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Sonntag, 18. Oktober 2009

Viel Geld

Jedesmal wenn ein Lottojackpöttchen aufgebaut wird, kommen Boulevardsender auf dieselbe kreative Idee - sie schicken ihre Reporter-Azubis los und fragen die Passanten, die zu blöd sind nicht rechtzeitig vor dem Mikro wegzulaufen, was sie mit einer Million Euro machen würden.

Die Antworten sind auf eine geradezu erschreckende Weise spießig.
Da kommt so sicher wie das Amen in der Kirche: Häuschen kaufen, zur Bank bringen, Weltreise und Auto kaufen.

Für das ganz große Geld fehlt es offenbar an Phantasie.
Ich denke, daß ich mehr Kreativität aufbringen könnte - daher wäre ich auch gar nicht so gerne Millionär, sondern lieber ein Milliardär, der wie der 100-Jährige Werner Otto alterweise Jahr für Jahr aufs Neue Millionen verschenkt.
Ja, doch, da fielen mir auch genügend aus meiner subjektiven Sicht Bedürftige ein.

Unpraktischerweise kommt man nicht so leicht an eine Milliarde.

Letzte Woche habe ich aber (mal wieder) Dummensteuer (vulgo: Lotto) gezahlt und - überraschend - nichts gewonnen.
Mist.
Aber laut meines neuen Mottos - man muß immer das Positive sehen - erkenne ich auch die Vorteile daran, daß ich keine Million(en) habe.

Als Reicher hat man sich mit ganz neuen Problemen herumzuschlagen.
Dabei ist das größte und alles andere überlagernde Problem die Angst seinen Reichtum zu verlieren.
Eine keineswegs unbegründete Angst, wie die aktuelle zum neunten mal erstellte Sonderausgabe der Manager-Magazins „Die 300 reichsten Deutschen“ zeigt.
Satt der Im Jahr 2008 gezählten 122 Einzelpersonen-Milliardäre, sind dieses Jahr nur noch lumpige 99 Zehn- und Elfstellige übrig.
(Nicht eingerechnet Familienclans wie die Brenninkmeijers, die zwar noch 22,5 Milliarden übrig haben, die aber zu vielköpfig sind, als daß man genau wüßte, wem eigentlich was gehört)

Der Wert der 100 größten Vermögen sank von 324,6 Milliarden (2008) auf aktuell 285,6 Milliarden Euro - mithin ein Verlust um 12 %!

Finanzhirnies wie Madeleine Schickedanz sind gar ganz aus der Top-300 rausgeflogen; ihr Schicksal beweinte ich schon am 29. August.

Bitter auch die letzten 12 Monate ihrer ehemaligen Milliardärskollegin Frau Schaeffler, die nun nach den sehr konservativen mm-Schätzungen lediglich 400 Millionen Euro übrig hat.
Zurück geworfen auf Hartz-IV-Niveau!

Die Börse, auf deren Parkett sich Aktienzocker wie Susanne Klatten so wohl fühlte, hat also das
geschafft, was die Damen und Herren Superreichen bisher ausschließlich dem Staat zutrauten: Ihnen das Geld abzuknöpfen.

Milliardäre haben offensichtlich eine spezielle Wahrnehmung.
So jammerte der Daimler-Chef Jürgen Schrempp 1998 beim Amtsantritt von Rot/Grün, daß die Ertragssteuern keinesfalls steigen dürften, da er sonst gezwungen sei den Standort Deutschland zu verlassen.
In Wirklichkeit hatte der Konzern schon seit Jahren überhaupt gar keine Steuern mehr in Deutschland gezahlt.
Das Geld wurde der Herr Professor (Verleihung des Titels Professor durch den damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel, CDU) auch ohne Staatshilfe los.
5,5 Milliarden DM verzockte Schrempp bereits vor seinem Aufstieg zum Vorstandsvorsitzenden (1995-2005) als DASA-Chef mit dem Fokker-Desaster.
Aber das war noch nichts gegen die geschätzten weltweit 60 Milliarden Dollar, die Schrempp im Zuge seiner Fusionitis mit Chrysler und Mitsubishi verbrannte.
Konsequenzen mußte der achtstellig Verdienende nie fürchten, da Aufsichtsrat Kopper seine schützende Hand über ihn hielt - jener Mann, den die nördliche CDU dazu erkoren hat als Aufsichtsrat über HSH-Nordbank Nonnenmacher zu wachen.
Wenig überraschend also, daß Kopper die lumpigen 500 Millionen Euro, die Nonnenmacher persönlich im Jahr 2008 beim Omega-Deal verlor, als irrelevant ansieht.

Der Steuerzahler kommt ja dafür auf.

Um sicher zu gehen, daß es auch wirklich wehtut mit dem Kopf gegen die Wand zu laufen, versuchen es die Milliardäre immer wieder mit spektakulären Übernahmen, die auch gerne von den neoliberalen Claqueuren der Wirtschaftspresse bejubelt werden, wie zuletzt im Falle Schaeffler-Continental.
Daß diese Fusionen in der Mehrzahl der Fälle nicht funktionieren und nur allen schaden, weiß man zwar, blendet es aber vor lauter Geifer und Gier in den Vorstandsetagen immer wieder aus.

Hat man erst einmal die luftigen Höhen des Superreichtums erreicht, verschiebt sich offenbar die Wahrnehmung.

Dann ist der internationale Turbokapitalismus stets gut und der steuereintreibende Staat stets schlecht.

Auf den rückgratentkernten Regierungsbänken traut man sich, bis auf wenige Ausnahmen wie Steinbrück, nicht aufzumucken.

Der Vorschlag nach amerikanischen Vorbild bei Steuerflüchtigen die Deutsche Staatsbürgerschaft zu entziehen, trifft auf keinerlei Widerhall.

Nein, im Gegenteil; wer hierzulande seine Millionen und Milliarden macht und sich dann dem Solidargedanken entzieht, indem er sich gen Österreich oder Monte Carlo absetzt, wird hier dennoch über alle Maßen adoriert - siehe Boris Becker oder Michael Schumacher.

Kein Wunder, daß der allerbeliebteste Deutsche Politiker keinerlei Imageschaden nimmt, nur weil sich seine Familie höchst antideutsch verhält und ihr Vermögen in die Alpenrepublik schafft.

Die Rede ist vom Minister Tatenlos, der bisher durch keinerlei Handeln politisch aufgefallen ist und sich sattdessen zum Popstar hochstilisierte:
Karl-Theodor von und zu Guttenberg holte 68,1 Prozent der Erststimmen bei der Bundestagswahl.

Unmittelbar nachdem 2008 die Republik Österreich die Erbschaftssteuer abgeschafft hatte, schaffte auf die Hunderte Millionen schwere Guttenberg-Sippe ihr deutsches Vermögen ab und zog gen Süden, wie u.a. Uwe Ritzer berichtete.
Im österreichischen Kurort Semmering gründete Papa Guttenberg die "Freiherrlich von und zu Guttenberg’sche Familienstiftung" mit dem Zweck der „tunlichste[n] Erhaltung vor allem des historisch und kulturell bedeutsamen Stiftungsvermögens".

Einige sind immer gleicher als gleich.
Angestellte und Arbeiter haben bekanntlich keine Ausweichmöglichkeit, in dem Falle, daß sie lieber keine Steuern zahlen würden.

Dafür sorgt schon die Regierung, die Regierung, zu der auch Deutschlands allerbeliebtester Politiker Guttenberg zählt.
Die Staatsgewalt setzt er ohne wenn und aber durch.


Außer eben für seine eigene Familie.

Dem Wähler gefällt’s.

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