TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Dienstag, 25. Januar 2011

Anschläge von höchster Stelle.

Genau wie in den USA, ist auch in Deutschland die Kenntnis der eigenen Verfassung nicht besonders ausgeprägt.
Mit sagenhafter Ignoranz phantasieren die Spitzen der Parteien bei uns Dinge in das Grundgesetz, die es nicht gibt und die es nie gab.
Es mußte erst der atheistische Philosoph Michael Schmidt-Salomon kommen, um Figuren wie Merkel, Wulff und Seehofer ein paar simple Wahrheiten über unsere Verfassungsgeschichte mitzuteilen.

Nicht, daß es etwas genutzt hätte.
Noch immer wird fleißig die Lüge von der „jüdisch-christlichen Leitkultur“ bemüht, die erst die Werte des Grundgesetzes ermöglicht hätten - obwohl gerade umgekehrt ein Schuh draus wird - seit 200 Jahren haben sich Aufklärer in Deutschland gegen den erbitterten Widerstand der christlichen Institutionen für gleiches Wahlrecht, Frauenrechte, die Ächtung von Kinderarbeit, etc pp eingesetzt.

Es ist erschreckend zu sehen, daß trotz des stetigen Mitgliederverlustes der Kirchen ausgerechnet die höchsten Vertreter unseres säkularen Staates ein klerikales Rollback versuchen.

Als 1998 Joschka Fischer und Gerhard Schröder ihre Amtseide als Kanzler und Vizekanzler leisteten, geschah das erstmalig ohne die Formel „so wahr mir Gott helfe“.
Ein schönes hohes Amt erklomm auch Wolfgang Thierse, der sogar formal über dem Bundeskanzler stehend Bundestagspräsident wurde.
Einwände gegen die Amtseide Fischers und Schröders gab es nicht vom neuen Bundestagspräsidenten, der sie einschwor.

12 Jahre später ist alles anders. Inzwischen ist Thierse genau wie seine Kollegin Nahles, die ebenfalls 1998 ganz zufrieden war, deutlich in die klerikale Ecke gerutscht und läuft schon verbal Amok, wenn nur darüber berichtet wird, daß sich einige Genossin in seiner Partei zu einer laizistischen Gruppe zusammenschließend wollen.

Es wird mir Angst und Bange, wenn ich sehe, wie die obersten Vertreter unseres Landes, die verdammt noch mal auch für die Mehrheit der Menschen, die nicht der protestantischen oder der katholischen Kirche angehören, da zu sein haben, sich als Werkzeuge der Neumissionierung inszenieren.

Der CDU/CSU-Fraktionschef gibt sich im SPIEGEL-Interview als Vorkämpfer für das Christentum.

Zur Debatte darüber, ob der Islam zu Deutschland gehöre oder nicht, sagte der CDU-Politiker: Der Islam "hatte bislang keinen prägenden Einfluss auf unser Land. Mag sein, dass sich das ändern wird". Stattdessen sei die Bundesrepublik durch eine christlich-abendländische Tradition geprägt, zu der vor allem der Schutz der Menschenwürde gehöre. "Dieser Rang der menschlichen Würde entspringt dem Gedanken, dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist", sagte Kauder, und sprach sich in diesem Zuge für Kreuze in Klassenzimmern aus: "Das Kreuz ist ein Symbol der Werteentscheidung, die sich auch in unserem Grundgesetz widerspiegelt. Es wird niemand gezwungen, dieses Kreuz zu verehren. Es ist ein Hinweis auf Jesus Christus und darauf, dass er durch sein eigenes Leid den Menschen dieser Welt angenommen hat."
(Pro 16.01.2011)

An der Spitze der Neumissionierungsbewegung steht die tätowierte Bettina in den notorisch zu kurzen Röcken. Die Ehefrau des Bundespräsidenten ruft dazu auf religionsunmündige Kinder ohne daß sie sich wehren können zwangszutaufen.

Gemeinsam mit Bundespräsidentengattin Bettina Wulff startete der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, gestern in Hannover die bundesweite Aktion "Willkommen in Gottes Welt".
Um kirchenferne Eltern zur Taufe ihrer Kinder zu bewegen, will die Kirche in Geburtsstationen, Krippen und Bildungsstätten Bücher und CDs mit religiösem Inhalt verteilen. Bundesweit sollen 70000 Buchbeutel verschenkt werden.
Sie enthalten das Bilderbuch "Weißt Du wie die Sternlein stehen?", eine Broschüre zur Taufe und dem Beten mit Kindern sowie eine CD mit religiösen und weltlichen Kinderliedern. "Die evangelische Kirche richtet sich mit dieser Initiative an die, die nicht oder nicht mehr zur Gemeinde gehören und sich anstiften lassen wollen", sagte Schneider.
(Mindener Tageblatt 25.01.2011)

Damit will die evangelische Kirche Eltern zu einer christlichen Erziehung ihrer Kinder bewegen.
(NDR.de)

Unterdessen schleppt die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, die gleichzeitig unter anderem Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ist christliche Chöre ins hohe Haus!

Solche Gesänge hat man wohl selten in einem Bundestagsgebäude gehört: "Du allein bist unser Gott, du allein bist würdig, Herr, und ich preise dich mit allem, was ich hab", schallte es am Mittwoch durch das Foyer des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses in Berlin. Die "Initiative Hoffnung" hatte dorthin zur Eröffnung ihres Aktionsjahres eingeladen. Gekommen waren nicht nur der langjährige Heilsarmee-Offizier und Abgeordnete Frank Heinrich (CDU) und die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (B'90/Die Grünen), sondern auch zahlreiche Jugendliche aus Berlin, die sich bei dem Projekt engagieren.
[…] Über 270 Jugendgruppen beteiligen sich bundesweit an der Aktion. Am Mittwoch überreichte Katrin Göring-Eckardt symbolisch einen Mantel und ein Hoffnungsbuch an die Repräsentanten der Initiative. Der Mantel soll an die Geschichte des St. Martin erinnern, der sein eigenes Gewand mit einem Frierenden geteilt haben soll. Deshalb wird Göring-Eckardt die Hälfte des Mantels Ende dieses Jahres zurückbekommen – zusammen mit dem Hoffnungsbuch, in das die Aktionen der Jugendlichen eingetragen werden. "Ich bin froh, dass Mantel und Buch jetzt auf dem Weg sind", sagte die Politikerin nach der Übergabe und erinnerte die Jugendlichen an einen biblischen Leitsatz: "Ihr seid das Salz der Erde, das Licht der Welt!"
(Pro 19.01.2011)

Christ zu sein bedeutet in Wahrheit aber lediglich als Säugling durch Kindstaufe in die Kirche zwangseingemeindet worden zu sein.

In unserem Land liegt der Anteil der Konfessionslosen bei 34,8 %, der der beiden großen christlichen Konfessionen nur noch bei jeweils 29,4 % (Hochrechnung 2010 fowid, basierend auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes und der Kirchen sowie auf weiteren Informationen). Diese Zahlen zeigen eine jahrzehntelange Entwicklung in Deutschland, noch 1970 gab es gemäß Zahlen des Statistischen Bundesamtes nur 3,9 % Konfessionslose, während sich 44,6 % zur römisch-katholischen Kirche und gar 49 % zur evangelischen bekannten. Diese Entwicklung wird sich aller Voraussicht nach in den nächsten Jahren zumindest fortsetzen, wenn nicht sogar noch beschleunigen. Jugendliche z.B. glauben heute überhaupt nur noch zu 30 % an einen persönlichen Gott (Shell-Jugendstudie 2010). In den o.g. Zahlen zum Bekenntnis sind noch nicht einmal die vielen Millionen Menschen mit einbezogen, die nur aus Gewohnheit oder wegen möglichen gesellschaftlichen Drucks die christlichen Kirchen noch nicht verlassen haben, die jedoch zu den dezidiert christlichen Inhalten schon längst keine innere Verbindung mehr haben.

