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Donnerstag, 3. Juni 2010

Moderne Mythen.

Es war eine gewaltige Zäsur, als Ende 1998 die über ein Vierteljahrhundert andauernde Vorherrschaft Helmut Kohls über die CDU zusammenbrach.
In fast 50 Jahren Bundesrepublik wurde noch nie die Opposition in die Regierung geschickt und die Regierung komplett auf die Oppositionsbänke geschoben.
Eine Frau, die devot und buckelnd acht Jahre im Kabinett Kohls Mädchen gegeben hatte, war zur rechten Zeit am rechten Ort.
Sie wurde zu ersten CDU-GeneralsekretärIN überhaupt.
Es folgten weitere extrem ungewöhnliche Umstände. Der neue CDU-Vorsitzende log und schummelte, wie er es bei seinem Vorbild Schwarze-Kassen-Kohl gelernt hatte.
„Illegal" war aber nicht mehr ganz so „scheißegal“, wie es die Unionsherren über Dekaden gewohnt waren.
Schäuble belog vom Rednerpult des deutschen Bundestags aus das deutsche Parlament.
Ja, sicher alle Politiker lügen mal - aber es gibt immer Abstufungen.
Etwas weglassen, Andeutungen machen, beschönigen, in Hintergrundgesprächen flunkern - all das steht aber nicht auf dem Blatt der Schäuble-Lüge.
Der CDU-Chef hatte auf die direkte Frage „haben Sie denn auch einmal einen Koffer mit Geld angenommen?“ gelogen. Vor versammelten Plenum.
Später lieferte sich der Veneblungstaktiker noch eine bizarren Rechtsstreit mit der CDU-Schatzmeisterin darüber wer wann wo Koffer mit 100.000-DM-Inhalt abgestellt hatte.
Der Mann manövrierte sich so sehr ins Abseits, daß er die ganze Partei in den demoskopischen Abgrund auf die 20%-Grenze drückte.
Er wurde zurückgetreten und die CDU war über Monate führungslos. Die Chance der Generalsekretärin.
So verzweifelt war die Lage, daß nun auf einmal dieses Mädchen aus dem Osten sogar Vorsitzende der CDU wurde

Nun brach die Stunde der Politanalysten von der schreibenden Zunft an.
Angela Merkel könne selbstverständlich nur eine Übergangslösung sein.
Entweder die CDU würde sich komplett auflösen und damit der Italienischen Democrazia Cristiana (DC) folgen. Jener katholischen Großpartei, die über Dekaden fast alle Regierungschefs gestellt hatte und sich dann 1994 in Schimpf und Schande auflöste.
Oder aber die CDU käme wieder auf die Beine und würde beim nächsten regulären Parteitag einen westdeutschen katholischen Mann auf Merkel folgen lassen.

So mußte es eigentlich kommen, denn jeder Journalist kannte den hinter Kohls Rücken beinahe allmächtig gewordenen Andenpakt, den sagenumwobenen CDU-Geheimzirkel „PactoAndinoSegundo“, der alle wichtigen Personalentscheidung unter sich ausmachte.

Zustande kam die Geheimloge am 25. Juli 1979 in einer rumpeligen DC-8 auf dem Flug VA 930 von Caracas nach Santiago de Chile.
Es war eine Belohnungs-Reise der JU. Fernab der Heimat verabredete diese Superseilschaft, daß Mitglieder des Paktes niemals gegeneinander kandidieren sollen und keiner den anderen öffentlich zum Rücktritt auffordert.
Die 12 Männer der Zukunft sollten eigentlich nur (finanziert von der Konrad-Adenauer-Stiftung) eine nette Südamerika-Sause abhalten, aber es wurde zur sagenumwobenen Geburt der P2 der CDU.
Vollgepumt mit Chivas Regal notierte das dreckige Dutzend ein Geheimmanisfet, das erst 26 Jahre später erstmals offiziell von Öttinger und Wulff bestätigt wurde:

"In Sorge um die hochkarätig besetzte Delegation und zum Schutze der Gesundheit schließen wir uns hiermit zum Pacto Andino Segundo zusammen."

