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Dienstag, 13. Januar 2009

Klerikalfaschismus (ital.: clerofascismo)

Pio Nono, der überzeugte Antisemit, war der am längsten regierende Papst aller Zeiten.
Von 1846 bis 1878 saß er auf dem Thron und verkündete die bedeutenden Dogmen von der unbefleckten Empfängnis und - noch wichtiger für seine Nachfolger - das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes.
Daß der 1792 geborene Grafensohn Giovanni Maria Mastai-Ferretti Juden hasste und verfolgte, störte seinen Nachnachnachfolger Woytila gar nicht - zu wichtig war das Nono-Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit und so sprach JP-II ihn 2000 selig.



Das Wort „clerofascismo” hörte ich vor noch gar nicht allzu langer Zeit das erste mal auf den Ist-Zustand angewendet.
Luca Ragazzi sprach es aus in der Dokumentation "Suddenly, Last Winter" über die vatikanische homophobe Hetze gegen einen Gesetzesvorschlag, der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften mehr Rechte einräumen sollte.
Diesbezüglich ist Italien nämlich eine westeuropäische Singularität - hier wird noch nach Herzenslust verdammt und diffamiert.Schutz vom Staat - Fehlanzeige.

Aber Klerikalfaschismus?

Italien ist in vielerlei Hinsicht ein Sonderfall in Westeuropa.
Dort gibt es einen hochkorrupten Multimilliardär, der ständig als Ministerpräsident wieder gewählt wird, die Duce-Enkelin Alessandra Mussolini, die EP-Abgeordnete ist und in Straßburg vom deutschen NPD-Chef umgarnt wird.
Ihr ehemaliger neofaschistischer Parteichef Gianfranco Fini ist allerdings nicht etwa politischer Paria in Italien, sondern Parlamentspräsident, nachdem er 2004-2006 Außenminister war.

Ja, nett haben sie es da - an Berlusconis Regierung ist außerdem noch Umberto Bossi rechtsradikale Lega Nord beteiligt.

In Rom gibt es bekanntlich noch eine zweite Regierung, die vom Kardinalstaatssekretär Tarcisio Kardinal Bertone gelitten wird.
Über ihm gibt es nur noch Ratzi und Gott - was ungefähr dasselbe ist.
Der Deutsche Joseph Ratzinger mischt sich gerne in italienische Innenpolitik ein, hält programmatische Reden und gibt klare Wahlempfehlungen.

Er mochte nämlich die italienische Regierung gar nicht - DIE VORGÄNGERREGIERUNG! Liberale und dann auch noch womöglich Homotolerante - Igittpfuibäh!
Aber mit Gottes Hilfe gibt es seit April 2008 nun die Regierung Berlusconi-IV, die Rechtsradikalen und Faschisten sind wieder in ihren Ämtern, die Korruption blüht wieder, etwaige Gay-freundliche Gesetzesinitiativen sind wieder vom Tisch.

Klappe zu, Ratzinger, der Unfehlbare, ist zufrieden.

Daß er zufrieden ist, hängt mit einem anderen Unfehlbaren zusammen - dem seligen Pio Nono!

Er wußte nicht nur was richtig ist - päpstliche Unfehlbarkeit und biologische Jungfrauengeburt - nein, er wußte insbesondere auch was falsch ist!

Auch dies für immerdar gültig - unbezweifelbar.

Sein Syllabus Errorum ("Verzeichnis der Irrtümer") von 1864 zählt klar wie Kleister auf, was durch und durch verderbt, übel und abartig ist:
80 Thesen aus den teuflischen Bereichen
Sozialismus, Liberalismus, Rationalismus, Naturalismus oder liberale Kleriker-Vereine kommen da zusammen.
Eine ist perfider und schlimmer als die nächste - nur unter Abscheu und Verachtung zitiere ich einige dieser verwerflichen Abwegigkeiten:

5. Die göttliche Offenbarung ist unvollkommen und daher einem stetigen und unbegrenzten Fortschritt unterworfen, der dem Fortschritt der menschlichen Vernunft entspricht

