TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Sonntag, 25. Oktober 2009

Ich bin jetzt auch xenophob.


Zunächst aber mal noch ein anderes Geständnis:
Ich gehöre auch der extremen Minderheit derjenigen an, die nicht gerne reisen.
Von den Orten, die ich schon gesehen habe, fand ich zwar viele sehr beeindruckend und wunderschön, aber ich fände womöglich noch mehr Orte noch toller, wenn ich sie auch besuchen würde.
Ach ja, da ist noch was, das ich überhaupt nicht leiden kann - Menschenmassen.
Das ist ein heutzutage nicht unerhebliches Hindernis bei der Reiserei. Glücklicherweise gibt es Film, Funk und Fernsehen und Internet und Bücher - da kann man auch vom heimischen Sofa aus, anders als weiland Immanuel Kant die ein oder andere recht plastische Schilderung fremder Länder und Sitten genießen.
Es reicht jedenfalls, um sich genügend Anhaltspunkte zu sammeln, damit man seine Vorurteile konstruieren kann.


So gibt es mittlerweile kaum ein Land, über das ich noch nicht meine ganz subjektive Sicht entwickelt habe - unabhängig davon, ob ich schon einmal dort war, oder nicht.

Einige Länder finde ich super - zum Beispiel Australien, Island, Bhutan, Kanada, Rußland, Israel, die Türkei.
(EU-Staaten lasse ich mal außen vor - davon weiß ich dann doch so viel, daß er schwer fällt sie durch die schwarz-weiß-Brille zu sehen)
Andere Länder mag ich dagegen überhaupt nicht und will da auch gar nicht hin.
Dazu gehören Mexiko, Indien und Jamaica.

Jamaica kenn‘ ich nicht, will ich nicht.

Um das noch genauer auszuführen, seien einige meiner Antigefühle triggernden Dinge erwähnt:

1.) Tropisches Klima - ätzend, viel zu heiß.

2.) 70% Christen - viele in streng evangelikaler Ausrichtung.

3.) Fanatisch homophobe Gesellschaft, Schwule kommen für zehn Jahre ins Gefängnis - wenn sie Glück haben. Oft werden sie auch einfach gelyncht: In neueren jamaikanischen Dancehall-Songs wird darüber hinaus regelmäßig zur Ermordung von Homosexuellen aufgerufen (bun dem chichiman = verbrennt die Schwulen); dazu gehören die bekannten Künstler Beenie Man, Bounty Killer, Capleton, Elephant Man, Buju Banton, Sizzla und Vybz Kartel.
Viel Spaß Westerwave, wenn Du da mal vorbei kommst

4.) Rastafaris. Die Frisuren stoßen mich körperlich ab, stören mein ästhetisches Empfinden. Das Wort leitet sich übrigens von dem Geburtsname des äthiopischen Kaisers Haile Selassie ab: Ras Tafari, der als Messias verehrt wurde. Alttestamentarisch sind sie nämlich auch!

5.) Bob Marley und Reggae - ich kann die Musik einfach nicht ausstehen!

6.) Die Farben der Nationalflagge. Schwarz. Gelb, grün! Was für eine HÄSSLICHE Kombination!


Punkt 6 möchte ich noch genauer ausführen.

Auf dem Parteitag der Grünen kam es zwar nun doch nicht soweit, wie sich das die Freunde der Atomparteien vorgestellt hatten.
Gescheitert ist ein Vorstoß der grünen Fraktionschefs aus den Landtagen, auch Bündnissen mit Union und FDP grundsätzlich offen gegenüberzustehen.

Nun steht man also der Option, die man im Saarland bereits praktizieren möchte, nicht grundsätzlich offen gegenüber.

Auch Grüne verstehen sich auf höhere Dialektik.
Das CDU-Liebchen Hubert Ulrich kam sehr sehr glimpflich weg, wie sueddeutsche.de berichtet:

Rote Heliumballons in Herzchenform links und rechts, daran aufgehängt eine Jamaika-Flagge. Hubert Ulrich war eingerahmt, als er das Rednerpult betrat. Eingerahmt von einer Protestaktion der Grünen Jugend stand der "CDU-Liebhaber" dort, wie ihn einer der Initiatoren nannte. Der Protest habe zeigen sollen, "dass große Teile der Partei mit seiner Entscheidung nicht ganz einverstanden sind". Ulrich wartete die Aktion geduldig ab, bevor er in seiner Rede um Unterstützung bat. Es hätte für ihn schlimmer kommen können. "Wenn die grüne Basis tobt, sieht das anders aus", sagte einer, der schon viele Parteitage hinter sich hat.

