TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Dienstag, 2. Februar 2010

Der Christ des Tages - Teil XV

Der ehemaliger Frankfurter Lehrer Paul Badde, 51, hat nach Stationen bei der FAZ nun seinen journalistischen Traumjob.
Seit 2000 ist er Rom- und Vatikan-Korrespondent bei Springers ultrakonservativen WELT.

Der ebenfalls stramm rechts gerichteten „Die Freie Welt - Internet- und Blogzeitung für die Zivilgesellschaft“ gab er im Oktober 2009 ein Interview, in dem er sein neues „Vatikan-Magazin“ als „die Frohe Botschaft an den Kiosken“ bewarb.
Badde ist so fanatisch katholisch, daß er durchschnittliche Bischöfe wie Zollitsch als „linkssektiererisch“ einschätzt.
Dem übelsten Aspekt des Christentums, der Weltmissionierung, die Abermillionen Tote forderte, fühlt sich der Springer-Schreiberling verpflichtet:

Das wichtigste Anliegen bis dahin ist also, mit einem Wort,, auch wenn wir schon lange keine Ministranten mehr sind: Mission! Das heißt, weiter sagen, welche unglaublichen Heilstaten Gottes und all seiner Heiligen wir in der Geschichte erlebt, gesehen und erfahren haben - um in dieser deutschen Stunde der Weltkirche unter Benedikt XVI. noch einmal auf das enorme Privileg aufmerksam zu machen, das den Menschen Europas durch das christliche Erbe zugewachsen ist.

Der Ratzinger-Papst ist ihm noch lieber, als der ohnehin schon in theologischen Dingen extrem konservative Fundamentalist Woytila:

Was Johannes Paul II. in die Weite gebracht hat, akzentuiert Benedikt XVI. nun nicht weniger mutig für die Tiefe der kirchlichen Tradition zurück zu ihren wahren Quellen, bis zur Einnistung Christi im Leib der Gottesmutter. In diesem Sinn haben diese beiden Päpste miteinander das Profil der Neuschöpfung Gottes in Christus und seiner Kirche für unsere Zeit neu gezeichnet und ihre Identität und Kontinuität durch die Versuchungen des Medienzeitalters hindurch bewahrt.

In einem einzigen Interview bringt der Hardcore-Ratzingerist die ganze Klaviatur der katholischen Ultras à la Kreuznet unter.
Beispielsweise ist die Fristenlösung für ihn nicht ohne Holocaustvergleich diskutabel.
Daß eine Frau SELBST über ihren Körper entscheidet, ist für den fünffachen Vater Teufelszeug.
Über die Situation der Weltkirche sprudelt aus ihm anklagend heraus:

Ihr Drama ist der Hass des Teufels auf Jesus Christus. Ihr Drama ist es, der Selbstverschleierung des großen Mordens gegen die hilflosesten Geschöpfe, gegen die ungeborenen Kinder unter uns noch weniger Einhalt bieten zu können, als in den Tagen, als die Kirche Christi sich zu schwach erwies, den Massenmördern des letzten Jahrhunderts in die Hände zu fallen. Dabei ist vielleicht ihr einziger Trost: auch von dem Erbarmen im Angesicht Gottes erzählen zu dürfen, das all diese Mütter und Väter mit ihren in dieser Welt nie gesehenen Kindern und das uns alle nach dem Tod erwartet, den Jesus Christus selbst in seiner Grabkammer in Jerusalem überwunden hat.

Bei der Lektüre von Badde-Texten warte ich stets darauf, daß Paola und Kurt Felix aus meinem Bildschirm springen und triumphierend rufen „April, April! Sie sind bei Verstehen Sie Spaß!“

Nun mag man einwenden, daß es natürlich Baddes gutes Recht ist, sich mit seinem eigenen Magazin am Kiosk zum Rumpelstilzchen zu machen.
In der Tat. Jeder hat das Recht seine eigene komplette Enthirnung coram publico auszubreiten.
Es gibt da bekanntlich mannigfache Möglichkeiten.
Zlatko im BB-Container, Oettinger beim „English“ simulieren oder eben Badde mit seinem Privatmagazin an Europäischen Kiosken.

Bedenklich ist allerdings, daß dem komplett gehirnentzellten Wahnsinnigen durch Herausgeber/Chefredakteur Jan-Eric Peters in der der „Welt“ eine Reichweite von 700.000 Lesern geboten wird.

So durfte sich Badde heute unter dem Titel Benedikt XVI. – radikal, modern und Buddha-gleich über die RKK verbreiten.
Während alle anderen Medien dieser Tage schaudernd verbreiten, wie sich die Canisius-Jesuiten quer durch die Klassenzimmer der Republik gepoppt haben und durchaus darauf hingewiesen wird, daß sich Ratzinger als Chef der Inquisitionsbehörde aktiv an der Verschleierung der Pädo-Kirchengeschichte beteiligte, sieht Badde den Papst als Held.

