TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Sonntag, 11. Januar 2009

Gaza, Israel und deutsche Ansichten dazu.

Im Bundestagswahlkampf 2002 polterte Möllemann gegen Sharon und Friedman.
Das war alles ein bißchen sehr ekelig, weil er das mit so einer Unschuldsmine tat, stets dieses „na, man wird doch wohl noch Israel kritisieren dürfen“ vor sich her trug.

Ich erinnere mich gut an damalige Diskussionen und hörte mehr als einmal „dieser Möllemann ist zwar ein Arschloch, aber er traut sich ja was! Daß ENDLICH mal jemand was gegen Sharon sagt, ist gut“.

Komplizierte Gemengelage.

Was ist aber das Problematische daran gewesen?

Einiges!

Möllemann war natürlich UNEHRLICH - er blökte seine Kritik nicht heraus, weil er zufällig gerade zu der sachlichen Erkenntnis gekommen war, daß er das Vorgehen der Israelischen Regierung taktisch mangelhaft fand, sondern weil Wahlkampf war und er wußte, daß es genügend Antisemitismus gab, den man nur anzapfen brauchte.

Ja, in der Tat - seit Sharon 2000 als Oppositionsführer in äußerster Provokation auf dem Tempelberg gestiegen war und damit reichlich Öl ins Feuer goss, ist er international sehr unbeliebt geworden.
Andererseits funktionierte es: Sharon wurde MP.
Möllemann öffnete bewußt die antisemitische Schublade, indem er das Thema gründlich mit Friedmann und Karsli verquickte.
Friedmann war durch seinen provokanten Diskussionsstil ebenfalls hochumstritten in Deutschland - mit der israelischen Politik hat er allerdings GAR NICHTS zu tun - die Klammer setzte erst Möllemann.

Ins Spiel kommt aber die ganze Klaviatur des Antisemitismus - nicht nur der Offensichtliche, sondern der sogenannte „Sekundärantisemitismus“ erst recht.
Ein schwer zu definierender Begriff.
Der israelische Psychoanalytiker Zvi Rex drückte es sarkastisch aus: "Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nicht verzeihen."
Durch die pure Anwesenheit der Israelis auf der Welt, fühlen sich die Deutschen gewissermaßen stets an ihre größte Schande erinnert.
Judenfeindschaft gewissermaßen aus dem Motiv der Erinnerungsabwehr heraus. Da wird dann gerne mal relativiert - die Israelis benähmen sich ja „auch“ ganz übel…
Außerdem werden ständig nicht existente Denkverbote und Tabus gewittert.
Man fordert einen „Schlussstrich“.
Woran liegt das?
Die Forschung sieht in einem wenig gefestigten Selbstwertgefühl eine Ursache dafür, dass viele Deutsche der Vergangenheit nicht unverstellt ins Auge blicken wollten und wollen. Das Wissen um die deutschen Verbrechen führte und führt bei vielen zu Identifikationsproblemen mit dem nationalen Kollektiv. Dies geht einher mit einer persönlichen Abwehr der "Vergangenheitsbewältigung" und einem Überdruss an der weiteren Beschäftigung mit der NS-Vergangenheit. (bpb)

Das hat mich im Jahr 2002 am meisten erstaunt - WÄHREND die Feuilletons und Meinungsartikel der großen überregionalen Zeitungen VOLL waren von teils bitteren Abrechnungen mit Sharons Politik, stellten sich Westerwelle und Möllemann dummdreist hin und taten so, als ob sie die armen kleinen Tabubrecher wären, die jemand mundtot machen wolle.
Der FDP-Chef spielte auch diese Seite der antisemitischen Klaviatur so perfide aus, daß bekanntlich am Wahlabend FDP-Urgestein Hildegard Hamm-Brücher nach über einem halben Jahrhundert Parteizugehörigkeit schweren Herzens aus dieser gruselig gewordenen Partei austrat.
Die perfiden Lügen des Guido W. waren ihr einfach unerträglich geworden.

Die Demoskopie gab zwar dem Spaßparteivorsitzendem und seinem Projekt 18 Auftrieb - derzeit stehen sie bei 13%, obwohl es nicht die geringste ökonomische Konzeption von ihnen gibt - aber die 13 % sind erkauft mit völligen Verlust von Rückgrat, Anstand und Moral.

Ich möchte noch einmal ausdrücklich festhalten:

Die Deutsche Seite ist die Unehrliche und Vergessliche!