Es ist noch nicht so lange her - es war unmittelbar nach den letzten Landtagswahlen, als der Spiegelfechter in seinem legendären „Matschielanti-Artikel“ prognostisch aktiv wurde.

Da die Linke von ihrer Blockadeposition, Maas ebenfalls nicht unterstützen zu wollen, abgerückt ist und sich als Juniorpartner der SPD anbietet, ist Heiko Maas in der glücklichen Position, das Heft des Handelns in der Hand zu haben. Das Zünglein an der Waage sind im Saarland die Grünen, die auch von Schwarz-Gelb umworben werden. Jamaika kann für die Saar-Grünen aber keine ernsthafte Option darstellen. Programmatisch stehen Welten zwischen Schwarz-Gelb und Grün. Wenn grüne Spitzenpolitiker das Ergebnis am Wahlabend als klare Absage an Schwarz-Gelb werten, so können sie ihren saarländischen Landesverband auch nicht als Steigbügelhalter für eben diese Koalition positionieren. Dies wäre ein Verrat am Wähler, der den Grünen bei den Bundestagswahlen Stimmen kosten würde. Die Weichen im Saarland sind somit auf Rot-Rot-Grün gestellt.

So kann man sich täuschen.

Es wäre unredlich sich darüber nun besserwisserisch lustig zu machen.
Daher sei an dieser Stelle ganz klar gesagt, daß ich die Saarländischen Koalitionsmöglichkeiten damals ganz genauso einschätzte.

Wie konnte es zu dieser Fehleinschätzung kommen?
Was ich immer noch nicht erklären kann, ist die Tatsache, daß Herr Ulrich auf dem Rostocker Parteitag - unmittelbar nach Abschluß der schwarzgelben K.O.alitionsverhandlungen in Berlin lediglich mit Herzchen-Heliumballons umtanzt wurde, statt ihn zu teeren und zu federn.
Die Farbbeutelzeiten sind jedenfalls vorbei.

Was ich aber inzwischen besser verstehe, ist der Hintergrund von Ulrichs Jamaika-Entscheidung.
Er hat offenbart viel größere persönliche Animositäten mit Lafontaine, als ich wußte. Das ist das Eine.
Aber insbesondere war mir damals noch nicht bewußt, wie klein das Saarland tatsächlich ist.
Während anderswo die Liberalen das Schreckgespenst par excellence für Grüne sind, ist man sich in Saarbrücken deutlich näher.

Wie der Spiegel berichtet, saßen bei den jamaikanischen K.O.alitionsverhandlungen lediglich Arbeitskollegen am Tisch:
So ist Grünen-Chef Hubert Ulrich als Marketingleiter für die IT-Beratungsfirma Think & Solve tätig, zu deren Gesellschaftern der Unternehmer und FDP-Kreisvorsitzende Hartmut Ostermann aus Saarbrücken zählt.
Ostermann, der Multiunternehmer und Hans Dampf in allen Gassen spielte eine Schlüsselrolle und war der entscheidende Vermittler am Verhandlungstisch.

Man staunt nicht schlecht, wie sehr der Saar-Grünen-Chef es beherrscht mit verschiedenen Maßstäben zu messen:

Grünen-Chef Ulrich hatte während der heiklen Sondierungsphase mehrfach den ehemaligen Grünen-Mitgliedern und jetzigen Linken-Abgeordneten Barbara Spaniol und Ralf Georgi vorgeworfen, aufgrund privater und beruflicher Kontakte zu dem Ex-Grünen Andreas Pollak "fremdgesteuert" und daher koalitionsunfähig zu sein.

Daß er selbst über seinen Chef mit wirtschaftlich eng mit dem CDU-Innenminister Klaus Meiser (von 2001 bis 2007 als Projektmanager für Ostermanns Firma Victor's) zusammenarbeite und darüber hinaus einigen Kraken-Armen des FDP-Manns Ostermann diente, nämlich eben diese Hotelkette Victor's sowie die Pro-Seniore-Unternehmensgruppe, fand Ulrich bisher nicht weiter erwähnenswert.

Die Grünen, die ich noch in dunkler Erinnerung habe, würden sich an dem Geschmäckle dieser Konstellation dann doch ein wenig mehr stören, als daß sie nur ein paar Spott-Heliumherzchen aufstellten.

O tempora, o mores.

Keine Kommentare: