Montag, 20. Dezember 2010
Unehrlichkeit wehrt lange.
Trickdiebe und professionelle Betrüger machen sich oft die Tatsache zu Nutze, daß ihre Opfer Seriosität und Ehrlichkeit nicht richtig einschätzen können.
Ein Betrüger ist natürlich per se nicht ehrlich; aber er kann geschickt sein und die Attitüde einer Person annehmen, die als besonders ehrlich gilt. Das verwerfliche Tun derjenigen, die alte Omen und Open an den Wohnungstüren abzocken, wird enorm erleichtert, wenn sie in Polizeiuniform, im blauen Hausmeister-Overall oder Soutane auftreten.
Genauso funktioniert das mit Heiratsschwindlern oder Anlagebetrügern - sie wirken so nett, daß ihre Opfer gar nicht auf die Idee kommen ihnen zu mißtrauen.
Zur Not wedeln sie noch mit ihren wichtigen Freunden, so wie Multimillionär Carsten Maschmeyer, der mit der gesamten politischen Klasse Niedersachsens auf Du und Du ist; der mit Deutschlands drallster und blondester Schauspielerin liiert ist und Christian Wulff seinen engen Freund nennt.
Einen guten Ruf kann man natürlich auch verspielen.
Das politische Pendant des Trickbetrügers; Guido Westerwelle; zum Beispiel; hat den Bogen deutlich überspannt. Ihm glaubt man gar nichts mehr. Wenn er morgen erklärte 2 und 2 sei gleich 4, würde man auch das stark bezweifeln.
Die ganze FDP ist inzwischen davon betroffen.
So war es es beispielsweise gar keine Meldung mehr wert, als Ex-General Niebel mit Händen und Füßen bestritt, daß jemand aus der FDP-Zentrale die amerikanische Botschaft mit Informationen versorgt haben könnte.
"Ich halte den Vorwurf für geradezu lächerlich. Ich bestreite, dass es einen Informanten gibt", sagte der vor Empörung bebende Minister am 28.12.2010 in der ARD-Talkshow "Anne Will".
Zwei Tage später war dann der FDP-Spion, Guido Westerwelles Büroleiter Metzner gefunden.
Aufregung Fehlanzeige. Ein lügender FDP-Minister ist ungefähr so selten wie eine Mücke im Sommer an einem Norwegischen See.
Eigentümlicherweise haben andere Parteigänger schon eine erheblich längere Lügenhistorie hinter sich und gelten dennoch als glaubwürdig.
Die Christliche Kirche nahm es nun wirklich nie mit der Wahrheit so genau - von der Konstantinische Schenkung (Donatio Constantini ad Silvestrem I papam) über den Handel mit Myriaden gefälschten Reliquien bis zu Ablasshandel, der Verurteilung Galileo Galileis und der These die RKK habe Hitler bekämpft.
Geändert hat sich nicht viel - und der Fisch stinkt vom Kopfe her, wie jüngst noch einmal der Theologe David Berger darlegte. Ratzinger nehme es „mit der Wahrheit nicht so ganz ernst“; erklärte der Professor im Telepolis-Interview:
Obwohl inzwischen einwandfrei feststeht, dass der Vatikan im Fall Williamson schon lange durch einen Bischof (!) vorgewarnt war, hat der Papst erst jüngst - in "Licht der Welt" - seine inzwischen schon fast wie eine Satire klingende Geschichte wiederholt: Man habe von dessen Holocaustleugung nichts gewusst. "... leider hat niemand bei uns im Internet nachgeschaut und wahrgenommen, um wen es sich hier handelt."
(Reinhard Jellen 15.12.10)
Intensiv strickt der Pontifex auch an seinem Renommee als Spitzenwissenschaftler, der als hochseriöser Theologe auch ohne das geistliche Amt Weltgeltung errungen hätte.
Nun ja, auch wenn seine professionellen Claqueure von Focus und BILD, wenn seine persönlichen Liebesdiener Paul Badde, Alexander Kissler und Matthias Matussek diese Saga immer wieder drucken - stimmen muß das nicht.
Angeblich soll seine erheblich begabtere Kommilitonin Uta Ranke-Heinemann ihm während des Studiums mit Altgriechisch und Hebräisch geholfen haben, weil das in die zukünftige Papstbirne einfach nicht hineinging.
