Montag, 17. Januar 2011
Herdenverhalten.
2005, als ich mal wieder versuchte bei einer Bundestagswahl einen notorischen Wechselwähler davon zu überzeugen, diesmal die SPD oder die Grünen zu wählen, rief er mich am Morgen der Wahl an und verkündete stolz für Angela Merkel gestimmt zu haben. Die letzten Umfragen deuteten schließlich auf einen schwarzgelben Sieg und er wolle seine Stimme nicht an die Opposition verschenken.
Wahlforscher kennen dieses Phänomen. Viele Wähler möchten gerne dem Siegerlager angehören und lassen sich zumindest unterbewußt davon leiten, welcher Block wohl gewinnen wird.
Das ist generell günstig für das konservative Lager, da die allermeisten Boulevardzeitungen eine eher rechte Agenda verfolgen und vor den Wahlen versuchen die CDU-Kandidaten hochzuschreiben.
Je nach taktischem Geschick und demoskopischer Stimmung „verleihen“ Konservative auch ihre Stimme an die FDP, die letztendlich nie etwas anderes als Klientelpartei und Mehrheitsbeschafferin war.
Die Gebildeten und politisch sehr Interessierten sind unabhängiger von dieser Stimmungsmache und wählen daher - wenig überraschend - in einem stärkeren Maße links.
Unglücklicherweise bilden die Desinteressierten, Phlegmatischen und schlecht Gebildeten einen viel größeren Block.
In Ausnahmefällen kann es aber so sein, daß der SPD-Kandidat so beliebt ist und der CDU-Opponent derartig stümpert, daß sich die Medien auch auf seine Seite schlagen, weil sie befürchten, es könne ein „Loser-Image“ an ihnen hängen bleiben.
Solche Konstellationen gab es beispielsweise Anfang 1998 in Niedersachsen, als der populäre Gerd Schröder gegen den vollkommen blassen Christian Wulff antrat. Die SPD holte die absolute Mehrheit, Wulff ging mit 35,9% ein.
Ähnlich war es im September 1994, als der über alle Maße beliebte Landesvater Stolpe in Brandenburg über 54% für die SPD holte und die CDU mit dem debakulierenden Peter Wagner auf 18,7% wegsackte.
Auch Wowereit war zeitweise so beliebt in Berlin, daß der proletige Frank Steffel mit seinen menschenfeindlichen Sprüchen ("Mongos, Bimbos, Kanaken!") für die CDU keinen Blumentopf gewinnen konnte.
Es könnte sein, daß es im Februar 2011 Olaf Scholz ähnlich geht.
Seine SPD hat derzeit einen Lauf.
Man kennt das als Hamburger gar nicht mehr.
Eigentlich zerfleischen sich die SPD-Flügel der Hansestadt genüßlich gegenseitig und ruinieren die Wahlchancen im Alleingang, so daß die CDU nur zusehen muß und sich die Hände reiben kann.
Zuletzt schaffte es der nahezu unbekannte Danial Ilkhanipour dem Bundestagsabgeordneten Niels Annen einen der bundesweit sichersten SPD-Wahlkreise, Hamburg-Eimsbüttel (WK 21), in einer dubiosen Kampfabstimmung mit 45 zu 44 Stimmen abzujagen.
Der SPD-Kreisverband zerstritt sich anschließend derartig, daß am Ende das Undenkbare eintraf - erstmals holte sich die CDU das Mandat.
Die Erststimmenergebnisse zeigen aufs Vortrefflichste, wie sich das linke Lager selbst blockiert hat:
Danial Ilkhanipour (SPD) = 23,8%, Krista Sager (Grüne) = 25,9 %, Herbert Schulz (Linke) = 9% und Rüdiger Kruse (CDU) = 31,3%.
Fast 60% hatten die drei linkeren Kandidaten zusammen und die CDU holte mit etwas mehr als 30% den Bundestagssitz.
Die extrem peinliche Aktion von 2007, als sich der SPD-Landeschef Petersen mit Frau Stapelfeld zoffte, in eine Urwahl um die Spitzenkandidatur ging, bei der aber auf bis heute ungeklärte Weise viele Petersen-Stimmen aus der Wahlurne gestohlen wurde, so daß der gesamte Landesvorstand und beide Bürgermeisterkandidaten in Schimpf und Schande zurücktraten, will ich gar nicht weiter ausführen.
Am Ende hieß der neue Bürgermeister, wie der Alte: Ole von Beust von der CDU.
Aber plötzlich läuft es!
Man reibt sich ungläubig die Augen, wie der phänotypisch nicht eben Adonis-artige Olaf Scholz den Wahlkampf bisher managed.
Er ist unumstritten, eint die Partei hinter sich und wurde soeben mit sensationellen 97,5 Prozent der Landesvertreterversammlung zum Spitzenkandidaten gekürt.
Dazu kommt nun auch noch ein Händchen für Personal, das selbst bei Springer gehörig Lob produziert.
Gleich zwei in Hamburg sehr bekannte und kompetente Männer aus der Wirtschaft holte der SPD-Chef in sein Team.
Einen Multimillionen-schweren Reeder mit den überaus klangvollen Namen Rickmers und zudem auch noch ausgerechnet den Präses der Handelskammer, Horch, dessen Verband klassisches CDU-Klientel ist.
Die Hamburger CDU hatte ihn immer wieder als Senator anheuern wollen und sich stets Absagen geholt.
Die Hamburger SPD hat die von Parteichef Olaf Scholz angeworbenen Wirtschaftsexperten mit großer Begeisterung aufgenommen. Der als Wirtschaftssenator vorgesehene frühere Handelskammer-Präses Frank Horch (parteilos) wurde auf der Landesvertreterversammlung der Partei mit Jubelrufen empfangen. Der überraschend als Kandidat für die Bürgerschaft präsentierte Reeder Erck Rickmers, der erst kurz vorher in die SPD eingetreten war, erhielt viel Applaus für seine Vorstellung und 93 Prozent der Stimmen für seine Kandidatur.
(HH Abla 17.01.2011)
Die CDU sieht nun ganz fürchterlich alt aus, weil ihre externen Kandidaten, die sie bemüht als „Coup“ darzustellen versuchen, gegen Horch und Rickmers einfach jämmerlich aussehen.
