Religionen waren summa summarum keine Motoren, sondern Bremsklötze des kulturellen Fortschritts – und sie sind es bis zum heutigen Tage geblieben! […]"
(
Michael Schmidt-Salomon)

5 Kommentare:

Homer Simpson hat gesagt…

Ehrlich, ich kann dieses Gefasel vom Glauben nicht mehr hören. Die meiseten Christen, Juden oder Moslems, werden in eine Glaubensgemeinschaft reingeboren. Das hat weniger mit Glaube und mehr mit Erziehung zu tun. Und wer hat schon Bock, sich mit seinen Eltern über so einen Mist zu streiten wie: Wo kamen die Frauen von Kain und Abel her, deren Eltern ja die ersten Menschen waren? Da gibt es echt Besseres.

Genauso fest wie ihre Familienbande, ist meist auch ihr Glaube. Wenn man die mal ins Kreuzverhör über ihre Religion nimmt, kommt man schnell an Fakten, die eben so nicht stimmen können oder sich sogar widersprechen. Merkwürdigerweise ist das aber für die Meisten kein Grund, auch nur den kleinsten Zweifel an ihrem Glauben zu hegen.

Nun sind ja die offenbaren Wahrheitsverzerrungen der kath. Kirche bekannt. Das eine Testament lässt man gelten, ein Anderes wieder nicht. Ganz so, wie es der Kirche gerade Politisch in den Kram passte. Gestern noch reichte man den Nazis freundschaftlich die Hand und Heute, stellt man sich als erbittertsten Feind eben Derselben dar. Die Kirche - eigentlich jede organisierte Religion - hat aber stets mit den Mächtigen kooperiert. Arbeite, bete und halte schön die rechte Wange hin. Das ist ja genau das, was der Staat auch von uns will.

Früher, als die Kirche noch mehr zu sagen hatte, verfolgte, folterte und ermordete man Andersdenkende, verbrannte Hexen und behauptete, man habe den Teufel selbst bei der Unzucht gesehen. Solange es nur der Festigung des eigenen Statusses und der Verbreitung ihres Glaubens - mehr ihres eigenen Einflusses - diente.

Wer denen GLAUBEN SCHENKT, verrät sich und Jeden, der jemals zu deren Opfer wurde. Leute, wacht endlich auf. Liebe und Menschlichkeit, sind auch ohne Glauben existent. Ich bin Atheist und helfe wo ich kann. Wenn ihr denen weiter Steuern zahlt, helft ihr nur, deren kranke Religion, die von Drohungen wie dem Fegefeuer oder der ewigen Verdammnis lebt, zu verbreiten. Darunter müssen vor allem die Kinder leiden, die der Kirche zur Obhut übertragen wurden. Mich jedenfalls wundert es nicht, dass es besonders in Kircheneinrichtungen zu Misshandlungen und sexuellen Übergriffen gegen Kinder kam. Einschüchterung ist Teil der christlichen Lehre. Jeder, der in deren Häusern betet, stärkt deren pervertierte Erziehungsmethoden.

Auch das ist Grund, warum Atheisten und Humanisten so aggressiv gegen die Kirche vorgehen. Spass macht das nicht. Es ist eben einfach notwendig. Das Böse gewinnt eben nicht, wenn ihr euren Glauben prüft. Ihr seid immer noch dieselben, wenn ihr aus der Kirche raus seid. Oder etwa nicht?

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@ Homer Simpson:


Seth MacFarlane, in den USA populärer Trickfilmautor, outete sich einst als Atheist und sprach zu dem in Amerika notorisch heiklen Thema gay marriage einen schönen Satzüber die Christen, die sich vehement und fanatisch dagegen stemmen.
It is a huge waste of time; if you look back in history every civil rights-movement; the blacks or woman, they always lose. Anyone who tries to fight the advance on any particular minority-group is going to lose
- weather it is now, weather it is 20 years from now.
They are wasting their time.

