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Sonntag, 11. Oktober 2009

Der Christ des Tages - Teil X

Frank Steffel, Jahrgang 1966, ist ein wandelndes Klischee.
Keiner verkörpert den Westberliner kleinbürgerlichen Spießer-Klüngel besser als der CDU-Vielfach-Funktionär, der schon mit 16 in die Partei Diepgens und Landowskys eintrat.

Von Papi erbte er eine Teppichverleger-Firma und fühlte sich allein dadurch seinen Mitbürgern überlegen.
Linke, Migranten, Künstler - kurzum die ganze Berliner alternative Szene hasste er schon immer wie die Pest und drückte dies auch in seiner eigenen Sprache aus:

Die Süddeutschen Zeitung vom 23. August 2001 berichtete als Erste darüber, er habe in seiner Zeit bei der Jungen Union Schwarze „Bimbos“ und Türken „Kanaken“ genannt.
Behinderte waren für ihn „Mongos“ und eine Lehrerin, die diese Ausdrücke bemängelte, bezeichnete Jung-Steffel als „Kommunistenschlampe“.

Die Kritik an seinen Manieren konnte er nicht verstehen und erklärte Michel Friedman:
„Einem Jugendlichen rutscht sowas schon mal raus!“

Im Intrigantengestrüpp der Berliner CDU hangelte er sich 2001 zum Bürgermeisterkandidat empor und forderte Klaus Wowereit heraus.

Nun allerdings unterliefen dem Reinickendorfer Hitzkopf taktische Fauxpas im Stundentakt.

Daran gewöhnt stets zielstrebig den Mächtigen in den Anus zu kriechen, robbte er sich an den damals stärksten Mann der Union - Edmund Stoiber - heran und erklärte sogleich schleimtriefend, daß München seine Lieblingsstadt sei - „die schönste Stadt Deutschlands“ und „heimliche Hauptstadt“.
Nun kann man diesbezüglich unterschiedlicher Ansicht sein; die Geschmäcker der Publikümmer sind eben verschieden (ich teile die Ansicht übrigens nicht) - aber wenn man sich anschickt Berlin regieren zu wollen, ist es wenig ideal im Wahlkampf andere Städte zu favorisieren.

Überhaupt Stoiber - die von Steffel auserkorene Vaterfigur brachte ihm kein Glück.
Bis heute ist einer der spektakulärsten Polit-Schnappschüsse die Aufnahme aus dem 2001er Wahlkampf in Berlin, als der mit Eiern beworfene Steffel furchtsam hinter Stoibers Rücken abtaucht und den adorierten Bayern die Geschosse abfangen lässt.

(Man erkennt ihn nur ganz klein hinter dem Bayern kauernd, seine Hand ängstlich an Stoibers linken Oberam festgekrallt)

Der als Angsthase dastehende CDU-Spitzenmann ließ sich unverdrossen weiter von seiner Werbeagentur Publicis, als „Kennedy von der Spree“ verkaufen.

Es war das Jahr des Wowereits, der auf dem Sonderparteitag am 10. Juni 2001 einer Springerschen Schmutzkampagne zuvorkam und die inzwischen geflügelten Worten „Ich bin schwul – und das ist auch gut so!“ sprach.

Im Umgang mit der Homosexualität seines Gegners nahm Steffel erneut Anleihen bei seinen bewunderten CSU-Politikern.
CSU-Generalsekretär Thomas Goppel griff in den Berliner Wahlkampf ein und nölte tief unter die Gürtellinie: "Wowereit und Partner, die allabendlich versuchen, der Biologie ein Schnippchen zu schlagen."

Der Reinickendorfer CDU-Spitzenmann ließ daraufhin nur noch Wahlplakate aufstellen, die ihn zusammen mit seiner sehr weiblichen blonden Frau zeigten und versuchte verzweifelt homophobe Reaktionen zu triggern, indem er mit falschem Pathos verlautbaren ließ, er denke gar nicht daran sich dafür zu schämen, daß er verheiratet sei.

Dem Berliner Inforadio erklärte der selbsternannte „Kennedy von der Spree“:

"Ich habe noch nie einen Menschen wie Klaus Wowereit gekannt, der mich so oft getäuscht und belogen hat und der charakterlich so deformiert ist“.

Das Ende vom Lied ist bekannt:
Bei der Wahl am 21. Oktober verlor die CDU 17 Prozentpunkte und erhielt 23,8 Prozent der Stimmen. Damit lag sie knapp vor der PDS, die 22,6 Prozent erreichte und damit 4,9 Prozentpunkte hinzugewann. Die SPD kam auf 29,7 Prozent (+7,3 Prozentpunkte).
Das Berliner Stadtmagazin „tip“ wählte Steffel sogar zum „peinlichsten Berliner“ des Jahres 2001.

Die CDU-Fraktion wählte ihn dennoch zum neuen Chef.
In den nächsten zwei Jahren schaffte es der Teppichverleger die CDU noch weiter in den demoskopischen Abgrund zu treiben und darüber hinaus mehrere Landesvorsitzende entnervt das Handtuch werfen zu lassen.

