TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Sonntag, 25. November 2007

Carl-Friedrich Freiherr von Beust.

Wie PR-Inside meldet, sah es vor 2001 gar nicht so aus, als würde von Beust als Politiker viele Spuren hinterlassen: Er galt als faul und leichtlebig, als Freund von langen Wochenenden auf Sylt.
Das mit dem Arbeiten hat er auch immer noch nicht nachgeholt – aber er setzt irgendwie geschickt Zeichen und Symbole. Die Hamburger mögen ihn dafür und halten ihn für sehr ehrlich. Seit sechs Jahren regiert der 52-Jährige Hamburg als Bürgermeister - und ist bei den Bürgern schwer beliebt. Bei der jüngsten Wahl-Umfrage in Hamburg erklärten 52 Prozent, sie würden für ihn stimmen. Rosig also die politische Stimmung für den regierenden Senat.

Auf die Gefahr hin als ewiger Nörgler dazustehen, möchte ich allerdings noch mal auf den KLEINEN Wermutstropfen verweisen, daß leider keine der großspurigen Ankündigungen von Beusts jemals etwas geworden ist.

Als es Airbus schlecht ging, verkündete er zur großen Überraschung Merkels, daß sich die Bundeskanzlerin dafür einsetze, daß der Bund mehr Anteile an EADS kaufen würde. Spektakuläre Aussage – nur eben ohne ein Fünkchen Wahrheit.

Ein anderes mal verkündete er lautstark, daß die Deutsche Bahn die HHLA übernehmen würde und dafür ihren Firmensitz von Berlin nach Hamburg verlegen zu beabsichtige. Da war erst Wowereit etwas sauer aber vor allem wunderte sich Herr Mehdorn – denn der Bahnvorstand hat so was nie vorgehabt. Beust erklärte am 28.November 2005 im Abendblatt-Interview:
Wir führen seit Monaten intensive Gespräche auf höchster Ebene - auch an diesem Wochenende. Die Bahn hat hier eine betriebswirtschaftliche Entscheidung getroffen, das muß man ganz klar sehen. Die Beteiligung an der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und der Hamburger Hochbahn AG (HHA) ist für das Unternehmen von sehr großer Bedeutung. Kurz vor dem Börsengang kann die Bahn in Hamburg einen der bedeutendsten Logistik-Standorte Europas schaffen. Deshalb hat es im Bahnvorstand von Anfang an große Sympathien für den Standort Hamburg gegeben.


Auch daß Vattenfall die Hamburger Elektrizitätswerke HEW kaufte, dessen letzten Schritt Ole damit feierte, daß nun die Strompreise sinken würden und die Qualität der Stromversorgung sicherer sei, mag er 2007 nicht mehr so ganz teilen. (Hamburg hatte die HEW in mehreren Schritten von 1999 bis 2002 verkauft, zunächst unter der Regie eines SPD-geführten Senats. Beim Verkauf des letzten Anteils war von Beust aber schon Regierungschef.)
Nachdem Vattenfalls Rumpelatomkraftschuppen eine Panne nach der nächsten haben, jeden Tag in einem Stadtteil der Strom ausfällt und dafür die Preise auf Rekordniveau geklettert sind.

Im Juni 2006 erklärte Beust die Bebauung des Hamburger Domplatzes mit einem gar grausigen Glaskubus „zur Chefsache“ – so würde es gemacht werden und er wähnte wohl schon im Glanze einer neuen Bausünde wie der Europapassage zu wandeln. Fast überflüssig zu erwähnen, daß auch bei diesem Projekt alles wieder zusammenfiel und die Pläne ersatzlos gestrichen wurden. Dabei hat der prinzipienlose Gummirücken noch nicht mal den Mut aufgebracht das Projekt selbst zu beenden - seine CHEFSACHE doch eigentlich.
Nein, die unrühmliche Aufgabe hat er an die Kultursenatorin abgegeben.

Legendär auch das Desaster, das Beust mit dem Verkauf der Hamburger Krankenhäuser an Asklepios anrichtete:
29.2.2004 Beim Volksentscheid stimmen 76,8 Prozent der Wähler gegen den LBK-Verkauf.
7.9.2004 Der Senat beschließt den Verkauf des LBK an den privaten Betreiber Asklepios. Danach soll der Konzern bis 2007 in zwei Stufen 74,9 Prozent übernehmen. Heutiger Stand: Chaos überall und die Stadt muß fast 2000 ehemalige Asklepios-Angestellte zurück nehmen, die es aufgrund der ausbeuterischen Personalpolitik und den eklatanten Pflegemängeln in den Asklepioskliniken dort nicht mehr aushalten. Was Beust mit den 2000 Pflegern, Schwestern und Ärzten anfangen will, weiß niemand – immerhin hat die Stadt ja nun keine Krankenhäuser mehr, in denen man sie einsetzen könnte.

Man kann sich darauf verlassen – was Ole anpackt geht grundsätzlich schief.
Sich immer auf Sylt zu amüsieren und zu meinen, daß klappt schon von alleine, reicht eben doch nicht.
Überflüssig zu erwähnen, daß sich das IOC nur schlapp gelacht hat, als sich Hamburg unter von Beust für Olympia bewarb.

