TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Freitag, 24. Juni 2011

Aufholjagd

Made in Germany galt über Dekaden weltweit geradezu als das Qualitätsmerkmal schlechthin.
Gut ausgebildete Handwerker und Ingenieure kombiniert mit einem Sozialstaat, der gute Arbeitsbedingungen und durch die betriebliche Mitbestimmung wohlwollende Beschäftigte hervorbrachte, garantierten, daß „echte deutsche Wertarbeit“ auf dem Weltmarkt reüssierte.

Tja und dann kamen die 90er und der Neoliberalismus.

Modern war auf einmal „sharholder value“, Firmenfusionitis und Lohndumping. Die großen Firmen begannen sich begeistert ins eigene Fleisch zu schneiden, indem sie ihr Rückgrat - die motivierten und gut ausgebildeten Mitarbeiter - zu zehntausenden auf die Straße setzten. Nichts anderes als Harakiri für den Aktienkurs wurde betrieben.
Konzerne wie Mannesmann wurden zerschlagen, damit wenigen Figuren an der Spitze wie Herrn Esser 60 Millionen DM Erfolgsprämie zugeschanzt werden konnten.

Die Gewinne der Deutschland AG schienen zu sprudeln. Oben. Schiere Größe war die neue Richtschnur.
So raffte sich ein Herr Schrempp die unpassendsten Firmen weltweit zusammen - Daimler Benz sollte endlich in der Liga der Top3 ankommen. Am Ende waren 60 Milliarden Euro futsch, die zugekauften Firmen wie Chrysler und Mitsubishi wurden eiligst wieder abgestoßen und es herrschte Sparzwang, der mit Massenentlassungen umgesetzt wurde.

Deutsche Weltfirmen ohne Fachpersonal - das konnte nicht gut gehen.

Das Undenkbare wurde zur Normalität. Nun mußten auch VWs, Opels und Benzer immer öfter zurück gerufen werden, weil sich durch die neue Huschhusch-Fertigungsmethode Fehler eingeschlichen hatten.
Einer der größten Konzerne überhaupt, die Siemens AG, scheiterte sogar daran Mobiltelephone herzustellen. Der Gigant hatte einfach keine Kapazitäten mehr für Forschung und Entwicklung.

Das gleiche Bild bei TollCollect, dem berüchtigten im März 2002 als Joint Venture der Deutschen Telekom (45%) und der Daimler AG (45 %) gestarteten Maut-Unternehmen, das zwar gierig genug war, um jährlich 650 Millionen Euro Maut zu kassieren, aber durch die vorherigen Entlassungsorgien gar nicht mehr die Mitarbeiter hatte, um so ein neues System zu kreieren.

Beispiel „K130“ - fünf supermoderne Korvetten hatte das Bundesverteidigungsministerium bestellt. „Gut und günstig“ sollte der Bau sein.

„Die Korvette 130 wurde als Ersatz für die überalterten Schnellboote der Deutschen Marine entworfen und soll die Möglichkeiten bei Seeraumüberwachung und Küstenschutz im weltweiten Einsatz erweitern, etwa im Rahmen der Anti-Piraten-Mission der EU am Horn von Afrika. 2001 hatte das Bundesverteidigungsministerium ein Werftenkonsortium, die sogenannte Arge K 130, bestehend aus Blohm + Voss, Nordseewerke Emden und Lürssen Werft, mit dem Bau von fünf Schiffen zum Gesamtpreis von rund 1,2 Milliarden Euro beauftragt.“
(NDR.de)

Ausgeliefert wurde das erste Schiff 2007 und heute, vier Jahre später wäre man froh, wenn die Rumpelkähne 2014 in Betrieb gehen könnten.

Leider vertragen sie nämlich kein Wasser.
Im Inneren bildet sich Schwitzwasser und Schimmel. Und das sind nur die kleineren Probleme. Beim Antrieb hapert es noch viel mehr.

Anlässlich der Taufe lobte der Staatssekretär das 1,2 Milliarden Euro teure Projekt als "Beweis für das große Leistungsvermögen der deutschen Werftindustrie". Doch das Lob war ein bisschen voreilig; das Projekt ist zu einem Desaster geworden. Keine der fünf Korvetten, die vor vier Jahren noch als die "modernsten Kriegsschiffe der Nato" gefeiert wurden, ist bis zum heutigen Tag einsatzbereit: Mal brach eine Antriebswelle, dann gab es Probleme mit der Elektronik, und das Getriebe hat eine eigene, ganz lange, knirschende Geschichte. Neuerdings machen die Kupplungen der Schiffsgetriebe Sorgen. Manchmal auch waren einfach nur Schrauben locker.
(Hans Leyendecker 21.06.2011)



Und es gibt noch einem Bereich, in dem Deutschland von Asien abgehängt wurde.

Europas Geldadel muss sich wegen der globalen Konkurrenz ernsthaft Sorgen machen: Die Superreichen der Boom-Region Asien-Pazifik jagten der europäischen Finanzelite im vergangenen Jahr erstmals den zweiten Platz hinter Nordamerika ab. Das geht aus dem am Mittwoch in Frankfurt vorgelegten jährlichen Wohlstandsbericht des Beratungsunternehmens Capgemini in Zusammenarbeit mit der US-Bank Merrill Lynch hervor. Im Ranking der einzelnen Länder behauptete Deutschland Rang drei und verbuchte überdurchschnittliche Zuwächse. Die Studie berücksichtigt Menschen, die mehr als eine Million Dollar (rund 700 000 Euro) Finanzvermögen haben - Werte wie etwa Immobilien, Luxusautos oder Kunstschätze bleiben außen vor. Auf dieser Basis gab es im vergangenen Jahr weltweit 10,9 Millionen Superreiche - ein Plus von 8,3 Prozent im Vergleich zu 2009. Dabei überflügeln die Millionäre aus Fernost die Europäer inzwischen sowohl bei der Anzahl als auch beim Gesamtvermögen.
(dpa 21.06.2011)

Naja, immerhin gibt es bei der Zahl der Millionäre in Deutschland „überdurchschnittliche Zuwächse“.
Immerhin profitiert also überhaupt jemand von Schwarz-Gelb.

Damit es so bleibt, plant die FDP nun mit dem OK von Angela Merkel eine Einkommenssteuerentlastung. Damit bekommen die endlich mehr Geld in die Tasche, die sowieso gut verdienen. Bildung und soziale Projekte haben keine Chance - ebenso wie die Majorität der Deutschen, die unter dem Bemessungsgrenze verdient und gar keine Einkommensteuer zahlt.

Besondere Lieblinge der Klientelpartei FDP bekommen natürlich ihr exklusives Geldgeschenk. Gleich am Anfang der K.O.alition Westerwelle/Merkel war es die Hotelsteuer - ein Milliardenplus also für Hoteliers, von denen einer rein zufällig 1.1 Millionen Euro zuvor an die FDP gespendet hatte.

Unter der neuen FDP-Führungstroika Bahr, Rösler und Lindner erhält nun die klassische FDP-Klientel schlechthin auch ihr privates Milliardengeschenk.
Drei Milliarden mehr für Dentisten drückte der neue Gesundheitsminister Bahr mit einer Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) à la Lobbyisten durch.

SPD und Grüne griffen die FDP scharf an. Als «Hotelsteuer für Zahnärzte» und «blanken Lobbyismus» kritisierte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles die geplante neue Gebührenordnung. Damit zeige die neue FDP-Führung mit Minister Bahr, dass auch sie auf die Klientelpolitik der alten Parteispitze setze. Die Grünen-Gesundheitsexpertin Birgitt Bender sagte der dpa: «Den Versicherten das Geld aus der Tasche ziehen, um die eigene Klientel in der Ärzteschaft zu bedienen - dieses Strickmuster freidemokratischer Gesundheitspolitik zeigt sich auch bei den Plänen des Bundesgesundheitsministeriums für die neue GOZ.»
(Westfalenblatt 20. Juni 2011)

Da kann man a posteriori nur froh sein, daß Schwarz und Gelb die allermeiste Zeit gar nicht regieren, sondern nur stumpf Zeit totschlagen.
Wenn sie ausnahmsweise mal was tun, fließt immer die Kohle aus den Taschen der Normalbürger in die Taschen der Bestverdienenden.

Für eine Vollkrone müssten Kassenpatienten künftig 74 Euro mehr zahlen, für Teleskop- oder Konuskrone sogar 237 Euro, hatte der Vizechef des Kassenverbands, Johann-Magnus von Stackelberg, der Nachrichtenagentur dpa gesagt. Er forderte die Politik zu Änderungen am Referentenentwurf zur Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) auf. Die neuen Regeln sollen kommendes Jahr gelten, und zwar für Rechnungen der Privatpatienten und für Kassenpatienten bei Leistungen über Kassenniveau. Bahrs Sprecher betonte: «Mit der Novellierung wird das Honorar im Bereich der Gebührenordnung um durchschnittlich plus sechs Prozent angepasst.» Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn sagte: «Eine Erhöhung im einstelligen Prozentbereich scheint mir vertretbar, nicht zuletzt da die letzte Steigerung über 20 Jahre zurückliegt.» Private und gesetzliche Kassen warnen hingegen vor weit stärkeren Steigerungen, da die Zahnärzte selbst pro Behandlung einen Steigerungsfaktor wählen könnten. Dadurch hätten sie bereits in den vergangenen Jahren höhere Einnahmen erzielt.
(Westfalenblatt 20. Juni 2011)

8 Kommentare:

Homer Simpson hat gesagt…

Ich habe den Eindruck, dass man resigniert hat und nur noch schnell abgreift, was man abgreifen kann. Auf diese Weise, hinterlässt man noch mehr "verbrannte Erde", für die man dann die nächste Regierung angreifen kann.

Die nächste Wahl ist sowieso längst abgeschrieben. Da macht es jetzt auch nichts mehr, noch die letzten Wähler zu verprellen. Richtig asozial ist diese Politik. Es würde mich nicht wundern, wenn man den Grünen irgendwann vorwirft, verantwortlich für den Atommüll zu sein. Das wäre die gewohnte schwarz-gelbe Unverfrorenheit.

Mit Schummeldoktoren, hat man kein Problem! Und die Recherche von VroniPlag, ist ein Hetz-Komplott gegen Unbescholtene. Man hat sich schließlich nur einen Titel ergaunert. Das ist ja doch nur "Tagesgeschäft" für Politiker. Denn der Titel ist Nebensache. Es geht um die damit verbundene Autorität. Und hier, glänzen Politiker permanent damit, von Allem eine Ahnung zu haben. Aber wenn mal etwas passiert, war man falsch oder gar nicht informiert. Oder man kann sich nicht mehr genau erinnern.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Was Schwarzgelb noch gewinnen will, weiß ich auch nicht.
Erstaunlich ist aber, daß nachdem diverse Landtagswahlen zu „Schicksalswahlen“ ausgerufen wurden, die dann alle für die CDU und die FDP zur Katastrophe wurden, doch nichts passierte.

Im Grunde ist es für mich auch unfassbar, daß nach den letzten zwei Jahren die CDU überhaupt noch über 5% liegt.
Aber nicht nur das. Sie ist sogar bundesweit mit großem Abstand stärkste Partei.

http://www.wahlrecht.de/umfragen/index.htm

Das nur noch mal zum Thema „Urnenpöbel“! Wenn eine Mehrheit der Wähler immer noch denkt es wäre am schlausten die CDU zu wählen, halte ich 2013 vieles noch für möglich.

Unterdessen kann man sich nur in Zynismus flüchten.

Und die Überschrift aus der SZ;

„Schiffe, die kein Wasser vertragen“

ist ja schon sehr lustig.
Und sinnbildlich für den Produktionsstandort Dt.

LGT

Homer Simpson hat gesagt…

Das mit den Schiffen ist nur logisch. Bei den Verträgen, die man schließt, muss die Regierung jetzt sicher Strafe an die Hersteller zahlen. Da würde ich mir als Hersteller alles schön einfach machen.

Na Hauptsache, der Profit für die Unternehmen stimmt am Ende. Und falls nicht, meldet man einfach Konkurs an...

satirgay hat gesagt…

Den Adolf haben "wir" doch auch gewählt... irgendwie... mehr oder weniger.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Naja, man kann sich eben auch mal VERwählen.
George Bush und Berlusconi waren ja auch keine besonders optimale Wahlentscheidung…..

jakebaby hat gesagt…

Zum Neoliberalismus:

Ich weis nicht wieweit die Verdummung/Desinteresse in Deutschland ist.

In Amerika weis mit dem Wort keiner was anzufangen.
Klar, Liberal ist naturgemaess baeh baeh und Neo kennt der ein oder andere noch aus Matrix. :)
Auf politischer/news-Ebene taucht es verstaendlicherweise ehh nicht auf und auf der Strasse hab ichs noch niemals vernommen.

Auf dem Daily Ticker schau ich mir gerade ne 2er Gespraechsrunde zum Thema an.
Das Gespraech basiert auf Ayn Rand und 'bezieht sich auf die Trennung von Government und Economy.

"Die Moralische und Ethische Defence of Capilalism in Bezug auf Economy and, at least, limited Government" (am Besten gar Keins)
Und nebenher zB. gewinnbringend betont, "so wie die(nicht vorhandene) Trennung von Staat/Kirche".

Da hoert man dann so Wohlklinglichkeiten wie die erstrebenswerte "Freiheit des Individuums(=Industrien)und bezieht sich auf die kuerzliche Freakshow-Debatte der GOPler/RepTeaBagger der du so angewidert Zeuge warst, wobei man Denen bescheinigt auf dem richtigen Weg zu sein, sie sich nur noch nicht klar artikullieren koennten.

Von da an wirds dann verschwenderisch mit abgedroschenen Bezeichnungen, die im Wort zwar Jeder versteht, deren verheerende Intentionen und Konsequenzen aber so gut wie Keiner auf die Reihe kriegt: "FREE Economy, FREE Market, FREE Trading, FFFRRREEE... dumm.
Was natuerlich alles nur, mit wenig oder gar keinem Government moeglich ist.

Eigentlich braucht man diese Exzessivierung in Amerika gar nicht.
Government hat doch schon lange, als Sprachrohr der Industrien, einen excellenten Job in Verkauf und Durchsetzung derer Interessen getaetigt.
Wie das dann aussieht, schaue man sich 'Heute an.
(nur mal die verheerenden Folgen der kompletten Finanzmarkt-Deregulierung-'99 .....)

Und das Ganze moechte/soll/muss man jetzt noch Verdummschlimmern.
Sagenhaft!!
No Government for Nothing ... Great Deal!!!
.. Das letzte, 'gefaehrlich' radikal'aggressive Zucken des Kapitalismus.

Jake-Frau laesst dir sagen, "dass sie mich mit nem Mikrofon, an den Ohren zum Government-Center schleift, um den Leuten reinzubloeken auf keinen Fall zu Waehlen, da alle zu Waehlenden totale Arschloecher/Motherfucker sind." .... etc.
(the Bitch hates me and tries an easy Way out, ... me losing my Greencard)

Gruss
Jake

jakebaby hat gesagt…

PS.
Als individueller Soze
ist „Schiffe, die kein Wasser vertragen“ auch tempting sinnbildlich: "Eliten die kein Volk vertragen"

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@ Jake

Och…und gerade hatte ich so viel Respekt für Frau Jake ob ihrer ungeheuerlichen Palin-slap-Geschwindigkeit!
(Bei dem Spiel bin ich immer noch der absolute LOSER! http://www.slappalin.com/ )

Die Amerikanische Freiheit ist schon eine eigenartige Sache.
Was das genau heißen soll, weiß ja wohl niemand so recht. Freiheit von jeder sozialen Sicherung? Die Freiheit in Tent-Cities zu ziehen, wenn man den Job verliert? Die Freiheit nur noch Brei zu essen, wenn man sich keine dritten Zähne leisten kann? Die Freiheit an leicht behandelbaren Krankheiten zu verrecken, weil man leider nicht versichert ist?

Ich erinnere mich immer noch an die Zeit kurz nach 9/11, als die USAner alle irritiert fragte, WARUM MÖGEN DIE AUSLÄNDER UNS NICHT??? Das können die ja bis heute nicht verstehen. Und daß dafür vielleicht unter anderem US-Militärbasen in 170 Ländern und ab und an mal ein illegaler Angriffskrieg eine Rolle spielten, kommt ihnen auch nicht in den Sinn.

Aber dann hat die GWB-erklärt „They hate us, because they hate freedom!“
Und scheinbar wird das auch geglaubt.

"FREE Economy, FREE Market, FREE Trading, FFFRRREEE... dumm.

Ja, FREE MARKET hat ja auch gerade in Amerika zu ganz tollen Resultaten geführt.
14 Trillionen Dollar Schulden und nirgendwo in Amerika kann mehr jemand eine Waschmaschine oder einen Toaster herstellen. Das muß alles aus China kommen.
Dafür ist aber die Infrastruktur und die Umwelt versaut - weil ja bloß nicht das BIG Goverment eingreifen darf.

Fast wünsche ich mir eine GOPer Regierung (wenn es nicht zu gefährlich wäre), um mal zu sehen, wie die mit all den tax-cuts und Rückzug der Regierung ihre Armee und die Kriege am Laufen halten wollen. Habe mir sagen lassen, daß das ja auch etwas Geld kosten soll….

War isn’t free!
http://godhatesprotesters.files.wordpress.com/2011/05/tumblr_lb8gh5vkfg1qz6aw8o1_500_large.jpg

Oh und BTW, heute hat mich einer meiner Lieblingscousins getadelt, weil ich auf Facebook unfreundlich zu Mrs. Palin war:


„Too bad America has President Obama, who believes he is the president of the entire world! Never thinking of what would be best for Americans. Shortsighted narcissistic dreamer. not a thinker. Of course Europe loves him, why wouldn't you?”

Ja, stimmt. Vielleicht bin ich auch einfach kein echter DENKER wie Palin und Bachmann und GWB und Beck und Limpballs!

LGT