Mittwoch, 7. Januar 2009
Besinnliches Bibel-Blubbern
Hatte ich hier eigentlich schon einmal was über Wolf Schneider geschrieben?
Das ist etwas, das ich gar nicht gerne tue - insbesondere nicht in so einem flapsigen Privat-Blog.
Immerhin ist Schneider DER Guru der deutschen Sprache; der Stil-Lehrer, Sprachkritiker, Elite-Sprecher.
Vom Journalist bei führenden Periodika brachte er es zum Chef der Henry-Nannen-Journalistenschule und wurde dadurch zur Ikone des Schönschreibs.
Ein kurzer Blick auf die Titel seiner Bücher, zeigt schon, an welchen Themen sein Herz hängt:
· Wörter machen Leute - Magie und Macht der Sprache. 1976 · Deutsch für Profis. 1982 · Deutsch für Kenner. Die neue Stilkunde. 1987 · Unsere tägliche Desinformation. Wie die Massenmedien uns in die Irre führen. 1992 · Deutsch fürs Leben. Was die Schule zu lehren vergaß. 1994, · Das neue Handbuch des Journalismus 2003 · Deutsch! Das Handbuch für attraktive Texte. 2005· Die Überschrift. Sachzwänge – Fallstricke – Versuchungen – Rezepte 2007 · Speak German! – Warum Deutsch manchmal besser ist. Rowohlt 2008
Mein Lieblingsbuch von ihm ist allerdings immer noch „DIE SIEGER“ von 1992, in dem er erörtert „wodurch Genies, Phantasten und Verbrecher berühmt geworden sind“.
Ein wahres Lesevergnügen: Bizarr, unterhaltsam und lehrreich!
Wer hätte schon gedacht, daß der große Haudegen Gebhard Leberecht von Blücher (ja, das ist der von „Ran wie Blücher“, der sogenannte „Marschall Vorwärts“) und schwere depressiven Schüben litt?
Als er 1814 Napoleon fast besiegt hatte und nur noch den Todesstoß versetzen mußte, lag er jammernd in seinem Kommandozelt auf einem Feldbett ,verweigerte die Nahrungsaufnahme, wurde von Halluzinationen heimgesucht und behauptete hartnäckig lallend mit einem Elefanten schwanger zu sein.
Auch Bismarck hatte depressive Zustände, unternahm Suizidversuche und schockte Besucher mit extremsten Fressanfällen: Konfekt und Kaviar durcheinander, dazu gab es Unmengen von Champagner, Rotwein, Portwein und Cognac.
Ebenso konnte Flaubert, der an Turgenjew schrieb „ich wälze mich in einer grenzenlosen Melancholie und bin zum krepieren traurig“, sich nur mit Fressgelagen ablenken. Er pflegte dann die Manschetten, Schuhe und den Kragen abzunehmen - auf daß er von nichts behindert werde und sich dann exzessiver Völlerei hinzugeben.
„DIE SIEGER“, bitte kaufen und lesen.
Wolf Schneider lief mir heute in Form einer SZ-Außenansicht über den Weg.
Darin beschäftigt er sich mit der Sprache der 36 deutschen Bischöfe.
Hartes Brot, wie ich finde - die Predigten und Botschaften von 17 evangelischen und 19 katholischen deutschen Bischöfen zu Weihnachten und Neujahr zu lesen, ohne Hirnblutungen davon zu tragen, ist bemerkenswert.
Wie sagte es so schön Anne Clark?
Don’t need no spiritual suicide pre-frontal lobotomizing god.
Schneider wundert sich:
"Nicht menschliche Macht ist gefragt", liest man da, "sondern Bedürftigkeit, die um ihr Angewiesensein auf die heilsame Gnade Gottes weiß" (Baden, ev.). "Die vollständige Verzweckung des Menschen" wurde getadelt, "die neuheidnische Vergleichgültigung" dazu, während Jesus "keine Berührungsängste vor der menschlichen Geschöpflichkeit" besessen habe (Fulda, kath.). Die Zeiten, in denen man dem Volk auf’s Maul schaute, sind offensichtlich vorbei: Mütter reden auch selten von "Laizismus" und "Neuatheismus" (Regensburg, kath.). Was farbig und unschuldig mit dem Esel anfing, endete leider damit, dass der "als Tier der Demut gleichzeitig Metapher für Jesus Christus" sei (Hannover, ev.).