Der Papst-Biograph Alan Posener („Benedikts Kreuzzug. Der Angriff des Vatikans auf die moderne Gesellschaft“ Ullstein Verlag, Berlin 2009, ISBN 3550087934, Gebunden, 268 Seiten, 18,00 EUR) hält Benedikt für wissenschaftlich unseriös. Ratzinger ist alles anderes als wissenschaftlich korrekt, er fälscht Zitate und presst sich bei seinem großen Thema „Vernunft und Glaube“ Immanuel Kant auch mal so hin, wie es ihm gerade passt.
Offenbar kommt aber kaum einer der bei Papst-Vorträgen andächtig Lauschenden überhaupt auf die Idee mal Zitate nachzuschlagen und auf Korrektheit zu überprüfen.
Einen Haufen Lügen verbreitet der Papst auch zu den zahlreichen Missbrauchsgeschichten; so will er vom Fall Murphy nichts gewußt haben, obwohl er seit Jahrzehnten mit dem Fall beschäftigt ist und auch vor der Kamera von Journalisten darauf angesprochen wurde.
Der katholischen Priester Lawrence Murphy hatte von 1950 bis 1974 in einer bekannten Schule für gehörlose Kinder mindestens 200 gehörlose Jungs sexuell misshandelt.
Der von der Ratzinger-Glaubenskongregation Protegierte wartete auch mit der besonderen kirchlichen Perfidie auf - Schuld waren natürlich die kleinen, behinderten Kinder.
Die Jungs sollten ihm sexuelle Kontakte zu Gleichaltrigen beichten. Dann fing er an, sie zu berühren, befriedigte sie und sich mit der Hand. Murphy bedrängte die Schüler, ihm Namen von anderen kleinen Sündern zu nennen. Dann ging er nachts an deren Bett. Er brauchte nicht leise zu sein. Die Jungen waren ja gehörlos.
[…] Eine beauftragte Gutachterin stellt 1993 bei Murphy keinerlei Unrechtsbewusstsein fest. Der Priester erklärt ihr, er habe die Sünden der Jugendlichen quasi auf sich genommen. Wenn er mit den Jungen einmal pro Woche "spiele", dann seien ihre Bedürfnisse gestillt, und sie würden nicht mehr miteinander Sex haben: "Ich spürte, ob sie es mögen oder nicht. Sie stießen mich ja nicht weg, also mochten sie es." Danach habe er immer gebetet und sei beichten gegangen.
(SPIEGEL)
Auch nach Dekaden des fortgesetzten sexuellen Mißbrauchs ließ Murphy keine Reue erkennen.
Er wurde nie behelligt und am Ende in vollen Ehren im Priestergewand beerdigt - obwohl sogar drei Bischöfe ausführlich den Fall nach Rom meldeten.
Ein etwas antagonistisches Verhältnis zur Wahrheit hat auch ein guter Freund des Papstes, der Erzbischof von Wien Christoph Maria Michael Hugo Damian Peter Adalbert Kardinal Schönborn.
Angeblich soll der Kardinal nahezu wöchentlich nach Rom jetten und dort in der Papst-WG mit Ratzi und dem schönen Georg speisen.
(„Prälat Georg Gänswein mausert sich zum ‘kath.net’-Girl“ - Kreuznet)
Der Österreichische Chef-Christ erlebt, wie auch seine deutschen Kollegen einen beispiellosen Mitglieder-Aderlass.
Nach der desaströsen Kindersex-Performance der Katholischen Kirche - es ist immer noch kein Cent Entschädigung geflossen - flüchten die Mitglieder in Massen.
Besonders groß ist der Aderlass nach Berichten der "Frankfurter Rundschau" und der Nachrichtenagentur dpa unter anderem im Bistum Augsburg, wo der damalige Bischof Walter Mixa im Frühjahr einräumen musste, als Stadtpfarrer Heimkinder geschlagen zu haben. Hier verließen von Januar bis Mitte Dezember 11.351 Menschen die Kirche. Im Vorjahr waren es 6953 gewesen. Dramatisch ist die Entwicklung laut "Frankfurter Rundschau" aber auch im Bistum Rottenburg-Stuttgart, wo bis Mitte November 17.169 Katholiken ihrer Kirche den Rücken kehrten (2009: 10.619). Im Bistum Trier traten dem Bericht zufolge 7029 Mitglieder bis Mitte November aus (2009: 4583). Im Bistum Würzburg waren es laut dpa-Umfrage bis Oktober 5484 (2009: 3788) und im Bistum Osnabrück bis November 2817 (2009: 2100). Das Bistum Bamberg rechnet bis zum Jahresende mit rund 6000 Austritten (2009: 3991).
