TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Montag, 6. Juni 2011

Opfer, schweigt!!

Ach, ach, die Demokratie!

Ist gar nicht so einfach einzurichten, wie man im Maghreb und Afghanistan sieht.
Und diese freien Wahlen sind ein echtes Risiko.
Wenn da dann jeder mitmachen kann, steigt das Risiko sich zu verwählen enorm an.

Zum Beispiel in Algerien vor 20 Jahren.

1991 hatte das algerische Militärregime die algerischen Wahlen abgebrochen, als sich ein Sieg der Islamischen Heilsfront (FIS) abzeichnete. Die fundamentalistische FIS forderte einen Gottesstaat und ist in Algerien verboten.
„Tried it once, didn’t like it!“ war dann das einhellige Fazit des Maghreblandes.
Es folgten viele Jahre Bürgerkrieg mit mehr als 100.000 Toten, die auf herzliches Desinteresse des Westens stießen. Die USA, die sonst so lautsprecherisch für Freiheit und Demokratie eintritt, will davon im Fall Algerien nichts wissen.
Zu unangenehme Ergebnisse (für den Westen) würden freie Wahlen bringen.
Da unterstützt man viel lieber einen Gewaltherrscher. Staatspräsident Abd al-Asis Bouteflika wurde bei der Wahl 2009 mit über 90% im Amt bestätigt, aber was heißt das heutzutage schon in einer Diktatur?

Oder Palästina: Da wählen die auf einmal die Hamas! Ohne vorher in Jerusalem oder Washington nachzufragen, ob denen so ein Ergebnis auch angenehm wäre.


Der allseits beliebte Joseph Ratzinger, dem sämtliche deutschen Parlamentarier mit vor Ehrfurcht feuchten Augen im September zujubeln werden, wenn er sich dazu herablässt in der „Schwatzbude“ (vulgo: Parlament) einzuschweben, ärgert sich nicht mit demokratischem Schnickschnack herum.

Über Gewaltenteilung kann er nur lachen - Judikative, Legislative und Exekutive - all das tanzt im Vatikan nur nach einer Pfeife - nämlich seiner.

Ist schon schlimm genug, daß diese freche Presse sich immer wieder vorwagt und Dinge ans Licht zerrt, die der Pontifex zuvor ausdrücklich zur Geheimsache erklärt hatte.

Aus Gründen absoluter Geheimhaltung zog in der Tat die verschwiegene vatikanische Glaubenskongregation alle wichtigen Fälle von Sexualvergehen von Klerikern an sich und so kamen die Fälle in den Jahren 1981 bis 2005 auf den Tisch ihres Präfekten Kardinal Ratzinger. Dieser sandte noch am 18. Mai 2001 ein feierliches Schreiben über die schweren Vergehen ("Epistula de delictis gravioribus") an alle Bischöfe der Welt, in welchem die Missbrauchsfälle unter die "päpstliche Geheimhaltung" ("secretum Pontificium") gestellt wurden, deren Verletzung unter Kirchenstrafe steht.
(Küng)


Nur weil Priester ein paar Tausend Kinder durchgefickt haben, dürfen diese sensationsheischenden Schreiberlinger ja noch lange nicht schlecht über die Kirche schreiben!

Und der Gipfel ist die Forderung nach juristischen Konsequenzen.
Von wem denn?
Den Staatsanwaltschaften ist da nicht zu trauen.

Der Rechtsstaat ist der nicht eben rechtsstaatlich organisierten RKK suspekt; also unterwirft man sich tendenziell nicht den Regeln, die für jeden Menschen in Deutschland gelten.
Die Skepsis drückte Karl Kardinal Lehmann, damaliger Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz im Jahr 2007, fünf Jahre nach den neuen Richtlinien, unverblümt aus:

„Die Staatsanwaltschaften in verschiedenen Städten sind auch recht verschieden. Soweit her mit der Objektivität allein ist es dann auch wieder nicht.“

Strafrecht? - Mir doch egal.

OK, wenn die Öffentlichkeit so einen Terz macht, kann man sich schon mal an einen Runden Tisch setzen.

Natürlich einberufen von zwei streng Kirchen-hörigen Damen.

Kristina Schröder, die jeden Tag betet und Anette Schavan Ex-ZK der Katholiken (brüstet sich damit jeden Tag das Stundengebet durchzuführen).

Über eventuelle Sanktionen gegen die Sex-Täter sollten die Täterorganisationen selbst entscheiden.

Die wichtigsten Opferorganisationen waren a priori von den frommen CDU-Ministerinnen von der Teilnahme am Runden Tisch Kindesmissbrauch ausgeschlossen worden.

Aber auch ohne daß man die Opfer anhörte, wurde die Kinderficker-PR irgendwie toxisch und so boten die Kirchen (Vermögen 2010 rund 700 Milliarden Euro) eine Einmalzahlung von einem halben Bischofsmonatsgehalt, also 5000 Euro an.

Das ist Kinderficken zum Schnäppchenpreis.
Ein Opfer, das rund 900 mal vergewaltigt wurde (s.u.), kann sich nun also über großzügige 5 Euro und 50 Cent pro Fick freuen.

Das ist real existierende Nächstenliebe - für die Pädophilen!

So günstig macht es noch nicht mal ein HIV-infizierter Osteuropäer, der an der Nadel hängt.

Ende Mai 2011 gab es einen Abschlußbericht.

Gut ein Jahr nach ihrer Einsetzung als Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung hat Christine Bergmann (SPD) ihren Abschlussbericht vorgelegt. Darin empfiehlt sie, die Opfer sexueller Vergehen finanziell zu unterstützen. Betroffene Institutionen wie Kirchen oder Vereine sollen demnach zumindest die Kosten für Therapien erstatten, die nicht von anderen Trägern wie Krankenkassen übernommen werden. Im Fall von Menschen, die in Familien missbraucht wurden, soll der Bund einspringen.
Zudem empfiehlt die Missbrauchsbeauftragte, dass die verantwortlichen Einrichtungen auch finanzielle Entschädigung zahlen. Dies solle zwar auf freiwilliger Basis, zugleich aber nach gewissen Standards geschehen.
(Zeit 24.05.2011)

Und nachdem nun alles einem gütlichen Ende zugeführt wurde, dürfen sich sogar auch einige Opfer vor dem Runden Tisch äußern.

Wie großzügig von den CDU-Ministerinnen!

Erstmals reden Betroffene.
Nach über einem Jahr dürfen die Opfer zum ersten Mal am runden Tisch mitreden - und appellieren an die Politik, den Bergmann-Bericht auch ernst zu nehmen. Christian Bahls ist einer von ihnen. Er hat als kleiner Junge sexuelle Gewalt erlebt. Er hat sich so weit herausgekämpft, dass er inzwischen am runden Tisch Platz nimmt, der nach Wegen und Rezepten gegen Missbrauch sucht. "Wir Betroffenen sind sehr spät an den runden Tisch geholt worden", sagt Bahls, der am Montagmittag einer der sechs Vertreter von Betroffenen war und an einer Arbeitssitzung am runden Tisch teilnahm.
[…] Vor der Sommerpause gibt es noch eine Sitzung. Dann ist für Wochen Ruhe, und im September müsse der runde Tisch bereits beginnen, seine Forderungen an die Politik zusammenzuschreiben. Am runden Tisch sitzen die drei Bundesministerien für Familie, Justiz und Bildung sowie Vertreter von Institutionen, die Missbrauch nicht verhindern konnten, etwa von Internaten, der Kirche oder aus dem Sport.
[…] Wie sperrig sich selbst das federführende Bundesministerium für Familie gibt, erlebte Bahls. Als er dort wegen eines Missbrauchsthemas anfragte, wimmelte man ihn ab. Er möge sich an die unabhängige Beauftragte wenden, "dafür haben wir die ja". Das war vergangenes Jahr - und das Ministerium fühlt sich immer noch nicht zuständig. Seit zwei Wochen hat die taz um eine Stellungnahme zu dem Bericht von Bergmann gebeten. Zunächst wurde an Bergmann verwiesen. Dann hat die taz acht Anfragen an die Sprecherin Katja Laubinger gerichtet. Das Ministerium meldete sich einmal zurück, abends, mit beinahe vergnügtem Unterton. Leider sei ein Gespräch nicht mehr möglich. Schließlich wurde das Interview nach sechs Tagen abgesagt. Die taz hält ihre Anfrage aufrecht.
(Christian Füller 06.06.2011)

Die Opfer immer noch so hartnäckig zu ignorieren und ihnen immer noch jegliche Entschädigung vorzuenthalten, ist inzwischen sogar schon einigen CDU-Größen latent peinlich.
Nicht aber den zuständigen Ministerinnen.

Der Vorsitzende des Rechtsausschusses im Deutschen Bundestag, Siegfried Kauder, äußert Kritik an der Vorgehensweise der Katholischen Kirche in Bezug auf Entschädigungszahlungen für Opfer im baden-württembergischen Oberharmersbach und wirft der Kirche eine Art Verzögerungstaktik vor. Gegenüber REPORT MAINZ sagte Kauder: "Man hält die Opfer hin. Das halte ich für eine katastrophale Folge einer Straftat mit psychischen Konsequenzen für das Opfer, die nicht sein dürfen, die eine Kirche nicht in Kauf nehmen darf". Auf die Frage, ob die katholische Kirche hier ihren moralischen Ansprüchen gerecht werde, antwortete Kauder: "Ich glaube eher nicht. Ich bin auch der Meinung, dass die Kirche diese Linie nicht lange wird durchhalten können". Im baden-württembergischen Oberharmersbach hat ein katholischer Pfarrer von 1968 bis 1991 mindestens 22 Kinder und Jugendliche zum Teil jahrelang missbraucht. An einem Opfer verging sich der Geistliche rund 900 mal. Die Gepeinigten leiden an den Folgen der Straftaten. Dem ARD Politikmagazin berichteten sie von ständigen Albträumen. Auch seien sie beziehungsunfähig. "Wenn ich eine Beziehung eingehen will, dann habe ich gleich wieder Angstgefühle, Panikzustände, dass wieder ein anderer Kontrolle über mich erlangen könnte", sagte ein Opfer im Interview mit REPORT MAINZ.
(swr.de/report 06.06.11)

Näheres heute Abend 21.45 Uhr in der ARD.

Herr Kauder könnte ja im Herbst mal die Gelegenheit nutzen sich direkt an den obersten Verantwortlichen, Herr Joseph R., zu wenden.
Aber das wird nicht passieren und so wichtig ist es dem CDU-Mann nun auch wieder nicht, wenn massenhaft Kinder vergewaltigt werden.

4 Kommentare:

Homer Simpson hat gesagt…

900 Mal musste der arme Priester das Kind missbrauchen. So ein übles Blag!

Eine Schande ist das. Und da fragst du noch, warum ich da gern eine Komplettbeschneidung vornehmen möchte. Unsere Regierung schont die Täter. Man kann nur annehmen, dass ihnen die Zukunft egal ist. Denn es sind die Opfer von Heute, die morgen unproduktiv sind und die Krankenkassen viel Geld kosten. Die Folgen der Verbrecher, zahlen also alle. Vor allem natürlich die Opfer.

Die Täter, dürfen sich auch morgen noch höchster Anerkennung und Bezüge freuen. Und die Politiker auch.

wolfgang brosche hat gesagt…

Habe ich bereits die Internetseite von "netzwerk b" erwähnt?!
Netzwerk b ist eine Initiative von Norbert Denef, der noch vor dem Beginn des Mißbauchsskandals im vergangenen Jahr als einer der ersten den Mut hatte, sein Schicksal öffentlich zu machen. Er ist Ende der 50er, Anfang der 60er gleich von zwei Geistlichen über Jahre mißbraucht worden. Erst mit MItte vierzig - heute ist Denef Anfang 60 - konnte er über die an ihm begangenen Verbrechen reden.
Er hatte inzwischen auch den Mut in einem Buch darzustellen, welche psychischen Folgen der Mißbrauch in seinem Leben hatte - lebenslange Folgen.
Auf der erwähnten Internetseite beschreiben auch andere Opfer ihr lebenslanges Leiden: psychosomatische Krankheiten, Verhaltensauffälligkeiten, Süchte etc., soziale Isolierung und die Unfähigkeit zur Beziehung - Einsamkeit als Folge.
Es gibt kaum Erschütternderes - und es ist mir ein Rätsel wie das an Mitglieder des Runden Tisches ohne Erschütterung abgleiten konnte...
Da hilft auch keine Satire mehr - eine Institution die allen Menschen ihre Moralvorstellungen vorschreiben will, verhöhnt mit ihrem Verhalten die Opfer ihrer "Mitarbeiter".
Es geht nicht mehr an, daß solch unsägliche Lügenverbreiter wie z.B. Prof. Lütz oder Spiegel-Matussek behaupten, die Sexualmoral der katholischen Kirche und der Zölibat hätten nichts zum massenhaften internationalen Mißbrauch durch Kleriker beigetragen!
Es wird Zeit, daß wir als mutige Atheisten endlich einmal offen aussprechen, daß die katholische Kirche nicht nur eine mafiose Organisation ist, sondern auch eine Organisation von Kinderschändern!
Ratzinger kann sich nicht mehr rausreden, daß seine Anweisungen zum Verschweigen der Verbrechen zeitgemäß gewesen wären - seit mehr als 30 Jahren - und das haben wir der von der katholischen Kirche bekämpften Frauenbewegung zu verdanken - gilt das Mißbrauchen von Kindern nicht mehr als Kavaliersdelikt wie es noch im widerlichen Nabokov-Roman "Lolita" propagiert wird.
Bei Ratzinger ist es noch nicht einmal ein Kavaliersdelikt gewesen - es soll alles vertuscht und verschwiegen werden, wie ja Sexualität in der katholischen Kirche überhaupt; man lese nur die Wahnausbrüche von Gabriele Kuby.

Es ist nur zu hoffen, daß der weltweite Massenmißbrauch von eben solchen Apologeten des Papstes und der Kirche wie Gabriele Kuby oder Bischof Overbeck und Konsorten (die die Homosexuellen und die 68er beschuldigen)nicht mehr unter den Teppich gekehrt werden kann. Das sollte zum letzten großen Sargnagel der katholischen Kirche werden.

Homer Simpson hat gesagt…

@wolfgang brosche: Schön wäre das. Bei ein paar Menschen hat das sicherlich an der Sichtweise der Kirchen verändert. Aber Sargnagel, kann ich mir nicht vorstellen.

Dafür sind die Kircheoberen zu sehr mit den Mächtigen vernetzt. Die Meister der Propaganda, wissen sehr wohl, dass die positive Selbstdarstellung ein wesentlicher Teil zum Überleben gehören.

Die RKK ist ein Chamäleon. Ein Wechselbalg der Gründer (Star Trek - DS9) könnte nicht mehr Formen einnehmen. Mal holt sie den Mixa und das Fegefeuer aus dem Sack, dann wieder einen Huber und den Garten Eden. Ganz so, wie man es gerade braucht.

Nein, dieses Monstrum ist nicht totzukriegen. Es macht seit Anbeginn nichts Anderes als Lügen, Täuschen, Drohen und Erpressen. Die sind mit allen Wassern gewaschen.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@Homer:

Wenn das Schicksal der Opfer nicht wäre, könnte man ja froh sein darüber, wie widerlich sich die Kirche i nder Frage „Schmerzensgeld“ zeigt.
Das macht richtig schlechte PR und dürfte hoffentlich noch ein paar Mitglieder aus der Kirche treiben.

Die Gleichung „900 mal vergewaltigt, 5000 Euro Entschädigung = gute 5 Euro pro Fick“ ist immerhin schön plakativ. Das sollte man sich gut merken und je3des mal auf den Tisch legen wenn Hans Küng, David Berger und andere Kirchenkritiker erklären, daß sie die Katholische Kirche so sehr lieben.
An einer Institution, die sowas macht, gibt es nichts zu lieben. Da kann man nur austreten.
Und von dem pädoperversen Pfaff, der einen Jungen 900 mal vergewaltigt rede ich gar nicht. Das ist nur ein Widerling, der aus dem Verkehr gezogen gehört.
VIEL VIEL schlimmer finde ich es, wenn noch zig Jahre später die ganze Organisation mit allen Vorgesetzten bis heute keinen Cent Entschädigung rausrückt. Das sagt viel mehr über den ganzen Laden aus. So tickt er eben, unser Ratzi.

@ wolfgang brosche

Ju, das hatten wir schon mal.
Denef passt ja PERFEKT in dieses Posting, weil der sich beim letzten ökumenischen Kirchentag, als auch alle Welt Käßmann bejubelte, mit Gewalt Zutritt zu der Mißbrauchs-Podiumsdiskussion erkämpfen mußte.
Auch da haben die Organisatoren - also auch die EKD - ganz selbstverständlich die Täter unter sich diskutieren lassen. Opfer unerwünscht.

Ich hatte in schon mal in einer anderen Diskussion (ich glaube bei Skydaddy“ den Zusammenhang zwischen Lütz und Matussek aufgestellt.


@ Homer:

Da sprichst Du das Hauptproblem an - die Kirche hat die Deckung der obersten politischen Gremien. 100% der Mitglieder der Bundesregierung sind christlich. Alle haben geschworen „so wahr mir Gott helfe“ (AUCH Leutheusser-Schnarrenberger!) und man sieht wozu das führt: Wenn es ernst wird und Sex-Opfer gegen RKK stehen, ergreifen die Minister Partei für die Kirche und schützen sie.

DA ist noch allerlei Überzeugungsarbeit zu tun.


LGT