TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Dienstag, 21. Juni 2011

Israel und die Juden

Das mit der Israel-Kritik nervt aber langsam.
Man staunt was insbesondere die westdeutschen LINKEN für antisemitische Vorurteile auffahren in ihrem derzeitigen Streit mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland.

Natürlich kann und soll man die gegenwärtige Politik der Israelischen Regierung kritisieren, so viel man will.

Es gibt ja auch wenige Menschen, die das Agieren von Bibi Netanjahu und Herrn Liebermann als irgendwie dem Frieden in der Religion förderlich betrachten.

Ich bin aber - wie bei allen anderen Ländern auch - der Meinung, daß man die psychologischen und historischen Ursachen des Regierungshandelns mit bedenken muß.

Für Ahmadinedschad habe ich nicht die geringsten Sympathien, aber deswegen verstehe ich doch trotzdem, daß der Iran ganz gerne Atomwaffen hätte!
Sie sind als Perser umgeben von Arabern und Sunniten, die allesamt schwere Vorurteile gegen Schiiten hegen.
Was mit Ländern passiert, die mal von der US-Regierung als „böse“ betrachtet wurden und die über KEINE Atomwaffen verfügten, kann der Iran bei seinen beiden großen Nachbarn Irak und Afghanistan sehen.
In beiden Fällen marschierte die US-Armee ein.
In Nord-Korea aber, welches auch auf GWB’s „Achse des Bösen“ steht, marschiert niemand ein, weil es ganz offensichtlich Atomwaffen besitzt.

Angesichts der Jüdischen Geschichte, des Holocausts, der ständigen Raketenangriffe und Attentate, angesichts der der Umzingelung von nicht eben freundlich gesinnten Nachbarnationen, halte ich es für verständlich, daß die Israelische Regierung anders agiert, als wir es rational und aus der Ferne betrachtet gerne hätten.

Umso wichtiger, daß man mit Jerusalem im Gespräch bleibt und immer wieder Argumente austauscht.
Was nicht geht, ist das Abgleiten in antisemitische Stereotypen, daß nämlich „die Juden“ sowieso immer an allem Schuld wären und sich gegen die Welt verschworen hätten.

Ich stehe da ganz auf der Seite Graumanns, der meiner Ansicht nach zu Recht einige antisemitische Auswüchse LINKER Politiker kritisiert.

Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, äußerte sich dazu in einem Gastbeitrag in der Süddeutschen Zeitung und mahnte an, dass das antifaschistische Selbstverständnis der Linkspartei kein Freibrief für Äußerungen und Taten sei, die mehr als nur ein klein wenig antisemitische Züge aufweisen. “Uns reicht nicht die Beteiligung an Demonstrationen gegen Rechtsradikale. Uns reichen auch keine halbherzigen Beteuerungen, uns reicht auch kein Fraktionsbeschluss gegen Antisemitismus, der auch nur deswegen einstimmig verabschiedet werden konnte, weil 14 Personen vor der Abstimmung den Saal verließen und der Vorsitzende sogar noch mit Rücktritt drohen musste”, so Graumann. Die Resolution war auf Drängen von Fraktionsvorsitzendem Gregor Gysi gefasst worden und untersagt den Fraktionsmitgliedern unter anderem eine Beteiligung an Boykott-Maßnahmen gegen Israel sowie an einer neuen Hilfsflotte nach Gaza. Im vergangenen Jahr waren zwei Abgeordnete der Linken auf der Mavi Marmara mitgefahren. Die Diskussion war auf breiter Ebene erst durch eine im Mai veröffentlichte Studie der Politikwissenschaftler Samuel Salzborn und Sebastian Voigt unter dem Titel “Antisemiten als Koalitionspartner?” angestoßen worden, die eine deutliche Zunahme antisemitischer Positionierungen innerhalb der Linkspartei konstatierte. In einem Interview führte Salzborn aus, dass die Dämonisierung Israels, die permanenten Vergleiche mit dem Nationalsozialismus und die permanenten einseitigen Verurteilungen deutlich machen, “dass wir es nicht mit wohlmeinender Kritik zu tun haben. Das Motiv ist Antisemitismus.” Die Studie hatte auch andere Fälle dokumentiert, wie etwa ein Flugblatt des Duisburger Kreisverbands der Linken, das auf dessen Webseite zum Boykott israelischer Produkte aufrief und miteinander verwoben Hakenkreuz und Davidstern zeigte.
(Hagalil 20.06.2011)

Es ist peinlich für die LINKE, daß sie sich als traditionelle Antifaschisten nun in einer Ecke mit den Judenfeinden von der NPD befinden.

