TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Freitag, 24. Dezember 2010

Früher war alles...NICHT... besser!

Meine Wochenendlektüre ist heute Prof Wolfgang Schilds Buch „Folter, Pranger, Scheiterhaufen. Rechtsprechung im Mittelalter.


Für schwache Mägen ist das nichts und ich frage mich mal wieder wie es angehen kann, daß ausgerechnet diese Epoche so ungeheuer populär ist, so daß alle drei Meter irgendein „Mittelalter-Markt“ ist, auf dem sich Hinz und Kunz in Ritterkostümierung und selbstgebastelten Schwertern präsentieren, während die Umstehenden begeistert billigen Runenschmuck kaufen und dazu ekelhaften Würzwein und Met trinken.
Die Zeit des 14. bis 17. Jahrhunderts in Europa war mit Sicherheit eine der Grausamsten überhaupt in der Geschichte dieses Planeten.
Es wurde willkürlich gefoltert und drastisch hingerichtet.

Im Klappentext zu Prof Schilds Buch heißt es:

Dieses Buch will uns die alte Gerichtsbarkeit in all ihren Facetten begreiflich machen; die sich aus dem Weltbild dieser Zeit erklären lässt. Nicht der Mensch war das Maß aller Dinge, sondern alles drehte sich um Gott. Er wurde nicht nur als Heiland der Welt verstanden, der aus Liebe Mensch geworden war, sondern auch als strenger Richter am Jüngsten Tag und als zorniger und rächender Vater des Alten Testaments.
Das irdische Recht war Teil der göttlichen Schöpfungsordnung, die dem Teufel die Rolle des Widersachers und Verführers der Menschen zum Bösen zuwies. Menschliche Missetaten wurden dementsprechend mit dem Teufel in Verbindung gebracht. In konsequentester Form unterstellte man den männlichen und vor allem den weiblichen Tätern, den sogenannten Hexen, mit dem Teufel ein sexuelles Bündnis eingegangen zu haben.
Die Verfolgung und Vernichtung der sündhaften Straftäter durch die von Gott eingesetzte Obrigkeit sollte als höchstes Ziel den erzürnten Gott besänftigen, ihn vor Sanktionen gegen die Bürger abhalten und die göttliche Ordnung auf Erden wieder herstellen.


Und dann geht es los mit einer schauderhaften Lektüre über die Folter und Hinrichtungsmethoden, denen über die Jahrhunderte Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind.

Daß Delinquenten nach einem Gottesurteil „bloß“ getötet wurden, war dabei eine sehr seltene Gnade.
Stattdessen ersann man in Klöstern, Bischofsitzen, Schlössern, Burgen und dem Vatikan immer grausamere und abartige Foltermethoden.
Kein Adeliger und kein Kirchenfürst, der nicht ein “Verließ“ betrieb, in dem er seine Mitmenschen verrotten lassen konnte.

Die „Folterkeller“ sind bis heute sprichwörtlich.

Anders ausgedrückt:

In der Zeit des 14. Bis 17. Jahrhunderts in Europa herrschten die „Christlich-jüdischen Werte“ PUR, von denen Merkel, Seehofer und Co heute immerzu sprechen.

Diese „christlichen Werte“ sollen nach Ansicht von CDU- und CSU-Politikern die Grundlage für unsere freiheitliche Rechtsordnung sein.
Eine Lüge der unverschämtesten Art.

Über viele Jahrhunderte hatten Kirche und Adel sich gegen das Volk verschworen und eine parasitäre Existenz auf Grundlage der Bibel führen können.
Der Klerus bestätigte die „von Gott gegebene“ Macht des Adels und forderte unbedingten gehorsam der „Untertanen“.
Im Gegenzug erhielten die Adeligen dem Klerus seine Privilegien.

Es erforderte den Tod von vielen, vielen mutigen Aufklärern, die gegen Kirche und Adel aufstanden, um endlich, nach vielen Jahrhunderten die willkürliche Obrigkeitsherrschaft einzuschränken.

Fair wäre es, wenn Adelige und Klerus nun auch einmal für 1000 Jahre recht- und mittellos der Willkür anderer ausgesetzt wären.

Diese anderen, also die vormaligen „Untertanen“, sind aber offensichtlich bei weiten nicht so mies, so grausam und so perfide, wie ihre einstigen Unterdrücker.