Schuld am katholischen Desaster wären nicht etwa der Zölibat, die sexuelle Verklemmtheit und Unreife der Priesteramtskandidaten oder die Verteufelung von Frauen als „zu unrein“ für geistliche Ämter, sondern; Ta-dah: Die Atheisten sind die Wurzel des Übels. Und die Linken. Und die Kommunisten natürlich.

Bevor ich zitiere, sei noch einmal darauf hingewiesen, daß es sich NICHT um ein plumpes Pamphlet aus der Titanic handelt, sondern daß ich per copy & paste in einen Leitartikel der WELT gehe.

Wir befinden uns im Jahr der Papstwahl, 2005:

„Selbst religiös ganz unmusikalische Menschen [vernahmen] im Röcheln von Papst Johannes Paul II. wieder etwas von den Chören der Engel……Diese Euphorien sind heute aufgebraucht. Jetzt melden sich die Gottlosen wieder zurück, verbissener als je zuvor zu meinen Lebzeiten und so aggressiv, als gelte es, verlorenes Terrain zurückzuerobern.

Als Papst Benedikt sei Ratzinger so sanft und gütig, daß er sich nie gegen Anfeindungen wehre:

Aber es gibt eben keinen, der dem Furor der gescheiterten linken Sozialingenieure von gestern aufreizender im Wege steht. Nicht wenige von ihnen sind inzwischen als Wortpolizisten oder Blockwarte einer neuen Zivilreligion zu Lohn und Brot gekommen, die (außer Gott) alles anbetet, was der Selbstermächtigung des Menschen über Leben und Tod und Schicksal dient. Unter ihnen wird der gute alte Agitprop nun gegen die letzte Bastion in Stellung gebracht, die diesem Projekt noch widersteht: Kirche und Papst.

Daß es der Papst ist, von dem immerfort Diffamierungen gegen Schwule, Frauen, Muslims, Atheisten oder Protestanten ausgehen, kommt Badde gar nicht in den Sinn.
Dabei ist dieser Ratzinger ein begnadeter Fettnapffinder, der einfach keine Gelegenheit ausläßt sein Auditorium zu beleidigen.
Jüngstes Beispiel ist seine geplante England-Reise, bei der er es wieder einmal, wie vor seiner Israel- oder Afrika-Reise, vermochte schon im Vorfeld seine Gastgeber bis aufs Äußerste zu strapazieren.
Bevor er überhaupt einen Fuß in das Land der Queen setzte, teilte er schon mal ordentlich aus:

In seiner Besuchsankündigung fordert er die katholischen Bischöfe nach Angaben der Internetausgabe der BBC auf, mit "missionarischem Eifer" gegen ein geplantes Gleichbehandlungsgesetz vorzugehen.
Das Gesetz soll die Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen am Arbeitsplatz verhindern und durchläuft das parlamentarische Verfahren. Es könnte, wie der Papst befürchtet, dazu führen, dass die britische katholische Kirche gezwungen wäre, auch Homosexuelle in Führungspositionen zu akzeptieren. Dies brandmarkte der Papst als "Verletzung natürlichen Rechts".
In Großbritannien haben die Aussagen des Papstes Empörung ausgelöst. Der britische Europaabgeordnete Stephen Hughes zeigte sich empört. "Als Katholik bin ich von dem Verhalten des Papstes entsetzt", sagte er am Dienstag. «Religiöse Führungsfiguren sollten Ungleichheit ausmerzen und nicht bewahren."
(Zeit)

Der WELT-Wirrkopf irrlichtert realitätsfrei dem deutschen Pontifex hinterher.

Er ist der modernste Pontifex, den es jemals gab, sein gelehrter Scharfsinn weltberühmt, seine Doktrin der Trennung von Kirche und Staat radikal, er ist ein Buddha auf dem Sessel Petri!

Man fragt sich wie Badde an Weihrauch mit einer derart hohen THC-Konzentration gekommen ist. Dieser Papst, der sich ungeniert und ungefragt ständig in stattliche Angelegenheiten mischt, der tolldreist die strammrechten Parteien gegen die Spanische oder Britische Regierung in Stellung brachte, ist also der Apologet der Trennung von Kirche und Staat?

Für Badde ist der katholische Glaube die unbedingte Wahrheit, Jungfrauengeburt, die Existenz des Teufels, die körperliche Wiederauferstehung Jesu - all das wären Tatsachen.
Wer es wagt zu hinterfragen, bekommt die ganz grobe Keule übergezogen:

Dennoch macht ihr rigider Umgang mit der Wahrheit die katholische Kirche auch weiterhin ein wenig ungeschmeidig gegenüber all denen, die heute eine und morgen eine andere Meinung haben und vertreten, weil es ihrer Ansicht nach ja keine allgemeingültige Wahrheit gibt. Nur lauter spukende Zeitgeister. Da spuken sie eben mit. Gestern Kommunist, morgen Buddhist, übermorgen vielleicht einmal Mondanbeter. Es ist irgendwie auch menschlich, allzu menschlich. Weniger human ist allerdings der inquisitorische Furor, mit dem hier bei jeder neuen Wende und Kurve wieder Vollgas gegeben wird.