(Tagesschau 19.12.10)
Dabei haben die Hardcore-Bischöfe der „M-Fraktion“ wie Müller und Meisner gar keine Zahlen genannt.
Das Erzbistum Hamburg meldete bis Ende November 4437 Kirchenaustritte. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 3689. Das Erzbistum Köln hingegen, wo es einen Missbrauchsskandal am Aloisius-Kolleg in Bonn gab, nannte keine Zahlen. Auch das Bistum Regensburg mit seinen Domspatzen nicht.
(FR 17.12.10)
Man erntet, was man sät. Die massenhaften Vergehen von Priestern, Ordensleuten und Kirchenmitarbeitern an Kindern und das Verdrängen dieses Skandals treibt die Menschen in Scharen aus der katholischen Kirche. Das kann niemanden wundern.
[…] Der Missbrauchsskandal mag für viele ein Ärgernis sein, der einzige Grund, die Kirche zu verlassen, ist es sicher nicht. Nein, es gibt viele Gründe, sich abzuwenden: die Diskriminierung der Frauen, die lustfeindliche Sexualmoral, der absolute Herrschaftsanspruch der zölibatär lebenden Männer. Wenn die katholische Kirche nicht zur Sektengröße schrumpfen will, muss sie sich reformieren.
(Wolfgang Wagner FR 17.12.2010)
Für Österreich rechnet man im Jahr 2010 ebenfalls mit einer Rekordzahl an Kirchenaustritten aus Ratzingers Verein.
Eine Peinlichkeit, die der Chef gleich mal mit einem NS-Vergleich anprangerte.
"Wir hatten seit der Nazizeit nicht mehr so eine Austrittswelle. Ich rechne im Jahr 2010 mit bis zu 80.000 Kirchenaustritten"
(Kardinal Schönborn in der "Tiroler Tageszeitung")
Zum Vergleich: Im Jahr 2009 wurden österreichweit 53.216 Austritte gezählt, 2008 waren es 40.596, 2007 kehrten 36.858 Menschen der katholischen Kirche den Rücken.
Wenn das ein Kardinal sagt, muß es ja wohl stimmen.
Stimmt aber nicht.
Kirchenaustritt ist ein Verwaltungsakt, der bedeutet, daß man keine Mitgliedsbeiträge (vulgo „Kirchensteuer“) mehr zahlen wird. Diese Art Mitgliedsbeitrag gab es vor den Nazis gar nicht - daher suggeriert der Kardinal fälschlicherweise, wegen der Nazis wären damals noch mehr Menschen aus der Kirche ausgetreten.
Das ist eine Lüge, wie auch die Organisation der kirchlichen Missbrauchsopfer scharf kritisiert:
Was der Kardinal nicht sagt: Das Gesetz zum Kirchenbeitrag wurde gerade von den Nazis, am 1. Mai 1939 vom damaligen Reichsstatthalter in Österreich, in Kraft gesetzt. Die Kirche profitiert auch heute noch vom nationalsozialistischen Kirchenbeitraggesetz. Basierend auf diesem Gesetz stellt der Staat den christlichen Kirchen seine Infrastruktur auf Kosten der Steuerzahler zur Verfügung, um Beiträge einzuheben. “Kirchenbeiträge sind überdies, auf Kosten der Allgemeinheit – steuerlich absetzbar, eine unzumutbare Bevorzugung für eine Institution, die nun jeden moralischen Anspruch verloren hat” erklärt dazu die Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt.
[…] Angesichts der Missstände sind immer mehr Menschen mit der katholischen Kirche unzufrieden, setzen ein Zeichen und treten eben aus. – Zivilcourage und soziales Gewissen in Verbindung zu bringen mit dem Nationalsozialismus ist eine Verdrehung der Tatsachen und sehr zynisch” heißt es dazu von der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt. Gerade Schönborn, der lt. Standard Artikel vom 25.11.10 selbst unter Verdacht steht, von den kirchlichen Gewaltverbrechen gewusst zu haben und womöglich sogar selbst an der Vertuschung beteiligt gewesen ist, hat hier überdies auch kein moralisches Mandat mehr für einen derartigen Vergleich, heißt es von Seiten der Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt.
(betroffenen.at)
Kardinale Perfidie in Reinkultur, den Opfermythos der Katholischen Kirche, die unter den Nazis gelitten habe, nun mit dem Leiden der Opfer sexueller Übergriffe durch Priester in einen Zusammenhang zu bringen.
