Sonntag, 2. Januar 2011
Wie Gott in Frankreich
Man soll auch mal das Positive betonen.
Es gibt ja auch Gutes in der Welt.
Zum Beispiel bin ich ein ausgesprochener Freund Frankreichs. Die Sprache, das Essen, die ganze Kultur. Es ist offensichtlich, daß der gemeine Franzose einfach mehr Geschmack hat als sein rechtsrheinischer EU-Kollege.
Besonders deutlich wird das wenn man das Straßenbild der beiden Hauptstädte vergleicht.
Während der „Pariser Chic“ weltweit sprichwörtlich ist; Männer und Frauen aller Altersstufen phantastisch gekleidet durch die Stadt flanieren, ist Berlin berühmt für die mit ungewaschenen Haaren und Lockenwicklern im Jogginganzug umher schlurfenden Hauptstädter, die grundsätzlich kein Schamgefühl haben.
Es gibt lediglich zwei Aspekte, mit denen die deutsche Kapitale an der Spree anderen Hauptstädten von Rang überlegen ist:
Es ist alles viel billiger und die Berliner haben den höchsten Grad an Faulheit.
Eigenschaften, die von der Künstler-Kommune enorm geschätzt werden.
Cicero: In keinem anderen Bundesland sind so viele Menschen Bezieher von Subventionen und Sozialleistungen. Den Berlinern wird darum oft Faulenzerei vorgeworfen. Können Sie das nachvollziehen?
Wladimir Kaminer: Die Berliner sind schon entspannter, ja. Aber ich sehe diese Faulheit als das Gegenteil von Gier. Durch turbokapitalistische Verhältnisse werden die Leute immer wieder zur Gier erzogen. Das Recht auf Faulheit ist eigentlich eine sozialistische Errungenschaft der alten Arbeiterbewegung.
Cicero: Gibt es eine schöpferische Kraft der Faulheit oder der Muße?
Wladimir Kaminer: Natürlich. Es ist Leidenschaft, die aus der Faulheit entsteht. Leidenschaft im Gegensatz zu Leistung. Es wird immer gern von Leistungsträgern gesprochen. Darunter stelle ich mir eher technische Geräte vor. Oder Menschen, die ihre Arbeit eigentlich nicht wirklich mögen und deswegen in der Mittagspause in die Toilette kotzen.
Cicero: Ist das der Unterschied zwischen Berlin und London oder New York, die fehlende Gier, der fehlende Leistungsdruck?
Wladimir Kaminer: Die Berliner müssen nicht um jeden Preis losrennen und nie zum Stehen kommen. Das ist eine sehr liebenswürdige Eigenschaft.
Sehr sympathisch an den Franzosen ist außerdem ihre Aufmüpfigkeit.
Wenn dem Volk Entscheidungen von ganz oben nicht passen, gibt es Remmidemmi und zwar nicht zu knapp.
Will die Regierung kosmetisch am Renteneintrittsalter herumfingern, wird gleich das ganze Land im Generalstreik stillgelegt.
Die neue deutsche Protestkultur, die das Feuilleton in jedem Jahresrückblick enthusiastisch als Quantensprung im deutschen Volksbewußtsein feiert, ist international betrachtet ein armseliger Witz.
Nachdem Merkel skandalös und brandgefährlich die Atomlaufzeiten verlängerte, nachdem der Castor im Zwischenlager angekommen ist, herrscht Grabesruhe.
Ja, im Vorfeld gab es Proteste, aber als die Regierung sich nicht drum scherte, hörten die Proteste auch wieder auf.
Die CDU liegt immer noch weit vorn in der Wählergunst und das wirtschaftliche Leben wurde nie tangiert.
Sogar die simpelsten und naheliegenden Schritte, nämlich den privaten Stromanbieter zu wechseln, sind den Deutschen zu umständlich.
Sie haben keineswegs massenhaft ihre Vattenfall- und EnBW-Verträge gekündigt und sind zu Greenpeace-Energy übergelaufen.
Die großen Atomoligopolisten machen weiterhin ihre Rekord-Gewinne und lachen sich vermutlich halb tot über die schwächliche Anti-AKW-Bewegung.
Das gleiche Spiel bei Stuttgart-21.
Nachdem die Protestler sich von Herrn Mappus zusammentreten lassen haben, wandten sie sich dem CDU-Schlichter Geißler zu, der am Ende verkündete, „Ja, wir bauen Stuttgart-21, es wird aber noch teurer und noch größer!“
Das Volk war zufrieden und ging nach Hause.
Läge Stuttgart in Frankreich, wären Mappus und Schuster vermutlich schon vom Mob aus der Stadt gejagt worden.
Felix Gallicae.
Da müßte es doch mit dem Teufel zugehen, wenn Frankreich nicht eine wesentlich bessere Regierung zusammenwählen könnte, als es hier drüben Merkel und Westerwelle versuchen darzustellen.
Aber weit gefehlt. Statt einer Lichtgestalt oder wenigstens einem sympathischen Regierungschef wie Zapatero, haben sich die Franzosen den bizarren Choleriker Sarkozy erwählt, der international beinahe genauso versagt wie Angela Merkel.
Präsident Sarkozy ist zwar nicht so reich wie Kollege Berlusconi, kann aber in den Disziplinen Nepotismus und Koprolalie absolut mithalten. Die Presse unterjocht er ebenfalls konsequent.
Wenn er im Ausland frech auf die Kaskade von Affären angesprochen wird, die er am Hals hat, tickt der Spross einer ungarischen Adelsfamilie aus.
Am Rande des Nato-Gipfels in Lissabon unterstellte er einem der Reporter, pädophil zu sein. Mit dem Vergleich reagierte er auf Verdächtigungen der Journalisten zu seiner möglichen Verwicklung in die inzwischen "Karatschigate" genannte Affäre: "Und Sie? Ich habe nichts gegen Sie. Es scheint aber, als seien Sie pädophil. Wer mir das gesagt hat? Ich habe die innere Überzeugung (...) Können Sie sich rechtfertigen?", griff er einen der Reporter an, um zu verdeutlichen, dass man niemanden ohne Beweise beschuldigen könne. Wie am Dienstag weiter bekannt wurde, verabschiedete sich der Präsident von der Presse mit den Worten:
"Bis morgen, pädophile Freunde."
(SZ 23.11.2010)
Frankreich hat natürlich das Glück im 20. Jahrhundert mehrfach auf der richtigen Seite gestanden zu haben. So wurde der Mythos „Grande Nation“ nie getrübt, obwohl die Kolonialmacht Frankreich grausamste Verbrechen in Südostasien und Nordafrika angezettelt hat.
Daran erinnern lassen will sich der derzeitige Präsident aber nicht, wie eine geradezu irreal anmutende Geschichte aus Algerien belegt, die Jean Ziegler in der aktuellen ZEIT vom 30.12.2010 erzählt:
ZEIT: In Ihrem aktuellen Buch "Der Hass auf den Westen" schildern Sie ein bezeichnendes Aufeinandertreffen von Abdelasis Bouteflika, dem Präsidenten von Algerien, und Nicolas Sarkozy.
Ziegler: Die beiden trafen sich im Dezember 2007 in Algier, um Lieferverträge für Erdgas zu unterzeichnen. Alles lag fertig auf dem Tisch, als sich Bouteflika plötzlich erhebt und sagt: »Ich will eine Entschuldigung für Setif.« In der Stadt Setif waren 1945 zigtausend Algerier abgeschlachtet worden, weil sie aufbegehrten gegen die französischen Kolonialherren. Daraufhin sagt Sarkozy den unglaublichen Satz: »Ich bin nicht der Nostalgie wegen gekommen.« So steht es im Protokoll. Doch Bouteflika insistierte: »La mémoire avant les affaires.« Das Gedächtnis vor den Geschäften. Die Verträge wurden nicht unterschrieben, bis heute nicht.
ZEIT: Allerdings haben langjährige Machthaber wie Bouteflika oft selbst Blut an den Händen.