Der derzeitige Wirtschaftssenator Karan, ist bisher dadurch aufgefallen, daß er zweimal keine Bürgerschaftsrede gehalten hat - einmal, weil er den Einsatz verpennte und einmal, weil er ein falsches Skript dabei hatte und desorientiert zu einem ganz anderen Thema sprach.
Ansonsten ist er als Senator Münchhausen bekannt geworden, weil er gewohnheitsmäßig lügt und allerhand Details aus seinem Lebenslauf gefälscht hat.
Der zweite Mann „aus der Wirtschaft“ auf CDU-Ticket ist der Gucci-Protestler und kik-Anwalt Scheuerl, der es geschafft hatte, die CDU erst in diese miserable Lage zu bringen, indem er den populären von Beust abschoss.
In der SPD herrscht verständlicherweise Optimismus - ein Gefühl, das lange Zeit unter Sozis als ausgestorben galt.
Ganz normale Hamburger Bürger sprechen sich im Internet für Olaf Scholz aus, während Herr Ahlhaus von der CDU bereits als am kürzesten amtierender Bürgermeister Hamburgs angesehen wird.
Scholz ist es mit den Personalien Rickmers und Horch ganz nebenbei gelungen den drallen Heidelberger Ahlhaus mit seiner Fila aus Rheinland-Pfalz an einer empfindlichen Stelle zu treffen.
Er stellt den CDU-Mann als unhamburgisch bloß. Einer „von außen“, dem es eben nicht gelingt die wirklich wichtigen Figuren der Hamburger Wirtschaft anzusprechen.
Heute begann sogar das Hamburger Abendblatt, welches üblicherweise ein reines CDU-Werbeblatt ist und noch zu Weihnachten auf aberwitzige Weise Ahlhaus hochschrieb, sich vom CDU-Amtsinhaber abzusetzen.
Prominent auf der Titelseite prangt ein Artikel über die nahezu arbeitsunfähigen Hamburger Ämter, die durch Sparen an falscher Stelle nicht mehr in der Lage wären, ihre Aufgaben zu erfüllen.
Hunderte Stellen unbesetzt.
Lange Wartezeiten in den Kundenzentren; Anträge auf Wohn- und Elterngeld, die erst nach Monaten bearbeitet werden; Schlaglöcher, die nicht ausgebessert werden. Die Hamburger Bezirksämter, die einen großen Teil der Dienstleistungen für die Bürger erbringen sollen, arbeiten in vielen Bereichen nur noch schleppend. Jetzt schlagen die Bezirke Alarm: "Massive Personalknappheit führt dazu, dass in vielen Bereichen die Arbeit nicht mehr bewältigt werden kann", sagt Mittes Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD). Schuld an der Misere seien Hunderte unbesetzte Stellen in den Ämtern. Und das sei eine Folge der massiven Einsparforderungen des Senats.
(Abla 17.01.2011)
Selbst die eigenen CDU-Leute sind vom CDU-Senat genervt, weil sie den Ärger der Bürger, die monatelang auf ihre Bescheide warten müssen, direkt abbekommen:
Noch mehr Arbeit haben die Bezirke durch den neuen Personalausweis. Die Mitarbeiter benötigen für die Bearbeitung der Anträge deutlich länger: "Wir brauchen in allen sieben Bezirken für diesen Bereich insgesamt 30 weitere Stellen", sagt Harburgs Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg (CDU). Der Bezirk ist federführend für das Meldewesen. Für Meinberg steht fest: "Wenn der Senat eine bürgernahe Verwaltung möchte, dann geht das nicht mit immer neuen Sparvorgaben."
(Ulrich Gaßdorf, Franziska Coesfeld und Hanna-Lotte Mikuteit 17.01.2011)
Im Kommentar zum Thema heißt es wenig CDU-Wahlkampftauglich:
Die Mitarbeiter sind das Herz der Hamburger Verwaltung. Denn sie sind es, die sich im direkten Bürgerkontakt um die Anliegen der Bevölkerung kümmern. Aber die Sparvorgaben des Senats zwingen die Bezirke nun dazu, Hunderte Stellen nicht zu besetzen. Das ist nicht klug, denn Arbeit gibt es dort genug.
[…] Die Leidtragenden sind die Bürger. Denn das vorhandene Personal kann die Arbeit gar nicht mehr bewältigen. Die Folgen sind jetzt schon sichtbar: Die Schlangen in den Kundenzentren werden immer länger. Es dauert Monate, bis Schlaglöcher ausgebessert werden.
[…] Der Senat sollte nun dringend die Notbremse ziehen.
(Ulrich Gaßdorf, 17.01.2011)
Setzt sich hier eine Zeitung ab, weil sie auch schon die SPD an der Macht sieht und dann nicht als diejenige dastehen will, die unverdrossen bis zum Schluß auf den Verlierer Ahlhaus gesetzt hat?
Wahlforscher kennen dieses Phänomen. Viele Wähler möchten gerne dem Siegerlager angehören und lassen sich zumindest unterbewußt davon leiten, welcher Block wohl gewinnen wird.
Das ist generell günstig für das konservative Lager, da die allermeisten Boulevardzeitungen eine eher rechte Agenda verfolgen und vor den Wahlen versuchen die CDU-Kandidaten hochzuschreiben.
Je nach taktischem Geschick und demoskopischer Stimmung „verleihen“ Konservative auch ihre Stimme an die FDP, die letztendlich nie etwas anderes als Klientelpartei und Mehrheitsbeschafferin war.
Die Gebildeten und politisch sehr Interessierten sind unabhängiger von dieser Stimmungsmache und wählen daher - wenig überraschend - in einem stärkeren Maße links.
Unglücklicherweise bilden die Desinteressierten, Phlegmatischen und schlecht Gebildeten einen viel größeren Block.
In Ausnahmefällen kann es aber so sein, daß der SPD-Kandidat so beliebt ist und der CDU-Opponent derartig stümpert, daß sich die Medien auch auf seine Seite schlagen, weil sie befürchten, es könne ein „Loser-Image“ an ihnen hängen bleiben.
Solche Konstellationen gab es beispielsweise Anfang 1998 in Niedersachsen, als der populäre Gerd Schröder gegen den vollkommen blassen Christian Wulff antrat. Die SPD holte die absolute Mehrheit, Wulff ging mit 35,9% ein.
Ähnlich war es im September 1994, als der über alle Maße beliebte Landesvater Stolpe in Brandenburg über 54% für die SPD holte und die CDU mit dem debakulierenden Peter Wagner auf 18,7% wegsackte.
Auch Wowereit war zeitweise so beliebt in Berlin, daß der proletige Frank Steffel mit seinen menschenfeindlichen Sprüchen ("Mongos, Bimbos, Kanaken!") für die CDU keinen Blumentopf gewinnen konnte.
Es könnte sein, daß es im Februar 2011 Olaf Scholz ähnlich geht.
Seine SPD hat derzeit einen Lauf.
Man kennt das als Hamburger gar nicht mehr.
Eigentlich zerfleischen sich die SPD-Flügel der Hansestadt genüßlich gegenseitig und ruinieren die Wahlchancen im Alleingang, so daß die CDU nur zusehen muß und sich die Hände reiben kann.
Zuletzt schaffte es der nahezu unbekannte Danial Ilkhanipour dem Bundestagsabgeordneten Niels Annen einen der bundesweit sichersten SPD-Wahlkreise, Hamburg-Eimsbüttel (WK 21), in einer dubiosen Kampfabstimmung mit 45 zu 44 Stimmen abzujagen.
Der SPD-Kreisverband zerstritt sich anschließend derartig, daß am Ende das Undenkbare eintraf - erstmals holte sich die CDU das Mandat.
Die Erststimmenergebnisse zeigen aufs Vortrefflichste, wie sich das linke Lager selbst blockiert hat:
Danial Ilkhanipour (SPD) = 23,8%, Krista Sager (Grüne) = 25,9 %, Herbert Schulz (Linke) = 9% und Rüdiger Kruse (CDU) = 31,3%.
Fast 60% hatten die drei linkeren Kandidaten zusammen und die CDU holte mit etwas mehr als 30% den Bundestagssitz.
Die extrem peinliche Aktion von 2007, als sich der SPD-Landeschef Petersen mit Frau Stapelfeld zoffte, in eine Urwahl um die Spitzenkandidatur ging, bei der aber auf bis heute ungeklärte Weise viele Petersen-Stimmen aus der Wahlurne gestohlen wurde, so daß der gesamte Landesvorstand und beide Bürgermeisterkandidaten in Schimpf und Schande zurücktraten, will ich gar nicht weiter ausführen.
Am Ende hieß der neue Bürgermeister, wie der Alte: Ole von Beust von der CDU.
Aber plötzlich läuft es!
Man reibt sich ungläubig die Augen, wie der phänotypisch nicht eben Adonis-artige Olaf Scholz den Wahlkampf bisher managed.
Er ist unumstritten, eint die Partei hinter sich und wurde soeben mit sensationellen 97,5 Prozent der Landesvertreterversammlung zum Spitzenkandidaten gekürt.
Dazu kommt nun auch noch ein Händchen für Personal, das selbst bei Springer gehörig Lob produziert.
Gleich zwei in Hamburg sehr bekannte und kompetente Männer aus der Wirtschaft holte der SPD-Chef in sein Team.
Einen Multimillionen-schweren Reeder mit den überaus klangvollen Namen Rickmers und zudem auch noch ausgerechnet den Präses der Handelskammer, Horch, dessen Verband klassisches CDU-Klientel ist.
Die Hamburger CDU hatte ihn immer wieder als Senator anheuern wollen und sich stets Absagen geholt.
Die Hamburger SPD hat die von Parteichef Olaf Scholz angeworbenen Wirtschaftsexperten mit großer Begeisterung aufgenommen. Der als Wirtschaftssenator vorgesehene frühere Handelskammer-Präses Frank Horch (parteilos) wurde auf der Landesvertreterversammlung der Partei mit Jubelrufen empfangen. Der überraschend als Kandidat für die Bürgerschaft präsentierte Reeder Erck Rickmers, der erst kurz vorher in die SPD eingetreten war, erhielt viel Applaus für seine Vorstellung und 93 Prozent der Stimmen für seine Kandidatur.
(HH Abla 17.01.2011)
Die CDU sieht nun ganz fürchterlich alt aus, weil ihre externen Kandidaten, die sie bemüht als „Coup“ darzustellen versuchen, gegen Horch und Rickmers einfach jämmerlich aussehen.
Der derzeitige Wirtschaftssenator Karan, ist bisher dadurch aufgefallen, daß er zweimal keine Bürgerschaftsrede gehalten hat - einmal, weil er den Einsatz verpennte und einmal, weil er ein falsches Skript dabei hatte und desorientiert zu einem ganz anderen Thema sprach.
Ansonsten ist er als Senator Münchhausen bekannt geworden, weil er gewohnheitsmäßig lügt und allerhand Details aus seinem Lebenslauf gefälscht hat.
Der zweite Mann „aus der Wirtschaft“ auf CDU-Ticket ist der Gucci-Protestler und kik-Anwalt Scheuerl, der es geschafft hatte, die CDU erst in diese miserable Lage zu bringen, indem er den populären von Beust abschoss.
In der SPD herrscht verständlicherweise Optimismus - ein Gefühl, das lange Zeit unter Sozis als ausgestorben galt.
Ganz normale Hamburger Bürger sprechen sich im Internet für Olaf Scholz aus, während Herr Ahlhaus von der CDU bereits als am kürzesten amtierender Bürgermeister Hamburgs angesehen wird.
Scholz ist es mit den Personalien Rickmers und Horch ganz nebenbei gelungen den drallen Heidelberger Ahlhaus mit seiner Fila aus Rheinland-Pfalz an einer empfindlichen Stelle zu treffen.
Er stellt den CDU-Mann als unhamburgisch bloß. Einer „von außen“, dem es eben nicht gelingt die wirklich wichtigen Figuren der Hamburger Wirtschaft anzusprechen.
Heute begann sogar das Hamburger Abendblatt, welches üblicherweise ein reines CDU-Werbeblatt ist und noch zu Weihnachten auf aberwitzige Weise Ahlhaus hochschrieb, sich vom CDU-Amtsinhaber abzusetzen.
Prominent auf der Titelseite prangt ein Artikel über die nahezu arbeitsunfähigen Hamburger Ämter, die durch Sparen an falscher Stelle nicht mehr in der Lage wären, ihre Aufgaben zu erfüllen.
Hunderte Stellen unbesetzt.