Die Israelische Politik mit dem Holocaust und Nazi-Methoden zu vergleichen gehört zum Kreuznet-Repertoire. Das sollten sich demokratische Parteien verkneifen.

Die Regierung in Jerusalem hat genau wie viele andere Länder ein Problem mit religiösen Fundamentalisten und Fanatikern, die im Wahlvolk ein wichtiges Wort mitreden.

Das ist in Amerika so. Kein Politiker wagt es frontal gegen die irren Evangelikalen vorzugehen.

Das ist in Deutschland so. Kein Politiker wagt es gegen die menschenverachtenden Politik Ratzingers vorzugehen.

Das ist auch in vielen arabischen Ländern so, daß die etwas säkulareren Regierungen es nicht wagen gegen die Islamischen Fundis frontal Stellung zu beziehen.

Das ist auch in Israel so.
Das säkulare, freiheitliche, schwule, liberale, moderne und fortschrittliche Tel Aviv gehört genauso zum Staat wie die ultraorthodoxen Irren, die sich in Palästinensergebieten einnisten.

Immerhin sind die Fundis aller Länder ein steter Quell der Heiterkeit.

Außer für einen streunenden Hund in Jerusalem, gegen den Rabbiner nun die Todesstrafe verhängt haben.

Jerusalem - Ein Rabbinergericht in Jerusalem hat einen streunenden Hund zum Tod durch Steinigung verurteilt. Wie israelische Medien berichteten, gehen die Rabbiner davon aus, dass die Seele eines vor Jahren verstorbenen Anwalts auf den Hund übergegangen sei. Dieser habe die Rabbiner vor 20 Jahren beleidigt. Die Rabbiner verfluchten den Mann damals; seine Seele möge in den Körper eines Hundes übergehen. Den Berichten zufolge war der Hund vor einigen Wochen in das Finanzgericht nahe dem ultraorthodoxen Viertel Mea Schearim eingedrungen und hatte sich nicht vertreiben lassen. Hunde gelten nach dem jüdischen Religionsgesetz als unreine Tiere. (KNA)

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Respekt lieber Tammox, für Ihre sehr faire und realistische Einschätzung der Situation. Fragt man sich doch warum es nur so wenige Kommentatoren schaffen, mit etwas Sachverstand und Realismus an diese Dinge heranzugehen. Aber solange der hirnlose Urnenpöbel alles ungefragt frisst was ihm vorgeworfen wird, warum sollte es dann anders sein als wir es täglich erleben.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Vielen Dank "anonym".

Ich glaube, daß die Nahost-Situation so komplex und kompliziert ist, daß viele es einfach nicht mehr hören können. Da sucht man sich dann lieber einen Schuldigen, dem man alles in Schuhe schieben kann und muß sich dann nciht mehr umständlich in die jeweiligen Befindlichkeiten reindenken.


Etwas ähnlich ist esjetzt mit der sogenannten €-Krise.
Alle populistischen Einfachlösungen (Griechen sollen Drachme wiedereinführen, die Banken sollen zahlen, ...) scheiden wegen der komplexen Verstrickungen sowieso aus.

Statt der erhofften Effekte, erreicht man womöglich das Gegenteil.

Lösungen bieten isch nicht an und nun sind alle sauer.

LGT

Anonym hat gesagt…

Ich stimme mit all dem hier Gesagten weitgehend überein. Gleichwohl "nerven" mich - bei jedweder Gelegenheit, wenn es um den Staat Israel, Israelis, Juden... geht - u.a. diese drei ganz primitiven Fragen:

Was für ein Chaos würde wohl in der Welt ausbrechen, wenn jedes Volk, jede Glaubensgemeinschaft, die aus ihrer Heimat vertrieben wurde - es als (internationales?) Naturrecht und als selbstverständlichen Rechtsanspruch betrachten würde, nach 2000 !!! (und weniger) Jahren in das ehemalige Gebiet (erobernd) zurückzukehren - - -

