TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Sonntag, 4. Januar 2009

Comics

Ich bin konservativ durch und durch [von lateinisch conservare »bewahren«], allgemein: am Hergebrachten hängend, festhaltend (besonders im politischen Leben).

Die Jungend heutzutage kennt keinen Anstand mehr, verhält sich laut und unhöflich.
Am schlimmsten sind junge Mütter, die offensichtlich jegliches Gefühl dafür verloren haben, daß man auch Rücksicht nehmen kann, ständig und überall lauthals auf sich aufmerksam machen und sich mit ihrer Brut stets in den Mittelpunkt drängen.
Hundehalter sind auch so eine Pest, weil das Gros nicht in der Lage ist sich vorzustellen, daß ihre Mitmenschen es womöglich nicht schätzen, wenn ihre stinkenden Riesenviecher jeden Passanten auf der Straße bespringen und besabbern.
Mieter in hellhörigen Wohnungen, die sich erst Laminat legen und fürderhin nie mehr ihre Pömps ausziehen, um mit diesen Tag und Nacht umher zu steppen, haben einfach kein benehmen.
Unsitten wie Kleinkinder im Halloween-Wahn, die rücksichtslos durch Mietshäuser randalieren und jeden Nachbarn dreist raus klingeln, nehmen überhand.

Früher war alles besser - da wollten sich die meisten Familien nämlich selbst verbessern, nutzen Freizeit zur Bildung. Lesen, Volkshochschulkurse, Fortbildungen bei der Arbeiterwohlfahrt - all das sollte dafür sorgen, daß es der nächsten Generation „einmal besser geht“.
Inzwischen wird der andere Weg beschritten: Kinder werden zuhause von Büchern ferngehalten, es wird nicht mehr mit ihnen gesprochen.
Stattdessen parkt man sie vorm Fernseher und Unterhaltungselektronik wird zum neuen Götzen.
Ist es auch einem Grundschüler heutzutage unmöglich „bitte und danke“ zu sagen, oder auch nur rudimentäre Verhaltensregeln beim Essen zu befolgen (nicht mit vollem Mund sprechen, gerade sitzen, Messer und Gabel benutzen,...), so sind ihnen Handygames, iPods und Videospiele in Fleisch und Blut übergegangen.

Ich entstamme der Vorgängergeneration - man aß kein Junk, Cola und Hamburger waren verpönt, TV nur sehr sparsam und statt Comics sollte man richtige Bücher lesen.

Bis heute habe ich kein einziges Computerspiel gemacht, besitze weder iPod, noch Photohandy oder DVD-Recorder.
Bücher kaufe ich im Buchladen, Lebensmittel bei kleinen Einzelhändlern.
Comics halte ich für infantil - gut, als Kind, habe ich auch Asterix gelesen, aber das reichte dann auch.

Bis jetzt.

Zum Fest der Liebe bekam ich ein Comic-Buch geschenkt, welches ich gestern durchgelesen habe.

Ralf König: Prototyp.

Gut, ich weiß schon, das ist dieser schwule Typ, der „Bewegter Mann“ geschrieben hat - aber ich hatte noch nie eine Zeichnung von ihm gesehen.

Prototyp“ beschäftigt sich mit der Schöpfung. Wie und warum GOTT Adam und Eva schuf. König beschreibt die Enstehung des Buches so:
Die erste Adam-Story entstand vor drei Jahren fürs Sonderheft 'Religion' der französischen Satirezeitschrift Fluide Glacial, dann hatte ich 2007 für zehn Folgen die schöne Plattform, den 'Prototyp' im F.A.Z.-Feuilleton als Urlaubsvertretung für Volker Reiches Strizz laufen zu lassen. Mit überwiegend sehr positiven, aber vereinzelt auch heftigen Reaktionen, die mir Blasphemie und Beleidigung unterstellten - bis hin zu wütenden Abo-Kündigungen. Aber die Idee war auch damit noch längst nicht ausgeschöpft, also erschuf ich mit viel Spaß am Stoff dieses Buch - und Eva dazu.
(Bizarrerweise erhält man das Buch auch beim zu 100 % der katholihschen Kirche gehördenden Weltbild-Gruppe)

Gott spricht Fraktur und diskutiert ganz gern mit „Luz“ (Luzifer), der sprechenden Schlange, die im Baum der Erkenntnis hockt und gefälligst Adam davon abhalten soll in den Apfel zu beißen.

Als Gott den Apfel schuf, sind ihm die Zutaten etwas durcheinander geraten - er enthält nun „Vitamin C, Kalium, Pektine, Erkenntnis, Fructose, Flavonoide, Phenolsäuren (zum Beispiel Quercetin)…“
Den vierten Inhaltsstoff bemerkt auch Luz - duftet doch der Apfel gefährlich nach „freiem Willen, selbstständigen Denken, Unterscheidung von Gut und Böse, Wissenschaft, Psychologie, Philosophie“ - all dem, das der alttestamentarische Gott nicht gebrauchen kann.

Luz schafft es natürlich doch Adam zu überreden. Obgleich er nur einen einzigen Bissen von einem zudem noch heruntergefallenem (Fallobst) Apfel nimmt, gehen die lästigen Fragen los.

Nein, mit den Zeichnungen werde ich immer noch nicht ganz warm - aber König gibt einige grundsätzliche Fragestellung sehr hübsch gerafft wider.

Meine Lieblingsstelle ist eine der Unterhaltungen zwischen Gott und Luz.

Während der Herr „an den ganz schön kniffeligen“ Augen der Stubenfliege arbeitet, fragt Luz:

Warum ist dir Adams Glaube so wichtig?“ und führt aus: „ich meine, du als Schöpfer aller Dinge, könntest das doch gelassen sehen! Ob er glaubt oder nicht, da stehst du doch drüber! Lass ihn doch glauben, was er will!

Gott mäandert um die Beantwortung der Frage herum und gibt schließlich kleinlaut zu: „wenn er nicht an mich glaubt, fühle ich mich nicht existent.

Luz, der offenbar auch schon von Psychologie gehört hat, analysiert sofort messerscharf:

das klingt für mich aber nach einer Art Minderwertigkeitskomplex oder so was…aber hast DU das nötig? Ich meine, sieh auf deine Schöpfung! Alles ist, weil du bist!

WO ER RECHT HAT, HAT ER RECHT, der Luz.

Wieso ist das der Kern der Abrahamitischen Religionen, daß man glauben MUSS?

Wenn Gott denn tatsächlich so ungeheuer groß, allmächtig und allwissend ist, könnte es ihm doch in der Tat egal sein, ob die kleinen Ameisen auf dem Planeten Erde an ihn glauben, oder nicht.

Wie es mit Adam ausgeht, kann man bei König nachlesen.

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