Lange Wartezeiten in den Kundenzentren; Anträge auf Wohn- und Elterngeld, die erst nach Monaten bearbeitet werden; Schlaglöcher, die nicht ausgebessert werden. Die Hamburger Bezirksämter, die einen großen Teil der Dienstleistungen für die Bürger erbringen sollen, arbeiten in vielen Bereichen nur noch schleppend. Jetzt schlagen die Bezirke Alarm: "Massive Personalknappheit führt dazu, dass in vielen Bereichen die Arbeit nicht mehr bewältigt werden kann", sagt Mittes Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD). Schuld an der Misere seien Hunderte unbesetzte Stellen in den Ämtern. Und das sei eine Folge der massiven Einsparforderungen des Senats.
(Abla 17.01.2011)
Selbst die eigenen CDU-Leute sind vom CDU-Senat genervt, weil sie den Ärger der Bürger, die monatelang auf ihre Bescheide warten müssen, direkt abbekommen:
Noch mehr Arbeit haben die Bezirke durch den neuen Personalausweis. Die Mitarbeiter benötigen für die Bearbeitung der Anträge deutlich länger: "Wir brauchen in allen sieben Bezirken für diesen Bereich insgesamt 30 weitere Stellen", sagt Harburgs Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg (CDU). Der Bezirk ist federführend für das Meldewesen. Für Meinberg steht fest: "Wenn der Senat eine bürgernahe Verwaltung möchte, dann geht das nicht mit immer neuen Sparvorgaben."
(Ulrich Gaßdorf, Franziska Coesfeld und Hanna-Lotte Mikuteit 17.01.2011)
Im Kommentar zum Thema heißt es wenig CDU-Wahlkampftauglich:
Die Mitarbeiter sind das Herz der Hamburger Verwaltung. Denn sie sind es, die sich im direkten Bürgerkontakt um die Anliegen der Bevölkerung kümmern. Aber die Sparvorgaben des Senats zwingen die Bezirke nun dazu, Hunderte Stellen nicht zu besetzen. Das ist nicht klug, denn Arbeit gibt es dort genug.
[…] Die Leidtragenden sind die Bürger. Denn das vorhandene Personal kann die Arbeit gar nicht mehr bewältigen. Die Folgen sind jetzt schon sichtbar: Die Schlangen in den Kundenzentren werden immer länger. Es dauert Monate, bis Schlaglöcher ausgebessert werden.
[…] Der Senat sollte nun dringend die Notbremse ziehen.
(Ulrich Gaßdorf, 17.01.2011)
Setzt sich hier eine Zeitung ab, weil sie auch schon die SPD an der Macht sieht und dann nicht als diejenige dastehen will, die unverdrossen bis zum Schluß auf den Verlierer Ahlhaus gesetzt hat?
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23 Kommentare:
Klingt gut, aber ich sehe noch keine Hoffnung für die SPD. Die Emanzipation von den Seeheimern hat's noch nicht gegeben und so gehen die Diadochen-Kämpfe zwischen Scheinlinken und Strammrechten nur in die nächste Runde.
Und derzeit ist die "Stärke" der SPD wieder einmal nur die Schwäche der schwarzgelben Pest.
Kein gutes Fundament für Demokraten, am Ende droht uns wieder Schwarzrot oder eine "Ypsilanti"-Lösung.
Der Nordstern.
Ja, Manno! Nordstern! Was Du gleich wieder denkst!
Ich rede ja nicht davon, daß jetzt ALLES gut wird und sich die SPD zu einer Partei entwickelt, die man voller Beglückung und Überzeugung wählen wird.
Aber Du kannst Dir ja gar nicht vorstellen auf welch mikroskopische Maße meine Ansprüche nach zehn Jahren CDU in Hamburg und fünf Jahren CDU im Bund zusammen geschrumpft sind.
Wenn die SPD überhaupt mal wieder einen CDU-Holzkopf aus dem Amt schießt und dann selbst nicht ganz so tumb wie Herr Matschie agiert, bin ich schon zufrieden im Moment.
LGT
Tammox, Du wohnst einfach schon zu lange in Hamburg. Bei euch ist man noch gelegentliche Wechsel in der Politik (zwischen roten und schwarzen Konservativen) gewohnt.
Wir hier im Süden haben nur die Wahl zwischen schwarzen Konservativen, die Befangenheit als "Wirtschaftsnähe" bezeichnen, schwarzen Konservativen, die religiösen Aberglauben als "Weltbild" verordnen wollen, schwarzen Konservativen, die einem Ausländerfeindlichkeit und Rassismus als "Leitkultur" verkaufen wollen, roten Konservativen, die jeder sozialen Grausamkeit zustimmen (Hartz IV, Riester) und die Schwarzen imitieren, weil die ja immer so erfolgreich sind und grünen Konservativen, die genau die gleiche Politik wie die schwarzen machen würden und am liebsten mit ihnen kungeln möchten.
Und dann gibt's da noch die FDP, die hier vor allem deshalb auf dem Land gewählt wird, weil die evangelischen Bauern keine katholisch-assoziierte Partei wählen wollen (das ist kein Witz).
Süddeutschland hat vielleicht mehr Berge und (gelegentlich) die schönere Landschaft. Aber in politischer Hinsicht, sind hier schon seit langer Zeit Hopfen und Malz verloren.
Der Nordstern.
Ich habe vorhin lokale Nachrichten aus Hamburg gesehen. Dein spezieller Freund Guttenberg war gestern in Hamburg, um etwas für den Wahlkampf der CDU zu tun. Ist dir das entgangen, TAMMOX?
Guttenberg, kommt beim Urnenpöbel (geiles Wort, gefällt mir immer besser!) wirklich gut an. Wie selbstverständlich, spricht er zum gemeinen Untertan. Nur der echte Adel, hat diese Rollenverteilung, wohl schon mit der Muttermilch aufgesogen.
Der Mann von Welt - hat Geld!
@ Nordstern:
Ja, aber müßte das nicht irgendwie abhärten? Wer Filbinger, Späth, Teufel und Oettinger mitgemacht hat, muß doch ein ziemlich dickes Fell haben, oder nicht?
Speziell in Hamburg haben wir eigentlich kein wankelmütiges Wahlvolk.
Es gab 44 Jahre nonstop SPD-Bürgermeister; die Macht war eigentlich recht geschickt austariert. Der SPD-Landesverband war tendenziell eher links und der Bürgermeister eher rechts - also ein „Nadelstreifen-Sozialdemokrat“ wie Klaus von Dohnanyi, der bis weit ins bürgerliche Lager hoch anerkannt war. Während die SPD-Basis durchaus mal ganz links blinken konnte.
Das funktionierte deswegen gut, weil der Wohlstand ganz extrem anstieg.
Am Ende der 44 Jahre SPD-Herrschaft in Hamburg (2001) waren wir offiziell die reichste Region der EU, hatten das höchste Prokopfeinkommen aller Bundesländer und waren pro Kopf die größten Einzahler in den Bundesfinanzausgleich.
Zudem protzte man im Straßenbild - all die Grünanlagen waren wie geleckt und eine Armada von städtischen Gärtnern sorgte dafür, daß man sich die „schönste Großstadt Deutschlands“ nennen konnte.
2001 kippte dann alles komplett um, die CDU kam an die Macht und blieb es auch bei allen folgenden Wahlen.
Es gab also gerade mal EINEN politischen Wechsel bisher.
Die CDU kam 2001 in ein gemachtes Nest mit enormen Finanzpolstern, die sie ganz nach neoliberaler Ideologie, „der Wirtschaft“ in den Rachen warf. Städtische Krankenhäuser, Versorgungsbetriebe und natürlich die HEW(Hamburger Elektrizitätswerke - gingen an Vattenfall) wurden verscheuert und dann haben die schlauen CDU-Finanzminister auch noch insgesamt rund 13 Milliarden mit der Landesbank (HSH Nordbank, Stichwort „Dr. No“) verzockt. Nun sind natürlich die Kassen leer. Wir sind abgestiegen in den europäischen Rankings und man sieht das eben auch im Stadtbild - die Straßen sind löcherige Hubbelpisten, Bäume wurden abgeholzt und Parks rotten vor sich hin, weil das ganze Personal rausgeworfen wurde. Tja.
Passend dazu besteht der Senat zum großen Teil aus windigen Typen, für die es schon zum guten Ton gehört, daß staatsanwaltliche Ermittlungen gegen sie laufen.
Und DAS ist vielleicht der Unterschied zu Süddeutschland - so langsam erinnern sich auch die deppersten Wähler daran, daß das früher mal besser war und daß die SPD durchaus eine Alternative ist. Man MUSS ja nicht immerzu CDU wählen.
Die Erfahrung fehlt Euch vielleicht. Im Süden haben sie dann doch in der Wahlkabine das strenge Gefühl etwas Verbotenes zu tun, wenn sie nicht CDU oder FDP ankreuzen.
LGT
@ Homer - jaja, der Guttenberg war hier kaum zu übersehen. All die CDU-Pfeifen hatten ihre Konterfeis auf den Straßenplakaten gelassen und einfach KARL-THEODOR ZU GUTTENBERG drunter geschrieben.
Der Abend war auch ein „voller“ Erfolg, Die Leute sind in Scharen heran geströmt und der Saal platze aus den Nähten, als der Superbaron sprach.
Theoretisch sollten die Wähler aber begreifen, daß sie doch nur Ahlhaus bekommen, wenn sie am 20.02. das CDU-Kästchen ankreuzen. Es wird nicht KT v.u.z. G neuer Bürgermeister von Hamburg.
Aber beim „Urnenpöbel“ weiß man ja nie. Vielleicht sind sie ja beim Anblick des Gott-gleichen Adeligen so von Glückshormonen überströmt worden, daß das auf Ahlhaus abgefärbt ist.
Vor einigen Jahren, ich glaube es war die Wahl 2004, trat mal Stoiber hier auf. Da hat sich Ole von Beust gleich verpisst und richtete Terminschwierigkeiten aus, weil er gar nicht zusammen mit dem Bayern gesehen werden wollte.
Edi fand das auch gar nicht witzig, als er ohne Hamburger CDU auf dem Gerhard-Hauptmann-Platz stand und von einer Menge aus ein paarhundert Leuten ausgebuht wurde.
Hier mag man ohnehin keine Bayern und Stoiber war das absolute rote Tuch für die Hamburger, weil er immer so arrogant von seinem Vorzeigebundesland sprach, während doch Hamburg noch reicher war.
Tja - aber wie sich die Zeiten ändern! Guttenberg liegt jeder zu Füßen - auch die Hamburger sind nun voll der Liebe für den Bayern.
Manchmal glaube ich, ich wäre der einzige, der Guttenberg scheiße findet……
LGT
Also du musst schon zugeben, dass er sympatisch ist. Der wirkt natürlich und wenig abgehoben für einen Adligen. Und das mögen die Leute.
Für Politik interessiert sich doch sowieso niemand. Der Urnenpöbel wählt Gesichter. Manchmal, wenn er keine Alternative hat auch so richtige Dreckfressen wie Roland Koch.
Apropos: Ich würde mich nicht wundern, wenn Koch auf einer der beiden Steuerhinterzieher-CDs drauf ist, die demnächst bei WikiLeaks veröffentlicht werden. Das Favoritensterben bei der CDU, hat vielleicht ja doch handfeste Gründe. Wundern, würde es mich nicht.
Wie bitte?
Sympathie ist offensichtlich eine subjektive Empfindung.
Guttenberg wirkt auf mich dermaßen gestellt, inszeniert und damit unnatürlich, daß ich Attila, dem Hunnen oder Ivan, dem Schrecklichen mehr abgewinnen kann.
LGT
"Guttenberg ist sympathisch."
Sowas auf dieser Seite zu lassen, ließ mich denken, ich hätte Augenkrebs.
khadkh
Also wenn ich die Wahl hätte zwischen einem Essen mit Roland Koch oder Karl-Theodor zu Guttenberg, müsste ich nicht überlegen.
Letztendlich ist er ein Geschenk für die SPD. Bei der nächsten Wahl, könnte es Ärger im christlichen Parteien-Paradies geben.
Gern würde ich allerdings mal mit Sigmar Gabriel essen. Dem würde ich gern ein wenig den Kopf waschen.
Und ihr? Mit wem würdet ihr gern mal Essen gehen?
Vom süddeutschen Wesen... Versuch einer Antwort Teil 1
> Ja, aber müßte das nicht irgendwie abhärten?
Eher andersherum. Die Bevölkerung ist so starrsinnig, dass sie jeden Scheiss wählen, solange er nur der "richtigen" Partei angehört. Was haben die damals auf den Spöri geschimpft, als "Herzog" Späth gehen musste. Und nach der Abwahl der Roten hat man dem kompetenten Wirtschaftsminister sogar in schwärzesten Kreisen nachgetrauert. Ob "Dödel" Döring wundert das hier allerdings nicht. Selbst eine Packung Knäckebrot macht eine kompetentere Wirtschaftspolitik wie der.
> Wer Filbinger, Späth, Teufel und Oettinger mitgemacht hat, muß doch ein ziemlich dickes Fell haben, oder nicht?
Schlimmer noch: Meyer-Vorfelder und Schavan als Kultusminister in jungen Jahren! Brrrrrrr!
> Speziell in Hamburg haben wir eigentlich kein wankelmütiges Wahlvolk.
Aus eurer Ecke kam aber auch der Voscherau, der schwarzeste Rote seitdem es Lack gibt. Und euer "Smoky" ist auch einer der wichtigsten Totengräber des sozialen und demokratischen Gedankens IN der SPD.
> Es gab 44 Jahre nonstop SPD-Bürgermeister
Wie sagte neulich einer so schön? Die CDU ist hier schon länger an der Macht als die SED in der DDR. Oder war das über die CSU in Bayern...
Vom süddeutschen Wesen... Versuch einer Antwort Teil 2
> Ja, aber müßte das nicht irgendwie abhärten?
Eher andersherum. Die Bevölkerung ist so starrsinnig, dass sie jeden Scheiss wählen, solange er nur der "richtigen" Partei angehört. Was haben die damals auf den Spöri geschimpft, als "Herzog" Späth gehen musste. Und nach der Abwahl der Roten hat man dem kompetenten Wirtschaftsminister sogar in schwärzesten Kreisen nachgetrauert. Ob "Dödel" Döring wundert das hier allerdings nicht. Selbst eine Packung Knäckebrot macht eine kompetentere Wirtschaftspolitik wie der.
> Wer Filbinger, Späth, Teufel und Oettinger mitgemacht hat, muß doch ein ziemlich dickes Fell haben, oder nicht?
Schlimmer noch: Meyer-Vorfelder und Schavan als Kultusminister in jungen Jahren! Brrrrrrr!
> Speziell in Hamburg haben wir eigentlich kein wankelmütiges Wahlvolk.
Aus eurer Ecke kam aber auch der Voscherau, der schwarzeste Rote seitdem es Lack gibt. Und euer "Smoky" ist auch einer der wichtigsten Totengräber des sozialen und demokratischen Gedankens IN der SPD.
> Es gab 44 Jahre nonstop SPD-Bürgermeister
Wie sagte neulich einer so schön? Die CDU ist hier schon länger an der Macht als die SED in der DDR. Oder war das über die CSU in Bayern...
Vom süddeutschen Wesen... Versuch einer Antwort Teil 2
> Der SPD-Landesverband war tendenziell eher links und der Bürgermeister eher rechts
So habe ich das in Erinnerung. Die Bundes-SPD war bis Schröder genauso. Seither ist sie nur noch rechts in der Führung und die Linke findet man mehrheitlich in der Linkspartei (aka USPD 2.0).
> Das funktionierte deswegen gut, weil der Wohlstand ganz extrem anstieg.
Das Problem ist immer, dass ein reiches Bürgertum übermütig wird und meint, sich jetzt auch Gelb und Schwarz "leisten" zu können, denn die SPD würde den "Pöbel" ja bevorzugen. Hier in Stuttgart nennt man das das "Killesberg-Bekenntnis". Nur dass die noch NIE SPD gewählt haben.
> 2001 kippte dann alles komplett um, die CDU kam an die Macht und blieb es auch bei allen folgenden Wahlen.
Das meinte ich gerade. "Uns geht's schon unter der SPD gut, wie wird das erst unter der CDU sein?" Hier genauso. Das Problem ist nur, dass das Kungelsystem der Schwarzen bei so hoher Flächendeckung nicht mehr allen nutzen kann. Und dann werden die Nicht-Bevorzugten unzufrieden und drohen REP zu wählen. (Was sie dann aber natürlich nicht tun.)
> Die CDU kam 2001 in ein gemachtes Nest mit enormen Finanzpolstern
Die CDU hier hatte immer ein optimales "Polster" an Industriebetrieben und Infrastruktur. D.h. selbst ein Besenstiel hätte da nichts falsch machen können. Und wenn sogar Arbeitnehmer hier mehrheitlich CDU wählen, dann hat die Bevölkerung entweder einen an der Waffel, oder lässt sich tatsächlich einreden, dass sie ihren relativen Wohlstand diesem Verein zu verdanken haben.
Vom süddeutschen Wesen... Versuch einer Antwort Teil 3
> Und DAS ist vielleicht der Unterschied zu Süddeutschland - so langsam erinnern sich auch die deppersten Wähler daran, daß das früher mal besser war und daß die SPD durchaus eine Alternative ist.
Die SPD will hier nur immer alles besser, aber nicht ANDERS machen. Warum aber sollte man sie dann wählen? Der Geldadel wählt hier grundsätzlich nur Schwarz oder Gelb und da denen auch die Zeitungen gehören, muss man sich über die Berichterstattung auch nicht wundern. Die Frömmler und Kleinbürger wiederum stramm CDU, die Bauern gelb (evangelisch), schwarz (katholisch) oder braun (frustriert). Generell ist der Bauernstand nahezu völlig unbelehrbar in politischen Dingen, auch wenn die CDU ihnen jedesmal in den Rücken fällt, sobald die EU den Kleinbauern den Hahn weiter zudreht. Erstaunlicherweise gibt es jetzt schon länger einige Biobauern, die mit den Grünen gut auskommen. Aber in dem Masse, wie die Kleinbauern verschwinden, spielt das das entsprechend keine Rolle mehr. Und die Lebensmittelfabriken und Grossproduktionen sponsern natürlich nur die Parteien, die ihre Umweltsauereien, Lebensmittelpanscheierein und Immobilienbetrügereien decken und durchgehen lassen.
Die wichtigsten SPD-Stimmen für Hartz IV und Riesterrente kamen hier aus der Region - von GEWERKSCHAFTSFUNKTIONÄREN! Wer denen so ins Hirn geschissen hat, das würde mich wirklich mal interessieren!
> Man MUSS ja nicht immerzu CDU wählen.
Für manche hier ist Schwarzwählen das Gleiche wie der Kirchengang. Nicht aus Frömmelei, sondern bürgerlicher "Gewissenhaftigkeit". "Die da oben wissen schon, was sie tun!"