Wir ahnen es schon - die Badde’sche Apotheose des Bösen kann nur der Atheismus sein.

Sie sind wankelmütig:
Wo Glaubende an der Wahrheit (selbst wo sie zum Teil noch verborgen ist) als einer tief verankerten Seinsweise lehnen, fehlt echten Atheisten dieser ruhende Pol. Sie können sich letztlich an nichts anlehnen, weil nichts zuverlässigen Bestand hat.

Sie haben bekanntlich Hitler und Stalin zu verantworten:
Sie möchten auf der richtigen Seite sein, diesmal, endlich einmal. Die Wahrheit ist: Nicht die katholische Kirche hat den verbrecherischen Zivilisationsbruch des vergangenen Jahrhunderts begangen oder auch nur zu verantworten, sondern die neuen Heiden à la mode des 20. Jahrhunderts.

Atheisten sind eine stete Gefahr:
Diesem blubbernden Becken entsteigt aber auch heute der Hass auf den Papst, der genauso duftet wie der Hass, den schon die Nazis gegen Pius XII. hegten. Das ist es, was sie umtreibt, und das ist nicht ungefährlich. Es ist genau das, wovor Joseph Kardinal Ratzinger am Vorabend seiner Wahl zum Papst warnte, als er eine drohende "Diktatur des Relativismus" beschwor.

Und, folgerichtig, da nur Katholiken die Wahrheit haben, lügen Atheisten:

Denn wer den Unterschied zwischen der Wahrheit und der Lüge einebnen will, wird auch andere Unterscheidungen einebnen wollen. Warum denn nicht? Kann man doch alles sagen. Alles ist relativ. Es gibt keine Wahrheit. Es gibt nur die, die sich anmaßen, es gäbe sie.

Zusammengefasst lautet das Badde-Credo:
Alle sind scheiße - nur nicht der Papst!

Benedikt XVI. hat sich mit Haut und Haar der ewigen Wahrheit des barmherzigen Gottes verschrieben, für den er auch sterben wird wie sein Vorgänger.

Vielen lieben Dank Frau Springer! Erst bringen Sie uns Merkel und nun das.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ja, diese unselige Allianz aus Staat, Kirche und Presse hat uns schon eine Menge "Spass" eingebracht in den letzten 200 Jahren.

Auf einer anderen Note, hast Du schon mitbekommen, wie systematisch gegen die Hartz IV-Empfänger Stimmung gemacht wird?

Bin gestern bei Web.de und den "üblichen Verdächtigen" darüber gestolpert (anscheinend von der dpa her lanciert).

Die Junge Welt hat dem sogar einen eigenen Artikel gewidmet:

http://www.jungewelt.de/2010/02-03/062.php

Scheint als ob man die Diskriminierung der Armen und Rechtlosen nun in die nächste Runde vorantreibt.

Bei der politischen Konstellation aus rechts/habgierig und rechts/machtgierig wundert mich das kein bisschen.

Sündenböcke gesucht und gefunden.

Der Nordstern.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Da muß ich dem Rüdiger Göbel aber widersprechen.

Die SZ hatte das gar nicht dramatisiert, sondern recht nüchtern und wahrheitsgemäß aufgeschrieben.

Im Wortlaut:


Insgesamt hatten 2009 im Jahresdurchschnitt etwa 6,5 Millionen Menschen nach dem Sozialgesetzbuch II Anspruch auf die Grundsicherung (Hartz IV). Bezogen auf diese Gesamtzahl lag die Missbrauchsquote nach Angaben der Bundesagentur bei lediglich bei 1,9 Prozent. Darunter fallen Ordnungswidrigkeiten, also geringfügige Verletzungen von Rechtsregeln, für die das Gesetz eine Geldbuße vorsieht.

Die BA warnt aber, die Missbrauchszahlen überzubewerten. In der Bilanz heißt es: Leistungsmissbrauch sei "in Relation zu der Anzahl der Hilfebedürftigen und den Gesamtausgaben relativ gering verbreitet".


das finde ich vollkommen in Ordnung so.

Was die BILD daraus macht, ist doch kein Wunder.

Inzwischen streiten sich ja Zensur-Urschl und Hessen-Hitler um die Deutungshoheit.
Das finde ich ganz lustig zu beobachten, wie die beiden sich gegenseitig an die Gurgel gehen.

Immer weiter so!

LGT