Samstag, 19. Juni 2010
Der Papst und die Psychologie.
Man kann ja schließlich nicht alles können.
Die menschlichen Begabungen sind meistens nicht sehr weit gefächert.
Joseph Ratzinger hat zweifellos Begabungen. Anders ist nicht zu erklären, daß er sich in der ältesten und strengsten Hierarchie des Planeten an die Topposition gekämpft hat.
So ein Pontifikat fällt einem schließlich nicht wie ein Lottogewinn in den Schoß.
Welche Qualitäten man genau mitbringen muß, um Weltkatholenboss zu werden, ist umstritten.
Karol Woytila war ein Sympath, ein Menschenfischer, ein sehr guter Schauspieler und extrem polyglott.
Notwendig sind diese Begabungen aber offenbar nicht, denn Ratzinger wirkt ungefähr so sympathisch wie Fußpilz und wenn man ihn auf Englisch mit dem „th“ kämpfen hört, ist es mit seiner Sprachbegabung offensichtlich auch nicht so weit her.
Angeblich soll seine erheblich begabtere Kommilitonin Uta Ranke-Heinemann ihm während des Studiums mit Altgriechisch und Hebräisch geholfen haben, weil das in die zukünftige Papstbirne einfach nicht hineinging.
Möglicherweise ist Ratzinger ein brillanter Theologe - das behaupten jedenfalls allerlei Journalisten.
Es könnte sich dabei allerdings auch um eine moderne Sage handeln.
So wie die Spinne in der Yucca-Palme.
Der Papst-Biograph Alan Posener („Benedikts Kreuzzug. Der Angriff des Vatikans auf die moderne Gesellschaft“ Ullstein Verlag, Berlin 2009, ISBN 3550087934, Gebunden, 268 Seiten, 18,00 EUR) sieht das jedenfalls anders und hält Benedikt für wissenschaftlich unseriös.
Erwiesenermaßen sind Ratzinger Qualitäten in den Bereichen Diplomatie und Politik ebenfalls außerordentlich mau.
Keine Co-Religion, der er noch nicht ordentlich vor das Schienbein getreten hätte.
Die mühsam von seinem Vorgänger aufgebauten ökumenischen Brücken hat der aktuelle Pontifex systematisch eingerissen.
Ratzingers Auslandsreisen verlaufen ebenfalls mit umgekehrten Vorzeichen zu Woytila.
Während sein Vorgänger Wellen der Sympathie auslöste, erinnert Benedikts touristisches Programm eher an den Nero-Befehl.
Er schafft es immer wieder diplomtisch verbrannte Erde zu hinterlassen.
In Yad Vashem zeigte er demonstrativ Desinteresse, zuletzt in Malta schlief er gar bei seiner eigenen Messe ein.
Im Anflug auf Kamerun erklärte er den Afrikanern, daß sie keine Kondome benutzen dürften und vor dem England-Besuch mischte er die gesamte Insel auf.
In seiner Besuchsankündigung fordert er die katholischen Bischöfe nach Angaben der Internetausgabe der BBC auf, mit "missionarischem Eifer" gegen ein geplantes Gleichbehandlungsgesetz vorzugehen.
Das Gesetz soll die Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen am Arbeitsplatz verhindern und durchläuft das parlamentarische Verfahren. Es könnte, wie der Papst befürchtet, dazu führen, dass die britische katholische Kirche gezwungen wäre, auch Homosexuelle in Führungspositionen zu akzeptieren. Dies brandmarkte der Papst als "Verletzung natürlichen Rechts".
In Großbritannien haben die Aussagen des Papstes Empörung ausgelöst. Der britische Europaabgeordnete Stephen Hughes zeigte sich empört. "Als Katholik bin ich von dem Verhalten des Papstes entsetzt", sagte er am Dienstag. «Religiöse Führungsfiguren sollten Ungleichheit ausmerzen und nicht bewahren."
(Zeit)
Gestern gab der Vatikan mal wieder eine Kostprobe seines psychologischen Ungeschicks, indem er den berüchtigten Sexualtäter Juliusz Paetz rehabilitierte.
Paetz, 75, ehemaliger Erzbischof von Posen, wurde 2001 von einer vatikanischen Kommission für schuldig befunden über viele Jahre systematisch Messdiener und Priesterseminaristen sexuell belästigt zu haben.