P.S. Man stelle sich nur mal einen Tammoxschen Kommentar vor, wenn die Katholiken / der Papst Anspruch auf einst ihm gehörende Gebiete stellen (oder sie durch seine fröhlichen Glaubenskrieger besetzen liesse)

Für mich unbegreiflich (da setzt echt mein Hirn aus) ist, dass eine Glaubensgemeinschaft, die über Jahrhunderte plus Holocaust in Permanenz so unbeschreibliche und unendliche Ablehnung, Leid, Verfolgung und Tod erfahren hat, nach neugewonner Macht nun mit einem anderen Volk bzw. ganz generell anderen Menschen / Andersgläubigen - sagen wir mal - erschreckend ähnlich unbarmherzig umspringt - - -

Und da es sicherlich nicht nur ein Klischee ist, dass unter den Israelis/jüdisch Gläubigen überdurchschnittlich viele Menschen intelligent sind, stellt sich mir wieder und wieder die Frage, warum diese "clevere Volksgruppe" unfähig/unwillig war in 50-60 Jahren eine intelligente Problemlösung zu erreichen - und so wie die Situation sich immer und immer wieder darstellt - in ihrer Mehrheit auch gar nicht willens sind, sondern sich, nachdem sie Stück für Stück geschluckt haben, ganz offenbar "den ganzen Kuchen" einverleiben wollen.

Anonym hat gesagt…

Die Geschichte mit dem zur Steinigung verurteilten Hund ist zwar lustig, aber wohl doch nicht ganz richtig.

http://www.bbc.co.uk/news/world-middle-east-13838347

Khad

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@ Khad - danke für die Aufklärung! Das hatte ich noch nicht mitbekommen.

@ anonym:
Nun, die ganze Geschichte Israels wollte ich nicht beleuchten, weil das ein zu großes Thema ist. Aber wenn jedes Volk dahin wollte, wo es mal war, wäre es schon kompliziert! Abgesehen davon, daß die gesamte weiße Bevölkerung Amerikas, Australien und Neuseelands ausziehen müßte, hätten wir in Europa auch eine Menge umzuräumen - Stichwort „Völkerwanderung“
;)

Das „erschreckend ähnlich unbarmherzig umspringt“ geht mir allerdings schon deutlich zu weit. Mit dem systematisch geplanten Mord von elf Millionen Juden (Wannseekonferenz) und sechs Millionen tatsächlich Getöteten läßt sich nun die Situation der Palästinenser absolut nicht erklären!

Der Staat Israel hat sich aber nicht einfach so das Recht und das Land genommen, sondern wurde durch einen ganz regulären UNO-Beschluß (mit 2/3-Mehrheit) zu einem Staat.
Außerdem waren es schließlich Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien, die 1948 dem neuen Staat den Krieg erklärten.

Was die „intelligenten Israelis“ betrifft, so denke ich, daß es schon seine Gründe hat, weswegen so ungeheuer viele Israelis „Auszeiten“ nehmen, weil sie es nicht mehr aushalten in ihrem Land. Welches sie gleichzeitig aber auch lieben.
In den 1990ern wurde London zu dem Ort wohin fast die gesamte künstlerische Klasse Israels auswanderte.
Inzwischen ist es Berlin geworden, das Israelische Staatsbürger magisch anzieht, weil sie einfach mal den permanenten Druck und die Angst loswerden wollen.
In Berlin gibt es mittlerweile eine riesige Israelische Exklave.

Siehe:

http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/berlin-ist-einfach-perfekt-fuer-uns/

Und dann ist da auch noch GOA. Dorthin geht die weit überwiegende Mehrzahl der Israelis nach dem obligatorischen Wehrdienst. Drüben in Indien müssen sie dann erst mal vergessen was zuhause alles los ist.

Dazu empfehle ich das Buch „Wenn es ein Paradies gibt“ von Ron Leshem.

http://www.perlentaucher.de/buch/28861.html

(ich bin mir zu 99,9% sicher, daß ich darüber auch schon in diesem Blog geschrieben habe, finde das Posting jetzt aber selbst nicht mehr…)

Ist jedenfalls ein beeindruckendes Buch über Israel, die Soldaten und die Besatzung, das viel erklärt.

LGT