"Wir alle hier in Deutschland" sind also mitnichten Christen.

9 Kommentare:

Homer Simpson hat gesagt…

Ein typisches Beispiel dafür, wie leicht man Politiker beeinflussen kann. Hier jedoch, muss man die ahnungslosen "Mächtigen" etwas in Schutz nehmen und der Kirche ein Kompliment machen. Denn dieses Spiel, kann sie wirklich gut.

Genau das, ist ja ihre eigentliche Aufgabe. Die RKK hat seit ihrer Erhebung zur Reichskirche Roms durch Kaiser Konstantin, ebendas perfektioniert. Sie war ja dafür geschaffen worden, die Macht Konstantins über seinen Tod hinaus zu bewahren. Dazu sucht man immer den Schulterschluss mit den Mächtigen und gibt sich als redlicher "Vertreter des Volkes" in Sachen Glaube. Und solange man nur ein paarhundert Leute für Glaubensdemonstrationen auffahren kann, lässt sich ein derartiges Beweisfoto jederzeit und überall produzieren. Und das, beeinfliusst jeden, wenn man ehrlich ist. Allein die Massenveranstaltungen, wenn der Papst auf Reisen ist...

Die Nazis, haben es auch so gemacht: Zeige dich in der Öffentlichkeit als Teil des Volkes - dann kannst du auch in seinem Namen sprechen. Ein einfaches Prinzip, um Kritik und Widerstand zu verhindern oder zu unterdrücken. Bei der Kirche, ist das aber nicht mehr nötig. Sie ist hierzulande längst etabliert. Natürlich nicht so, wie sie das vor unseren Volksvertretern darstellt. Dieses Image ist schlicht gesagt, die Folge ausgezeichneter Lobbyarbeit.

Dabei, verfolgt die RKK nur ihr Ziel - den Selbsterhalt. Stets richtet sie dazu ihr Fähnchen politisch in den Wind. Siehe im Nationalsozialismus. Ja, jetzt ist es wieder politisch wichtig, die hervorzuheben, die unter den Nazis Widerstand leisteten. Und auch die, gab es. Es finden sich immer ein paar Christen in den Reihen, die man für jede beliebige Propaganda-Message verwenden kann. Es gibt für jede Strömung Christen, die man entsprechend "Gesinnten" vorzeigen kann. Die RKK ist sich nichtmal dafür zu schade, Leute heilig zu sprechen, die sie selbst einmal, am liebsten abgefackelt hätte.

Sollte das Vergewaltigen von Kindern irgendwann einmal eine politische Auszeichnung sein, würde sie die hervorkramen, die sie heute noch als "Homosexuelle" diffamiert und ächten lässt. Da bin ich ganz sicher. Und so wundert es auch nicht, dass sie mitten in der hiesigen Skandalwelle, glaubwürdige Christen in ihren Reihen hat, die sie in Talkshows schicken kann, um dort zu bezeugen, wie ahnungslos und beschämt man über die Missbrauchsfälle ist. Dabei sind die Alltag in der Kirche, schon seit Jahrhunderten.

Nein, die Kirche hat die Propaganda erfunden. PROPAGANDA ist ihr zweiter Vorname. Positive Selbstdarstellung, ist ihr so eigen, wie dem Wechselbalg das Formwandeln. Darum sollte es nicht verwundern, wenn sie überall leicht Freunde findet und hat. "Heute back ich, morgen brau ich und übermorgen fackel ich den Ketzer auf dem Marktplatz ab." Ganz so, wie es gerade opportun ist.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

In der Diskussion um Schwule in „Pfarrhaushalten, ja oder nein?“ hatten doch diese acht Altbischöfe einen Aufruf dagegen veröffentlicht.
In der ZEIT von letzter Woche durften dann acht Theologen gegen die Altbischöfe argumentieren.

http://www.zeit.de/2011/04/Bischoefe-Partnerwahl?page=all&print=true

Das ist lustig und zeigt das was Du meinst Homer - mit der Bibel und Gott kann man alles belegen und begründen, wie es einem gerade passt.

Exemplarisch ist dafür was Helga Kuhlmann (Professorin für Systematische Theologie und Ökumene in Paderborn sowie Herausgeberin der Bibel in gerechter Sprache) dazu schreibt:

„Es widerspricht der Güte und der Freundlichkeit Gottes, seinen Segen kleinlich auf die zu beschränken, die sich als Mann und Frau lieben.“

Das muß man sich al reinziehen - da ist eine Gelehrte, die studiert hat, promoviert hat, sich habilitiert hat und eine Professur bekam und die sagt dann, daß irgendwas so sein muß, weil Gott so gütig ist!
Punkt, Ende der Diskussion.


Wie erklärt die wohl „die Güte und die Freundlichkeit Gottes“ am Beispiel Auschwitz, Vietnamkrieg, Ruanda, Irakkrieg etc?????

Sagenhaft, daß es überhaupt IRGENDJEMAND gibt, der diese Kirchenfuzzis ernst nimmt.

Und dann kommt noch hinzu, daß Bischöfe, die ja wohl auch Experten für „die Güte und die Freundlichkeit Gottes“ sind, genau das Gegenteil von dem, was die Kuhlmann meint, erklären können, nämlich daß Tunten nicht ins Pfarrhaus dürfen.

Geht es noch lächerlicher???

LGT

Homer Simpson hat gesagt…

Du hast vollkommen Recht mit deiner Kritik. Wenn wir begreifen wollen, warum das so ist - also warum es so viele "Christen" gibt, müssen wir in der Geschichte der Kirche und in ihrem Vorgehen danach suchen.

Wie erklärt die wohl „die Güte und die Freundlichkeit Gottes“ am Beispiel Auschwitz, Vietnamkrieg, Ruanda, Irakkrieg etc?????

Es gibt keinen Gott. Der Grund, warum viele an ihn glauben, ist schlicht und einfach die Furcht vor Bestrafung. Als Moses vom Berg Sinai kam, ließ er jeden lynchen, der um das Goldene Kalb tanzte. Und die Kirche hat dieses Prinzip subtilisiert. Sie sagt "Nur wer an Gott glaubt, wer seinen Werten folgt, ist ein guter Mensch". Das impliziert, dass alle anderen Menschen schlecht sind.

Und die, werden von der Kirche stetig angegriffen. Abtreibung, Hoosexualität, einfach Alles, machst sie zum Thema. So können sich die "Christen" stets gut, gottgefällig und rechtschaffen fühlen.

Die Kirche betreibt nichts Anderes als Polarisation durch Propaganda. Wenn wir ihr durch unser Verhalten entgegenkommen, wird sie wieder Scheiterhäufen errichten und Unschuldige anzünden, um den Christen zu beweisen, dass diese rechtschaffen und gottgefällig sind.

Das ist die Essenz des Faschismus. Du brauchst ein Feindbild, welches du bekämpfst. So hältst du die auf deiner Seite, die gern rechtschaffen sind und schüchterst die ein, die nicht "mainstream" sind. Das funktioniert immer solange, bis dir jemand einen Spiegel vorhält. Denk an McCarthy.

Das mit der Bibel - zum Beweisen von Guten und Schlechtem, hast du gesagt. Ja und es stimmt ja auch.

Hier mal ein Link, wo mich das Prinzip konkretisiere. Ich hoffe, der ist okay?!

http://www.politik.de/forum/religion/227947-kirchenhass-47.html#post9177931

Homer Simpson hat gesagt…

Nachtrag: Interessanter Artikel, den du da verlinkt hast. Besonders gefällt mir der Satz:

Was Pfarrerinnen und Pfarrer am Sonntag predigen, soll nicht im Widerspruch zu ihrem eigenen Leben stehen.

Weißt du, was das bedeutet? DAS ist der SIEG!!!!!

Das würde bedeuten, dass man sich der Gesellschaft öffnen müsste. Man wird ja ein Problem haben, den normalen "Durchschnittsbürger" für seine Sache zu gewinnen. Warum, sollte sich ein normaler Mensch aber für die Sache der Kirche erwärmen? Niemand kann sich mit ihrer Geschichte identifizieren. Oder mit ihren Grundsätzen. Sie lebt ja praktisch vom Raum zwischen den Wiedersprüchen. Da könnte nur eine Bezahlung, weit über Tarif helfen. Und die zieht ja nur "Profilchristen" an, die keiner Diskussion standhalten könnten.

Zudem sind normale Leute aufgeklärt, haben eine Meinung und auch einen Schädel, den sie benutzen können. Nein, ich glaube nicht an so einen Spagat. Das wäre das Ende der Kirche. Sie unterscheidet sich ja kaum noch vom Belzebub. Und die Pius-Brüder, würden sich ein neues Zuhause suchen müssen. Neee, glaube ich nicht...aber die Vorstellung hat was! LOL

Busenwunder Gisela, hat am Sonntag vor der Gemeinde und ihrer Ehefrau, die Messe verlesen.

Der homosexuelle Kardinal Meier, segnete das Osterfest, bevor er nach Hause gefahren ist, um seinem Freund bei der Eiersuche zu helfen.


Das kann nicht funktionieren. Schon die Gerüchteküche, würde da überkochen. Kreuz.net, würde gar zur Boulevardpresse mutieren. LOL

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Zu dem was Du bei Politik.de gepostet hast, würde ich noch ergänzen, daß die RKK auch gleichzeitig die verschiedensten Gesichter zeigen kann.

Dazu muß man sich nur ansehen, wie unverschämt sie in Spanien und Italien ganz direkt in die Parteipolitik eingreift und klar zur Wahl der Irakkriegs-Parteien „Forza Italia“ (Berlusconi) und der Partido Popular (Aznar) auffordern.
Gleichzeitig machte aber JP-II auf Friedensfürst, wenn die Kameras der Welt an sind.
Und in Deutschland halten sich die Bischöfe fein raus aus der Parteipolitik, weil sich das angeblich nicht gehört für die RKK sich in die Niederungen zu begeben.

Katholiken sind durch und durch willkürlich.

Und zu den Schwulen in der Kirche, die nicht im Widerspruch zu ihrem Leben stehen dürfen, noch kurz eine Geschichte, die meine Mutter immer so gerne erzählt.
1968 in NY wurde einer meiner Cousins getauft und eigens zu dem Anlass war auch meine Tante, also die Schwester meiner Mutter aus Hamburg rüber nach NY geflogen.
Der Priester war nun aber die tuckigste Tunte, die man sich überhaupt vorstellen kann. Dagegen ist jede Dragqueen knallharter Hetero.
Offenbar hat der Typ dermaßen affektiert gejauchzt und mit dem Hintern gewackelt, daß meine Mutter und Tante echte Magenkrämpfe vor Lachen bekamen und nur mit Mühe während der Taufe nicht von ihren Bänken gerutscht sind.
Das ging aber offensichtlich einigen Nichtkatholen so.
Jedenfalls gab es anschließend dann böse Blicke von ihrem Schwager, also dem Kindsvater. Was ihnen denn einfiele die Feier so zu stören, das wäre schließlich ein heiliger Moment gewesen!
Meine Mutter hat sich dann entschuldigt und gemeint sie hätte sich einfach nicht halten können, weil der Pfaff geradezu die Karikatur einer Schwuchtel war.
(Natürlich hat sie es höflicher ausgedrückt)
DAS gab dann Ärger! Der Onkel von mir war einfach empört und erklärte wutentbrannt, daß sie den Priester schließlich seit Jahren gut kennen und der wäre nicht schwul.

Was ich damit sagen will: Katholiken können sich selbst etwas vormachen, wie niemand anders.
Die wollen Dinge nicht wahrhaben und wenn die noch so offensichtlich genau vor ihren Augen abgehen.
Wenn dann ein Außensteheder dazu kommt und das ausspricht, was ganz offensichtlich ist, werden sie aggressiv, weil ihre mühsam imaginierte Vorstellung verpufft.