Wie 2002, kann man jetzt auch diese alberne Frage lesen, so in der SZ:
Darf man das, kann man das: in Deutschland Israel kritisieren? Ohne als antiisraelisch, gar antisemitisch zu gelten?
Glücklicherweise gibt der Autor Matthias Drobinski sofort eine klare Antwort:
Natürlich kann man, es geschieht ja auch. In Deutschland ist die Meinung frei, auch wenn sie zugespitzt, einseitig, gar falsch ist.


Es ist aber dennoch höchst erstaunlich, daß diese Frage immer wieder auftaucht und sekundäre Antisemiten hartnäckig darauf rumreiten, daß die Deutsche Regierung angeblich immer vor Israel buckelten.

Das stimmt NICHT - sogar auf höchsten Ebenen rummste es immer wieder:

Israel Kinar, ab 1965 Israelischer Botschafter in Bonn, erinnerte an seine erste Begegnung mit Bundespräsident Heinrich Lübke, der ihn damals empört gefragt hatte, warum Botschafter Rolf Pauls in Israel "so beschimpft" worden sei. In einem zweiten Treffen habe er ihn gefragt, „wie lange werden Sie uns noch beschimpfen, bei allem, was wir für Sie zahlen?“ Dies als Hieb gegen die Wiedergutmachungsleistungen an Israel, "die inzwischen lange ausgelaufen sind", so der ehemalige Botschafter.

Im September 1974, nach der Rede des PLO-Chefs Yassir Arafat vor der UN-Generalversammlung, kam es zum Eklat. Die Bundesrepublik Deutschland forderte als erstes Land der westlichen Welt, das "Selbstbestimmungsrecht des palästinensischen Volkes" anzuerkennen. Als Konsequenz dessen müssten die Palästinenser selber entscheiden, ob sie "auf dem von Israel zu räumenden Gebiet eine eigene Autorität errichten" wollen "oder eine andere Lösung wählen". Israel, das die Palästinenser nicht als eigenes Volk anzuerkennen bereit war, sah sich durch die Forderung Bonns maßlos enttäuscht.

Helmut Schmidt, enger Freund Muhammad Anwar as-Sadats, focht 1981 einige diplomatische Kabalen mit Menachim Begin aus Schmidt hatte bei seinem Besuch in Ägypten 1981 ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag der ägyptischen Regierung deutsche Leopard II-Panzer zugesagt, was in Israel helle Empörung ausgelöst hatte.

Im Juni 1982 gab es erneut harte deutsche Kritik an Israel, wegen der Libanon-Politik. Nachdem Christenmilizen unter Duldung der israelischen Armee in zwei palästinensischen Flüchtlingslagern (Sabra und Shatilla) ein Massaker an mehreren hundert Menschen angerichtet hatten, wurde der israelische Verteidigungsminister Ariel Sharon gedrängt, von seinem Amt zurückzutreten. Viele Deutsche fragten sich seinerzeit, wie ein Volk, das selber den Holocaust erfahren hatte, eine solche Vorgehensweise seiner Armee tolerieren konnte. Vergleiche der israelischen Armee mit den Nazis wurden insbesondere in linksradikalen Kreisen der Bundesrepublik erstellt.
Offensichtlich wurde und wird Israelische Politik in Deutschland kritisiert und Israel, die Demokratie, scheint das auch gut auszuhalten.

Wenn jemand also trotzdem meint die antisemitische Keule schwingen zu müssen, weil er Tabus und Bevormundung wittert, ist er charakterlich verkommen, oder zumindest sehr schlecht informiert.

Im Moment befindet sich Israel - WIEDER EINMAL - im Krieg.

Welches vor allem ein Propagandakrieg ist, den Jens Berger sehr gut beschreibt.

Oh ja, es gibt keinen Grund irgendetwas schön zu färben - den Kriegshergang sollte man durchaus recherchieren.

Die Aufgabe „Palästina versus Israel“ in ein „Palästina MIT Israel“ zu überführen, halte ich für de facto unlösbar.
Das Hauptproblem, welches ich an anderer Stelle immer wieder ansprach, ist die Religion.
Es braucht nun einmal Ratio und Vernunft, um zu einem Frieden zu kommen - aber Religiöse sind a priori NICHT vernünftig.
Solange die Menschen sowohl aus dem Koran als auch aus Bibel und Talmud ableiten, daß sie ALLEIN im Recht sind und auch allein Anrecht auf den biblischen Boden haben, kann es keine Frieden geben.
Die totale Vertreibung der Religion erscheint mir genauso wünschenswert, wie irreal.
Im richtigen Leben ist es wohl so, daß keine neutralen Parteien eingreifen werden.