Zum Schluß möchte ich noch auf die deutlichen Worte von Christoph Baumgarten verweisen.
„ […] Schönborn impliziert mit dem Sager auch, dass die heuer Austretenden der Kirche genau so großen Schaden zufügen wie einst die Nazis. Das verhöhnt die Menschen, die, angeekelt vor dem Schaden, den kirchliche Einrichtungen über Jahrzehnte an tausenden Kindern angerichtet haben, mit dieser Institution nichts mehr zu tun haben wollen. Auch liegt hinter dieser Austrittswelle keine lenkende Macht, wie es angeblich die Nazis gewesen sind – dafür muss die Kirche selbst gerade stehen. Hätte man nicht Kinder vergewaltigt, verprügelt und gedemütigt und hätte man die Täter nicht jahrzehntelang gedeckt.
[…] Österreichs „bekannteste“ Nazis, Adolf Hitler und Adolf Eichmann, blieben bis zu ihrem Tod Mitglieder der katholischen Kirche. Für die, die jedes religiöse Bekenntnis ablehnten, kann man das nicht so eindeutig sagen. Sicher werden „Neuheiden“ dabei gewesen sein. Der größte Teil dürfte allerdings eher ein Rückstau aus der Zeit des Austrofaschismus gewesen sein. Damals mussten Austrittswillige nachweisen, dass sie psychisch gesund sind. Andernfalls drohte die Psychiatrierung. Und viele damals Konfessionsfreie sahen sich gezwungen, der Kirche wieder beizutreten. Als Konfessionsfreier bekam man im christlichen Ständestaat kaum einen Arbeitsplatz. Angewandte Nächstenliebe. Prominentes Beispiel ist Hans Breirath, der Pflegevater von Sidonie Adlersburg, jenes später von den Nazis ermordete Roma-Mädchen, dem Erich Hackl mit dem Buch „Abschied von Sidonie“ ein Denkmal gesetzt hat. Das betraf vorwiegend SozialdemokratInnen, die etwa bei der in den 20er Jahren vom Freidenkerbund organisierten Austrittswelle mitgemacht hatten, und KommunistInnen. Die Nähe der katholischen Kirche zu den faschistischen Heimwehren trieb ab 1927 ebenfalls Zehntausende zum Austritt – auch das vorwiegend SozialdemokratInnen.
Interessant wäre auch, wie viele eher gläubige KatholikInnen 1938 bis 1940 aus Protest gegen die offene kirchliche Unterstützung für das neue Regime austraten. Kardinal Theodor Innitzer begrüßte Hitler unmittelbar nach dem Einmarsch geradezu überschwänglich in einem Brief, den alle katholischen Bischöfe in Österreich unterzeichnet hatten. Auch das kein Indiz, dass die katholische Kirche in ihrem Kern antifaschistisch und bedingungslos österreich-patriotisch war. Den Großteil der damaligen Austrittswelle hat sich die katholische Kirche selbst zuzuschreiben – vor allem ihren eigenen Repressionsmaßnahmen während des austrofaschistischen Regimes. […] “
(hpd 20.12.2010)
Ein Betrüger ist natürlich per se nicht ehrlich; aber er kann geschickt sein und die Attitüde einer Person annehmen, die als besonders ehrlich gilt. Das verwerfliche Tun derjenigen, die alte Omen und Open an den Wohnungstüren abzocken, wird enorm erleichtert, wenn sie in Polizeiuniform, im blauen Hausmeister-Overall oder Soutane auftreten.
Genauso funktioniert das mit Heiratsschwindlern oder Anlagebetrügern - sie wirken so nett, daß ihre Opfer gar nicht auf die Idee kommen ihnen zu mißtrauen.
Zur Not wedeln sie noch mit ihren wichtigen Freunden, so wie Multimillionär Carsten Maschmeyer, der mit der gesamten politischen Klasse Niedersachsens auf Du und Du ist; der mit Deutschlands drallster und blondester Schauspielerin liiert ist und Christian Wulff seinen engen Freund nennt.
Einen guten Ruf kann man natürlich auch verspielen.
Das politische Pendant des Trickbetrügers; Guido Westerwelle; zum Beispiel; hat den Bogen deutlich überspannt. Ihm glaubt man gar nichts mehr. Wenn er morgen erklärte 2 und 2 sei gleich 4, würde man auch das stark bezweifeln.
Die ganze FDP ist inzwischen davon betroffen.
