TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Donnerstag, 8. Januar 2009

Christdemokratische Finanzpolitik.

Hamburg, die wunderschönste Stadt Deutschlands, ist reich und kann sich daher einiges leisten.
An erster Stelle ist da ein Regierungschef Beust zu nennen, dessen Arbeitseifer schon in freundlicheren Kommentaren mit „Di,Mi,Do-Bürgermeister“ (wegen seiner Vorliebe für sehr lange Wochenenden auf Sylt) beschrieben wird.
Vorvorgänger Voscherau befand einst, daß im Amtszimmer Beusts sehr selten Licht brenne.

Ole von Beust
fehlt es dabei nicht nur an Fachwissen und Fleiß, nein, er weist auch große Demokratiedefizite auf: Ergebnisse von Volksabstimmungen (Verkauf der Krankenhäuser, Wahlrechtsänderung) warf er in Gutsherrenmanier um.
Was sich für die Stadt als schwerwiegendes Problem entpuppt - ein prinzipienloser Phlegmat im Chefsessel - hat aber auch Vorteile; nämlich für Beust selbst:
So einer wird gerne wiedergewählt.
Alle Umfragen zeigen, daß Politiker, die sich nicht in die Politik einmischen, abtauchen, nie etwas Unangenehmes sagen und sich aus allen ernsten Debatten heraus halten, besonders beliebt sind - siehe Köhler und Merkel.
Die tun nichts, sagen nichts und schweben auf Cloud nine der Demoskopie.

Beusts einziges Interesse ist es im Amt zu bleiben - ob mit absoluter Mehrheit, oder in Koalition.
Er kann mit jedem: GAL, FDP und den rechtsradikalen koksenden Schillianern hat er bereits sein Ja-Wort gegeben.
Entscheidungen treffen andere.
Da ist zum Beispiel Michael Freytag, 50, CDU-Chef und Finanzsenator in Hamburg.

Der kann machen, was er will und so weit in Politsümpfe rutschen, daß jeder andere inzwischen erstickt wäre.
Sein Chef würde ihn niemals rügen, da er in die Niederungen des Politischen nicht hinabsteigt.

Beust ist ja auch so selten da.

Selten da, ist derzeit allerdings auch Freytag.

Seit Wochen ist er abgetaucht und sagt fast nichts mehr.

Ab und an ein Gefälligkeitsinterview bei den CDU-nahen Freunden von Springer muß reichen.
Was sollte er auch sagen?
Er steckt in einer klassischen NoWin-Situation, aus der es kein Hinauskommen gibt.

Was war passiert?
Nun, als Finanzsenator ist Freytag Aufsichtsrat der HSH-Nordbank, da die Hansestadt größter Eigentümer ist (30,41 %).
Vorsitzender ist Freytags CDU-Kollege und Vorgänger als Präses der Finanzbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg, Herr Senator a.D. Dr. Wolfgang Peiner.

Wie die beiden CDU-Großkopferten da eigentlich beaufsichtigt haben, läßt sich klar sagen:
BESCHISSEN!

Da wurde aber mal so richtig Geld der Steuerzahler verzockt!
Am 3. November 2008 teilte die HSH Nordbank in einer Pressemeldung mit, dass sie bei der Finanzmarktstabilisierungsanstalt einen Garantierahmen von bis zu 30 Milliarden Euro beantragen wird.
Allein 20 Tochterunternehmen hat die HSH Nordbank unter CDU-Aufsicht auf den Cayman-Islands eröffnet. Der bekanntesten Steueroase überhaupt.
Ein Verhalten, das üblicherweise moralische Wirtschaftskriminelle an den Tag legen:
Geld raffen und dieses dem Steuerzahler vorzuenthalten.

Freytag und Peiner haben also nicht nur ihre Amtseide ad absurdum geführt, indem sie den Eigentümern, die sie vertreten - nämlich den Hamburger Bürgern - finanziell schadeten.
Nein, zudem haben sie sich auch noch so saudumm angestellt, daß nun ein Milliardenschaden angerichtet wurde und nun erneut der Steuerzahler, diesmal in Gestalt des staatlichen Rettungsschirmes - erneut in Anspruch genommen werden mußte.

Freytag ist dafür verantwortlich, daß ein Geflecht aus 150 Tarntochterfirmen der HSH installiert wurde.

Dies geht aus einer Anfrage des SPD-Abgeordneten Thomas Böwer hervor, der Freytag heftig attackiert: "Entweder er wusste nichts von diesen Beteiligungen. Dann ist das schlimm, weil er im Aufsichtsrat sitzt. Oder aber er wusste es und hat mit seiner Cocktail-Aussage der Öffentlichkeit etwas vorgespielt. Und das ist mindestens genauso schlimm."

Recht hat er, der Böwer - aus der Nummer kommt Freytag nicht raus.

Und wenn er als Finanzsenator im Aufsichtsrat sitzend von diesen Finanzspielchen nichts gewusst hat, wäre es ein Armutszeugnis für ihn. Wusste er es, kommt er in erhebliche Erklärungsnöte, schreibt Renate Pinzke.

Könnte es noch schlimmer für einen Finanzsenator kommen?
Kaum vorstellbar. Aber da kennte man Freytag schlecht, wenn man denkt, daß der nicht noch eine Ungeheuerlichkeit drauf packen könnte.
Tarnen, Tricksen, Täuschen - Vorbeimogeln an Gesetzen und Redlichkeit - was gibt das eigentlich dem ehrlichen Steuerzahler für ein Beispiel?
Dazu Der Senator am 6.Januar via des CDU-fördernden Abendblattes:

Wenn die Bank mit ihren Geschäften Gewinn macht, fließen diese Gewinne ja zu großen Teilen zurück in den Haushalt - zugunsten des Steuerzahlers. Und die HSH Nordbank hat lange sehr gute Geschäfte gemacht.

Ach so ist das - wenn man ordentlich Reibach macht, kann man auch auf Anstand und Moral verzichten!
Das sagt der Chef der CHRISTLICH-demokratischen Union in Hamburg.

Super Vorbild unseres Senates!

Einen Tag später mußte das Abendblatt dann auch melden:

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs, Mitglied im Haushaltsausschuss, forderte gestern den Rücktritt Freytags. "Das kann nicht wahr sein", so Kahrs. "Ein Finanzsenator kann Steuerflucht oder Steuerhinterziehung nicht gutheißen. Das ist skandalös. Michael Freytag muss als Finanzsenator zurücktreten." Die Äußerungen des CDU-Landeschefs "spotten jeglicher Beschreibung", so Kahrs.

Aber einer geht noch, einer geht noch rein:
Milliarden verzockt, mit 30 Milliarden muß der Steuerzahler geradestehen und was macht die HSH angesichts dieser Horrorbilanz?

Trotz massiver Verluste will die Bank nun erst mal Dividenden und Kapitalzinsen ausschütten. 70 Millionen Euro hat man offenbar noch übrig, um die reichen Gesellschafter glücklich zu machen, während man schon am Milliardentropf des Steuerzahlers hängt.

Diese Investoren halten sogenannte atypische stille Beteiligungen im Volumen von rund 1 Mrd. Euro an der Bank. Für gewöhnlich ist ein atypischer stiller Gesellschafter nicht nur am Gewinn, sondern auch am Verlust und zusätzlich am Vermögen der Gesellschaft beteiligt.
( FTD)
Aber es ist ja eine staatliche Bank und den Staat vertritt hier Freytag - so kriegen die Steuerzahler die Schulden und die stillen Gesellschafter Millionenausschüttungen.

Nicht nur die Opposition im Hamburger Parlament schäumt, auch die Opposition in Schleswig-Holstein traute ihren Augen nicht.
FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki sagte der FTD: "Ich halte ein solches Vorgehen der Bank für rechtswidrig." Es sei unverantwortlich gegenüber dem Steuerzahler und den öffentlichen Beschäftigten im Land, derartige Zahlungen zu leisten - ganz zu schweigen von Bankkunden, die für Verluste auch keinen Ausgleich erhalten.

Und nun die Schlußpointe: Angesichts des bundesweiten Wirbels, den die Tolldreistigkeiten der CDU-Finanzleute veranstalteten, melde sich nun doch auch der Erste Bürgermeister zu Wort:

"Michael Freytag ist ein erfolgreicher Finanzsenator", erklärte der Senatschef am Mittwoch. "Die vor uns liegenden Aufgaben sind zu wichtig und zu ernst, um politische Ritualpflege zu betreiben."

Klar, Freytag und seine Politik, sind SUPER!

Und was sagt der Hamburger Wähler?
Bei der Hamburger CDU gibt es derzeit viel Grund zur Freude. Eine Umfrage bescheinigt der Partei gestiegene Sympathiewerte.
CDU bei 44%, SPD bei 31%.

Dumm, dümmer, deutsche Wähler!

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

CDU? Cash Dividende Umsatz! "Die Linken können nicht mit dem Geld umgehen." ;)

Was dachte ich mir schon während dem Lesen? Bayern ist überall und ein bisschen Sachsen ist sowieso immer dabei.

Oh, und die Commerzbank soll zum Teil verstaatlicht werden! Damit das Gesindel in den feinen Anzügen, das jahrzehntelang vom Casino-Börsenspiel gelebt hat, das jetzt auf Kosten des Steuerzahlers tun kann.

Wir sind keine Demokratie, wir sind eine Nepokratie - oder besser noch eine Kleptokratie!

Der Nordstern.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Ja, stimmt! Wie sich die Bilder gleichen!

Was mich aber wirklich in die Tischplatte beißen läßt, ist die Tatsache, daß man all das heutzutage ziemlich leicht wissen kann.

Aber die Wähler lesen lieber BILD, gucken Bohlen und Co im Fernsehen und wählen dann stumpf immer wieder dasselbe am Wahltag.

LG

Tammox

Anonym hat gesagt…

Nicht so pessimistisch. Trotz der unglaublichen Prioritäten gegen Bildungspolitik insbesondere da, wo Parteien mit dem C regieren ist es zwar so, dass die leute hierzulande progressiv verdoofen (immerhin progressiv es geht also etwas vorwärts), aber es ist doch unvorstellbar, dass die Leute so hirntot sind, dass sie nicht merken, von wem sie da regiert, oder dilettantiert werden.

Nein die Leute wissen das. Dass sie diese Leute immer wieder wählen erklärt sich einzig und allein daraus, dass sie es so wollen.

Der Sinn für Humor, der dem deutschen Wähler zu eigen zu sein scheint möchte eben die Sahnetorte ins Gesicht gefeuert kriegen. Gerne auch metaphorisch. Und besonders gerne in finanzieller Hinsicht. Die von Beustschen Koalitionspartner sind meiner meinung nach eine ganz tolle aufarbeitung der klassischen 20 Clowns in einem Kleinwagen Nummer. Genauso, wie die politische Regungslosigkeit der CDU Politiker an die klassische Numemr erinnert, in der der Clown das Publikum unterhält, indem er sich immer wieder seinen eigenen Wassereimer umwirft und neu befüllen muss. Um dann schliesslich am Ende nicht das Feuer damit zu löschen, sondern ich über den Müntefering äh daneben stehenden Clown zu kippen.


Deswegen fordere ich ja auch immer wieder, dass auch die Kollegen und Kolleginen Clowns in der Politik endlich ihre roten (oder je nach Partei gelben, gruenen, schwarzen, noch roteren) Nasen tragen sollen.

Deswegen allen Politikerimitatoren hierzulande ein aufrichtiges "Akrobat Schööööön!"


euer

Oberclown

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Vielleicht hast Du Recht - ich bin irgendwie zu humorlos und mit viel zu wenig Schadenfreude gesegnet.

Wenn man an den Wahlabenden der 18.00 Uhr-Prognose entgegen fiebert, sollte man nicht (wie ich bisher) Organkrämpfe kriegen und in die Schreibtischplatte beißen, sondern einfach mal herzlich darüber lachen, wie zielsicher der deutsche Michel wieder in den größtmöglichen Schleimnapf gewallert ist.

Beust verarscht den Wähler, kassiert Volksentscheide, baut 850 Lehrerstellen ab (Versprochen war 1000 Neue zu schaffen) und holt Kusch/Schill in den Senat? SUPER - den nehmen wir gleich nochmal!

Merkel reitet uns ökonomisch in die Krise und macht Deutschland außenpolitisch zur Witzfigur? Klasse - gleich noch ein Kreuz.

Koch ist der nachgewiesenermaßen schlimmste Lügner unter allen Deutschen Politikern und sich keiner Perfidie (Jüdische Vermächtnisse,..) zu schade? Na LOCKER - der kriegt gleich mal zehn Prozent mehr.

Vielleicht sollten wir uns noch bemühen George W. Bush einzubürgern - der hat ja auch so eine brillante Bilanz - könnte der hier nicht noch eine tolle Stelle kriegen? Wähler würden sich sicherlich finden!
HA HA HA HA HA HAAAAA…..

ROFL - T.

jakebaby hat gesagt…

Hier was lustiges? auf die Angiee.
http://de.youtube.com/watch?v=n1eyR5m0jjU&feature=channel

Gruss
Jake

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Tja Jake - es hilft wohl nur noch Galgenhumor! Wir wählen hier solange CDU, bis wir im Sumpf erstickt sind.

Ruhig atmen RUHIG atmen…..

LG
Tammox