TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Donnerstag, 25. Februar 2010

Rent a Rüttgers, hire a Guido.

Die gute Nachricht ist:
Schwarz-Gelb hat das Regieren offiziell eingestellt.

Grundsätzlich ist das zwar keine ideale Konstellation für eine der größten Volkswirtschaften der Welt, die sehenden Auges in ein Dutzend Krisen schlittert.
Steuersystem, Gesundheitssystem, Pflege, Bildung, Hartzreform, Arbeitsmarkt, Demographie, Afghanistan, Klimakatastrophe, Energiepolitik, marode Bundeswehr und Staatsfinanzen - es ist ja nicht so, daß es nichts zu tun gäbe.

Unglücklicherweise sind die offizielle gewählte Regierung hauptsächlich mit profilneurotisierten Politlaien besetzt, die in den seltenen Fällen, in denen sie handeln, bedauerlicherweise die Situation in Deutschland noch verschlimmbessern.

Beispiele sind das unsägliche Verschuldungsbeschleunigungsgesetz oder das derartig dilettantisch gestrickte Internetstopp-Gesetz, das unmittelbar nach Inkrafttreten per Regierungserlass - höchstwahrscheinlich verfassungswidrig - wieder gestoppt wurde.

Da wir noch vier Jahre mit dieser Chaosgang geschlagen sind und ich nicht an einen wundertätigen Gott glaube, bleibt dem denkenden Deutschen nur übrig sich an der Realität zu orientieren und auf das kleinste Übel zu hoffen.

Ich plädiere dafür sich das gruppendynamische Dilettieren im Kabinett einfach als die Satire zu begreifen, die sie ist.
Hat man sich erst einmal damit abgefunden, lehnt man sich entspannt zurück und genießt die Kommentar-Häme in der Printpresse.

Die stramm Konservativen und hartnäckig Neoliberalen haben sich scheinbar inzwischen alle tiefe Löcher gegraben, in denen sie ausharren und hoffen, daß das Publikum ihre Lobpreisungen auf kommenden schwarz/gelbe Kabinette, die „durchregieren“ würden, vergessen.

Der etwas objektivere Teil der Edelfedernzunft übt sich unterdessen in Sarkasmus.

Westerwelle bläst sich auf - Merkel lässt die Luft raus.
Mit diesen Worten erinnert Nico Fried an Westerwelles braune Möllemann-Phase:
Eine Rüge der Kanzlerin an die Adresse des Möchtegern-Tabubrechers dürfte beim FDP-Chef unschöne Erinnerungen wecken.

Merkels Nicht-Regierungsorganisation
orakeln die Kollegen von Spon:
Westerwelle in der Endlosschleife. Es ist der 121. Tag dieser schwarz-gelben Koalition. Und es ist ein verlorener Tag für Deutschland. Wieder einmal. Es wird viel geredet, aber nicht regiert. Union und FDP verlieren sich in altrömischem Schlachtgetümmel - oder raufen sich wie Kleinkinder im Sandkasten.

Westerwelle oder: Die Hand, die nimmt
- so überschreiben Thomas Denkler und Oliver Das Gupta die neusten Enthüllungen über den Vizeregierunsgchef Nebenbei-Großverdiener:
Bis zu 500.000 Euro hat Hartz-IV-Kritiker Westerwelle in den vergangenen vier Jahren mit Vorträgen verdient.

Baron zu Stil und Bruch - so beginnt der Kommentar von Christoph Schwennicke über Guttenbergs Flucht vor der tristen Regierungsrealität nach Kanada.
Kunduz war gestern: Karl-Theodor zu Guttenberg kehrt zu seiner liebsten Rolle zurück - als Strahlemann der Politik. Bei den deutschen Olympia-Athleten in Vancouver inszeniert sich der Verteidigungsminister als Buddy der Sieger. Das falsche Signal zur falschen Zeit.

Schwarz-Gelb: Vereint im Streit titelt verwundert der Tagesspiegel.
Erst kritisiert die Kanzlerin ihren Vize. Dann treffen sich die Spitzen der Koalition, um gleich wieder zu streiten. Was ist los mit Schwarz-Gelb?

Da die Damen und Herren aus dem Kabinett Merkel-II allesamt offenbar nicht regieren können, sollten wir froh sein, wenn sie anderweitig beschäftigt sind - zum Beispiel mit persönlich Geld raffen.

Eine Stunde Rüttgers, für die jemand 6000 Euro zahlt, ist schon mal eine Stunde mehr, in der er kein Unheil anrichten kann.

So sehe ich das auch bei Westerwave - also bitte nicht daran rumkritisieren, daß sich der „unheimliche Guido“ in den letzten Jahren mit Vorträgen unter anderem bei Liechtensteiner Banken ein halbes Milliönchen dazu verdient hat.