Und nun hubert der oberste Evangele Deutschlands in Berlin:
Wenn die Kirche sich für Religionsunterricht einsetze, setze sie sich für das Allgemeinwohl ein. Religion als Lehrfach sei "unverzichtbar". Seit der Einführung des Pflichtfaches Ethik sei die Beteiligung am Religionsunterricht um 25 Prozent eingebrochen. Die sei inakzeptabel.
Statt dem Senat aus SPD und LINKEn den schwarzen Peter zuzuschieben, sollte sich der Berliner Großkleriker mal fragen, ob es nicht womöglich an seinem unerträglichen Schwafelsprech liegt, daß die Kinderchen in Mannschaftsstärke aus dem Religionsunterricht flüchten.
Verdenken kann man es ihnen angesichts der Kanzelperformance der Kirchenfürsten nicht - selbst wenn man pre-frontal lobotomized ist (=glaubt).
Welche Drogen muß man nehmen, um den Sinn von Sätzen zu erfassen
wie "Gott hat sein Gottsein hinter sich gelassen" (Greifswald, ev.) oder "Gott selbst bietet sich in seinem eigenen Sohn als Geisel an, damit wir im Austausch die Freiheit aus der Knechtschaft des Bösen erlangen" (Speyer, kath.) oder "Die Gewissheit, bei Gott angenommen zu sein, gründet in Gottes Gnade" (Vorsitzender, ev.) und "Die Seligkeit Gottes fürchtet nicht die traurige Endlichkeit dieser Erde" (Hildesheim, kath.).
Aber bitte, meine 36 Damen und Herren Kirchen-Direktoren.
Immer weiter so - ich bin auch zuversichtlich, daß Ihr es auch dieses Jahr schafft Myriaden Menschen zum Kirchenaustritt zu bewegen!
Weiter so!
Das ist etwas, das ich gar nicht gerne tue - insbesondere nicht in so einem flapsigen Privat-Blog.
Immerhin ist Schneider DER Guru der deutschen Sprache; der Stil-Lehrer, Sprachkritiker, Elite-Sprecher.
Vom Journalist bei führenden Periodika brachte er es zum Chef der Henry-Nannen-Journalistenschule und wurde dadurch zur Ikone des Schönschreibs.
Ein kurzer Blick auf die Titel seiner Bücher, zeigt schon, an welchen Themen sein Herz hängt:
· Wörter machen Leute - Magie und Macht der Sprache. 1976 · Deutsch für Profis. 1982 · Deutsch für Kenner. Die neue Stilkunde. 1987 · Unsere tägliche Desinformation. Wie die Massenmedien uns in die Irre führen. 1992 · Deutsch fürs Leben. Was die Schule zu lehren vergaß. 1994, · Das neue Handbuch des Journalismus 2003 · Deutsch! Das Handbuch für attraktive Texte. 2005· Die Überschrift. Sachzwänge – Fallstricke – Versuchungen – Rezepte 2007 · Speak German! – Warum Deutsch manchmal besser ist. Rowohlt 2008
Mein Lieblingsbuch von ihm ist allerdings immer noch „DIE SIEGER“ von 1992, in dem er erörtert „wodurch Genies, Phantasten und Verbrecher berühmt geworden sind“.
Ein wahres Lesevergnügen: Bizarr, unterhaltsam und lehrreich!
Wer hätte schon gedacht, daß der große Haudegen Gebhard Leberecht von Blücher (ja, das ist der von „Ran wie Blücher“, der sogenannte „Marschall Vorwärts“) und schwere depressiven Schüben litt?
Als er 1814 Napoleon fast besiegt hatte und nur noch den Todesstoß versetzen mußte, lag er jammernd in seinem Kommandozelt auf einem Feldbett ,verweigerte die Nahrungsaufnahme, wurde von Halluzinationen heimgesucht und behauptete hartnäckig lallend mit einem Elefanten schwanger zu sein.