Ziegler: Darüber kann man reden. Aber alles, was er verlangt, ist zunächst einmal ein Anerkennen dessen, was geschehen ist. Ich denke, es ist wie in zwischenmenschlichen Beziehungen. Einer muss sagen: Tut mir leid, die Kolonialmassaker, die Sklaverei, und an diesem Punkt kann dann ein Dialog beginnen. Erst dann kann der Westen mit dem Finger auf den Süden zeigen.
Aber für den harten und gnadenlosen Kurs gegenüber den nordafrikanischen Einwandereren wurde Sarkozy schließlich gewählt.
Daß er bis zum Hals in Affären steckt und es mit der Ehrlichkeit auch nicht so hat - man erinnere sich nur an Sarkozys öffentliche Erklärung Frau Merkel stecke die Roma in Deutschland schließlich „auch in Lager“ - kann einen Franzosen ebenso wenig überraschen, wie es die Deutschen überrascht, daß Guido Westerwelle regierungsuntauglich ist.
Ein schwacher Trost, daß Frankreich auch schon vor 50 Jahren nicht nur die Algerier massakriert hat, sondern ebenso locker auch Franzosen in den Tod schickte.
Frankreich hat die nicht sehr höfliche Art an sich, Atomwaffen nicht im eigenen Land zu testen, sondern dafür Atolle weit weg zu zerrockern - sollen doch die Südseeinselaffen Krebs kriegen!
Am 25. April 1961 startete die grande nation in der Algerischen Sahara die Operation "Gerboise verte" (grüne Wüstenspringmaus), bei der eine Atombombe überirdisch (!) gezündet wurde.
Um zu studieren wie sich Radioaktivität auswirkt, schickte man anschließend seine eigenen Soldaten „in die Wüste“:
„….die Versuche sollten "die physiologischen und psychologischen Wirkungen der Atomwaffe auf den Menschen erkunden, um die nötigen Elemente für die physische Vorbereitung und moralische Ausbildung des modernen Kämpfers zu erhalten". Einige Soldaten wurden dafür nach der Explosion bis auf 275 Meter an das Explosionszentrum herangeführt. Bei "Gerboise verte" simulierten die Franzosen zwei defensive Manöver sowie die Rückeroberung einer von einer Atombombe zerstörten Position. 300 Mann, vor allem in Deutschland stationierte Rekruten, wurden dafür mobilisiert. 35 Minuten nach der Explosion rückte ein Truppenteil zu Fuß bis auf 700 Meter zum Zentrum vor. Soldaten in Geländewagen folgten nach einer Stunde. "Diese Patrouille wurde 275 Meter vor dem Punkt null gestoppt", heißt es in dem Bericht. Als Konsequenz aus dem Versuch folgerten die Militärs, dass "der Kommandeur niemals die verseuchte Zone betreten" sollte. Weil die Mobilität der Infanteristen von Gasmasken halbiert werde, sollten die Gasmasken durch einfache Staubmasken ersetzt werden. Für die folgenden unterirdischen Atomversuche wurde beschlossen, das Absetzen der Schutzmasken "in kontaminierter Atmosphäre" zu erlauben. Etwa 4800 noch lebende Atomtestteilnehmer sind heute Mitglied der Veteranenvereinigung Aven. Von ihnen haben 35 Prozent Krebs. Nur zehn Prozent sind gesund….“
(dpa 17.02.2010)
210 (!) Atombomben hat Frankreich bis zum Jahr 1996 gezündet.
Den Krebstod erlitten aber niemals diejenigen, die die Befehle gaben.
Es gibt ja auch Gutes in der Welt.
Zum Beispiel bin ich ein ausgesprochener Freund Frankreichs. Die Sprache, das Essen, die ganze Kultur. Es ist offensichtlich, daß der gemeine Franzose einfach mehr Geschmack hat als sein rechtsrheinischer EU-Kollege.
Besonders deutlich wird das wenn man das Straßenbild der beiden Hauptstädte vergleicht.
