Sicher ist lediglich, DAß er im Himmel ist, weil er der letzte heiliggesprochene Papst ist und somit nicht erst lange mit Petrus an der Himmelspforte debattieren mußte, sondern direkt ins Paradies gehen durfte.
Seit hundert Jahren also kein heiliger Pontifex Maximus mehr ist natürlich schon eine Leistung, aber ansonsten ist seine irdische Bilanz durchwachsen.
Die beiden nachfolgenden Piusse sind zweifellos bekannter und populärer geworden.
An Nummer Zehn erinnert man sich heute aus zwei eher peinlichen Gründen.
- Die irren Piusse, vulgo Piusbrüder, benannten sich nach ihm. FSSPX bedeutet „Fraternitas Sacerdotalis Sancti Pii X.“ In Pius' Namen wird dem Antijudaismus, der Homophobie, dem Antisemitismus, der Holocaustleugnung gefrönt und gegen die Gleichberechtigung der Frauen gekämpft.
- Bis 1967 mußten alle katholischen Geistlichen den von Pius eingeführten „Antimodernisteneid“ ablegen. (Motu proprio «Sacrorum antistitum» vom 01.September 1910)
Der Antimodernisteneid ist ein bedeutendes Stück Kirchengeschichte, den auch ein gewisser Herr Joseph Ratzinger feierlich geschworen hat. Ein Eid, der ein wirkliches „Dagegen-Monument“ ist.
Nichts dürfe sich jemals ändern, jede Aufklärung sei falsch:
„ […] Deshalb verwerfe ich ganz und gar die irrgläubige Erfindung einer Entwicklung der Glaubenssätze, die von einem Sinn zu einem andern übergingen, der abweiche von dem Sinn, den die Kirche einst gemeint habe. Ebenso verwerfe ich jeden Irrtum, der das göttliche, der Braut Christi übergebene Vermächtnis, das von ihr treu bewahrt werden soll, durch eine Erfindung philosophischen Denkens oder durch eine Schöpfung des menschlichen Bewußtseins ersetzen will, das durch menschliches Bemühen langsam ausgebildet wurde und sich in Zukunft in unbegrenztem Fortschritt vollenden soll.
[…] Auch verwerfe ich den Irrtum derer, die behaupten, der von der Kirche vorgelegte Glaube könne der Geschichte widerstreiten und die katholischen Glaubenssätze könnten in dem Sinn, in dem sie jetzt verstanden werden, mit den Ursprüngen der christlichen Religion, wie sie wirklich waren, nicht in Einklang gebracht werden.
Ich verurteile und verwerfe auch die Auffassung derer, die sagen, ein gebildeter Christ führe ein Doppeldasein, das Dasein des Gläubigen und das Dasein des Geschichtsforschers, als ob es dem Geschichtsforscher erlaubt wäre, festzustellen, was der Glaubenswahrheit des Gläubigen widerspricht, oder Voraussetzungen aufzustellen, aus denen sich ergibt, daß die Glaubenssätze falsch oder zweifelhaft sind, wenn man sie nur nicht direkt leugnet.
Ich verwerfe ebenso eine Weise, die Heilige Schrift zu beurteilen und zu erklären, die die Überlieferung der Kirche, die Entsprechung zum Glauben («analogia fidei») und die Normen des Apostolischen Stuhls außer Acht läßt, die sich den Erfindungen der Rationalisten anschließt und die Textkritik ebenso unerlaubt wie unvorsichtig als einzige oberste Regel anerkennt.
Auch die Auffassung derer verwerfe ich, die daran festhalten, ein Lehrer der theologischen Geschichtswissenschaften oder ein Schriftsteller auf diesem Gebiet müsse zuerst jede vorgefaßte Meinung vom übernatürlichen Ursprung der katholischen Überlieferung oder von einer Verheißung der göttlichen Hilfe zur steten Bewahrung einer jeden geoffenbarten Wahrheit ablehnen. […] Endlich bekenne ich ganz allgemein: Ich habe nichts zu schaffen mit dem Irrtum, der die Modernisten glauben läßt, die heilige Überlieferung enthalte nichts Göttliches, oder, was noch viel schlimmer ist, der sie zu einer pantheistischen Deutung der Überlieferung führt, so daß nichts mehr übrigbleibt als die nackte, einfache Tatsache, die in einer Linie steht mit den gewöhnlichen Geschehnissen der Geschichte, die Tatsache nämlich, daß Menschen durch ihre eigenen Bemühungen, durch ihre Sorgfalt und Einsicht die von Christus und seinen Aposteln begonnene Schule in den nachfolgenden Zeitabschnitten fortsetzten. So halte ich denn fest und bis zum letzten Hauch meines Lebens werde ich festhalten den Glauben der Väter an die sichere Gnadengabe der Wahrheit, die in der Nachfolge des bischöflichen Amtes seit den Aposteln ist, war und immer sein wird, so daß nicht das Glaubensgegenstand ist, was entsprechend der Kultur eines jeden Zeitabschnittes besser und passender scheinen könnte, sondern daß niemals in verschiedener Weise geglaubt, nie anders verstanden wird die absolute, unabänderliche Wahrheit, die seit Anfang von den Aposteln gepredigt wurde. Ich gelobe, daß ich das alles getreu, unversehrt und rein beobachten und unverletzt bewahren, daß ich in der Lehre oder in jeder Art von Wort und Schrift nie davon abweichen werde. So gelobe ich, so schwöre ich, so helfe mir Gott und dieses heilige Evangelium Gottes.