2005 wurde er Kandidat des Bundestagswahlkreis Berlin-Reinickendorf (WK 78); scheiterte aber sowohl als Direktkandidat als auch über die Landesliste.

2009 hat er es nun geschafft und ist wieder Hoffnungsträger von Merkels Hauptstadt-Mannen.

Die Berliner Morgenpost jubelte:

Er ist der erfolgreichste der Berliner CDU-Bundestagsabgeordneten. Keiner erhielt so viele Erststimmen wie Frank Steffel in Reinickendorf. Der ehemalige Spitzenkandidat der Berliner CDU für das Amt des Regierenden Bürgermeisters steht nun vor einem politischen Comeback auf Bundesebene und feuert die Seinen kräftig an. 39 Prozent - so lautet die magische Zahl. 39 Prozent der Erststimmen holte Steffel, dem viele in der Hauptstadt nach einem desaströsen Wahlkampf 2001 gegen Klaus Wowereit das Ende aller politischen Träume vorausgesagt hatten, bei der Bundestagswahl am Sonntag. 39 Prozent, die Steffels ohnehin vorhandenes Selbstbewusstsein noch einmal gestärkt haben.

Tatsächlich sind es auch hier mal wieder die kurzsichtigen Grünen- und Linkenwähler, die den Einzug des Bimbo/Mongo-Grölers in den Bundestag ermöglichten.
Jörg Stroedter von der SPD erhielt 27,4 % Erststimmen, die Grüne Anke Petters wurde sinnloserweise von 10,7 % gewählt und auch die aussichtslose Kandidatur des Linken Felix Lederle wurde von 8,1 % unterstützt.
Zusammen sind das 46,2 % - also deutlich mehr als Steffels Erststimmenzahl.

Man hätte es leicht verhindern können ihn als Volksvertreter in den Bundestag zu schicken.

Vielleicht hatte der überzeugte Christ Steffel ja Hilfe von oben - der Mann scheint mehrere Leben zu haben und stets auf die Füße zu fallen - und wenn er noch so hartnäckig in die tiefsten Jauchegruben abtaucht!

9 Kommentare:

QuakediQuak hat gesagt…

Jörg Stroedter von der SPD erhielt 27,4 % Erststimmen, die Grüne Anke Petters wurde sinnloserweise von 10,7 % gewählt und auch die aussichtslose Kandidatur des Linken Felix Lederle wurde von 8,1 % unterstützt.
Zusammen sind das 46,2 % - also deutlich mehr als Steffels Erststimmenzahl.


Da liest du die Zahlen aber sehr aus der sozialdemokratischen Sicht.
Schließlich kommt der sympathische Herr Steffel zusammen mit den Erststimmen für die FDP auf über 49% und auch die Zweitstimmen scheinen dafür zu sprechen, dass schwarz-gelb in Reinickendorf beliebter ist als rot-rot-grün - zumindest derzeit.
Ich schätze aber fast, dass das System mit den Erststimmen abgeschafft werden müsste um dem Wählerwillen adäquate Mehrheitsverhältnisse im Bundestag zu schaffen; schließlich kämpfen in jedem Wahlkreis drei Kandidaten um die 'linken' Stimmen aber nur zwei um die 'rechten'. Da scheint mir auf Dauer ein permanentes Übergewicht an CDU-Direktmandaten unausweichlich.

Gruss

QuakediQuak

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Bei den Erststimmen geht es ja ausschließlich um die relative Mehrheit - der Gewinner bekommt den Sitz, die anderen nichts!
So kommt es ja gerade zu den Überhangmandaten.


Bei 100 Kandidaten, die alle knapp unter 1 % der Erststimmen bekämen, würde der mit den 1,x % den Sitz gewinnen.


Du hast schon recht - wenn die FDP-Erststimmenwähler auch Steffel gewählt hätten, sähe es schlecht aus für die SPD.
Ob das aber tatsächlich ALLE FDP'ler getan hätten, erscheint mir angesichts der Person Steffel nicht wahrscheinlich.

Jedenfalls ist es grundsätzlich SINNLOS mit der Erststimme Linke, FDP oder Grüne zu wählen - es sei denn daß sie wie in Berlin-Mitte eine realistische Chance haben.

(Es gab schließlich 16 Linke Direktmandate und sogar ein Grünes)

LGT

QuakediQuak hat gesagt…

Naja--
Grüne und Linke hätten Stroedter sicher nur mit Bauchschmerzen gewählt, ich schätze mal schon, dass die FDP-Wähler mit ähnlichen - vielleicht etwas größeren- Bauchschmerzen Steffel gewählt hätten. Und seien wir mal ehrlich:
So unsympathisch Steffel auch sein mag, der Schaden, den er anrichtet, wird nicht größer sein, als wenn seinen Sitz ein von Merkel aufs Handheben dressierter Affe innehätte.
Insofern hätten sich die FDP-Wähler wohl sehr gut damit anfreunden können ihn zu wählen.

Gruss

QuakediQuak

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Du hast schon recht.

Aber nach meinem rein subjektiven Empfinden ist Steffel wirklich so ziemlich der widerlichste CDU-Mann überhaupt.
Das ist schon eine Liga mit Schäuble und Koch.
Nur eben in noch doofer.