So war es es beispielsweise gar keine Meldung mehr wert, als Ex-General Niebel mit Händen und Füßen bestritt, daß jemand aus der FDP-Zentrale die amerikanische Botschaft mit Informationen versorgt haben könnte.
"Ich halte den Vorwurf für geradezu lächerlich. Ich bestreite, dass es einen Informanten gibt", sagte der vor Empörung bebende Minister am 28.12.2010 in der ARD-Talkshow "Anne Will".
Zwei Tage später war dann der FDP-Spion, Guido Westerwelles Büroleiter Metzner gefunden.
Aufregung Fehlanzeige. Ein lügender FDP-Minister ist ungefähr so selten wie eine Mücke im Sommer an einem Norwegischen See.
Eigentümlicherweise haben andere Parteigänger schon eine erheblich längere Lügenhistorie hinter sich und gelten dennoch als glaubwürdig.
Die Christliche Kirche nahm es nun wirklich nie mit der Wahrheit so genau - von der Konstantinische Schenkung (Donatio Constantini ad Silvestrem I papam) über den Handel mit Myriaden gefälschten Reliquien bis zu Ablasshandel, der Verurteilung Galileo Galileis und der These die RKK habe Hitler bekämpft.
Geändert hat sich nicht viel - und der Fisch stinkt vom Kopfe her, wie jüngst noch einmal der Theologe David Berger darlegte. Ratzinger nehme es „mit der Wahrheit nicht so ganz ernst“; erklärte der Professor im Telepolis-Interview:
Obwohl inzwischen einwandfrei feststeht, dass der Vatikan im Fall Williamson schon lange durch einen Bischof (!) vorgewarnt war, hat der Papst erst jüngst - in "Licht der Welt" - seine inzwischen schon fast wie eine Satire klingende Geschichte wiederholt: Man habe von dessen Holocaustleugung nichts gewusst. "... leider hat niemand bei uns im Internet nachgeschaut und wahrgenommen, um wen es sich hier handelt."
(Reinhard Jellen 15.12.10)
Intensiv strickt der Pontifex auch an seinem Renommee als Spitzenwissenschaftler, der als hochseriöser Theologe auch ohne das geistliche Amt Weltgeltung errungen hätte.
Nun ja, auch wenn seine professionellen Claqueure von Focus und BILD, wenn seine persönlichen Liebesdiener Paul Badde, Alexander Kissler und Matthias Matussek diese Saga immer wieder drucken - stimmen muß das nicht.
Angeblich soll seine erheblich begabtere Kommilitonin Uta Ranke-Heinemann ihm während des Studiums mit Altgriechisch und Hebräisch geholfen haben, weil das in die zukünftige Papstbirne einfach nicht hineinging.
Der Papst-Biograph Alan Posener („Benedikts Kreuzzug. Der Angriff des Vatikans auf die moderne Gesellschaft“ Ullstein Verlag, Berlin 2009, ISBN 3550087934, Gebunden, 268 Seiten, 18,00 EUR) hält Benedikt für wissenschaftlich unseriös. Ratzinger ist alles anderes als wissenschaftlich korrekt, er fälscht Zitate und presst sich bei seinem großen Thema „Vernunft und Glaube“ Immanuel Kant auch mal so hin, wie es ihm gerade passt.
Offenbar kommt aber kaum einer der bei Papst-Vorträgen andächtig Lauschenden überhaupt auf die Idee mal Zitate nachzuschlagen und auf Korrektheit zu überprüfen.
Einen Haufen Lügen verbreitet der Papst auch zu den zahlreichen Missbrauchsgeschichten; so will er vom Fall Murphy nichts gewußt haben, obwohl er seit Jahrzehnten mit dem Fall beschäftigt ist und auch vor der Kamera von Journalisten darauf angesprochen wurde.
Der katholischen Priester Lawrence Murphy hatte von 1950 bis 1974 in einer bekannten Schule für gehörlose Kinder mindestens 200 gehörlose Jungs sexuell misshandelt.
Der von der Ratzinger-Glaubenskongregation Protegierte wartete auch mit der besonderen kirchlichen Perfidie auf - Schuld waren natürlich die kleinen, behinderten Kinder.
Die Jungs sollten ihm sexuelle Kontakte zu Gleichaltrigen beichten. Dann fing er an, sie zu berühren, befriedigte sie und sich mit der Hand. Murphy bedrängte die Schüler, ihm Namen von anderen kleinen Sündern zu nennen. Dann ging er nachts an deren Bett. Er brauchte nicht leise zu sein. Die Jungen waren ja gehörlos.
