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Sonntag, 27. Juni 2010

Bis zum Tellerrand und nicht weiter

Wenn ich bestimmen könnte wer von den drei Bundespräsidentenkandidaten das Rennen macht, würde ich tatsächlich Luc Jochimsen wählen.
Ihre politischen Ansichten kenne ich seit Jahrzehnten und teile diese zum großen Teil.

Die Wahrscheinlichkeit, daß die Kandidatin der Linken gewählt wird, liegt allerdings bei exakt Null, so daß es auf Gauck versus Wulff hinausläuft.

Vor diese Wahl gestellt, würde ich mich aus zwei Gründen für Gauck entscheiden - auch wenn es eigentlich egal ist, wer Präsident wird.

Erstens würde eine glatte Wahl Wulffs Westerwelle und Merkel stabilisieren - was ich nicht will und zweitens halte ich Wulff persönlich für ungeeignet.
Es ist nicht nur sein allseits bemängeltes Mikro-Charisma, sondern auch seine Frömmelei, seine fehlende Integrität, sein Klüngeln und seine Stimme, mit der er das „i“ bizarr in die Länge zieht.

Gerüchteweise hört man, daß Wulff ganz ähnlich wie Köhler ziemlich unerträglich für seine Mitarbeiter sein soll und zu Tobsuchtsanfällen und Grölattacken neigt.
Gerüchte - aber gut vorstellbar.

Ich werte also nach dem Ausschlußverfahren.
Positive Argumente fallen mir nicht ein - außer dem strategischen Aspekt, daß eine Wahl Gaucks ein Triumpf für Grüne und die SPD wäre.

Gauck selbst ist für meinen Geschmack derartig eitel und von sich selbst überzeugt, daß ich jetzt schon gründlich übersättigt von ihm bin.
Inhaltlich ist er offenbar in der Zeit 1989/1990 stehen geblieben.
Sein Vorschlag den Spruch „Wir sind ein Volk“ zu einem deutschen Slogan à la „Yes, we can!“ zu machen, erscheint mir geradezu erschreckend naiv und dümmlich.
„Yes, we can!“ war schon an primitiver Wahlkampf-Plattitüdität kaum zu übertreffen.
Ein Grölsatz zur Einpeitschung ohne jeglichen Inhalt.
Die humane Entsprechung eines Gorilla-Silberrückens, der sich auf die geschwollene Brust trommelt.
„Wir sind ein Volk“ ist sogar noch schlimmer, da es mit einer nationalen und einer populistischen Konnotation versehen ist.
Wir gegen die da oben. Offenbar will Gauck sich damit beim Politiker-müden Volk einschleimen.
Es zeigt sich auch, daß der Pfarrer Gauck nicht über seinen christlichen Prediger-Horizont hinaus blicken kann.

Der Ex-Stasibehörden-Mann kann sich aber auch auf anderen Gebieten nicht von Vorgestern lösen.
Blind vor der Realität schlägt er Millionen von Wählern vor den Kopf, wenn er der Partei „Die Linke“ generell die Regierungsfähigkeit abspricht.
Entweder Gauck erweist sich damit als parteipolitischer Taktiker der ganz muffigen Art, der nämlich à la „Rote Socken-Kampagne“ des Pfarrer-Kollegen Hintze die westdeutschen Konservativen mobilisieren will.
Oder es ist noch schlimmer und Gauck glaubt tatsächlich, daß die Linke nicht regieren dürfte!
Dann bewiese er damit, daß er im hohen Maße unversöhnlich ist, die WASG und 20 Jahre Geschichte ignoriert.
Er ordnet sich außerdem der perfiden CDU-FDP-Doppelmoral unter, da er an den beiden Parteien nichts kritisiert, die überhaupt nichts aufarbeiteten und je zwei DDR-Blockparteien, die vorher Stasi und Schießbefehl befürworteten samt deren Vermögen wegfusionierten.

So einen Ewiggestrigen hätte ich nicht gerne als Präsidenten.

Noch dümmlicher als Gauck verhält sich allerdings derzeit „die Linke“, die hysterisch getriggert in jedes Horn tutet, daß Gauck „absolut unwählbar“ sei.
„Unwählbar“?
Diese Kurzsichtigkeit halte ich für unerträglich platt - denn damit gibt Frau Lötzsch dem Kandidaten Wulff ihr Plazet und biedert sich bei Westerwelle und Merkel an.
Sie gibt Schwarz/Gelb freiwillig einen Trumpf in die Hand und zeigt dem Volk, das mehrheitlich nicht Wulff will, die Arschkarte.
Verantwortliche Politik sieht anders aus.
Hat am Ende Gauck doch Recht, daß die Linke nicht regierungsfähig ist?

Unerträglich ist auch Frau Lötzschs Ablenkungsargumentation.
Neuerdings soll es nicht etwa Gaucks Rolle in der Gauck-Behörde sein, die ihn „unwählbar“ macht, sondern seine Ansichten zum Krieg.

Gesine Lötzsch:
Ich glaube, dass dieses Afghanistanargument ein ganz entscheidendes ist. Aber die Friedensfrage ist ja etwas, was viele Menschen bewegt und was für viele Menschen auch die entscheidende Frage ist, wenn sie sich zum Beispiel für eine Partei oder eine politische Richtung oder ein Engagement entscheiden.
[…] Aber für Die Linke steht fest, Joachim Gauck ist nicht ihr Kandidat. Und es gibt nichts, was uns vom ersten zum dritten Wahlgang so verändern könnte bei seiner Person. Er hat seine Positionen noch einmal dargestellt in dieser Woche. Er wird sicher noch öfter dieser Frage der Unterstützung des Afghanistaneinsatzes vorbringen. Und das ist für uns ausreichend Grund, ihn nicht zu unterstützen.

Die Linke-Chefin überreicht damit gewissermaßen persönlich dem CDU-Kandidaten die Ernennungsurkunde, obwohl sie dem Volk einen Gefallen tun könnte und gewaltig an der Macht Westerwelles und Merkels rütteln könnte.

Viele Journalisten meinen, daß die Regierung Merkel unterginge, wenn Gauck durchkäme.
Das wäre das Ende von Steuermilliarden für Hoteliers und dem Auspressen von Hartz-Familien.
Lötzsch hat es in der Hand und sorgt lieber dafür, daß Merkel fest im Sattel bleibt.

Die neue Chefin tritt also in die CDU-stärkenden Schuhe ihres Vorgängers Lafontaine, der es mit seinen Anti-SPD-Attacken im Alleingang fertigbrachte, daß die CDU-Chefin Merkel 2005 trotz linker Mehrheit im Bundestag Bundeskanzlerin wurde.

Linke, die sich so sehr dafür einsetzen, die CDU zu stärken, sind für mich „unwählbar“.

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