Woytila kam damit den weltlichen Gerichten zuvor und zog den Männer Molestierer im Jahr 2002 aus dem Verkehr.
Wie sich der triebhafte Erzbischof gegenüber seinen Schäfchen verhielt, war seit Jahren keinesfalls ein Geheimnis.
Groer grüßt. In Wien wußte ebenfalls jeder Geistliche im Bistum, daß der Chef einem bei jeder Gelegenheit ins Gemächt griff.
Erst als die Zeitung Rzeczpospolita* den grabbelnden Erzbischof an die ganz große Öffentlichkeit zerrte, kam seine Ablösung in Gang.
*Durch eine Veröffentlichung in der Zeitung Rzeczpospolita wurde im Februar dieses Jahres der Öffentlichkeit bekannt, dass eine Gruppe von meist angehenden Priestern von Erzbischof Juliusz Paetz sexuell genötigt wurde: „Sünde im Palast des Erzbischofs“ hieß die Überschrift. In diesem Artikel machte die Zeitung bekannt, dass sich bereits seit einiger Zeit innerhalb des Kirchenapparates in Posen eine Gruppe von Priesterseminaristen wie auch Priestern darum bemühen, eine innerkirchliche Untersuchung gegen Erzbischof Paetz zu initiieren, da er Seminaristen zu sexuellen Handlungen mit ihm gezwungen habe. Unterstützt wurden sie dabei u.a. vom Leiter des Priesterseminars in Poznań, der dem Erzbischof sogar das Betreten seines Seminars verbot. Auch andere geistliche und weltliche Persönlichkeiten versuchten, die Angelegenheit intern zu klären. Erzbischof Paetz aber änderte sein Verhalten nicht und es gelang ihm alle Maßnahmen zu unterlaufen. Schließlich übergab im Juni 2001 eine Gruppe von Geistlichen einen Brief über die Verfehlungen von Paetz den Delegierten des polnischen Episkopats in Rom, den auch der päpstliche Nuntius in Polen bekam. Der Nuntius erklärte gegenüber den Unterzeichnern, dass das ein lokales Problem sei und übergab den Brief Erzbischof Paetz. Als Ergebnis wurden Kirchenstrafen gegen einige der Unterzeichner verhängt. Trotzdem sprach es sich langsam in der Diözese herum, dass Erzbischof Paetz Angriffen ausgesetzt sei. Auf einem Treffen der 40 Dekanatsleiter der Diözese Posen im Oktober letzten Jahres initiierte Paetz einen Unterstützungsbrief zu seinen Gunsten, um so die Einheit der Kirche öffentlich zu manifestieren. Als der Brief in der Wochenzeitung der Kurie, Przewodnik Katolicki, veröffentlicht werden sollte, weigerte sich der verantwortliche Redakteur das zu tun, weswegen er in seiner Funktion durch einen anderen Priester ersetzt wurde. Auch in den folgenden Monaten versuchten verschiedene Gruppen, das Problem um Erzbischof Paetz innerkirchlich zu klären, aber es misslang. Deshalb entschloss sich die Redaktion von Rzeczpospolita den Fall Paetz öffentlich zu machen.
Gestern nun erklärte der Vatikan, daß der Ex-Erzbischof Paetz wieder öffentliche Messen feiern darf.
Das erzkatholische Polen ist geschockt. Auch der Publizist Tomasz Terlikowski schüttelt mit dem Kopf über die Rehabilitierung eines Mannes, der wegen der sexuellen Belästigung angehender Priester und Kapläne 2002 als Bischof zurücktreten musste: Die Entscheidung trage nur dazu bei, alle Worte, Gesten und Aktivitäten von Benedikt XVI. nach den Pädophilie-Skandalen bloßzustellen. "Denn einerseits fallen im Vatikan Worte der Entschuldigung, gleichzeitig aber verabschieden hochrangige Mitarbeiter der Kurie solche Dekrete. Wenn jemand den Papst kompromittieren wollte, dann ist es ihm leider zu einem gewissen Grad gelungen."
(Tagesschau)
Handelt es sich hier mal wieder um eine diplomatische Kopfnuss Ratzingers?
Nein, die Entscheidung des Papstes ist Ausdruck seines tiefen Unverständnisses für seelische Prozesse.
Er kann sich die psychologische Wirkung auf ein verstörtes Kirchenvolk nicht vorstellen, weil es ihm grundsätzlich an Empathie mangelt.