[…] Eine beauftragte Gutachterin stellt 1993 bei Murphy keinerlei Unrechtsbewusstsein fest. Der Priester erklärt ihr, er habe die Sünden der Jugendlichen quasi auf sich genommen. Wenn er mit den Jungen einmal pro Woche "spiele", dann seien ihre Bedürfnisse gestillt, und sie würden nicht mehr miteinander Sex haben: "Ich spürte, ob sie es mögen oder nicht. Sie stießen mich ja nicht weg, also mochten sie es." Danach habe er immer gebetet und sei beichten gegangen.
(SPIEGEL)
Auch nach Dekaden des fortgesetzten sexuellen Mißbrauchs ließ Murphy keine Reue erkennen.
Er wurde nie behelligt und am Ende in vollen Ehren im Priestergewand beerdigt - obwohl sogar drei Bischöfe ausführlich den Fall nach Rom meldeten.
Ein etwas antagonistisches Verhältnis zur Wahrheit hat auch ein guter Freund des Papstes, der Erzbischof von Wien Christoph Maria Michael Hugo Damian Peter Adalbert Kardinal Schönborn.
Angeblich soll der Kardinal nahezu wöchentlich nach Rom jetten und dort in der Papst-WG mit Ratzi und dem schönen Georg speisen.
(„Prälat Georg Gänswein mausert sich zum ‘kath.net’-Girl“ - Kreuznet)
Der Österreichische Chef-Christ erlebt, wie auch seine deutschen Kollegen einen beispiellosen Mitglieder-Aderlass.
Nach der desaströsen Kindersex-Performance der Katholischen Kirche - es ist immer noch kein Cent Entschädigung geflossen - flüchten die Mitglieder in Massen.
Besonders groß ist der Aderlass nach Berichten der "Frankfurter Rundschau" und der Nachrichtenagentur dpa unter anderem im Bistum Augsburg, wo der damalige Bischof Walter Mixa im Frühjahr einräumen musste, als Stadtpfarrer Heimkinder geschlagen zu haben. Hier verließen von Januar bis Mitte Dezember 11.351 Menschen die Kirche. Im Vorjahr waren es 6953 gewesen. Dramatisch ist die Entwicklung laut "Frankfurter Rundschau" aber auch im Bistum Rottenburg-Stuttgart, wo bis Mitte November 17.169 Katholiken ihrer Kirche den Rücken kehrten (2009: 10.619). Im Bistum Trier traten dem Bericht zufolge 7029 Mitglieder bis Mitte November aus (2009: 4583). Im Bistum Würzburg waren es laut dpa-Umfrage bis Oktober 5484 (2009: 3788) und im Bistum Osnabrück bis November 2817 (2009: 2100). Das Bistum Bamberg rechnet bis zum Jahresende mit rund 6000 Austritten (2009: 3991).
(Tagesschau 19.12.10)
Dabei haben die Hardcore-Bischöfe der „M-Fraktion“ wie Müller und Meisner gar keine Zahlen genannt.
Das Erzbistum Hamburg meldete bis Ende November 4437 Kirchenaustritte. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 3689. Das Erzbistum Köln hingegen, wo es einen Missbrauchsskandal am Aloisius-Kolleg in Bonn gab, nannte keine Zahlen. Auch das Bistum Regensburg mit seinen Domspatzen nicht.
(FR 17.12.10)
Man erntet, was man sät. Die massenhaften Vergehen von Priestern, Ordensleuten und Kirchenmitarbeitern an Kindern und das Verdrängen dieses Skandals treibt die Menschen in Scharen aus der katholischen Kirche. Das kann niemanden wundern.
[…] Der Missbrauchsskandal mag für viele ein Ärgernis sein, der einzige Grund, die Kirche zu verlassen, ist es sicher nicht. Nein, es gibt viele Gründe, sich abzuwenden: die Diskriminierung der Frauen, die lustfeindliche Sexualmoral, der absolute Herrschaftsanspruch der zölibatär lebenden Männer. Wenn die katholische Kirche nicht zur Sektengröße schrumpfen will, muss sie sich reformieren.
(Wolfgang Wagner FR 17.12.2010)
Für Österreich rechnet man im Jahr 2010 ebenfalls mit einer Rekordzahl an Kirchenaustritten aus Ratzingers Verein.
Eine Peinlichkeit, die der Chef gleich mal mit einem NS-Vergleich anprangerte.