7. Die in der Heiligen Schrift dargelegten und erzählten Prophezeiungen und Wunder sind Erfindungen von Dichtern.

12. Die Dekrete des Apostolischen Stuhles und der Römischen Kongregationen behindern den freien Fortschritt der Wissenschaft

15. Jedem Menschen steht es frei, eine Religion anzunehmen und zu bekennen, die er im Lichte der Vernunft als die wahre Religion erachtet

23. Römische Päpste und Allgemeine Konzile haben die Grenzen ihrer Befugnis überschritten, sich Rechte der oberen Staatsgewalt angemaßt und sich in der genauen Festsetzung von Glaubens- und Sittenlehren geirrt

37. Es können staatliche Kirchen errichtet werden, die der Autorität des Römischen Papstes entzogen und völlig von ihr getrennt sind

55. Die Kirche ist vom Staat und der Staat von der Kirche zu trennen

57. Die Philosophie und die Sittenlehre, ebenso die bürgerlichen Gesetze, können und sollen von der göttlichen und kirchlichen Lehre abweichen

73. Durch einen rein weltlichen Vertrag kann unter Christen eine wahre Ehe zustande kommen.

74. Ehesachen und Trauungen gehören ihrem Wesen nach vor das weltliche Gericht

77. In unserer Zeit ist es nicht mehr denkbar, daß die katholische Religion als einzige Staatsreligion anerkannt und alle anderen Arten der Gottesverehrung ausgeschlossen werden.

Was für perfide Ungeheuerlichkeiten!

Und dann will in Italien eine SOZIALISTISCHE Regierung STAATLICHE eheähnliche Bündnisse zulassen?
Na, DAS ging natürlich nicht und so amalganisierte sich die Kurie flugs mit Neofaschisten, Faschisten und Lega Nord.
Ganz rechts außen fühlt sich der Kathole eben am wohlsten.

Hitler wurde nicht exkommuniziert, blieb bis zu seinem Ende Katholik.

Als Eichmann von israelischen Agenten in Südamerika aufgespürt wurde, protestierte der argentinische Kardinal und Leiter der Katholischen Aktion, Antonio Caggiano:

"Es ist unsere Christenpflicht, ihm zu verzeihen, was er getan hat."

6 Millionen Menschen umbringen ist also aus katholischer Sicht nicht nur theoretisch verzeihbar, sondern es ist sogar ChristenPFLICHT so eine Petitesse zu verzeihen.

Immerhin war Eichmann ja auch nicht schwul - dann läge der Fall natürlich anders und er müßte in der Hölle schmoren.

Die heilige Mutter Kirche ist doch wahrlich ein Ausbund der Moral!

Ebenso klar positioniert war auch die RKK in Argentinien.
Anders als in den anderen südamerikanischen Diktaturen, hatte sich die katholische Kirche in Argentinien ohne wenn und aber und zu 100 % auf die Seite der Diktatur gestellt und beteiligte sich ausdrücklich und lobend an der Folterung und Ermordung von Regimegegnern.
Nahm sich dennoch ein Priester der Armen und der Opfer an, wie im Falle des Bischofs Enrique Angelelli, wurde dieser kurzerhand von der Junta ermordet – so geschehen 1976.
Kein Problem für die Amtskirche in Argentinien – "linke" Bischöfe konnten die eh nicht brauchen und so sparte man sich auch Pensionszahlungen - bis heute ist ihnen nicht eingefallen auch nur mal anzusprechen die Umstände des Mordes an ihrem Mitbruder aufzuklären.
Nun ja, es wurde ja in den acht Jahren auch fleißig gemordet:
In der Kampagne der Militärregierung gegen ihre politischen Gegner wurden nach Angaben der Argentinischen Kommission für Menschenrechte nachweisbar etwa 2.300 Menschen ermordet und 10.000 verhaftet. Zwischen 20.000 und 30.000 Menschen, Desaparecidos genannt, verschwanden in dieser Zeit spurlos.
Begeisterter Mit-Mörder und Mit-Folterer war der Priester Christian Federico von Wernich, wegen der kürzlich Beteiligung an der Ermordung von sieben Regimegegnern, an 31 Folterungen sowie an 42 Entführungen während der Diktatur (1976-83) für schuldig befunden.
Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel sagte im Wernich-Prozeß aus, daß er Papst Johannes Paul II seinerzeit wegen 83 verschleppter Kinder um Hilfe gebeten hätte. Bekanntlich waren die Drähte der Katholischen Bischöfe zur Regierung besonders gut.