Westerwelle gab beim Bundestag für alle Vorträge ein Honorar in Stufe drei an, was nach der durch die Parlamentsverwaltung praktizierten Einstufung eine Mindestsumme von insgesamt 252.000 Euro ergibt. Der tatsächliche Betrag dürfte allerdings deutlich höher sein.

(Stufe eins erfasst Beträge von 1000 bis 3500 Euro, Stufe zwei Summen bis 7000 Euro und Stufe drei Beträge über 7000 Euro.)

Bitte mehr davon!

Den „Nebenverdienst“ gönne ich ihm von Herzen - je mehr er bei irgendwelchen Privatvorträgen sein Taschengeld aufbessert - umso weniger kann ner Schaden beim Regieren anrichten.

Wieso ist die SZ da so pingelig?


Die tatsächlichen Einnahmen können jedoch um einiges höher liegen. Kenner der Szene gehen davon aus, dass Westerwelle bis zu 18.000 Euro pro Auftritt verlangen kann. Das wären dann bei 36 Auftritten rund 648.000 Euro für den Mann, der den Bezug von Hartz IV in die Nähe "spätrömischer Dekadenz" gerückt hat. Hinzu kommen ein Sitz im Aufsichtsrat der Arag-Rechtsschutzversicherung, ein Sitz im Beirat der Deutschen Vermögensberatung AG und im Jahr 2006 ein Beiratssitz bei der TellSell Consulting aus Frankfurt.
Alles für jeweils mindestens 7000 Euro pro Jahr. Kritik entzündet sich aber vor allem daran, in wessen Auftrag Westerwelle gesprochen hat. Es sind beispielsweise Finanzdienstleister - unter anderem aus der Schweiz und aus Liechtenstein - sowie Hotels, die seine Rechnungen beglichen. Im September 2007 hat seine Rechnung ausweislich der Bundestags-Website das Congress Hotel Seepark im schweizerischen Thun beglichen. Tatsächlich aber war Westerwelle am 25. September 2007 nicht auf Einladung des Hotels in Thun, sondern für die UBS Bank im Einsatz - als gutbezahlter Gast auf dem "UBS Podium". Die schweizerische UBS Bank steht unter Verdacht, Steuerflüchtlingen gezielt Unterschlupf zu gewähren. Einen anderen Vortrag, wiederum in der Schweiz, hielt Westerwelle am 14. April 2007 in Zürich. Gastgeber war die private LGT Bank, die ihren Hauptsitz in Liechtenstein hat - und ebenfalls unter Dauerverdacht steht, das Geld deutscher Steuerhinterzieher zu verwalten.

Mein Dank gilt den hier im Folgenden aufgeführten Firmen, die Westerwelle bezahlten und ihn damit vom Unheilanrichten abhielten.


Agentur Schenck, Berlin, Vortrag, August 2008, Stufe 3 Aspecta HDI Gerling Lebensversicherung AG, Mainz, Vortrag, Februar 2007, Stufe 3 AXA-Krankenversicherung AG, Köln, Vortrag, Januar 2006, Stufe 3 BCA AG, Bad Homburg, Vortrag, März 2009, Stufe 3 Close Brothers Seydler AG, Frankfurt/Main, Vortrag, Juni 2008, Stufe 3 Congress Hotel Seepark, Thun/Schweiz, Vortrag, September 2007, Stufe 3 CSA Celebrity Speakers GmbH, Düsselsdorf, Vortrag, Oktober 2008, Stufe 3 Vortrag, März 2009, Stufe 3 Dr. Schnell Chemie AG, München, Vortrag, Januar 2009, Stufe 3 DS Marketing GmbH, Brühl, Vortrag, März 2006, Stufe 3 econ Referenten-Agentur, Straubing, Vortrag, Mai 2006, Stufe 3 Vortrag, Juli 2007, Stufe 3 EDEKA Handelsgesellschaft Nordbayern-Sachsen-Thüringen mbH, Rottendorf, Vortrag, Juli 2006, Stufe 3 EDEKA Zentrale AG & Co.KG, Hamburg, Vortrag, Juni 2009, Stufe 3 EUTOP Speaker Agency GmbH, München, Vortrag, Juli 2007, Stufe 3 Vorträge, 2006, Stufe 3 Fertighaus WEISS GmbH, Oberrot, Vortrag, September 2006, Stufe 3 Flossbach & von Storch Vermögensmanagement AG, Köln, Vortrag, Mai 2007, Stufe 3 Gemini Executive Search, Homburg, Vortrag, Oktober 2007, Stufe 3 Genossenschaftsverband Frankfurt, Frankfurt, Vortrag, Oktober 2005, Stufe 3 Hannover Leasing GmbH & Co. KG, Pullach, Vortrag, Juni 2006, Stufe 3 Vortrag, Oktober 2008, Stufe 3 Lazard Asset Management Deutschland GmbH, Hamburg, Vortrag, Januar 2007, Stufe 3 LGT Bank AG, Zürich/Schweiz, Vortrag, April 2007, Stufe 3 Lupus Alpha Asset Management GmbH, Frankfurt/Main, Vortrag, November 2008, Stufe 3 MACCS GmbH, Berlin, Vortrag, November 2007, Stufe 3 Maritim Hotelgesellschaft mbH, Bad Salzuflen, Vortrag, November 2005, Stufe 3 Movendi GmbH, Lohmar-Honrath, Vortrag, Oktober 2008, Stufe 3 Rednerdienst & Persönlichkeitsmanagement Matthias Erhard, München, Vortrag, Oktober 2006, Stufe 3 Vorträge, 2009, Stufe 3 Sal. Oppenheim jr. & Cie. KGaA, Köln, Vortrag, März 2006, Stufe 2 Serviceplan Agenturgruppe für innovative Kommunikation GmbH & Co. KG, Haus der Kommunikation, München, Vortrag, Februar 2007, Stufe 3 Solarhybrid AG, Brilon, Vorträge, Juni 2008, Stufe 3 Team Event Marketing GmbH, Rosbach v.d.H., Vortrag, Mai 2007, Stufe 3 Vincero Holding GmbH & Co. KG, Aachen, Vortrag, September 2007, Stufe 3 Wolfsberg - The Platform for Executive & Business Development, Ermatingen/Schweiz, Vortrag, September 2008, Stufe 3 3. Funktionen in Unternehmen ARAG Allgemeine Rechtsschutz-Versicherungs-AG, Düsseldorf, Mitglied des Aufsichtsrates, jährlich, Stufe 3 Deutsche Vermögensberatung AG, Frankfurt/Main, Mitglied des Beirates, jährlich, Stufe 3 Hamburg-Mannheimer Versicherungs-AG, Hamburg, Mitglied des Beirates (bis 31.12.2008) TellSell Consulting GmbH, Frankfurt/Main, Mitglied des Beirates, 2006, Stufe 3