Starker Tobak.
Das ist der Geist, der durch den Vatikan weht. Die meisten Kurialen haben mit diesem Eid ihre geistliche Laufbahn begonnen.
Kein Wunder, daß Ratzinger im Jahr 2009 die Exkommunikation der rechten FSSPX-Hetzer aufhob und die Hitlerfreunde wieder in sein Herz schloß.
Der Ratzinger-Papst hat nicht nur zufällig seine treusten Anhänger unter der FSSPX. Sein theologisches Hauptthema, der Kampf gegen das was er „Relativismus“ nennt, ist kongruent mit dem, was sein Vorgänger vor 100 Jahren unter „Modernismus“ verstand.
Der Unterschied ist lediglich, daß Pius X. zu recht keinerlei akademische Titel besaß und nie ein Studium abschloß.
So wissenschaftsblind konnte er nur als Laie sein. Ratzinger hingegen war ordentlicher Professor und insofern offensichtlich eine Spur schizophrener.
Wie soll man nun mit solchen Leuten umgehen, die einem wissenschaftlichen Nichtwissertum frönen?
Die Katholische Kirche unterliegt mit ihrem Regelsatz von Jungfrauengeburt, Schöpfungsgeschichte und Homophobie einem epistemologischen Defizit.
Das liegt in der Natur der Sache.
(Epistemologie bedeutet 'Wissenschaft des Wissens' und drückt die zivilisatorische Überzeugung aus, dass Wahrheit, Objektivität, Wissenschaft, Fakten und Vernunft sich grundlegend von Meinung, Subjektivität, Vorurteil, Gefühlen und Irrationalität unterscheiden. Die Wissenschaft des Wissens beharrt auf der grundlegenden Unterscheidung, die die Griechen zwischen Episteme (wirkliches Wissen) und Doxa (Meinung oder Vorurteil, die Wurzel unseres Wortes 'Orthodoxie') vorgenommen haben. Die Griechen hatten begriffen, dass es einen erheblichen Unterschied zwischen Ansprüchen auf Wissen gibt, die auf Vernunft beruhen, Fakten, die eine Version der realen oder objektiven Welt widerspiegeln und den subjektiven Meinungen, durch die wir unsere persönlichen Vorurteile zur Schau stellen. Vielleicht können wir uns nicht immer darauf verständigen, was als echtes Wissen statt als bloßes Vorurteil gewertet werden kann, aber wir können und müssen uns auf die Kriterien verständigen, nach denen diese Unterscheidung vorgenommen wird. Ja, unsere Wissenschaft, unsere Gesellschaft und unsere demokratische Kultur hängen von dieser Unterscheidung ab.
Wissen als Episteme bezeichnet Behauptungen, die durch Tatsachen, gute Begründungen und fundierte Argumente gestützt werden können.
(Prof Benjamin Barber von der University of Maryland in der aktuellen SZ))
Wer sich wie die RKK auf Glaubensdogmen stützt, statt seine Argumente rational und empirisch belegen zu können, ist prinzipiell nicht fähig Irrtümer einzugestehen.
Dem eigenen Glauben widersprechende Fakten werden schlicht nicht anerkannt.
Mit Geistlichen zu diskutieren, ist also aus wissenschaftlicher Sicht; bzw aus der Perspektive der Aufklärung, zwecklos. Und Ratzinger kann sich schon von Berufs wegen nicht irren.
Ein Problem tritt insbesondere dann auf, wenn eine Zeitung, die ausdrücklich dem Diskurs verpflichtet ist und sogar genau diesen Wettstreit der Argumente anstrebt, indem sie zu den großen Themen sowohl These als auch Gegenthese veröffentlicht, auf einmal ein stramm katholisches Blatt übernimmt.
So ist es jetzt geschehen mit der „ZEIT“ und dem „Rheinischen Merkur“.