"Wir hatten seit der Nazizeit nicht mehr so eine Austrittswelle. Ich rechne im Jahr 2010 mit bis zu 80.000 Kirchenaustritten"
(Kardinal Schönborn in der "Tiroler Tageszeitung")
Zum Vergleich: Im Jahr 2009 wurden österreichweit 53.216 Austritte gezählt, 2008 waren es 40.596, 2007 kehrten 36.858 Menschen der katholischen Kirche den Rücken.
Wenn das ein Kardinal sagt, muß es ja wohl stimmen.
Stimmt aber nicht.
Kirchenaustritt ist ein Verwaltungsakt, der bedeutet, daß man keine Mitgliedsbeiträge (vulgo „Kirchensteuer“) mehr zahlen wird. Diese Art Mitgliedsbeitrag gab es vor den Nazis gar nicht - daher suggeriert der Kardinal fälschlicherweise, wegen der Nazis wären damals noch mehr Menschen aus der Kirche ausgetreten.
Das ist eine Lüge, wie auch die Organisation der kirchlichen Missbrauchsopfer scharf kritisiert:
Was der Kardinal nicht sagt: Das Gesetz zum Kirchenbeitrag wurde gerade von den Nazis, am 1. Mai 1939 vom damaligen Reichsstatthalter in Österreich, in Kraft gesetzt. Die Kirche profitiert auch heute noch vom nationalsozialistischen Kirchenbeitraggesetz. Basierend auf diesem Gesetz stellt der Staat den christlichen Kirchen seine Infrastruktur auf Kosten der Steuerzahler zur Verfügung, um Beiträge einzuheben. “Kirchenbeiträge sind überdies, auf Kosten der Allgemeinheit – steuerlich absetzbar, eine unzumutbare Bevorzugung für eine Institution, die nun jeden moralischen Anspruch verloren hat” erklärt dazu die Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt.
[…] Angesichts der Missstände sind immer mehr Menschen mit der katholischen Kirche unzufrieden, setzen ein Zeichen und treten eben aus. – Zivilcourage und soziales Gewissen in Verbindung zu bringen mit dem Nationalsozialismus ist eine Verdrehung der Tatsachen und sehr zynisch” heißt es dazu von der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt. Gerade Schönborn, der lt. Standard Artikel vom 25.11.10 selbst unter Verdacht steht, von den kirchlichen Gewaltverbrechen gewusst zu haben und womöglich sogar selbst an der Vertuschung beteiligt gewesen ist, hat hier überdies auch kein moralisches Mandat mehr für einen derartigen Vergleich, heißt es von Seiten der Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt.
(betroffenen.at)
Kardinale Perfidie in Reinkultur, den Opfermythos der Katholischen Kirche, die unter den Nazis gelitten habe, nun mit dem Leiden der Opfer sexueller Übergriffe durch Priester in einen Zusammenhang zu bringen.
Zum Schluß möchte ich noch auf die deutlichen Worte von Christoph Baumgarten verweisen.
„ […] Schönborn impliziert mit dem Sager auch, dass die heuer Austretenden der Kirche genau so großen Schaden zufügen wie einst die Nazis. Das verhöhnt die Menschen, die, angeekelt vor dem Schaden, den kirchliche Einrichtungen über Jahrzehnte an tausenden Kindern angerichtet haben, mit dieser Institution nichts mehr zu tun haben wollen. Auch liegt hinter dieser Austrittswelle keine lenkende Macht, wie es angeblich die Nazis gewesen sind – dafür muss die Kirche selbst gerade stehen. Hätte man nicht Kinder vergewaltigt, verprügelt und gedemütigt und hätte man die Täter nicht jahrzehntelang gedeckt.
[…] Österreichs „bekannteste“ Nazis, Adolf Hitler und Adolf Eichmann, blieben bis zu ihrem Tod Mitglieder der katholischen Kirche. Für die, die jedes religiöse Bekenntnis ablehnten, kann man das nicht so eindeutig sagen. Sicher werden „Neuheiden“ dabei gewesen sein. Der größte Teil dürfte allerdings eher ein Rückstau aus der Zeit des Austrofaschismus gewesen sein. Damals mussten Austrittswillige nachweisen, dass sie psychisch gesund sind. Andernfalls drohte die Psychiatrierung. Und viele damals Konfessionsfreie sahen sich gezwungen, der Kirche wieder beizutreten. Als Konfessionsfreier bekam man im christlichen Ständestaat kaum einen Arbeitsplatz. Angewandte Nächstenliebe. Prominentes Beispiel ist Hans Breirath, der Pflegevater von Sidonie Adlersburg, jenes später von den Nazis ermordete Roma-Mädchen, dem Erich Hackl mit dem Buch „Abschied von Sidonie“ ein Denkmal gesetzt hat. Das betraf vorwiegend SozialdemokratInnen, die etwa bei der in den 20er Jahren vom Freidenkerbund organisierten Austrittswelle mitgemacht hatten, und KommunistInnen. Die Nähe der katholischen Kirche zu den faschistischen Heimwehren trieb ab 1927 ebenfalls Zehntausende zum Austritt – auch das vorwiegend SozialdemokratInnen.