Dem gönne ich einafch den Sieg nicht
;)

LGT

Oberclown hat gesagt…

Eben der ist nicht nur Bösartig und selbstverliebt, sondern zusätzlich noch primitiv. Die Kombination ist auch in der CDU nicht so häufig.


Und zu den Erststimmen, da ja bis 2011 die Überhangmandate neu geregelt werden müssen, ich wenn etwas zu entschieden hätte, hätte ja direkt nach dem Urteil versucht schnell ein legales Wahlrecht für die nächste Wahl zu schaffen, aber ich bin ja auch ein Clown, können wir damit rechnen, dass da man schwarz gelb zusammengewählt hat (ich hab die nicht gewählt sondern wen anderen) kann man sicher sein, dass die uns ein Wahlrecht bescheren, dass eine Überhangmandatregelung hat, die dauerhaft die CDU bevorzugt.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Und wieder kann ich dazu nur sagen:
Überraschend ist das alles nicht - das konnte man sich auch vorher denken.
Schwarz/gelb hat dennoch eine Mehrheit bekommen.
Die Majorität der Wähler hebt die Daumen und sagt damit: „Los! Wir wollen weiterhin verarscht werden!“

LG
T

QuakediQuak hat gesagt…

@ Oberclown

Bösartig ist keine menschliche Charaktereigenschaft; diese Vokabel lasse ich höchstens bei Lord Voldemort gelten, ansosten zeugt sie höchstens davon, dass ihr Benutzer nicht in der Lage ist seine Kritik in sachliche Worte zu fassen.

selbstverliebt:Dazu nur mein Lieblingsaphorismus von Oscar Wilde:
Eigenliebe ist der Beginn einer lebenslangen Romanze.


Bleibt noch primitiv: Dazu will ich mich nicht ussern. Erstens kenne ich den werten Herrn nicht (wenngleich die hier von Tammox gepostete Anekdotensammlung ihn einem doch sehr eindeutigen Licht erscheinen lässt) zweitens bin ich versucht hier anzumerken, dass diese Eigenschaft alleine in der CDU zumindest keine komplette Ausnahmeerscheinung ist.


Beim Thema Wahlrechtsreform muss ich gestehen, dass mir die nötige Phantasie fehlt um sich eine Änderung, die sowohl schwarz als auch gelb bevorzugt. Im übrigen glaube ich, dass selbst Westerwelle weiss, dass er nur dann auf ähnlich gute Wahlergebnisse wie in dieser Wahl hoffen kann, wenn für die CDU-Wähler schwarz-rot drohend im Raum steht. Allgemein würde mich aber wirklich interessieren, welche Änderungen im Wahlrecht ihr konkret erwartet.

Gruss

QuakediQuak

Oberclown hat gesagt…

Ja ich bin tatsächlich nicht in der Lage meine Kritk in sachliche Worte zu fassen. Am ehesten noch so: Berlin hat quer durch alle Parteien, Fraktionen, Gruppen und Gruppierungen in der Politik Personen an zu bieten, die sogar bundesweit unangenehm auffallen. Aber selbst da schafft es Steffel gelegentlich noch heraus zu stechen.


Konkrete Erwartungen an die Wahlrechtsänderung habe ich nicht, es sind zu viele Möglichkeiten denkbar die Überhangmandate neu zu regeln um auch nur grob ab zu schätzen, was die Koalition bevorzugt. Aber ich vermute mal, dass zumindest keine der Lösungen gewählt werden wird, die die Überhangmandate komplett abschafft.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Da muß ich Oberclown unterstützen - als NICHTBerliner weiß ich zwar, daß der Berliner CDU-Landesverband schon eine herausgehobene Stellung auf der nach oben offenen Stümperskala einnimmt, aber ich bin natürlich kein Insider und kenne die Stadt nur von gelegentlichen Besuchen.
Da sind mir logischerweise nicht alle kommunalen Personen so geläufig.

Aber Steffel ist wirklich ein Highlight, der schon lange, lange bundesweit bekannt ist.
Der hat es mit seiner extremen Dummdreistigkeit geschafft sehr schnell in ganz Deutschland bekannt zu werden.
Über den lachen wir in Hamburg auch schon seit x Jahren.
Doof und dumm sind ja einige Politiker - aber Steffel ist besticht wirklich mit extremer Widerlichkeit. Ein echtes Brechmittel. Es passte auch so dermaßen wie die Faust aufs Auge, als man dann noch erfuhr, daß er mit Ausdrücken wie „Bimbo“ und „Mongo“ um sich warf.
Genau SO stellt man sich ihn auch vor.

Einfach das Allerletzte.

Die Vorstellung, daß der Typ als Bundestagsabgeordneter auf Reisen geht und im Ausland Deutschland repräsentiert, würde mich dazu bringen den Pass zu verbrennen - wenn ich denn einen deutschen Pass hätte!
Da bin ich Roland Koch und Angela Merkel ja noch a posteriori dankbar, daß sie mir die deutsche Staatsbürgerschaft 1999 verweigert und verhindert haben.

Schauderhaft..

Schüttel…
T.