Ja, die Katholokleriker beziehen eben Stellung:
So zum Beispiel auch die Bischöfe Jan Sokol und Viliam Judak, die vor Verständnis und Lobhuldeleien über ihren ehemaligen Mitbruder Jozef Tiso überquollen.

(Tiso war katholischer Priester und slowakischer Staatspräsident. In Folge des Münchner Abkommens 1938 erklärte sich die Slowakei für unabhängig.
1939 ließ Josef Tiso sich zum „Vodca“ (Führer - in Anlehnung an sein deutsches Vorbild) erklären.
Vollkommen ohne Druck aus Deutschland und aus voller Überzeugung erließ der katholische Professor für Moraltheologie Tiso dann derart antisemitische Gesetze, daß diese noch die Nürnberger Rassengesetze in den Schatten stellten.
Für die 89.000 Juden in der Slowakei war es ein vorweggenommenes Todesurteil. („Judenkodex“ vom 9.9.1941). Schon im Jahr 1942 wurde die Deportation der slowakischen Juden mit eigenen administrativen Kräften durchgeführt.
Tiso brüstete sich dem Vatikan gegenüber sogar damit – Katholizismus und Antisemitismus war für ihn ein und dasselbe:
„Ich versichere bei meiner christlichen Ehre, daß die Deportationen unserem Willen entspringen und auf unsere Initiative hin durchgeführt werden! Ob es christlich ist ,was hier mit den Juden los ist?... .. Ich frage, ob es christlich ist, wenn ein Volk seinen ewigen Feind loswerden will. Dass das jüdische Element dem Slowaken das Leben bedrohte, davon muss hier niemand überzeugt werden. Es hätte noch schlimmer ausgesehen, hätten wir uns nicht rechtzeitig von ihnen gesäubert. Und wir taten es dem Gottesgebote nach: Slowake, schüttel sie ab, befreie dich von deinem Schadenstifter!“
Katholische Moraltheologie.)


Ach ja, die guten alten Zeiten, als Europa und der Vatikan noch faschistisch unter einer Decke steckten - daran erinnert sich Ratzinger zu gerne.
Im Oktober 2007 sprach nun der deutsche Benedikt XVI gleich 489 spanische Geistliche, die an der Seite des faschistischen Franco kämpften selig - die größte Massenseligsprechung der Geschichte.

Ich will gar nicht erst an die Ustaša-Regierung unter Ante Pavelić, den Austrofaschismus unter Engelbert Dollfuß, oder Rumänien unter der Legion Erzengel Michael erinnern.

Die katholische Kirche hatte immer ihren Platz im politischen Spektrum und daher wundere ich mich auch nicht über den gestrigen Gastkommentator des katholischen Nachrichtenportals Kreuznet.

Ein recht bekannter Mann, tot zwar zur Zeit, aber was heißt das schon bei den Experten für das ewige Leben?
Der Mann war so wegweisend, daß die Katholiban ihn gerne zitieren.
Der aktuelle Anlass: Israel vs. Hamas.

Da treffen wieder Welten aufeinander, die passen wie Arsch auf Eimer.

Wer glaubte, daß ihn an den Katholiken von 2009 gar nichts mehr überraschen kann; nun, vielleicht gelingt es mir doch, wenn ich nun den Namen des Mannes nenne, der auf Kreuznet den Artikel des Tages verfasst hat:

Heinrich Himmler! Für die Katholiban sind seine Worte von damals immer noch richtig:

Gestern Juden – heute Araber: „Wir hatten das moralische Recht, wir hatten die Pflicht gegenüber unserem Volk, dieses Volk, das uns umbringen wollte, umzubringen.“

Noch Fragen?

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