Interessant wäre auch, wie viele eher gläubige KatholikInnen 1938 bis 1940 aus Protest gegen die offene kirchliche Unterstützung für das neue Regime austraten. Kardinal Theodor Innitzer begrüßte Hitler unmittelbar nach dem Einmarsch geradezu überschwänglich in einem Brief, den alle katholischen Bischöfe in Österreich unterzeichnet hatten. Auch das kein Indiz, dass die katholische Kirche in ihrem Kern antifaschistisch und bedingungslos österreich-patriotisch war. Den Großteil der damaligen Austrittswelle hat sich die katholische Kirche selbst zuzuschreiben – vor allem ihren eigenen Repressionsmaßnahmen während des austrofaschistischen Regimes. […] “
(hpd 20.12.2010)
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2 Kommentare:
Ein vielleicht in dem Zusammenhang interessanter Aspekt:
Die Wissenschaft hat untersucht, warum unter Kastraten so viele ausgeprägte Sadisten sind. Am chinesischen Kaiserhof, waren Eunuchen von der schlimmsten Sorte. Ohne jede Gnade, straften sie einander auch bei kleinsten Anlässen in brutaler Weise. Man kann einen deutlichen Zusammenhang zur Unfähigkeit der Befriedigung ihrer Sexualität und ihrer Gewaltneigung feststellen.
Bei den Würdenträgern der katholischen Kirche, scheinen ähnliche Tendenzen ausgeprägt zu sein. Dazu noch die drohende Lehre von Fegefeuer und ewiger Verdammnis. Sowas kann auf Sadisten anziehend wirken. Und wo man unter dauerndem sexuelen Druck noch Selbstkontrolle üben muss, ist der Schritt zu Übergriffen nicht groß. Entgleisungen dieser Art gegen Schwächere, sind da doch fast vorprogrammiert.
Zu Guido Westerwelle sage ich, dass man mit Versprechungen, Willensbekundungen und effektvollen Selbstinszenierungen, in der eigenen Partei und unter Freunden schon Eindruck schinden kann.
Aber dann im Amt, werden politische Konflikte mit anderen Interessengruppen sehr schnell zum Stolperstein. Allemal für einen Grünschnabel wie Westerwelle.
Wer so laut kräht, darf sich auch nicht wundern, wenn der Bauer die Axt schärft.
@ Homer - vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich hier schon mal über die verschiedenen Penis-Abtrennungsmethoden geschrieben.
http://tammox.blogspot.com/2009/12/penektomie.html
Ich weiß nur nicht, was man den Eunuchen eigentlich abgeschnitten hat - ob sie noch ihre Testosteron-Drüsen hatten, oder nicht und ob sie schon im Kindesalter „entmannt“ wurden.
Aus Margriet de Moores Roman „Der Virtuose“ weiß ich, daß Kastraten durchaus noch Sex haben können (nicht aber zeugen).
Scheinbar ist man bei den Sängern des 17. und 18. Jahrhunderts anders vorgegangen, als bei Chinesischen Hof-Eunuchen.
Das Schlimme bei den Pfaffen scheint mir aber zu sein, daß sie ja noch könnten und offenbar auch wollen.
Der Sadismus ergibt sich also aus der Unterdrückung der eigenen Triebe und nicht aus der physischen Unfähigkeit.
In David Bergers Buch, das ich gerade lese, kommt das auch vor - extrem homophobe und sexfeindliche Priester, die aber die ganze Zeit spitz wie Nachbars Lumpi sind und bei jeder Gelegenheit Körperkontakt suchen. Sobald das aber thematisiert wird, rasten sie aus und werden extrem fies.
Das muß für Psychologen eine echte Fundgrube sein die ganzen Psychosen, die sich im Priesterseminar entwickeln, auszugraben.
Zu Gaga-Guido:
Wer so laut kräht, darf sich auch nicht wundern, wenn der Bauer die Axt schärft.
Hahahahahahaha!
LGT
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