Zum Schluß der neueste Streich des faulen Adeligen: Von Klima-Queen Angie ließ er sich zu ihrem CO2-Prinzen machen: Er ist Vorsitzender der CDU-Kommission für Klima, Umwelt und Verbraucherschutz. Im August legte er ein anspruchsvolles Klimaprogramm für Hamburg vor: Mit 170 Einzelmaßnahmen soll die Stadt bis 2012 den CO2-Ausstoß um zwei Millionen Tonnen senken und sich damit in Deutschland zur Klimahauptstadt aufschwingen.

Dolle Sache und in der Beust-ureigenen Paradoxie genehmigte er soeben ausgerechnet Vattenfall – dem Chaos-Betrieb - den Neubau eines gigantischen Kohlekraftwerkes in Moorburg. Die CDU jubelt, Kritiker betonen dagegen mehr die Größe des Kraftwerks. Der CO2-Ausstoß Hamburg-Moorburgs wird dem Boliviens entsprechen, wie Greenpeace flugs errechnete; die nicht nutzbare Abwärme würde genügen, um mindestens einer halben Million Umweltstaatsrätinnen einzuheizen. Stattdessen erhitzt sie pro Sekunde 64 Kubikmeter Elbwasser auf Badewannentemperatur.
Geht es noch geisteskranker?
Die Zeit vermutet folgende Überlegung des Bürgermeisters: Vielleicht möchte sich Ole von Beust aber auch nur einen alten Traum erfüllen. An der Alster unter Palmen zu liegen, hat er einmal erklärt – das sei wahres Glück.

Letzten Freitag wurde das in einer aktuellen Stunde in der Bürgerschaft besprochen (unnötig zu erwähnen, daß Beust nicht anwesend war – sein Wochenende beträgt immer mindestens vier Tage – Freitags ist er schon längst aus Hamburg abgehauen). Die taz berichtet:
Es war das einzige Thema der Aktuellen Stunde. Eindreiviertel Stunden lang debattierten gestern in der Bürgerschaft ein Dutzend Abgeordnete, zwei Senatoren und kein Bürgermeister das geplante neue Groß-Kohlekraftwerk in Moorburg. Zahlenspiele und windige Prognosen standen im Vordergrund - und eine Erkenntnis: Um Kohle wird es im Hamburger Wahlkampf diesmal verstärkt gehen. Ole von Beust sei ein "Klimakiller", urteilte GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch, da das geplante "Monsterkraftwerk" nun "mindestens 40 Jahre" jährlich acht Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre blase.

Wenigstens kann man sich n och auf Greenpeace verlassen:
(lifepr) Hamburg, 16.11.2007 - Greenpeace-Kletterer haben heute morgen zwei 16 Quadratmeter grosse Banner an den historischen Fahnenmasten vor dem Hamburger Rathaus gehisst. "Klimaschutz statt Kohle-Ole! Kohlekraftwerk Moorburg stoppen!", ist auf den Flaggen in rund 15 Metern Hoehe zu lesen.Greenpeace protestiert damit gegen die verfehlte Klimaschutzpolitik des Ersten Buergermeisters Ole von Beust und fordert die Hamburger Bevoelkerung auf, sich nicht nur vom Energieversorger Vattenfall zu trennen, sondern auch von Beust abzuwaehlen. Mit dem Kraftwerksbau in Moorburg waechst der CO2-Ausstoss Hamburgs um 8,5 Millionen Tonnen pro Jahr - das sind 70 Prozent mehr als heute. "Wer Klimaschutz wirklich ernst meint, muss jetzt nicht nur Vattenfall die Rote Karte zeigen, sondern auch Ole von Beust", fordert Karsten Smid, Klima-Experte von Greenpeace. "Zurecht haben in den vergangenen Monaten mehr als 200.000 unzufriedene Kunden bei Vattenfall gekündigt. Bei der Senatswahl im Februar 2008 koennen sich klimabewusste Buerger auch gleich von Ole von Beust verabschieden." Greenpeace fordert außerdem das europäische Klima-Bündnis der Städte auf, gegen Hamburg ein Ausschlussverfahren einzuleiten. So lange die Regierung am Kraftwerk Moorburg festhält, verstößt Hamburg eindeutig gegen die Satzung des Bündnisses, die eine kontinuierliche Minderung von Treibhausgasen vorsieht. Die Hansestadt ist seit 1992 Mitglied im Klima-Bündnis, dem zurzeit rund 1450 Staedte, Gemeinden und Landkreise angehören.

Also liebe Hamburger – ich weiß, daß Ihr auf dem Beust-Ohr völlig taub seid – aber könntet Ihr es im Februar 2008 bitte mal unterlassen bei der lügenden Flasche das Kreuz zu machen?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Und es ist nicht zu spät!

Wie kurzfristig bekannt wurde, wird die Anhörung zur Volkspetition gegen das Kohlekraftwerk am kommenden Donnerstag, den 24.01.2008 ab 17:00 Uhr stattfinden.

Dort werden die Vertreter der Volkspetition sowie die interessierte Öffentlichkeit nochmals Gelegenheit bekommen, ihre Argumente gegen das Kohlekraftwerk vorzubringen.

Alle interessierten Bürger sind aufgerufen, dort präsent zu sein und sich an der Anhörung zu beteiligen, sowie den Termin weiter zu verbreiten.

Die Sitzung findet statt von 17.00 Uhr bis ca. 21.00 Uhr im Reimarus-Saal der Patriotischen Gesellschaft, Trostbrücke 6, 20457 Hamburg (Nähe Rathaus).