Vor allem aber hat der Papst keinerlei Kenntnis von „Täter-Psychologie“.
Sexualität und menschliche Triebe sieht Ratzinger als Handlungen des Teufels.
Damit entfällt aber de facto die Schuldfrage.
Wieso gibt es unter den zölibatären und sexualfeindlichen Priestern so viele Sexualstraftäter? Das sollte sich jeder Papst fragen und die Ursachen dafür abstellen.
Nicht aber Ratzinger, da er hier nicht Menschen, sondern den Teufel am Werk sieht und gegen Luzifer ist er selbst ad definitio schon das beste Gegenmittel.
Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang ein Gespräch mit Dr. Deininger* in der letzten Ausgabe der ZEIT (Die Zeit No 25, 17. Juni 2010)
* Bernd Deininger, geboren 1946 in Erlangen, ist Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychoanalyse, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Chefarzt Psychosomatische Tagesklinik, Leitender Facharzt Fachbereich Psychosomatik am Diakoniewerk Martha-Maria und Theologe. Deininger hat so intensiv katholische Geistliche psychotherapeutisch betreut wie kein anderer Analytiker in Deutschland. Er ist seit 1993 Supervisor des katholischen Therapiezentrums für Priester und Ordensleute am Recollectio-Haus in Münsterschwarzach.
Die „Entschuldigung“ des Papstes für die sexuellen Missbräuche in der RKK hängt er tief:
Deininger: Ich finde die Entschuldigung gut, weil es der katholischen Kirche bisher sehr schwerfiel, überhaupt zuzugeben, welch ein Problem pädophile Priester sind – und dass man sie nicht mit Buße zurück auf den Weg der Tugend bringt. Irritiert hat mich, dass der Papst die Schuld dem Teufel zuschiebt. Wenn ich Schuld eingestehe, nur um sie gleich wieder abzuwehren, ist nichts gewonnen.
Es sei wie im Mittelalter:
In den Hexenprozessen des Mittelalters sagten Geistliche gern, sie seien von Hexen verführt worden – da wurde die Angst vor Kontrollverlust immer auf die Frauen projiziert, weil sie eben Sexualobjekte waren. Wenn Sexualität unterdrückt wird, entsteht automatisch Aggression.
[…] Das Böse lässt sich nicht bändigen, indem wir es verurteilen. Wir müssen uns der Aggression stellen, statt zu jammern. Denn sie betrifft ja nicht nur das Individuum, sondern die gesamte Gesellschaft. Man müsste dem Papst jetzt sagen: Der Teufel ist keine nebulöse Figur, sondern ein verinnerlichter Teil.
Ganz offensichtlich will die katholische Kirche nach wie vor die Opfer der Sexattacken ausgrenzen und sich ihrer Verantwortung nicht stellen:
ZEIT: Vor Kurzem beim Ökumenischen Kirchentag waren die Opfer nicht eingeladen. Der Opfervertreter Norbert Denef musste sich Gehör verschaffen, indem er ein Podium stürmte.
Deininger: Ich hatte direkt danach ein Gespräch mit einem Geistlichen, der ernsthaft überlegte, ob er seinen Posten hinwirft. Er hielt die Verlogenheit einfach nicht mehr aus. Solange psychische Abwehrmechanismen wie Schweigen und Nichtwahrhabenwollen eine Institution lähmen, kann sie keinen echten Anteil am Schicksal von Opfern nehmen.
Ratzinger habe ein höchst naives Verständnis von der menschlichen Psyche.
Deininger: Ratzinger vertrat die Position, dass Psychotherapie die Menschen wiederherstellen soll, damit sie in die Kirche zurückkehren und zölibatär leben. Er konnte schwer akzeptieren, dass Therapeuten die Menschen befähigen, eigene Entscheidungen zu treffen. Er stellte sich Therapie wohl so vor, als wenn man bei einer Krankheit Antibiotika gibt und das Symptom dann weggeht.
Genau dieses Denken erleben wir jetzt beim Sex-Paetz.
Naivling Ratzinger glaubt, daß die Pille nun gewirkt habe, der Teufel sei verschwunden - da kann der Erzbischof ja auch wieder Messen lesen.
Simple as that.
Die menschlichen Begabungen sind meistens nicht sehr weit gefächert.