> Die Erfahrung fehlt Euch vielleicht.
Die ersten Eisenbahnlinien in Deutschland wurden DESHALB in der Region hier gebaut, weil die Bevölkerung als besonders gehorsam, fleissig und brav galt. Das ist heute noch immer so.
> Im Süden haben sie dann doch in der Wahlkabine das strenge Gefühl etwas Verbotenes zu tun, wenn sie nicht CDU oder FDP ankreuzen.
Das hängt auch mit den Medien zusammen. Die Leute lesen mehrheitlich SCHWARZ. Von den Tageszeitungen bei uns sind über 90% noch nicht einmal HALBWEGS ausgewogen in ihrer Berichterstattung. Beim Radio- und Fernsehprogramm ist es das Gleiche - Parteienproporz in Schwarz bis dorthinaus. Auch wenn der SWR deutlich bessere Musik als das ganze Bayerngesocks (Antenne usw.) zu bieten hat. Politisches Kabarett usw. sind in den letzten Jahren systematisch aus den Programmen verschwunden. Und am erfolgreichsten Kabarettisten aus Baden-Württemberg, Mathias Richling, kann man sehr gut sehen, wie feinsinnige Kritik immer mehr durch plumpes Imitieren der Witzfiguren in der Politik ersetzt wird. Das ist im Endeffekt eine ABSCHWÄCHUNG. Denn lächerlich machen heisst immer auch, dass man sie bis zu einem gewissen Grad in ihren Ämtern akzeptiert. Zur Abwahl wie Schmickler oder Pispers würde Richling niemals auffordern. Selbst Harald Schmidt ist in der Hinsicht der bessere Kabarettist.
Der Nordstern.
Das hört sich irgendwie so an, als ob die Leute sich der reinen Verwaltung ergeben haben.
Es muss doch Skandale geben?
Es muss doch Unzufriedenheit geben?
Ich würde der SPD gern folgendes sagen: Ihr, seid moralisch dazu verpflichtet, die Unzufriedenen hinter euch zu versammeln. Gebt den Menschen das Gefühl, dass ihr deren Interessen vertretet.
Die SPD wirkt lethargisch. Wärend die Grünen das große Netz ausgelegt haben, verpennt ihr die Zeichen der Zeit.
Ihr wollt den Menschen nichts vormachen? Ihr habt die verdammte Pflicht dazu, den Menschen eine politische Alternative zur CDU zu geben!
Ihr müsst nicht einmal in die Mitte rücken. Ihr seid Rechts von Links und Links von Rechts. Das ist die Mitte!
Wenn der linke Protestwähler schon Grün wählen muss, stimmt etwas nicht in Deutschland.
Davon abgesehen - ich wähle Grün! Und das, obwohl ich Cem Özdemir seinen Hunzinger-Kredit bis heute nicht verziehen habe. Und die Aufhebung der Trennung von Amt und Mandat auch nicht.
Sorry, Homer, aber die Grünen sind weder seriös noch vertrauenswürdig.
Seit Fischer ist die Luft als Protestpartei raus. Die haben alle Kriege, alle sozialen Kürzungen, Hartz IV, die Schily-Pakete usw. abgenickt.
Warum sollte man denen noch einmal glauben? Wegen einer Handvoll Alibi-Grünen? Dann kann man auch die FDP wählen. Oder wegen einer Basis, die - von der angegrauten bürgerlich-konservativen Klientel einmal abgesehen - noch halbwegs selbständig denken kann? Nur dummerweise NICHTS zu sagen hat.
In Hamburg haben sie Schwarz-Grün aufgezogen, in Baden-Württemberg liebäugeln sie damit.
Wenn der Verein in der Besetzung wieder randarf, geht das Spielchen so weiter, wie unter Schröder.
Davon abgesehen, ich sehe noch keinen Wahlsieg für die. Deren "Stärke" ist nur die Schwäche von Schwarzgeld. Und im Zweifelsfall - bei einer unter 5% erledigten FDP aber dafür keiner doppelstelligen Prozentzahl bei den Grünen - kriegen wir wieder Schwarzrot an den Arsch.
Der Nordstern.
@ khadkh: Den Gegelten hier derart gelobt zu sehen, finde ich auch mehr als befremdlich, aber das ist noch nicht ganz ausreichend für die Löschtaste.
@ Nordstern! Oh peinlich, wie konnte ich nur MV vergessen. Meine Mutter war mal mit einem Violinisten aus BW befreundet und wenn der in Hamburg war, habe ich oft die Gelegenheit genutzt von ihm umsonst in die Musikhalle zu Konzerten geschleust zu werden. Anschließend sind wir meistens essen gegangen und dann folgte unweigerlich eine Stunde lange Tirade gegen MV, der damals Kultusminister war und bundesweit noch nicht so bekannt war wie heute. Das hat uns aber immer sehr beeindruckt, wie diese klassischen Musiker wirklich mit regelrechtem Hass und Abscheu von „MV“ sprachen. Wenn ich mich richtig erinnere, haben die auch vor lauter Widerwillen den vollen Namen nie ausgesprochen.
Jedenfalls staunte ich später nicht schlecht, als MV immer weiter aufstieg - in Politik und Fußball.
Ich glaube, über Voscherau hatten wir schon mal einen Disput. Ich finde den ja ganz nett und nicht so rechts, wie man gemeinhin denkt.
Das kommt aber unter anderem daher, daß seine Söhne auf derselben Schule waren wie ich. Die sind zwar um einiges jünger, aber ich kannte die weil die immer Kunstunterricht bei meiner Tutorin hatten, in deren Räumen ich meine Freizeit verdaddelt habe. Jedenfalls sind die, wie auch ihr Vater absolut unprätentiös. Später auf einem Schulfest, habe ich sogar mal - aus Versehen natürlich - ein Bier über Voscherau gegossen, als wir beide unglücklich zusammenstießen. Zu der Zeit war er gerade Bürgermeister und hat da ja dermaßen locker genommen. ER hat sich sogar entschuldigt und meinte er sei ja auch viel zu schnell gerannt.
Das ist ja eine Schauspielerfamilie, die sehr viel für etwas unangepasste Künstlertypen übrig haben. Ich kenne auch das Haus gut, in dem die wohnen - das ist wirklich ein winziges bescheidenes Ding. Das würde vermutlich in die Ahlhaus’sche Garage passen. Bei der Ahlhaus-Villa wurden bekanntlich allein eine Millionen Euro für die Sicherungsmaßnahmen verbaut und noch mal 600.000 Euro für seine Zweitvilla in Heidelberg - natürlich auf Steuerzahlerkosten.