Die ZEIT hat lobenswerterweise vor einigen Monaten die Rubrik „Glauben & Zweifeln“ eingeführt.
Die Themensetzung dieser Abteilung ist grandios, aber die redaktionelle Umsetzung leider oft mangelhaft.
Diese Woche hatte der zuständige Redakteur Patrik Schwarz, der auch die Kooperation mit dem „Rheinischen Merkur“ leitet, die undankbare Aufgabe den neuen Lesern der Zeit - also den paartausend ehemaligen RM-Abonnenten das neue Blatt schmackhaft zu machen.
„Unter Druck. Sind Journalismus und Religion ein Widerspruch?“ heißt der RM-Anbiederungsartikel auf Seite 66.
Dazu konstruiert er eine Symbiose aus „christlicher Presse“ und kritischem Journalismus - beide hätten ihre Stärken und könnten einander ergänzen.
Ein Konstrukt, mit dem Schwarz grandios scheitert.
So einen Unsinn liest man wirklich selten in der ZEIT und man kann sich nur wundern, daß die Holzbrick-Herren für die paar zusätzlichen Abonnenten eine völlige Rückgratamputation in Kauf nehmen.
Christlicher Journalismus sei von Liebe geprägt, verkauft der ZEIT-Mann seine Leser für dumm. Nichtkonfessioneller Journalismus hingegen sei von Härte und Objektivität bestimmt - könne es da überhaupt Zusammenarbeit geben?
„In Kürze: Passen Zuneigung und Härte, Liebe und Zorn zusammen?
Der Rheinische Merkur, die katholisch geprägte Wochenzeitung aus Bonn, hat ihren Platz in diesem Zwiespalt stets gesucht und immer wieder gefunden. Ab dieser Woche erhalten Merkur-Abonnenten ihr Blatt als sechsseitige Beilage »Christ & Welt« in der ZEIT. Damit stellt sich die Frage neu: Wie weit reicht die Freiheit der christlichen Presse? Der weltliche Journalismus tut sich für gewöhnlich mit der Liebe schwerer als mit der Härte – beim christlichen ist es umgekehrt. Die meisten Journalisten säkularer Medien würden wahrscheinlich rundweg bestreiten, den Akteuren und Gegenständen ihrer Berichterstattung mit »Liebe« zu begegnen. Sie verstehen ihre Unabhängigkeit als Distanz zum Sujet.“
(DIE ZEIT 2.12.2010)
Man fragt sich in welcher Welt Redakteur Schwarz bisher gelebt hat, wenn er der Ansicht ist, daß Christliche Medien wie PRO, Kath.net, Paul Badde, Herr Rutz, oder der RM in ihren Artikeln den Gegenständen ihrer Berichterstattung stets „mit Liebe“ begegneten.
Spätestens jetzt wird klar, daß es keinen Gott gibt, denn sonst wäre die Tastatur des Schwarz’schen Computers beim Tippen dieser Zeilen ob der ungeheuerlichen Lügen sofort aus dem Fenster gesprungen.
Mit dem Honig um den Bart schmieren ist es aber noch lange nicht vorbei - „kritischer Journalismus“ sei oft unmoralisch, geißelt sich der Zeit-Journalist selbst, um dann devot zu den Christen-Lesern aufzuschauen. Von ihrem liebenden Blick könne man noch viel lernen.
„Im Journalismus-Kapitalismus kann ein Gewissen schnell geschäftsschädigend werden, wenn es Skrupel gebiert, die einem schönen Skandal im Weg stehen. Kann darauf aber die Antwort wirklich lauten: Es fehlt den Medien manchmal ein liebender Blick? Und macht nicht Liebe blind, wo es die Aufgabe der Presse ist, hinzuschauen? In der abendländischen Metaphorik ist die Liebe im Herzen angesiedelt, und das Christentum meint, dass sie auch sehend machen kann. Mit dem Herzen sehen lernen – eigentlich gehörte dieses Fach in den Kanon jeder Journalistenschule. Einmal probeweise der eigenen Kritik die Zügel der Zuneigung anzulegen, zum Sujet, zu den Personen, zu den Konsequenzen meines Schreibens, könnte eine schöne Übung sein.“
(DIE ZEIT 2.12.2010)
Ich hätte große Lust Patrik Schwarz eine Kollektion von Aufsätzen aus Christlicher Werkstatt zukommen zu lassen, in denen Bischöfe wie Laun, Mixa, Müller ihrem blanken Hass freien Lauf lassen.
Dazu muß ich noch nicht mal zu Kath.net, KANN, AUF oder gar Kreuz.net greifen.
Allerdings reicht MEIN GLAUBE nicht dazu aus anzunehmen, daß Herr Schwarz das nicht ohnehin selbst viel besser weiß.
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