Wie ernst es den Gründern Matthias Wissmann, Friedbert Pflüger, Hans-Gert Pöttering, Elmar Brok und Bernd Huck (bis in die Gegenwart El Secretario General, Generalsekretär, des Bundes) war, kann niemand von außen sagen.
Fest steht aber, daß es sich um einen realen Verein mit Mitgliedskonto, jährlichen Hauptversammlungen, regelmäßigen Auslandsreisen und richtigem offiziellen Briefpapier handelt.

Es wurden weitere Mitglieder aufgenommen, die den ehernen Schwur leisteten niemals gegeneinander zu kandidieren und sich stets gegenseitig mit allen Mitteln zu unterstützen.

In den letzten 20 Jahren bestimmten offenbar neben den schon genannten Gründern Roland Koch, Peter Müller, Christian Wulff, Günter Oettinger, Christoph Böhr, Franz-Josef Jung, Volker Bouffier, Ole von Beust und Friedrich Merz den „PactoAndinoSegundo“.

Sie alle sind westdeutsche Männer, die das Mauscheln lieben und es bis heute Angela Merkel übel nehmen, daß sie sich urplötzlich das gesamte Bärenfell schnappte, das die mit schottischem Whiskey Geknallten einst 10.000 m über den Anden verteilt hatten.

2001 war die Macht des „PactoAndinoSegundo“ noch so groß, daß sie eine Kanzlerkandidatin Merkel verhindern konnten.
Sie schossen koordiniert auf die Parteichefin und installierten Edi Stoiber.

"Merkel am Ende!" wußten die allwissenden Schreibenden, als Merkel gedemütigt zu Stoibers Frühstückstafel nach Wolfratshausen pilgerte und kapitulierte.

Ob man sie nun mag oder nicht - aber es ist doch beeindruckend wie Merkel in den folgenden Jahren einer Rachegöttin gleich einen Andenpaktler nach dem Nächsten killte.

Heute hat sie es endgültig geschafft. Pflüger in Berlin verheizt, Müller an die Grünen gekettet, Merz in die Flucht geschlagen, Jung aufs Altenteil gejagt - das war die bisherige Bilanz.
Beust ist ohnehin amtsmüde und total deprimiert darüber, daß er Merkel immer wieder auf den Leim gegangen war.
Der SPIEGEL schreibt, daß sie ihn immer wieder mit einem Ministeramt in Berlin geködert habe und damit sein Wohlwollen erkauft habe.
Ole ist nicht der schlauste Fuchs, aber auch er scheint begriffen zu haben, daß sie ihn nur politisch kastriert hatte und doch am ausgetreckten Arm verhungern ließ.

Koch warf letzte Woche hin und den damit verbliebenen einzigen schwergewichtigen Andenpaktler Wulff hat sie heute besonders elegant entsorgt.
Ab ins Präsidentenschloss - und vor allem raus aus allen CDU-Parteigremien.

Ein begnadeter Redner ist er nicht - aber für einen peinlichen Judenvergleich ist er alle mal gut genug.

Wulff über Managergehälter:
"Ich finde, wenn jemand zehntausend Jobs sichert und Millionen an Steuern zahlt, gegen den darf man keine Pogromstimmung verbreiten"

Na bitte - ab ins Präsidentenamt.
Das war es dann mit den unendlich mächtigen Westmännern, die seit über 30 Jahren generalstabsmäßig kungeln: Da kam eine arme kleine Frau aus dem Osten und kastrierte alle - ganz ohne Seilschaften, ohne Hausmacht, ohne Erfahrung - und dazu auch noch ohne Charisma und Redetalent.

Sie benötigte dazu nur das allseits belächelte „Girlscamp“ mit der Kernbesetzung Beate Baumann, ihrer Bürochefin.

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