LGT

Homer Simpson hat gesagt…

Beim gemeinen Katholen stimmt das sicherlich. Ebenda ist die Bibel ja perfekt. Jeder erkennt darin das wieder, was er selbst für richtig hält. Für jeden ist was dabei.

Wer sich der Religion zuwendet, hat immer eine Motivation. Er möchte ein besserer Mensch sein und Antworten finden, irgendwie Geborgen sein. Das wird dann zur Sucht. Man nimmt aber nicht bewußt wahr, dass man durch den Glauben nichts gewonnen hat. Unbewußt, nimmt man den (Selbst)Betrug aber schon wahr. Doch viele, gehen ihren Zweifeln nicht nach. Das kostet sehr viel Energie. Da macht man sich lieber weiter was vor. Eine Sucht eben.

1968 Schwul zu sein, als Priester und noch in NY, dass muss extrem gewesen sein. Google mal den Christopher-Street-Day. Das waren harte Zeiten für Homosexuelle. Mich wundert es nicht, dass dein Onkel so reagierte.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

„1968 Schwul zu sein, als Priester und noch in NY, dass muss extrem gewesen sein.“

Hmmm, also schwul zu sein war vermutlich überall ziemlich scheiße - das hat sich ja erst seit ein paar Dekaden geändert und auch bei Weitem nicht überall.

Wenn ich meiner Mutter glauben kann, waren aber alle katholischen Priester in NY zu der Zeit schwul.
Sie meint, sie hat da nie einen getroffen, von dem sie dachte, daß der nicht auf Jungs steht.
Insofern waren sie auch nicht so schlecht dran. Sie waren ja unter sich und ihren Gemeinden alle anerkannt, weil man dieses ganze Klischee-schwule Verhalten eben allgemein als „priesterlich“ verbrämt hat.

Ist doch logisch, daß viele junge Männer, die in den 1950ern zum Beispiel merkten, daß sie mit Frauen nichts anfangen können, auf die Idee verfielen Priester zu werden.
Das war (und ist) eben die Enklave, wo man nicht auffällt und wo es kein Getuschel gibt, weil man keine Kinder und keine Frau hat.

Ich glaube sowieso, daß alle Menschen ganz große Könner in der Disziplin „selektive Wahrnehmung“ sind.

Es kann nicht sein, was nicht sein darf.

Da läßt sich kein Katholik von Fakten verwirren.

LGT

Homer Simpson hat gesagt…

Es kann nicht sein, was nicht sein darf.

Da läßt sich kein Katholik von Fakten verwirren.


Genau das wollte ich damit sagen. Und dein Onkel, hat vermutlich deshalb mit unverständnis reagiert. Die Verärgerung, war jedoch wohl eher Ausdruck des damals in den USA verbreiteten Schwulenhasses.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Jein, ....ich kenne ihn gut. Der ist nicht besonders homophob.

Aber er hat diese typisch amerikanische extreme "WE DO THINGS RIGHT"-Weltsicht und natürlich bedeutet ihm seine heilige Kirche, in die er nach wie vor JEDEN Tag geht, ALLES.

Daß einer seiner heißgeliebten Pfarrer irgendwas Falsches tut oder tun könnte, verdrängt er komplett.

Da macht er keine Kompromisse.

Obwohl wir uns ganz gut verstehen und er mich wirklich mag, hat er gerade erst wieder betont, you will burn in hell.

Ich bin absolut sicher, daß er das wirklich 100%ig glaubt und außerdem sagt er das eher aus Sorge - ihn würde nichts mehr freuen, als wenn ich mich taufen lasse und katholisch werde....

Es schmerzt ihn zu wissen, daß einige seiner engsten Verwandten in der Hölle schmoren werden und es fühlt sich auch ein bißchen als Versager, daß er es nie vermocht hat uns zu überzeugen.

Naja, Gott wird ihm vermutlich verzeihen, denn in der Beziehung bin ich echt eine harte Nuss.

An der Aufgabe mich zum Katholiken zu machen, würden auch Gandhi, der Terminator und Jesus persönlich scheitern....

LGT