@Homer - das mit der SPD sehe ich auch so. Deswegen habe ich sie ja auch als Idiotin des Jahres 2010 gekürt.
http://tammox.blogspot.com/2011/01/impudenz-des-jahres-2010.html
Prinzipiell bin ich - obzwar SPD-Mitglied - auch immer dafür die Grünen zu wählen. Aber das geht eben nicht immer und nicht überall. Und Hamburg ist das Paradebeispiel; hier geht es einfach nicht, nachdem wie die alle ihre ökologischen und sozialen Ziele verraten haben und sich um der Macht Willen an die CDU gekettet haben. Das ist jetzt erst mal unverzeihlich und muß mit Opposition bestraft werden.
Im Bund finde ich die Grünen wesentlich sympathischer.
Da ich selbst aber noch nie in Deutschland gewählt habe, weil ich als Ausländer natürlich kein Wahlrecht habe, nehme ich mir daher umso kräftiger das Recht deutlich zu sagen, wen man wählen SOLLTE - und das im Fall der Hamburg-Wahl eindeutig die SPD. In anderen Bundesländern kann das mal anders aussehen. Taktik spielt ja auch manchmal eine Rolle.
Allerdings steht die SPD derzeit fast überall so schlecht da, daß sie wirklich jede Stimme brauchen.
In den USA stellen sich all diese Fragen nicht. Aufgrund des Mehrheitswahlrechtes kann man ja nur zwei Parteien wählen und von denen scheiden die Republikaner, die Partei Bushs und Palins selbstverständlich komplett aus.
Insofern kann ich mich über die Demokraten ärgern bis ich schwarz bin - ich muß die ja doch immer wählen und tue das auch.
LGT
@TAMMOX: Ich wohne im Bremer "Viertel". Hier wird fast ausschließlich Grün gewählt. Die SPD unter Schröder, hat hier viele Stimmen verloren. Auch meine.
Amerika ist wirklich extrem. Wählst du da eine kleine Partei, kannst du auch gleich zuhause bleiben.
Aber auch so: Politik wird ja mehr durch bezahlten Wahlkampf gemacht. Da haben CDU, CSU oder FDP fast immer die meisten Mittel. Aber solche Parteien, darf man einfach nicht wählen. Die sind unsozial.
Gestern habe ich sogar einen Artikel gelesen, der behauptet, die Senkung der Mehrwertsteuer für das Hotelgewerbe, habe dazu beigetragen, dass die Hotels 2010 mehr Besucher hatten. Dabei sind die Zahlen klar als Erholung zu 2009 zu sehen. Wenn ich so freche Lügen lese, bekomme ich Magenkrämpfe. Logo, dass es welche gibt, die diesem FDP-Schreiberling das noch als wahr abkaufen. Der Urnenpöbel will ja glauben.
Im Grunde finde ich das deutsche System gar nicht soooo schlecht.
Kostenlose Sendezeit für Wahlspots, die dadurch auch einigermaßen gleichmäßig limitiert sind und das in einem Verhältniswahlrecht, das aber die 5%-Hürde kennt und damit vor allzu viel sektiererischen komplett Irren im Parlament schützt.
Wenn ich mir etwas wünschen könnte, würde ich dazu nun noch Parteispenden von Firmen komplett verbieten und auch für Privatspenden eine niedrige Grenze einführen. Dazu würde ich die 5%-Hürde etwas anheben - auch 7% oder 8%.
Und ganz wichtig: Dem Beispiel der USA folgend, würde ich sämtliche Wahlen auf einen Termin alle zwei Jahre konzentrieren, so daß nicht fortwährend Dauerwahlkampf ist, der das politische Leben paralysiert, so wie Okt 09 - Mai 10, als Angie und Guido einfach GAR NICHTS taten, weil sie vor Angst zitterten, ob Rüttgers die NRW-Wahl überstehen würde.
Dann müßte man noch den Lobbyismus ein bißchen entflechten (ganz geht das sicher nicht) und beispielsweise verbieten, daß Lobbyvertreter in den Ministerien arbeiten und sich gleich selbst die Gesetze schreiben.
LGT
Mit den Parteispenden würde ich noch weiter gehen. Warum überhaupt Spenden zulassen?
Nur so, haben Parteien selbst dann noch Mittel, wenn sie kein Programm haben, dass die Wähler anspricht, sondern z.b. Rechte oder Unternehmer.
Zur Gründung, sollte es vielleicht Mittel geben. Einmalig und um sich zu etablieren.
Wahlwerbespots, sollten nicht so sehr an Prozente gekoppelt werden. Man sollte da den kleineren Parteien, eher mehr Zeit einräumen. Oder den großen weniger. Dann wird man nicht so oft damit belästigt.
Das mit den einheitlichen Wahlterminen ist eine gute Idee. Alle Wahlen, finden am 1.Mai statt. Da ist das Wetter gut, und die Leute haben immer frei!
Parteien haben ja einen enormen Finanzbedarf und wenn sie gar keine Spenden mehr bekämen, holen sie sich das vom Steuerzahler - also auch von denen, die nichts geben wollen. Da ist es doch gut, wenn man erst mal DIEJENIGEN schröpft, die das Geld freiwillig eben.
Es darf nur nicht so verzerrt werden, daß ein einzelner Mensch, wie Baron von Finck gleich mehrere Millionen zur FDP scheibt und damit seinen persönlichen dementsprechend Nachdruck verleiht.
Und wieso gerade 1. Mai?
Passender wäre doch unbedingt der 1. April als verbindlicher Wahltag!
LGT
Wieso 1. Mai?
Also erstmal ist das Wetter im Mai meistens schöner. Und dann würde der von dir gerügte Urnenpöbel, mehrheitlich verkatert im Bett bleiben, anstatt zur Wahl zu gehen. Und der 1. Mai ist eben Feiertag. Da hätten alle Zeit.
....da ist wohl mein Witz nicht gezündet.
Das mit dem 1. Mai hatte ich schon verstanden.
Ich wollte mit dem "1.4." auch nur einen blöden Joke machen und andeuten, daß Wahlen ohnehin oft ein schlechter APRILSCHERZ sind.
LGT
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