Während der „Pariser Chic“ weltweit sprichwörtlich ist; Männer und Frauen aller Altersstufen phantastisch gekleidet durch die Stadt flanieren, ist Berlin berühmt für die mit ungewaschenen Haaren und Lockenwicklern im Jogginganzug umher schlurfenden Hauptstädter, die grundsätzlich kein Schamgefühl haben.
Es gibt lediglich zwei Aspekte, mit denen die deutsche Kapitale an der Spree anderen Hauptstädten von Rang überlegen ist:
Es ist alles viel billiger und die Berliner haben den höchsten Grad an Faulheit.
Eigenschaften, die von der Künstler-Kommune enorm geschätzt werden.
Cicero: In keinem anderen Bundesland sind so viele Menschen Bezieher von Subventionen und Sozialleistungen. Den Berlinern wird darum oft Faulenzerei vorgeworfen. Können Sie das nachvollziehen?
Wladimir Kaminer: Die Berliner sind schon entspannter, ja. Aber ich sehe diese Faulheit als das Gegenteil von Gier. Durch turbokapitalistische Verhältnisse werden die Leute immer wieder zur Gier erzogen. Das Recht auf Faulheit ist eigentlich eine sozialistische Errungenschaft der alten Arbeiterbewegung.
Cicero: Gibt es eine schöpferische Kraft der Faulheit oder der Muße?
Wladimir Kaminer: Natürlich. Es ist Leidenschaft, die aus der Faulheit entsteht. Leidenschaft im Gegensatz zu Leistung. Es wird immer gern von Leistungsträgern gesprochen. Darunter stelle ich mir eher technische Geräte vor. Oder Menschen, die ihre Arbeit eigentlich nicht wirklich mögen und deswegen in der Mittagspause in die Toilette kotzen.
Cicero: Ist das der Unterschied zwischen Berlin und London oder New York, die fehlende Gier, der fehlende Leistungsdruck?
Wladimir Kaminer: Die Berliner müssen nicht um jeden Preis losrennen und nie zum Stehen kommen. Das ist eine sehr liebenswürdige Eigenschaft.
Sehr sympathisch an den Franzosen ist außerdem ihre Aufmüpfigkeit.
Wenn dem Volk Entscheidungen von ganz oben nicht passen, gibt es Remmidemmi und zwar nicht zu knapp.
Will die Regierung kosmetisch am Renteneintrittsalter herumfingern, wird gleich das ganze Land im Generalstreik stillgelegt.
Die neue deutsche Protestkultur, die das Feuilleton in jedem Jahresrückblick enthusiastisch als Quantensprung im deutschen Volksbewußtsein feiert, ist international betrachtet ein armseliger Witz.
Nachdem Merkel skandalös und brandgefährlich die Atomlaufzeiten verlängerte, nachdem der Castor im Zwischenlager angekommen ist, herrscht Grabesruhe.
Ja, im Vorfeld gab es Proteste, aber als die Regierung sich nicht drum scherte, hörten die Proteste auch wieder auf.
Die CDU liegt immer noch weit vorn in der Wählergunst und das wirtschaftliche Leben wurde nie tangiert.
Sogar die simpelsten und naheliegenden Schritte, nämlich den privaten Stromanbieter zu wechseln, sind den Deutschen zu umständlich.
Sie haben keineswegs massenhaft ihre Vattenfall- und EnBW-Verträge gekündigt und sind zu Greenpeace-Energy übergelaufen.
Die großen Atomoligopolisten machen weiterhin ihre Rekord-Gewinne und lachen sich vermutlich halb tot über die schwächliche Anti-AKW-Bewegung.
Das gleiche Spiel bei Stuttgart-21.
Nachdem die Protestler sich von Herrn Mappus zusammentreten lassen haben, wandten sie sich dem CDU-Schlichter Geißler zu, der am Ende verkündete, „Ja, wir bauen Stuttgart-21, es wird aber noch teurer und noch größer!“
Das Volk war zufrieden und ging nach Hause.
Läge Stuttgart in Frankreich, wären Mappus und Schuster vermutlich schon vom Mob aus der Stadt gejagt worden.