Daraus versuche ich natürlich grundsätzlich Hoffnung zu schöpfen. Mögen sich auch Merkel, Seehofer und Ratzinger aufbäumen und kurzfristig „der Religion“ mehr Publicity bescheren - aus lange Sicht verlieren sie den Kampf gegen den Verstand.
Natürlich ist Religion in erster Linie ein Herrschaftsinstrument gewesen. Das wird ganz gerne vergessen, wenn man zum Beispiel über die Protestanten spricht, die ja einst aufmüpfig gegen den Papst waren. Aber Luther hat Aufstände extrem missbilligt und unbedingten Gehorsam gegenüber den Fürsten (= von Gottes Gnaden) gepredigt. So ein buckelndes und folgsames Volk ist natürlich der Traum jedes absoluten Herrschers; daher haben die sich ja auch alle der Religion bedient. Das ist und war die perfekte Symbiose. Die Kirche war immer die effektivste Stütze der übelsten Diktaturen - und zwar bis in jüngste Zeit; siehe Franco, Südamerika, ….
Religiosität kann dabei extrem gefährlich werden, weil im Namen derselben alle anderen ethischen Grundsätze über Bord geworfen werden können. Bestes Beispiel George W. Bush und der Iran: Die Amis bewunderten ihn für seine Frömmigkeit und sein andauerndes Beten; GWB erhielt seine Eingebungen direkt von Jesus und dann sind Genfer Konventionen, Folterverbot, Internationales Recht UNO-Sicherheitsrat eben irrelevant. Und am Ende waren ein paar Hunderttausend massakriert und viele Millionen Menschen vertrieben.
Daher ist es keine harmlose Privatsache, wenn man die Religion über alles andere stellt. Da muß man stets aufmerksam sein und Einspruch erheben.

http://starke-meinungen.de/blog/2010/12/12/pladoyer-fur-eine-gottlose-politik/

LGT

Homer Simpson hat gesagt…

@TAMMOX: Danke für die Aufmunterung. Das brauchte ich.

Es stimmt, am Ende siegt ja doch das Gute. Problem ist nur, dass die Kirche trotz ihrer Untaten, einen fabelhaften Ruf hat. Zumindest bei ihren Jüngern. Dank eigener Presseorgane wie Kreuznet etwa, in denen sie fleißig Propaganda auffährt.

Und sie ist ja besonders eifrig darin, die Leistungen der vielen freiwilligen Helfer für sich zu vereinnahmen. Da lassen sich leider viele Menschen davon blenden.

jakebaby hat gesagt…

Dazu auch ein Weihnachtsgruss vom El Patio/0815
http://www.0815-info.de/News-file-article-sid-10749.html

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@ Homer - ja, das hat mich auch viel Mühe und Überwindung gekostet hier auf Optimismus zu machen.
Das entspricht eigentlich gar nicht meiner Natur.
Anlässlich der Papst-Rede merkt man ja mal wieder wo wir stehen - selbst Gysi und die Grünen finden finden es gut, daß ein antidemokratischer, absoluter Herrscher, der Frauen ausschließt, homophob hetzt und weltweit seine Abgesandten Kinder belästigen läßt, vor dem Bundestag spricht.

Da fühlen sich auf einmal alle ganz ungeheuer geehrt!

Man fasst es nicht.

Mal eine persönliche Frage - warst Du mit dem Nick eigentlich auch mal bei Kreuznet unterwegs?
Da hatte ich mal eine kurze Diskussion mit Homer Simpson. Dieser wurde dann allerdings immer gelöscht und tauchte unter lauter anderen Simpson-Nicks wieder auf.

@ Jake - danke für den Link.
Aber das ist mal wieder alles viel zu hoch für den Durchschnittschristen.
Die zeichnet ja eben gerade aus, daß sie gar nicht so genau wissen wollen, wie es wirklich war und ist.

LGT