Nein, noch heute werden Kirchen in Deutschland reichlich alimentiert, weil sie auf Rechte aus früheren Jahrhunderten pochen.
Und auch viele Adelige, wie beispielsweise die hochkatholische Thurn und Taxis-Fürsten-Sippe, die sich eines besonders engen und exklusiven Bandes zum Vatikan rühmt, sitzt heute noch auf einem Milliardenvermögen.
Die Drähte sind immer noch die gleichen.
Wer Joseph Ratzinger sprechen möchte, wird große Probleme auf offiziellen Vatikan-Wegen bekommen. Auch Kurienkardinäle bekommen ihn selten zu Gesicht.
Der einzig erfolgversprechende Weg läuft über St. Emmeram.
Dort hockt Kreuznets Ikone Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, die eine enge Freundin des Mädchens für alles vom Papst, Georg Gänswein, ist. Gloria kann ein Entree bewirken.

Aber auch andere Adelsfamilien wie zum Beispiel eine fränkische Sippe von und zu Guttenberg sitzt immer noch auf einem 400 Millionen-Euro-Vermögen.

Und die Deutschen sind hingerissen vom Adel.

Ich unterstütze hingegen Linken-Politikerin Katja Kipping, die genug von den „vordemokratischen Sehnsüchten“ hat und dem Beispiel Österreichs folgend die Adelstitel in Deutschland abschaffen möchte.

Das angebliche Comeback des Adels beschäftigt mittlerweile Talkshows - und beunruhigt die Linkspartei. 'Adelstitel sind in einer Demokratie überflüssig', meint die Vize-Vorsitzende der Linkspartei, Katja Kipping. Die Bundestagsabgeordnete verweist dabei ausdrücklich auf das Beispiel des Verteidigungsministers. 'Guttenberg versucht sich als jemand darzustellen, der anders ist als das politische Establishment', moniert sie. Er operiere dabei geschickt mit Bildern, sei es am Times Square in New York oder an der Seite seiner Gattin bei der Bundeswehr in Afghanistan.
Der CSU-Politiker knüpfe dabei 'an die Unzufriedenheit mit der real existierenden Demokratie' an und spiele 'mit dem Bedürfnis nach einem aristokratischem Führungsstil'. Kipping geht davon aus, dass es dieses Bedürfnis in Teilen der Gesellschaft gibt, warnt aber: 'Diese Sehnsucht ist vordemokratisch.' Ärgerlich findet es die Linken-Politikerin, wenn Adelige sich als bessere Menschen präsentieren. In einem Interview mit dem Magazin der Süddeutschen Zeitung hatte jüngst etwa der erfolgreiche Filmregisseur Florian Henckel zu Donnersmarck von einer 'gewissen Prägung' und einem 'Gefühl von Pflicht gegenüber der Gesellschaft und dem Land' gesprochen, die den Adel im besten Fall ausmache.
Auch im Widerstand gegen Adolf Hitler habe es 'überproportional viele Adelige' gegeben.*
'Das ist einfach falsch', entgegnet Kipping und verweist auf den hohen Anteil von Kommunisten und Sozialdemokraten am Widerstand. Gegen die Adelsromantik schlägt die Abgeordnete drastische Mittel vor. 'In Österreich hat man 1919 die Adelstitel abgeschafft. Es ist an der Zeit, dass wir das auch in Deutschland tun', fordert sie.

(SZ 24.12.2010)

Recht hat sie.

Fröhliche Ostern!

*Als ich einst Marion Gräfin Dönhoffs Buch "Um der Ehre Willen - Erinnerung an die Freunde vom 20. Juli" las, war ich zugegebenermaßen auch sehr von „diesen“ Adeligen beeindruckt.
Ohnehin hege ich eine nahezu grenzenlose Bewunderung für Gräfin Dönhoff.

Ihre Freunde; also in der Regel andere ostpreußische Grafenfamilien, um die es in dem Buch geht, sind ebenfalls beeindruckend.
Man neigt dann dazu dieses Bild auf alle Adeligen zu projizieren.

Das ist allerdings vollkommen falsch.

Inzwischen haben Historiker zeigen können, daß Adelige überproportional von Hitler begeistert waren. Sogar in der Dönhoff-Familie selbst gab es diese Hitler-Fans.

Marion Gräfin Dönhoff war eine Widerstandskämpferin, weil sie zufällig eine tolle Frau mit einer bemerkenswerten Persönlichkeit war. Nicht aber weil sie, zufällig, adelig war.