Joseph Ratzinger hat zweifellos Begabungen. Anders ist nicht zu erklären, daß er sich in der ältesten und strengsten Hierarchie des Planeten an die Topposition gekämpft hat.
So ein Pontifikat fällt einem schließlich nicht wie ein Lottogewinn in den Schoß.
Welche Qualitäten man genau mitbringen muß, um Weltkatholenboss zu werden, ist umstritten.
Karol Woytila war ein Sympath, ein Menschenfischer, ein sehr guter Schauspieler und extrem polyglott.
Notwendig sind diese Begabungen aber offenbar nicht, denn Ratzinger wirkt ungefähr so sympathisch wie Fußpilz und wenn man ihn auf Englisch mit dem „th“ kämpfen hört, ist es mit seiner Sprachbegabung offensichtlich auch nicht so weit her.
Angeblich soll seine erheblich begabtere Kommilitonin Uta Ranke-Heinemann ihm während des Studiums mit Altgriechisch und Hebräisch geholfen haben, weil das in die zukünftige Papstbirne einfach nicht hineinging.
Möglicherweise ist Ratzinger ein brillanter Theologe - das behaupten jedenfalls allerlei Journalisten.
Es könnte sich dabei allerdings auch um eine moderne Sage handeln.
So wie die Spinne in der Yucca-Palme.
Der Papst-Biograph Alan Posener („Benedikts Kreuzzug. Der Angriff des Vatikans auf die moderne Gesellschaft“ Ullstein Verlag, Berlin 2009, ISBN 3550087934, Gebunden, 268 Seiten, 18,00 EUR) sieht das jedenfalls anders und hält Benedikt für wissenschaftlich unseriös.
Erwiesenermaßen sind Ratzinger Qualitäten in den Bereichen Diplomatie und Politik ebenfalls außerordentlich mau.
Keine Co-Religion, der er noch nicht ordentlich vor das Schienbein getreten hätte.
Die mühsam von seinem Vorgänger aufgebauten ökumenischen Brücken hat der aktuelle Pontifex systematisch eingerissen.
Ratzingers Auslandsreisen verlaufen ebenfalls mit umgekehrten Vorzeichen zu Woytila.
Während sein Vorgänger Wellen der Sympathie auslöste, erinnert Benedikts touristisches Programm eher an den Nero-Befehl.
Er schafft es immer wieder diplomtisch verbrannte Erde zu hinterlassen.
In Yad Vashem zeigte er demonstrativ Desinteresse, zuletzt in Malta schlief er gar bei seiner eigenen Messe ein.
Im Anflug auf Kamerun erklärte er den Afrikanern, daß sie keine Kondome benutzen dürften und vor dem England-Besuch mischte er die gesamte Insel auf.
In seiner Besuchsankündigung fordert er die katholischen Bischöfe nach Angaben der Internetausgabe der BBC auf, mit "missionarischem Eifer" gegen ein geplantes Gleichbehandlungsgesetz vorzugehen.
Das Gesetz soll die Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen am Arbeitsplatz verhindern und durchläuft das parlamentarische Verfahren. Es könnte, wie der Papst befürchtet, dazu führen, dass die britische katholische Kirche gezwungen wäre, auch Homosexuelle in Führungspositionen zu akzeptieren. Dies brandmarkte der Papst als "Verletzung natürlichen Rechts".
In Großbritannien haben die Aussagen des Papstes Empörung ausgelöst. Der britische Europaabgeordnete Stephen Hughes zeigte sich empört. "Als Katholik bin ich von dem Verhalten des Papstes entsetzt", sagte er am Dienstag. «Religiöse Führungsfiguren sollten Ungleichheit ausmerzen und nicht bewahren."
(Zeit)
Gestern gab der Vatikan mal wieder eine Kostprobe seines psychologischen Ungeschicks, indem er den berüchtigten Sexualtäter Juliusz Paetz rehabilitierte.
Paetz, 75, ehemaliger Erzbischof von Posen, wurde 2001 von einer vatikanischen Kommission für schuldig befunden über viele Jahre systematisch Messdiener und Priesterseminaristen sexuell belästigt zu haben.
Woytila kam damit den weltlichen Gerichten zuvor und zog den Männer Molestierer im Jahr 2002 aus dem Verkehr.
Wie sich der triebhafte Erzbischof gegenüber seinen Schäfchen verhielt, war seit Jahren keinesfalls ein Geheimnis.