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Zitat:"Ich plädiere dafür sich das gruppendynamische Dilettieren im Kabinett einfach als die Satire zu begreifen, die sie ist.
Hat man sich erst einmal damit abgefunden, lehnt man sich entspannt zurück und genießt die Kommentar-Häme in der Printpresse."

Ich glaube, Du hast die Situation nicht komplett erfasst. Zumindest wundere ich mich, dass Du Dich entspannt zurücklehnen kannst, wenn gerade die stärkste Geldumverteilung seit Gründung der BRD stattfindet. Da werden Banken mit Steuergeldern "gerettet", damit wir uns dann dank der Defizite hinterher bei den Banken Geld leihen und auf immer verschuldet sein werden. Um die Schulden zu bedienen werden künftig massiv Sozialprogramme und Transferleistungen eingestampft, Steuern erhöht. Griechenland kommt auch nach Deutschland! Deutschland wird zugunsten weniger ausgesaugt. Wer sich da gemütlich zurücklehnt, hat mMn nicht verstanden, was gerade passiert....

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Achtung, das war Ironie!

Ich habe an dieser Stelle schon hunderte Posts geschrieben, in denen ich eben diese sozialen Umverteilungen auf Schärfste angeprangert habe.
Gerade das Pampern der Banken und Manager habe ich besonders oft kritisiert.

Wenn man nicht an Depressionen und Magengeschwüren eingehen will, muß man aber auch ab und an mal drüber lachen.

LGT

Anonym hat gesagt…

Ist das eine Seite, links polemisch nicht akzeptabel.

Anonym hat gesagt…

Ah, die Rechten haben Deine Seite also auch endlich gefunden.

"Anonym hat gesagt…

Ist das eine Seite, links polemisch nicht akzeptabel."

Ja, die Realität hat besonders für dumme Rechte einen besonders gefährlichen Trend zum Linksextremismus aufzuweisen.

Der Nordstern.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@ anonym:

Ist das eine Seite, links polemisch nicht akzeptabel.

??
Könnten Sie vielleicht versuchen das noch mal in einem grammatikalisch korrekten Satz auszudrücken?
Es fehlt mindestens ein Verb und ein Komma.

Ich höre raus, daß mir vorgeworfen wird „links“ zu sein.
Nun gut - immerhin DAS stimmt ja; gut erkannt.

Zufällig habe ich dazu passend heute einen anderen Artikel geschrieben, der sogar auch polemisch ist - ist das nicht nett?

http://tammox.blogspot.com/2010/02/uberflussige-studien.html

@ Nordstern -
Hoffentlich hast du meinen einzigen rechten Leser nicht gleich wieder vergrault. Ich finde solche Leute zur Auflockerung ganz amüsant. In Maßen natürlich nur.
Aber dafür hat mich der liebe Gott ja auch mit Admin-Rechten ausgestattet und ich würde auch gern mal was löschen!
Bisher war da außer ein bißchen Spam noch nie was, das ich tatsächlich ausixxen mußte - schade eigentlich….

LGT