Der Historiker Prof. Malinowski hat die Verbindungen des Adels zur NSdAP untersucht und räumt mit allerlei romantischen Vorstellungen, wie auch der Florian Henckel zu Donnersmarck-Lüge auf.

SPIEGEL: Aber was hatte der Nationalsozialismus Adligen überhaupt zu bieten?

Malinowski: Karrieren und Landbesitz zum Beispiel. Von den rund 10 000 adligen Offizieren im Kaiserreich wurden nach 1918 nur rund 900 in die stark verkleinerte Reichswehr übernommen. Es gab nach dem Ersten Weltkrieg Tausende regelrecht arbeitslose preußische Adlige, die auf nichts anderes vorbereitet worden waren als eine Karriere beim Militär - traditionell Absicherung für nachgeborene Söhne, die keinen Grundbesitz erbten.

SPIEGEL: Und die Aufrüstung der Nazis öffnete dieses Tor dann wieder.

Malinowski: Richtig. Die Anzahl der adligen Offiziere schnellte nach 1933 innerhalb von zwei Jahren von 900 auf rund 2300 hoch. Dazu kamen Karrierechancen als Folge politischer Säuberungen im höheren Verwaltungsdienst und in der Diplomatie. Nicht zu vergessen auch die Posten bei der SS - fast jeder fünfte SS-Obergruppenführer, also die zweithöchste Rangstufe, stammte aus dem Adel. Es begegneten sich in der SS viele klangvolle Namen: Alvensleben, Bülow, Pückler, Steuben, Uslar, Westphalen oder Henckel-Donnersmarck.

[…]

SPIEGEL: Welchen Anteil hat der Antisemitismus?

Malinowski: Der größte deutsche Adelsverband, die Deutsche Adelsgenossenschaft, führte bereits 1920 einen Arierparagraphen ein. Als Gruppe hat sich der Adel ja immer über Blut definiert. Dass auch die Nazis in Kategorien wie Blut und Rasse dachten, hat nachweislich viele Adlige angesprochen.

SPIEGEL: Wie weit spielte der Adel den Nazis in die Hände?

Malinowski: Es gibt ab etwa 1930 eine nachweisbare Bewegung im gesamten deutschen Adel in die NSDAP hinein. Das fängt mit August Wilhelm Prinz von Preußen an, dem vierten Sohn des letzten Kaisers, der in Bierzelten für die Nazis auftrat, und gilt für viele andere Geschlechter. Es gibt innerhalb des preußischen Adels praktisch keine der berühmten Familien, die nicht dabei ist.

SPIEGEL: Können Sie Zahlen nennen?

Malinowski: In der winzig kleinen Gruppe des Hochadels werden rund 70 Fürsten, Prinzen und Prinzessinnen noch vor 1933 Parteigenossen. Bis 1941 sind es etwa 270. Beim niederen Adel sieht es nicht anders aus. Man findet in den Mitgliedskarteien der NSDAP 34 Bismarcks, 41 Schulenburgs, 43 Bredows, 40 Bülows, 43 Kleists, 53 Arnims, 78 Wedels - insgesamt allein aus einer Stichprobe von 350 Familien fast 3600 Adlige. Und jeder Vierte trat vor 1933 ein.
[…]

(Spiegel Special 29.01.2008)

3 Kommentare:

Homer Simpson hat gesagt…

Das übelste Thema am Heiligabend. Passt perfekt! Heute läuten die Glocken überall und die Kirche fängt wieder ein paar arme Seelen. Kotzen könnte ich. Diese Scheinheiligen! In Einrichtungen der RKK werden Kinder von Priestern missbraucht und die Kirche vertuscht das Ganze. Die Rechte der Kinder werden einfach von der Kirche einkassiert. Und heute tut man so, als könne man kein Wässerchen trüben. Ihr Kinderlein kommet...

Es sollte öffentliche Prozesse geben, die die Angeklagten der Inquisition nachträglich freispricht. Man soll an den von der Kirche verursachten Leiden der Opfer teilhaben können und die Prozesse und Verhöre nachstellen. Vielen (wenn nicht Allen) wurde ja vor ihrem Tod noch die Abbitte in den Mund gelegt. So rechtfertigte man die Morde noch als notwendig. Verabscheuungswürdig, dieser Opferhohn! Nötig wäre auch, wenn man detailliert über die Missbräuche und Misshandlungen berichten würde. Die systematische Vorgehensweise, sollte der Öffentlichkeit nahegebracht werden. Ich bin sicher, dass die Kirche dann nicht wie heute einen auf "Buisiness as usual" machen könnte.

Ich hasse die Kirche. Ihre Methoden sind identisch mit denen der Nazis oder anderer Diktaturen. Man stellt sich selbst als überhöht und ideal dar. Dann generiert man ein ein Feindbild, um sich abzugrenzen zu können. Schließlich fährt man regelmäßige Propaganda auf und wäscht der Gemeinde das Hirn. Man erklärt, dass Familie und Kindersegen das Größte ist. Notfalls ordnet man die Frau dem geilen Manne unter. So stellt man sicher, dass die Gemeinde stetig wächst. Das garantiert den Erhalt der "Herde". Zuletzt muss man nurnoch das Gemeinschaftsgefühl durch Zeremonien und öffentliche Bekenntnisse an sich binden. Kinder werden so früh wie möglich in Rituale eingespannt. Damit werden sie für die eigene Sache missbraucht und ebenfalls gebunden. Daran stört sich bei der Kirche schon lange nicht mehr. Die Gesellschaft, hat sie als "gut" eingestuft und akzeptiert. Aber das sollte man nochmal überdenken.

Dank der Medien, werden immer mehr Wahrheiten über die Kirche öffentlich. Wenn es nach mir ginge, würde man 24 Stunden lang die Seite der Kirche zeigen, die sie selbst gern durch Prozesse, Einschüchterungen und Morde vertuscht hat oder wie jetzt, durch die Vernichtung von Akten oder die Bestechung von Opfern versucht, die Öffentlichkeit um die Wahrheit zu bescheißen. Ja, die Kirche kennt und nutzt alle Tricks, um Makel von sich fernzuhalten.

Blogs wie diesen hier, sollte es Millionen geben. Reißt dieser heimlichen Diktatur, endlich die Maske vom Gesicht!

Anonym hat gesagt…

"Adel", das sind IMO nur Familien, deren gewalttätige Vorfahren, die sich ihre Vermögen zusammen raubten, schon so lange tot sind, dass man sich der Art und Weise, wie sie ihren Status mit brutaler Gewalt eroberten, (fast) vergessen hat, und die auf ihren Raubgüter einen Dünkel aufgebaut haben, der die Nachkommen der Opfer ihrer Vorfahren im Grunde auch noch verachtet.

Gruß
Omnibus56

PS: Frohes Fest (Feste soll man feiern, wie sie fallen)!

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Danke Homer Simpson, aber natürlich haben „die Kirchen“ vor allem jede Menge Verbündete in den Medien. Schließlich sitzen auch massenhaft Vertreter beider Konfessionen in den Rundfunkräten.
Die zahlenmäßig größte Gruppe der Deutschen; die Konfessionslosen, sind durch NULL Vertreter in den Rundfunkräten repräsentiert.

Also ganz so weit sind wir noch nicht, daß Verbrechen im Namen der Kirche, oder Verbrechen von Kirchenfürsten mit den gleichen Maßstäben geahndet werden, wie die von normalen Leuten.

Man denke nur an das Thema „Teufelsaustreibung“. Noch heute beschäftigt die RKK (und auch ganz direkt der Vatikan selbst) Tausende Exorzisten, die dann arme Menschen, die psychisch krank sind - zum Beispiel autistische Kinder mit brutalen Exorzismus-Riten quälen.
Dabei kommt es durchaus auch zu Todesfällen!
Die notwendige psychologische Betreuung wird dann vorenthalten.
Man kann sich kaum vorstellen wie abartig und grausam es ist, ein autistisches Kind, das hysterisch auf Berührungen reagiert, zu packen, zu drangsalieren und ihm Kruzifixe auf den Kopf zu drücken und dann stundenlang auf es einzuschreien!

Allein schon deswegen gehört der Papst geächtet und nicht als Ehrengast in den Bundestag!


@ Omnibus:
Sehe ich alles ganz genauso wie Du.
Höchst erstaunlich, daß Adelige heutzutage so ungeheuer gut angesehen sind.
Erklärt sich wieder einmal nur mit der Doofheit der Durchschnittsbürger.

LGT