Groer grüßt. In Wien wußte ebenfalls jeder Geistliche im Bistum, daß der Chef einem bei jeder Gelegenheit ins Gemächt griff.
Erst als die Zeitung Rzeczpospolita* den grabbelnden Erzbischof an die ganz große Öffentlichkeit zerrte, kam seine Ablösung in Gang.
*Durch eine Veröffentlichung in der Zeitung Rzeczpospolita wurde im Februar dieses Jahres der Öffentlichkeit bekannt, dass eine Gruppe von meist angehenden Priestern von Erzbischof Juliusz Paetz sexuell genötigt wurde: „Sünde im Palast des Erzbischofs“ hieß die Überschrift. In diesem Artikel machte die Zeitung bekannt, dass sich bereits seit einiger Zeit innerhalb des Kirchenapparates in Posen eine Gruppe von Priesterseminaristen wie auch Priestern darum bemühen, eine innerkirchliche Untersuchung gegen Erzbischof Paetz zu initiieren, da er Seminaristen zu sexuellen Handlungen mit ihm gezwungen habe. Unterstützt wurden sie dabei u.a. vom Leiter des Priesterseminars in Poznań, der dem Erzbischof sogar das Betreten seines Seminars verbot. Auch andere geistliche und weltliche Persönlichkeiten versuchten, die Angelegenheit intern zu klären. Erzbischof Paetz aber änderte sein Verhalten nicht und es gelang ihm alle Maßnahmen zu unterlaufen. Schließlich übergab im Juni 2001 eine Gruppe von Geistlichen einen Brief über die Verfehlungen von Paetz den Delegierten des polnischen Episkopats in Rom, den auch der päpstliche Nuntius in Polen bekam. Der Nuntius erklärte gegenüber den Unterzeichnern, dass das ein lokales Problem sei und übergab den Brief Erzbischof Paetz. Als Ergebnis wurden Kirchenstrafen gegen einige der Unterzeichner verhängt. Trotzdem sprach es sich langsam in der Diözese herum, dass Erzbischof Paetz Angriffen ausgesetzt sei. Auf einem Treffen der 40 Dekanatsleiter der Diözese Posen im Oktober letzten Jahres initiierte Paetz einen Unterstützungsbrief zu seinen Gunsten, um so die Einheit der Kirche öffentlich zu manifestieren. Als der Brief in der Wochenzeitung der Kurie, Przewodnik Katolicki, veröffentlicht werden sollte, weigerte sich der verantwortliche Redakteur das zu tun, weswegen er in seiner Funktion durch einen anderen Priester ersetzt wurde. Auch in den folgenden Monaten versuchten verschiedene Gruppen, das Problem um Erzbischof Paetz innerkirchlich zu klären, aber es misslang. Deshalb entschloss sich die Redaktion von Rzeczpospolita den Fall Paetz öffentlich zu machen.
Gestern nun erklärte der Vatikan, daß der Ex-Erzbischof Paetz wieder öffentliche Messen feiern darf.
Das erzkatholische Polen ist geschockt. Auch der Publizist Tomasz Terlikowski schüttelt mit dem Kopf über die Rehabilitierung eines Mannes, der wegen der sexuellen Belästigung angehender Priester und Kapläne 2002 als Bischof zurücktreten musste: Die Entscheidung trage nur dazu bei, alle Worte, Gesten und Aktivitäten von Benedikt XVI. nach den Pädophilie-Skandalen bloßzustellen. "Denn einerseits fallen im Vatikan Worte der Entschuldigung, gleichzeitig aber verabschieden hochrangige Mitarbeiter der Kurie solche Dekrete. Wenn jemand den Papst kompromittieren wollte, dann ist es ihm leider zu einem gewissen Grad gelungen."
(Tagesschau)
Handelt es sich hier mal wieder um eine diplomatische Kopfnuss Ratzingers?
Nein, die Entscheidung des Papstes ist Ausdruck seines tiefen Unverständnisses für seelische Prozesse.
Er kann sich die psychologische Wirkung auf ein verstörtes Kirchenvolk nicht vorstellen, weil es ihm grundsätzlich an Empathie mangelt.
Vor allem aber hat der Papst keinerlei Kenntnis von „Täter-Psychologie“.
Sexualität und menschliche Triebe sieht Ratzinger als Handlungen des Teufels.
Damit entfällt aber de facto die Schuldfrage.
Wieso gibt es unter den zölibatären und sexualfeindlichen Priestern so viele Sexualstraftäter? Das sollte sich jeder Papst fragen und die Ursachen dafür abstellen.
Nicht aber Ratzinger, da er hier nicht Menschen, sondern den Teufel am Werk sieht und gegen Luzifer ist er selbst ad definitio schon das beste Gegenmittel.
Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang ein Gespräch mit Dr. Deininger* in der letzten Ausgabe der ZEIT (Die Zeit No 25, 17. Juni 2010)
* Bernd Deininger, geboren 1946 in Erlangen, ist Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychoanalyse, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Chefarzt Psychosomatische Tagesklinik, Leitender Facharzt Fachbereich Psychosomatik am Diakoniewerk Martha-Maria und Theologe. Deininger hat so intensiv katholische Geistliche psychotherapeutisch betreut wie kein anderer Analytiker in Deutschland. Er ist seit 1993 Supervisor des katholischen Therapiezentrums für Priester und Ordensleute am Recollectio-Haus in Münsterschwarzach.
Die „Entschuldigung“ des Papstes für die sexuellen Missbräuche in der RKK hängt er tief:
Deininger: Ich finde die Entschuldigung gut, weil es der katholischen Kirche bisher sehr schwerfiel, überhaupt zuzugeben, welch ein Problem pädophile Priester sind – und dass man sie nicht mit Buße zurück auf den Weg der Tugend bringt. Irritiert hat mich, dass der Papst die Schuld dem Teufel zuschiebt. Wenn ich Schuld eingestehe, nur um sie gleich wieder abzuwehren, ist nichts gewonnen.
Es sei wie im Mittelalter:
In den Hexenprozessen des Mittelalters sagten Geistliche gern, sie seien von Hexen verführt worden – da wurde die Angst vor Kontrollverlust immer auf die Frauen projiziert, weil sie eben Sexualobjekte waren. Wenn Sexualität unterdrückt wird, entsteht automatisch Aggression.
[…] Das Böse lässt sich nicht bändigen, indem wir es verurteilen. Wir müssen uns der Aggression stellen, statt zu jammern. Denn sie betrifft ja nicht nur das Individuum, sondern die gesamte Gesellschaft. Man müsste dem Papst jetzt sagen: Der Teufel ist keine nebulöse Figur, sondern ein verinnerlichter Teil.
Ganz offensichtlich will die katholische Kirche nach wie vor die Opfer der Sexattacken ausgrenzen und sich ihrer Verantwortung nicht stellen:
ZEIT: Vor Kurzem beim Ökumenischen Kirchentag waren die Opfer nicht eingeladen. Der Opfervertreter Norbert Denef musste sich Gehör verschaffen, indem er ein Podium stürmte.
Deininger: Ich hatte direkt danach ein Gespräch mit einem Geistlichen, der ernsthaft überlegte, ob er seinen Posten hinwirft. Er hielt die Verlogenheit einfach nicht mehr aus. Solange psychische Abwehrmechanismen wie Schweigen und Nichtwahrhabenwollen eine Institution lähmen, kann sie keinen echten Anteil am Schicksal von Opfern nehmen.
Ratzinger habe ein höchst naives Verständnis von der menschlichen Psyche.
Deininger: Ratzinger vertrat die Position, dass Psychotherapie die Menschen wiederherstellen soll, damit sie in die Kirche zurückkehren und zölibatär leben. Er konnte schwer akzeptieren, dass Therapeuten die Menschen befähigen, eigene Entscheidungen zu treffen. Er stellte sich Therapie wohl so vor, als wenn man bei einer Krankheit Antibiotika gibt und das Symptom dann weggeht.
Genau dieses Denken erleben wir jetzt beim Sex-Paetz.
Naivling Ratzinger glaubt, daß die Pille nun gewirkt habe, der Teufel sei verschwunden - da kann der Erzbischof ja auch wieder Messen lesen.
Simple as that.
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Kommentare zum Post (Atom)
2 Kommentare:
Bleibt einem da Besseres zu sagen als:
"MÖGE ER 120 WERDEN!!!!"
?
Aber wirklich!
Er ist doch wirklich ganz reizend, unser "Bücher-Ratz".
Ich wünsche ihm ebenfalls noch viele destruktive Jahre im Amt!
LGT
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