Felix Gallicae.
Da müßte es doch mit dem Teufel zugehen, wenn Frankreich nicht eine wesentlich bessere Regierung zusammenwählen könnte, als es hier drüben Merkel und Westerwelle versuchen darzustellen.
Aber weit gefehlt. Statt einer Lichtgestalt oder wenigstens einem sympathischen Regierungschef wie Zapatero, haben sich die Franzosen den bizarren Choleriker Sarkozy erwählt, der international beinahe genauso versagt wie Angela Merkel.
Präsident Sarkozy ist zwar nicht so reich wie Kollege Berlusconi, kann aber in den Disziplinen Nepotismus und Koprolalie absolut mithalten. Die Presse unterjocht er ebenfalls konsequent.
Wenn er im Ausland frech auf die Kaskade von Affären angesprochen wird, die er am Hals hat, tickt der Spross einer ungarischen Adelsfamilie aus.
Am Rande des Nato-Gipfels in Lissabon unterstellte er einem der Reporter, pädophil zu sein. Mit dem Vergleich reagierte er auf Verdächtigungen der Journalisten zu seiner möglichen Verwicklung in die inzwischen "Karatschigate" genannte Affäre: "Und Sie? Ich habe nichts gegen Sie. Es scheint aber, als seien Sie pädophil. Wer mir das gesagt hat? Ich habe die innere Überzeugung (...) Können Sie sich rechtfertigen?", griff er einen der Reporter an, um zu verdeutlichen, dass man niemanden ohne Beweise beschuldigen könne. Wie am Dienstag weiter bekannt wurde, verabschiedete sich der Präsident von der Presse mit den Worten:
"Bis morgen, pädophile Freunde."
(SZ 23.11.2010)
Frankreich hat natürlich das Glück im 20. Jahrhundert mehrfach auf der richtigen Seite gestanden zu haben. So wurde der Mythos „Grande Nation“ nie getrübt, obwohl die Kolonialmacht Frankreich grausamste Verbrechen in Südostasien und Nordafrika angezettelt hat.
Daran erinnern lassen will sich der derzeitige Präsident aber nicht, wie eine geradezu irreal anmutende Geschichte aus Algerien belegt, die Jean Ziegler in der aktuellen ZEIT vom 30.12.2010 erzählt:
ZEIT: In Ihrem aktuellen Buch "Der Hass auf den Westen" schildern Sie ein bezeichnendes Aufeinandertreffen von Abdelasis Bouteflika, dem Präsidenten von Algerien, und Nicolas Sarkozy.
Ziegler: Die beiden trafen sich im Dezember 2007 in Algier, um Lieferverträge für Erdgas zu unterzeichnen. Alles lag fertig auf dem Tisch, als sich Bouteflika plötzlich erhebt und sagt: »Ich will eine Entschuldigung für Setif.« In der Stadt Setif waren 1945 zigtausend Algerier abgeschlachtet worden, weil sie aufbegehrten gegen die französischen Kolonialherren. Daraufhin sagt Sarkozy den unglaublichen Satz: »Ich bin nicht der Nostalgie wegen gekommen.« So steht es im Protokoll. Doch Bouteflika insistierte: »La mémoire avant les affaires.« Das Gedächtnis vor den Geschäften. Die Verträge wurden nicht unterschrieben, bis heute nicht.
ZEIT: Allerdings haben langjährige Machthaber wie Bouteflika oft selbst Blut an den Händen.
Ziegler: Darüber kann man reden. Aber alles, was er verlangt, ist zunächst einmal ein Anerkennen dessen, was geschehen ist. Ich denke, es ist wie in zwischenmenschlichen Beziehungen. Einer muss sagen: Tut mir leid, die Kolonialmassaker, die Sklaverei, und an diesem Punkt kann dann ein Dialog beginnen. Erst dann kann der Westen mit dem Finger auf den Süden zeigen.
Aber für den harten und gnadenlosen Kurs gegenüber den nordafrikanischen Einwandereren wurde Sarkozy schließlich gewählt.
