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Mittwoch, 28. Januar 2009

Meckel-Merkelscher Krieg in Mahlendorf

Das alttestamentarische „Auge um Auge“ gilt als Inbegriff der Christlichen Lehre.

Deswegen gibt es in den USA die Todesstrafe - wer jemand tötet, soll selbst getötet werden.
„Zur Strafe“.
Der Rachegedanke ist so stark ausgeprägt, daß die Angehörigen eines Mordopfers üblicherweise geradezu begeistert den Tag herbei sehnen, wenn „der Mörder“ hingerichtet wird.
Sie sitzen dann in der ersten Reihe des Zuschauerraumes und verkünden betenderweise, daß ihre Seele erst im Angesicht des qualvollen Sterbens eines Anderen Ruhe habe.

Vergessen wird dabei von den selbsternannten Christen eine Person, die angeblich für die Kirchen nicht völlig irrelevant ist: Jesus Christus.
Im Neuen Testament wird die Auge-um-Auge-Nummer nicht nur kassiert, sondern ins diametrale Gegenteil verkehrt.
So heißt es im Matthäusevangelium, Kapitel 5 zum Thema Vergeltung:

38 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. 39 Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin. 40 Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel. 41 Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm. 42 Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab.

Wie man mit Hass und seinen Feinden umzugehen hat, ist im Folgenden klar dargelegt.

43 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. 44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.

Pastoren, evangelische insbesondere, sollten eigentlich auch schon vom Matthäusevangelium gehört haben. Oder nicht?
Pastor Markus Meckel, 56, zeitweise im Nebenberuf Außenminister der DDR unter Lothar de Maizière hat mit dem „wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin“ nicht wirklich was am Hut.

Er wohnt in Mahlendorf, einem Minimini-Dörfchen, das in einem Wald im Nordosten Brandenburgs liegt. Es gibt ganze VIER Häuser und mit allen drei Nachbarn ist Meckel bis aufs Blut zersritten.
Gräfin Angelica von Arnim, 71, deren Familie dort 1878 ein Schlösschen erbauen ließ, ist eine von insgesamt acht weiteren Dorfbewohnern, denen Meckel in herzlicher Abneigung verbunden ist.
Man verklagt sich gegenseitig nach Herzenslust, zerrt sich vor Gericht und prangert den anderen mit selbstgeschriebenen an Bäume gepinnten Schmähschriften an.
Die Gründe für die streitlustigen Brandenburgischen Furien sind allerdings auch massiv - wer würde da nicht das gesamte deutsche Rechtssystem ausschöpfen?

Meckel wurde vorgeworfen einen Zaunpfahl der Arnimschen gestohlen und rechtswidrig in unerwünschten Farbton angestrichen zu haben.

Der dreiste Holzlattendieb bezichtigt die Gräfin umgekehrt ihm eine selbstgebastelte Stinkbombe aus Petroleum, Fenchel und Knoblauch auf die Haube seines Golfs geworfen zu haben!

Eine andere Nachbarin Meckels, Frau Podschum, wehrte sich gegen den ungeliebten Sozi im Dorf gar mit einer Reitgerte, die der ehemalige oberste Diplomat der DDR ihr heldenhaft in einem Handgemenge entriss.

Der Vorfall ereignete sich vor zehn Tagen. „Ich trat vor unser Grundstück, das direkt gegenüber dem Haus von Herrn Meckel liegt“, schilderte Silke Podschun das Geschehen. „Plötzlich packte er mich am Arm und schleppte mich in das Haus der Nachbarin. Die rief die Polizei.“ Zwei Funkwagen kamen, und die Beamten hörten von Meckel eine andere Version: Mit einem Baseballschläger habe sie ihm aufgelauert. Die Polizisten durchsuchten das Haus, fanden jedoch nichts. „Ich hielt eine Gerte in der Hand, mit der ich die Pferde von der Weide in den Stall treiben wollte“, sagt die Frau. „Ich besitze gar keinen Baseballschläger.“
(Tagesspiegel)

Natürlich verklagten sich nach dem Handgemenge auch Pfarrer Meckel und die Podschums gegenseitig.
Pfarrer Meckel ist als Abgeordneter allerdings juristisch scher zu fassen; die Ermittlungen sind zunächst einmal auf Eis gelegt.
Dies stellte die Neuruppiner Staatsanwaltschaft am Mittwoch klar. «Wir sehen auch keinen Anlass für ein Verfahren», sagte Oberstaatsanwältin Lolita Lodenkämper am Mittwoch.

Podschums, die mit Bibelvers-Plakaten gegen den bärtigen Gottesmann protestieren, haben inzwischen einen noch prominenteren Gottesmann in ihre Kabale hineingezerrt; einen, der auch in der richtigen Partei ist: Pfarrer Horst Kasner aus dem benachbarten Templin lobt den Einsatz der Podschuns. "So viel Rückgrat in der Uckermark, alle Achtung!", soll Kasner den Podschuns zugerufen haben. Kasner ist der Vater von Kanzlerin Angela Merkel.

Ich warte gespannt darauf, wie es mit den ostlerischen Raufbold-Klerikern weiter geht.

Es ist doch sehr schön, daß Politiker und Priester, wenn sie schon mit ihren eigentlichen Aufgaben kein Interesse zu wecken verstehen, doch auf Nebenkriegsschauplätzen so unterhaltsam sind!

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