Israel ist umzingelt und die Hamas kann unmöglich so doof sein, nicht damit zu rechnen, daß eine Israelische Regierung sich natürlich NICHT auf Dauer gefallen lassen wird, daß ihre Bürger ständig mit Raketen beschossen werden.

Genauso sicher ist allerdings, daß ein Angriff auf Gaza und das Auslösen einer humanitären Katastrophe dort erst recht nicht weiter hilft.

Eine klassische NoWin-Situation.

Beide Seiten scheinen mir eher der Eskalation in die Hände zu spielen und im Rest der Welt fehlt es an Ideen und Mut.
Europa legt genau wie die Arabische Liga einfach die Hände in den Schoß und guckt weg.
Amerika hat gerade keinen Präsident und selbst wenn Obama etwas unternehmen wollte, könnte er nicht, da die Amerikaner Dank seines Vorgängers jegliche Reputation im Nahen Osten völlig verspielt haben.
Es wäre die Stunde einer vollkommen neutralen Macht, die mit einer Million Blauhelmen einmarschiert und von beiden Seiten gleichermaßen akzeptiert wird.
Blöderweise fällt mir dazu außer den Marsianern niemand ein.

Und in Deutschland? Auch hier ein einziges Elend.

Rechte, Christliche und ganz linke Kreise kochen ungerührt ihr Antisemitensüppchen. Die katholischen Ultras von Kreuznet bringen täglich neue Hetzschriften gegen Israel im Besonderen und die Juden allgemein.
Keine offizielle katholische Stelle, kein Bischof, kein Prälat hält es für nötig der bräunlich faschistokatholischen Gülle ein Wort entgegen zu setzen.

Die gute alte wirklich friedliche Friedensbewegung bekommt gar scheußliche Gesellschaft.

Am vergangenen Samstag demonstrierten in Bremen 7000 Menschen gegen die israelische Militäraktion im Gaza. Auf YouTube kann man hören, was die Teilnehmer, darunter viele aus dem arabischen Raum, riefen: "Kindermörder Israel!" Und: "Juden raus aus Gaza". Juden raus, das klingt in Deutschland mörderisch. Erschrocken distanzierte sich das Bremer Friedensforum, doch es blieb, dass die Friedensgruppen gemeinsam mit Antisemiten aufgetreten waren.

Abschließend noch ein Wort zum Zentralrat der Juden in Deutschland:
In den Wochenendausgaben der großen Zeitungen erschienen jetzt Solidaritätsanzeigen mit Israel. So zum Beispiel gestern eine Viertelseite in der SZ - überschrieben mit „Gegen den Raketenterror der Hamas - Für eine Perspektive für die palästinensische Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen.“Wer wollte dem widersprechen, was das Zentralratspräsidium dort unterschreibt.
Aber WIE soll das gehen?
Die Schlußsätze, „Voraussetzung für Frieden im nahen Osten sind (…) Sicherheit, Vertrauen und Freiheit von der Diktatur des islamischen Terrors der Hamas. Europa ist gefordert“ klingen gut, sind aber vollkommen vage und irreal.
Sicherheit, Vertrauen…sehr schön - aber eben nur im Wolkenkuckucksheim erhältlich.
Und was genau soll Europa tun? Irgendwelche konkreten Ideen?

Einer genauen Faktenprüfung halten auch hier nicht alle Punkte stand und so diskreditiert sich leider auch Frau Knoblauch ein bißchen.
1.) „Die Hamas trägt die alleinige Verantwortung für die zivilen Opfer AUF BEIDEN SEITEN.“
Frau Merkel sagt das auch, aber daß die israelische Armee nun überhaupt keine Verantwortung für die Toten in Gaza hat, ist schon etwas abwegig.

2.) „Teheran schürt den ..Staatsterrorismus“.. auch das ist nicht die ganze Wahrheit - in erster Linie ist das Erstarken des Irans das Ergebnis der US-Politik seit 2003.

Ich befürchte, daß wir angesichts der weltweiten Akteure eher das Perpetuum mobile entwickeln, Stroh in Gold verwandeln und die Quadratur des Kreises bewerkstelligen.

Keine Kommentare: