TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Freitag, 17. Juni 2011

Bilderbuch-Ehen

Mitt Romney hat ein Problem.
OK; genau genommen mehrere Probleme, aber das größte Problem ist seine Religion.
Als überzeugter Mormone ist er vielen Amis irgendwie suspekt.

Eigenartig, denn Mormonismus fußt doch auf einer ungeheuer überzeugenden Konzeption:



Amerikaner sind zwar ungeheuer religiös, aber gleichzeitig wissen sie auch sehr wenig über Religionen.

If you want to know something about religion, ask an atheist.

Das erste, das den meisten Menschen zum Thema Mormonen einfällt ist immer noch „Polygamie“, obwohl die Vielfachehe eigentlich 1904 abgeschafft wurde.
Nicht etwa aus innerer Einsicht, sondern auf massiven Druck der US-Regierung.

Für eine Kirche ist das immer eine heikle Sache, denn immerhin gab der Urmormone, der Religionsstifter und Prophet Joseph Smith die Losung aus mehrere Frauen zu heiraten und lebte selbst mit einem ganzen Harem, inklusive minderjähriger Ehefrauen.

Üblicherweise ist so ein Religionsgründer sakrosankt. Es dauert normalerweise mehrere Jahrhunderte, bis die ersten Ansichten des Obergurus abgeräumt werden und offiziell zugegeben wird es ohnehin nicht.

Man stelle sich nur vor Ratzi erklärte, daß er Jesus zwar für sehr nett halte, aber der hätte auch ab und zu großen Unsinn von sich gegeben, den man heute besser vergessen sollte!
Dann wäre aber was los in der RKK!
Tatsächlich hat die Kirche genau das schon getan. Sie hält sich beispielsweise nicht mehr an das christliche Zins-Verbot und gab die Sklaverei auf.
Mit einer ordentlichen Portion Chuzpe kann man sich sogar an die Spitze der Gegenbewegung stellen und sich dem Zeitgeist anpassen.
So sehen sich heute viele Christen als Vorkämpfer der Menschenrechte, obwohl sie die Einführung derselben über Jahrhunderte blockierten.
Sich heute gegen Sklaverei auszusprechen ist nichts anderes das Eingeständnis, daß sich Jesus moralisch auf dem Holzweg befand.

Mit dem Auftauchen Jesu und dem Neuen Testament, war die Richtschnur gefunden.
Gott will, daß Sklaven und Diener und Leibeigene und andere Rechtlose willig und ohne aufzumucken ihren Besitzern dienen - und wer sich Gott widersetzt, kommt in die Hölle.
Simple as that.

5 Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern und mit aufrichtigem Herzen, als wäre es Christus. 6 Arbeitet nicht nur, um euch bei den Menschen einzuschmeicheln und ihnen zu gefallen, sondern erfüllt als Sklaven Christi von Herzen den Willen Gottes! 7 Dient freudig, als dientet ihr dem Herrn und nicht den Menschen. 8 Denn ihr wisst, dass jeder, der etwas Gutes tut, es vom Herrn zurückerhalten wird, ob er ein Sklave ist oder ein freier Mann. 9 Ihr Herren, handelt in gleicher Weise gegen eure Sklaven! Droht ihnen nicht! Denn ihr wisst, dass ihr im Himmel einen gemeinsamen Herrn habt. Bei ihm gibt es kein Ansehen der Person.
(Brief an die Epheser, Kapitel 6)

Einen ähnlichen moralischen Kopfstand vollführt heute Mitt Romney.

Er hängt einem Glauben an, dessen Gründer ein Familienleben à la Kommune 1 führte und dem Rudelbumsen frönte.
Gleichzeitig sieht er sich als Vorkämpfer für die monogame und treue Vorzeige-Ehe. Kein Wahlkampfauftritt, bei dem Romney sich nicht mit seiner Idealfamilie brüstet: 42 Jahre glücklich mit derselben Frau verheiratet, keine Affären, fünf Söhne, elf Enkel.

Joseph Smith war übrigens nicht im eigentlichen Sinne „polygam“ sondern lebte in POLYGYNIE - also ein Mann mit vielen Frauen.
Das Gegenstück, die Polyandrie (Vielmännerei) gefiel Sepp Schmidt nicht so gut.

Polygynie war ursprünglich recht verbreitet, kam dann aber peu à peu aus der Mode:

Sie war Bestandteil alter Religionen wie des Judentums und, bis heute, des Islam. Bei den Normannen und Wikingern wurde die Möglichkeit, eine Zweitfrau zu ehelichen, nach deren Christianisierung eine Zeit lang als More danico (nach dänischer Sitte) seitens der Kirche geduldet. Martin Luther verheiratete den Landgrafen von Hessen, Philipp den Großmütigen, auf Grundlage der Bibel ebenfalls mit zwei Frauen, schränkte das Recht aber auf die Herrscherschicht ein.
(Wiki)

Als Humanist lehne ich die staatlich oktroyierte Monogamie ab.

Die Ausgestaltung der Ehe sollte doch den Eheleuten überlassen bleiben. Wenn zwei Männer und eine Frau eine Ehe zu Dritt führen wollen, sollte das ebenso deren alleinige Entscheidung sein, wie jede andere denkbare Kombination. W+W+W, W+M+W, M+M+M, W+W+W+W+W+M (Modell Rainer Langhans), etc.

Ein Armutszeugnis, daß so gut wie alle Staaten ihre Bürger in eine Eheschablone pressen wollen.

Wir erleben gerade beim Kampf der sieben Zwerge (die bisherigen Republikanischen Präsidentschaftskandidaten-Kandidaten in den USA) wie sie allesamt geradezu besessen davon sind, gegen „same-sex-marriage“ zu kämpfen.

Abgesehen von der Frage, was es sie eigentlich angeht, wenn irgendwo zwei Frauen zusammen ein Kind aufziehen, kann man es als Mensch mit mehr als drei Gehirnzellen nicht fassen, daß es keine wichtigeren Fragen in der US-Politik gibt.

Evolutionär betrachtet bewährt sich Polygynie und Polyandrie immer dort, wo die Ressourcen knapp werden.

Äußerst interessiert las ich einmal eine Dokumentation über das Familienleben in Gambia.
Dort gibt es 90 % Muslime und 10% Christen. Die Arbeiten der Landbevölkerung sind so verteilt, daß der Mann tumb wie ein kleiner König zu Hause sitzt und bedient wird, während die Ehefrauen den Haushalt, die Kindererziehung UND die Feldarbeit alleine wuppen.
Die Minderheit der christlichen Familien wird von den Muslimischen Frauen ehrlich bedauert, weil dort eine einzige Frau die ganze Arbeit schaffen muß, während bei den polygynen Familien eine Frau zu Hause bleibt und kocht, während zwei oder drei Frauen zusammen auf das Feld gehen, um Landwirtschaft zu treiben.
Man kann sich dabei immer abwechseln und wenn eine Dame einen Hexenschuss hat, kann sie sich auch mal ausruhen.

In einer Gesellschaft, in der die Männer dazu bestimmt sind den ganzen Tag im Schatten sitzend zu relaxen, ist Polyandrie natürlich keine sinnige Option.
Mit Feldarbeit allein kann es sich vermutlich keine Frau erlauben gleich mehrere dieser Drohnen durchzufüttern.

Aber sofern der Mann einer Arbeit nachgeht, die womöglich noch durch besondere Körperkraft geprägt ist, sollte man Polyandrie durchaus empfehlen.

So wie bei den Blatthühnchen.


Sieben der acht Blatthühnchenarten sind polyandrisch, das heißt, sie leben in Vielmännerei. Erfolgreiche Weibchen besitzen einen Harem von drei bis vier Gatten. Der Bau der Schwimmnester aus Wasserpflanzen, das Ausbrüten der Eier und die Aufzucht der Jungen sind reine Männersache. Die Hennen sind bis zu 78 Prozent schwerer als ihre Partner und die reinsten Eierfabriken. Sie können bis zu vier Hähne mit vollzähligen Gelegen versorgen, und das sogar zweimal hintereinander. So brütet ein gut geführter Harem bis zu 32 Eier im Jahr aus. Nach der Eiablage kümmern sich die Hennen nicht mehr um die Eier und vermeiden Kontakt zu den Küken. Wenn den Jungen Gefahr durch Schlangen oder Krokodile droht, werden sie von den treu sorgenden Hähnen zwischen die Flügel genommen und davongetragen.
(Die Welt 21.10.2009)



Es ist doch begrüßenswert, wenn sich Viecher zum Wohle der Kleinen in größeren Familienverbänden zusammentun.

Erste Studien aus den USA besagen übrigens, daß „Homo-Kinder“ glücklicher und schlauer als ihre Heterokinder-Kollegen sind.
Insbesondere die elterliche Formation 2 (lesbische) W + 2 (schwule) M scheint erfolgreich zu sein. Ein Kind mit zwei Müttern und zwei Vätern lebt mit größerer Wahrscheinlichkeit in besseren finanziellen Verhältnissen und hat eine um 100% vergrößerte Chance niemals vernachlässigt und stets umsorgt zu sein.
Es ist immer jemand da, der vorliest, bei den Hausaufgaben hilft oder mit zum Fußball kommt.

Eine ungewohnt reißerische Überschrift fand ich heute in der SZ.

Von „Mörder-Mamas“ war die Rede.

Dabei ging es um die ebenfalls polyandrischen Schnurrbarttamarinen aus Peru.


Es handelt sich dabei um eine Krallenaffenart, also Primaten.
Die Mütter töten gelegentlich ihren eigenen Nachwuchs.

Eine im Tierreich nicht unübliche Methode.
Wildlebende Nager beispielsweise versuchen zwar ihre Kinderchen vor einer im Bau anrückenden Schlange in Sicherheit zu bringen. Ist dies aber nicht mehr möglich und der Tod des Nachwuchses ohnehin besiegelt, essen sie lieber selbst ihre Jungen. Die große Extra-Proteinportion ist dabei der Startvorteil für den nächsten Wurf.
Aber von den näher dem Menschen verwandten Primaten hört man das nicht so gern.

Ein ähnliches Verhalten sei in der Literatur überhaupt erst zwei Mal bei nichtmenschlichen Primaten beschrieben worden, berichten die Forscher um Laurence Culot von der belgischen Universität Liège im Fachblatt Primates (Bd. 52, S.179, 2011). Sie beobachteten unter anderem ein Muttertier, das ihr Kind mit einem Biss in den Kopf tötete und dann dessen Gehirn und Teile des Oberkörpers fraß. Die Forscher vermuten, dass dieses Verhalten immer dann auftritt, wenn das Überleben des Nachwuchses ohnehin fraglich ist. Dies ist in der polyandrisch organisierten Gesellschaft der Schnurrbarttamarinen etwa dann der Fall, wenn nicht genügend Männchen zur Unterstützung bei der Aufzucht bereitstehen.
(SZ 17.06.11)

Menschliche Moral spricht aus der Überschrift „Mörder-Mamas“.

Dabei verhalten sich die Schnurrbarttamarinen rational und vernünftig.

Der Homo Sapiens ist eins der ganz wenigen Säugetiere, das auch unter miserablen Bedingungen, wenn es nicht genügend Futter gibt, ungehemmt kopuliert und ein Balg nach dem nächsten produziert.

Die Zoos weltweit können davon ein Lied singen.
Viele Dekaden beklagten sie, daß in der Gefangenschaft kaum Nachwuchs entstand, bis sie allmählich begriffen, daß die Haltungsbedingungen Schuld waren.
Erst größere Gehege, Auslauf und besseres Futter brachten die Sexmuffel in Wallung.

Die Zoodirektoren hatten viel zu lange von sich auf die Tierwelt geschlossen und angenommen, daß man auch in einem winzigen Verschlag unablässig poppen möchte.
Menschen haben eine extrem paradoxe Vermehrungsrate: Je schlechter es ihnen geht, desto mehr Blagen schlüpfen aus.

In den übelsten Kriegsgebieten und Hungerlagern, Gaza und Eritrea beispielsweise, gibt es die höchsten Geburtenraten.
Im reichen Japan und Deutschland beobachten wir das umgekehrte Bild.

Unter Homo Sapiens kommt es dabei selten bis nie vor, daß Mütter ihren eigenen Kindern in den Kopf beißen und sich so eine extra Mahlzeit beschaffen.

Stattdessen verhungern aber 30.000 Kinder PRO Tag.

Ein Phänomen, das bekanntlich niemanden stört.

Es wäre ein Leichtes für die Industrienationen der Welt die täglich 100.000 an den Folgen des Hungers sterbenden Menschen zu ernähren.
Aber dazu müßte der Wohlstand etwas anders verteilt werden und dazu wiederum haben die Bewohner der Christlich geprägten Industrienationen ihre Bankkonten viel zu lieb.

Es kostet in Europa und Nordamerika niemanden eine schlaflose Nacht, daß in Zentralafrika bei zehn Geburten ein überlebendes Kind pro Frau keine Seltenheit sind.

Aber die Schnurrbarttamarinen finden wir ganz schön unmoralisch.

Und Mitt Romney, der stolze Opa von elf Enkeln will wieder mehr US-Soldaten in den Irak schicken.

Jede Woche eine Milliarde Dollar für US-Militäroperationen auszugeben und Tote zu produzieren, findet er moralisch geboten

2 Kommentare:

Trip hat gesagt…

Ich kann zu dem, was da in den USA bei den Möchtegern-PräsidentInnen momentan abgeht, nur eins sagen:

Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen könnte.

Gruß,
Trip

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Was würde man auch ohne das Max Liebermann-Zitat in der heutigen Zeit tun???

LGT