Daß er bis zum Hals in Affären steckt und es mit der Ehrlichkeit auch nicht so hat - man erinnere sich nur an Sarkozys öffentliche Erklärung Frau Merkel stecke die Roma in Deutschland schließlich „auch in Lager“ - kann einen Franzosen ebenso wenig überraschen, wie es die Deutschen überrascht, daß Guido Westerwelle regierungsuntauglich ist.
Ein schwacher Trost, daß Frankreich auch schon vor 50 Jahren nicht nur die Algerier massakriert hat, sondern ebenso locker auch Franzosen in den Tod schickte.
Frankreich hat die nicht sehr höfliche Art an sich, Atomwaffen nicht im eigenen Land zu testen, sondern dafür Atolle weit weg zu zerrockern - sollen doch die Südseeinselaffen Krebs kriegen!
Am 25. April 1961 startete die grande nation in der Algerischen Sahara die Operation "Gerboise verte" (grüne Wüstenspringmaus), bei der eine Atombombe überirdisch (!) gezündet wurde.
Um zu studieren wie sich Radioaktivität auswirkt, schickte man anschließend seine eigenen Soldaten „in die Wüste“:
„….die Versuche sollten "die physiologischen und psychologischen Wirkungen der Atomwaffe auf den Menschen erkunden, um die nötigen Elemente für die physische Vorbereitung und moralische Ausbildung des modernen Kämpfers zu erhalten". Einige Soldaten wurden dafür nach der Explosion bis auf 275 Meter an das Explosionszentrum herangeführt. Bei "Gerboise verte" simulierten die Franzosen zwei defensive Manöver sowie die Rückeroberung einer von einer Atombombe zerstörten Position. 300 Mann, vor allem in Deutschland stationierte Rekruten, wurden dafür mobilisiert. 35 Minuten nach der Explosion rückte ein Truppenteil zu Fuß bis auf 700 Meter zum Zentrum vor. Soldaten in Geländewagen folgten nach einer Stunde. "Diese Patrouille wurde 275 Meter vor dem Punkt null gestoppt", heißt es in dem Bericht. Als Konsequenz aus dem Versuch folgerten die Militärs, dass "der Kommandeur niemals die verseuchte Zone betreten" sollte. Weil die Mobilität der Infanteristen von Gasmasken halbiert werde, sollten die Gasmasken durch einfache Staubmasken ersetzt werden. Für die folgenden unterirdischen Atomversuche wurde beschlossen, das Absetzen der Schutzmasken "in kontaminierter Atmosphäre" zu erlauben. Etwa 4800 noch lebende Atomtestteilnehmer sind heute Mitglied der Veteranenvereinigung Aven. Von ihnen haben 35 Prozent Krebs. Nur zehn Prozent sind gesund….“
(dpa 17.02.2010)
210 (!) Atombomben hat Frankreich bis zum Jahr 1996 gezündet.
Den Krebstod erlitten aber niemals diejenigen, die die Befehle gaben.
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Kommentare zum Post (Atom)
4 Kommentare:
Da kann man sehen, dass jedes Land seine Probleme hat. Menschen sind schlecht. Organisierte Menschen sind noch schlechter.
Ju!!!
Jetzt hast Du es begriffen!
Je genauer man sich mit "der Menschheit" beschäftigt, desto misantropischer wird man.
Wenn es einen um seine Schöpfung besorgten Gott GÄBE, müßte der aber mal eingreifen und diese parasitären Homo Sapiens aus dem Spiel nehmen!
Die machen alles kaputt und quälen sich uach noch gegenseitig mit großer Leidenschaft!
LGT
Man sollte Soylent Green herstellen. Je mehr Macht ein Mensch hat, desto eher, sollte er recycled werden.
Frankreich als Atommacht, hätte dann eine durchschnittliche Lebenserwartung von 30 Jahren. Die Amerikaner würden sogar ihren Traum leben und schön sterben.
Eigentlich eine gute Idee - aber ich bin doch Vegetarier……
LGT
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