Auch Bismarck hatte depressive Zustände, unternahm Suizidversuche und schockte Besucher mit extremsten Fressanfällen: Konfekt und Kaviar durcheinander, dazu gab es Unmengen von Champagner, Rotwein, Portwein und Cognac.
Ebenso konnte Flaubert, der an Turgenjew schrieb „ich wälze mich in einer grenzenlosen Melancholie und bin zum krepieren traurig“, sich nur mit Fressgelagen ablenken. Er pflegte dann die Manschetten, Schuhe und den Kragen abzunehmen - auf daß er von nichts behindert werde und sich dann exzessiver Völlerei hinzugeben.
„DIE SIEGER“, bitte kaufen und lesen.
Wolf Schneider lief mir heute in Form einer SZ-Außenansicht über den Weg.
Darin beschäftigt er sich mit der Sprache der 36 deutschen Bischöfe.
Hartes Brot, wie ich finde - die Predigten und Botschaften von 17 evangelischen und 19 katholischen deutschen Bischöfen zu Weihnachten und Neujahr zu lesen, ohne Hirnblutungen davon zu tragen, ist bemerkenswert.
Wie sagte es so schön Anne Clark?
Don’t need no spiritual suicide pre-frontal lobotomizing god.
Schneider wundert sich:
"Nicht menschliche Macht ist gefragt", liest man da, "sondern Bedürftigkeit, die um ihr Angewiesensein auf die heilsame Gnade Gottes weiß" (Baden, ev.). "Die vollständige Verzweckung des Menschen" wurde getadelt, "die neuheidnische Vergleichgültigung" dazu, während Jesus "keine Berührungsängste vor der menschlichen Geschöpflichkeit" besessen habe (Fulda, kath.). Die Zeiten, in denen man dem Volk auf’s Maul schaute, sind offensichtlich vorbei: Mütter reden auch selten von "Laizismus" und "Neuatheismus" (Regensburg, kath.). Was farbig und unschuldig mit dem Esel anfing, endete leider damit, dass der "als Tier der Demut gleichzeitig Metapher für Jesus Christus" sei (Hannover, ev.).
Und nun hubert der oberste Evangele Deutschlands in Berlin:
Wenn die Kirche sich für Religionsunterricht einsetze, setze sie sich für das Allgemeinwohl ein. Religion als Lehrfach sei "unverzichtbar". Seit der Einführung des Pflichtfaches Ethik sei die Beteiligung am Religionsunterricht um 25 Prozent eingebrochen. Die sei inakzeptabel.
Statt dem Senat aus SPD und LINKEn den schwarzen Peter zuzuschieben, sollte sich der Berliner Großkleriker mal fragen, ob es nicht womöglich an seinem unerträglichen Schwafelsprech liegt, daß die Kinderchen in Mannschaftsstärke aus dem Religionsunterricht flüchten.
Verdenken kann man es ihnen angesichts der Kanzelperformance der Kirchenfürsten nicht - selbst wenn man pre-frontal lobotomized ist (=glaubt).
Welche Drogen muß man nehmen, um den Sinn von Sätzen zu erfassen
wie "Gott hat sein Gottsein hinter sich gelassen" (Greifswald, ev.) oder "Gott selbst bietet sich in seinem eigenen Sohn als Geisel an, damit wir im Austausch die Freiheit aus der Knechtschaft des Bösen erlangen" (Speyer, kath.) oder "Die Gewissheit, bei Gott angenommen zu sein, gründet in Gottes Gnade" (Vorsitzender, ev.) und "Die Seligkeit Gottes fürchtet nicht die traurige Endlichkeit dieser Erde" (Hildesheim, kath.).
Aber bitte, meine 36 Damen und Herren Kirchen-Direktoren.
Immer weiter so - ich bin auch zuversichtlich, daß Ihr es auch dieses Jahr schafft Myriaden Menschen zum Kirchenaustritt zu bewegen!
Weiter so!
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