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Freitag, 9. November 2007

Kurzsichtigkeit

1997 erdachte sich die im Siechtum befindliche Kohl-Merkel-Regierung den Plan, daß man doch zum Stopfen der Haushaltslöcher an den letzten großen Schatz der Deutschen heran könne. Die legendären Goldreserven der Bundesbank – mit gut 3.400 Tonnen angeblich der zweitgrößte Goldschatz der Welt (nach den US-Goldreserven von rund 8000 Tonnen).
Joschka Fischer spotte über die „Aktion Goldfinger“ und Finanzexperten schlackerten mit den Ohren. Im Mai 1997 ging es zu dem Thema im Parlament hoch her: Finanzminister Waigel von des CSU, der einst verkündet hatte, daß man für die Deutsche Einheit keine Steuererhöhungen brauche, sondern diese aus der „Portokasse“ bezahlen könne und anschließend die gewaltigsten Steuererhöhungen und Schulden aller Zeiten ansammelte, verteidigte den Plan, die Goldreserven höher zu bewerten:
"Die Neubewertung wird mit der gebotenen Vorsicht angegangen. Die finanzielle Solidität der Bundesbank wird gewahrt. Die Vorsorge für Währungsrisiken und das Volumen der Goldreserven bleiben unangetastet. Keine Unze wird verkauft, und es fließt auch keine Unze zur Finanzierung in den Haushalt." Die umstrittene Neubewertung der Goldbestände der Bundesbank sei kein Finanztrick, sondern angesichts der Erblasten der DDR absolut gerechtfertigt, sagte Waigel. Die Finanzexpertin der SPD Matheus-Meier warf Waigel Steuerbetrug und verantwortungslose Schuldenmacherei vor, aber die Absicht an das Gold der Bundesbank heranzugehen, sei der Gipfel der Unverfrorenheit: "Man stelle sich mal vor, ein sozialdemokratischer Finanzminister wäre auf die Idee gekommen, an die Goldreserven heranzugehen. Da wäre diese Regierung vor Abscheu und Entsetzen vom 29. Stock des langen Eugen gesprungen." Weiterhin warf die SPD-Finanzexpertin Waigel vor, er habe Deutschland in ein beispielloses Finanzchaos gestürzt: "Wer ein solches Finanzchaos nach dem Motto, Augen zu und durch, mit so viel Unverfrorenheit verteidigt und beschönigt, der hat aber schlechte Karten. Kein Wort zu einem Nachtragshaushalt, kein Wort zu konkreten Zahlen, kein Wort dazu, was Sie wirklich tun wollen. Dies ist wirklich eine Verhohnepiepelung dieses Parlamentes."

Insbesondere die Bundesbank selbst war geschockt
von der Unverfrorenheit der CDU-Regierung und befand:
"Das vorgelegte Konzept des Bundesfinanzministeriums für die Jahre 1997 und 1998 entspricht nicht den für das ESZB vorgesehenen Regelungen, da es die Neubewertung der Reserven mit einer Ausschüttun nicht realisierter Gewinne verbindet."
Bekanntlich scheiterte die Kohl-Merkel-Regierung mit diesem Plan kläglich und so hatten spätere SPD-Finanzminister das Unions-Desaster ausbaden müssen. Viel wert war das Gold damals ohnehin nicht – rund $330 im Juni 1997.
So ein Schatz ist aber eine Verlockung – was bringt Gold auch schon an Zinsen? Und der Goldpreis schien ohnehin dahinzudümpeln.
So kam dann 2004 - im Jahr 6 der SPD-Regierung der Bundesbankpräsident höchst selbst auf die Idee, daß man ruhig mal ein paar Tonnen verscheuern könne. Der Vorschlag Ernst Welteke, Gold aus den deutschen Reserven zu verkaufen und so Projekte für Bildung und Forschung zu finanzieren, fand immer mehr Befürworter. Nach SPD und Grünen sagte FDP-Generalsekretärin Cornelia Pieper, man wolle "statt Gold in den Tresoren Gold in den Köpfen". Die Bundesbank will bis 2009 insgesamt 600 Tonnen Gold verkaufen. Das Geld daraus könnte zinsbringend angelegt werden, um mehr Professoren und bessere Einrichtungen zu bezahlen.
Zu diesem Zeitpunkt kostete das Gold $395.
Die Begehrlichkeiten rissen nicht ab. Kaum war in Gestalt Merkels wieder die CDU ins Kanzleramt gezogen, freundete sich die CDU erneut mit dem Gedanken an all das Gold mal loszuwerden – schien es doch eine anachronistische und nicht gewinnbringende Vermögensform zu sein:
Am 14.12.2005 tauchten in verschiedenen Medien Berichte darüber auf, daß sich in der Union die Bereitschaft abzeichnet, die deutschen Goldreserven doch zum Stopfen der Haushaltslöcher zu verwenden. Gegenüber dem Handelsblatt sagt der finanzpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Otto Bernhard: "Ich denke persönlich um, weil es sonst schwierig wird, die Schulden den Bundes nachhaltig zu senken". Er vertritt die Meinung, daß Gold währungspolitisch nicht mehr von großer Bedeutung ist.
Das Gold kostete mittlerweile $445.
Wenn ich das richtig sehe, war die Tendenz die Goldreserven loszuwerden allgemein – also auch in anderen Ländern verbreitet. Bringt ja nichts. Wir schreiben nun November 07; die Bundesbank hält immer noch 3.427 Tonnen Gold - vermutlich übrigens nicht in Deutschland, sondern in Schatzkammern der Federal Reserve Bank in New York City oder auch in London lagern.
Und der Preis liegt momentan irgendwo bei $ 850!
Na ein Glück, daß Waigel nicht vor zehn Jahren schon alles für 330 Dollar verscheuert hat!

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