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Dienstag, 28. September 2010

Der Christ des Tages- Teil XXXIII

Als Abonnent teurer überregionaler Zeitungen erwarte ich natürlich von den dort verpflichteten Edelfedern Artikel auf einem höheren Niveau als zum Beispiel Texte von RTL-aktuell-Nachrichten.
In der Regel funktioniert das auch gut. Die Süddeutsche Zeitung hat hervorragende Journalisten, die noch wissen wie man mit der Sprache umgeht, die offensichtlich auch schon mal eine Bibliothek von innen gesehen haben.

Beim nicht sehr viel billigeren Hamburger Abendblatt sieht das schon ganz anders aus. Bei den Springer-Jungs und Mädels dürfen auch gerne mal Leitartikel von eher unterdurchschnittlich Belichteten verfasst werden.
Ein echter Niveau-Tiefpunkt wird beispielsweise erreicht, wenn Chef Claus Strunz seine Barbara Möller vom Stapel läßt.
Mitunter ist die Frau so selten dämlich, daß ich es mir nicht verkneifen kann sie extra in diesem Blog zu würdigen.
Geschehen im November 2008 anlässlich eines ultraflachen Möller-Artikels über Martin Luther oder auch im Juli 2010, als sie von der Machtübernahme der LINKEn in NRW orakelte.

In der heutigen Abendblatt-Ausgabe darf Frau Möller wieder CDU und FDP über den grünen Klee loben. Die 5 Euro Hartz-Aufstockung findet sie mutig.
Voller Bewunderung für Schwarz-Gelb zieht sie nun gegen die Kritiker zu Felde:

…eine Gewerkschafterin entrüstete sich über die "Demütigung". Tatsächlich ist es wohl eher demütigend, über lange Zeit arbeitslos zu sein. Und erleben zu müssen, dass sich die eigenen Kinder ausgegrenzt fühlen. Weil kein Geld für Musik, Sport oder Theater übrig ist. Demütigend ist allerdings nicht, dass der Gesetzgeber die 14 Euro aus dem Regelsatz herausstreichen will, die bislang für Alkohol und Zigaretten eingerechnet waren. Denn erstens muss der Staat nicht für die Süchte derer aufkommen, die er in ihrer Notlage alimentiert, und zweitens ist er ja bereit, stattdessen die Kosten für Praxisgebühren und Internetzugänge zu berücksichtigen. Nicht zuletzt deshalb kommen jetzt fünf Euro auf den Regelsatz drauf. Fünf Euro. Schwarz-Gelb hat eine erstaunlich unpopuläre Entscheidung getroffen. Man kann diese Entscheidung sogar mutig nennen.
[…] Die Bundesregierung hat diesem Druck nicht nachgegeben. Sie scheint entschlossen, sich das ohnehin schon wackelige Lohnabstandsgebot nicht noch weiter untergraben zu lassen. Einer, der arbeitet, muss am Ende mehr haben als einer, der sein Geld vom Staat bekommt
(„Soziale Kälte sieht anders aus“ - Barbara Möller am 28.09.10)

(Kaum ein Halbsatz dieses Springer-Artikels ist korrekt. „Unpopulär“? 58% der Deutschen sind gegen eine Hartz-Erhöhung. „Internetzugang“? Dafür sind 2,28 Euro im Monat vorgesehen. „Praxisgebühr“? 2,64 Euro - das wird ja dicke reichen)

Bei der SZ gibt es glücklicherweise kaum so freche Wahrheitsantagonisten.

Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel und daher sei jetzt „der Christ des Tages- Teil XXXIII“, SZ-Kolumnist Alexander Kissler, 40, erwähnt.

Der promovierte Literaturwissenschaftler ist glühender Ratzinger-Fan, war früher bei der FAZ angestellt und schreibt nun als freier Mitarbeiter für die SZ, sowie andere Blätter und Onlinemagazine, darunter die stramm katholische „Tagespost“.

Der ultrakatholische Nachrichtendienst „Zenith - die Welt von Rom aus gesehen“ schrieb bewundernd über Kisslers Auftritt bei der Kundgebung „Deutschland pro Papa" im Juli 2010 auf dem Münchner Odeonsplatz:

„Nun spricht Gabriele Kuby - hören Sie da mal gut zu", sagte eine Mittsechzigerin eindringlich zu den Pressevertretern am Rande der Kundgebung „Deutschland pro Papa". Wenn bis zu 2.000 Gläubige aller Altersgruppen in den heißesten Stunden über Mittag am Sonntag auf dem Münchner Odeonsplatz ausharrten, dann für Sätze wie diese: „In vielen Ländern der Welt werden Christen bis aufs Blut verfolgt. Bei uns beginnen Ausgrenzung, Schmähung, Gewissenskonflikte im Beruf, der Griff der Mächte der Welt nach den Kindern und Jugendlichen. Wir werden nur dann bereit sein und die Kraft haben, Opfer zu bringen, wenn wir im Innersten erkannt haben, dass wir ohne Jesus Christus nicht leben können." Die Gläubigen aber brauchten Hirten, an deren Sein, deren Wort und deren Handeln sie Jesus erkennen könnten. „Hirten, die vorbehaltlos hinter dem Papst stehen, damit auch wir vorbehaltlos hinter ihnen stehen können". Applaus brandete nach beinah jedem Satz der Rede der katholischen Schriftstellerin Kuby auf, aber an dieser Stelle besonders.
[…] Dank und Anerkennung, das waren Leitmotive der Münchner Veranstaltung, die [der Moderator - Red] Ragg gleich zur Eröffnung aussprach: „Wir haben jetzt schon lange zugesehen, wie dieser gütige, weise und liebenswerte Mensch von ahnungslosen Berichterstattern in ein falsches Licht getaucht wird. Viele von uns hätten sich gewünscht, dass Berufenere in unserer Kirche sich deutlicher hinter den Heiligen Vater stellen. Und jetzt sagen eben wir mündige Christen, öffentlich: Wir lieben diesen Papst, wir vertrauen diesem Papst, wir stehen zu diesem Papst." Als probates Mittel gegen die von Ragg erwähnte Ahnungslosigkeit empfahl Alexander Kissler, der nach Gabriele Kuby auftrat, „unvoreingenommen" an die Schriften den Papstes heranzugehen und diese als „aufklärende Lektüre" und „entgiftende Verkündigung" anzunehmen.
(Michaela Koller 13.07.10)

Kuby, fanatische Schwulen-Hasserin, Kämpferin gegen Harry Potter, Fighterin wider des "gender-mainstreamings", Kreuznet-Ikone und Christin des Tages No II, ist eigentlich Grund genug einer solchen Veranstaltung fernzubleiben.

Kissler (Motto: „Besser denken, weiter denken“ -A.K.) erklärte bereits mehrfach in Fernsehinterviews, daß Joseph Ratzinger („Kondome verschlimmern das AIDS-Problem!“) der intelligenteste Mensch sei, den er je getroffen habe.

Der SZ-Mann hat sich dem Papst nicht nur völlig unterworfen, nein, er fühlt sich auch zuständig diesen Papst, der die Gläubigen schneller als jemals zuvor zum Kirchenaustritt treibt, immer und überall aggressiv zu verteidigen.

Hpd nennt Kissler inzwischen „Großinquisitor“:

Seit Joseph Ratzinger den Stuhl Petri bestiegen hat, scheint sich Alexander Kissler bemüßigt zu fühlen, dessen Sprachrohr in Deutschland zu werden. Wie der frühere Präfekt der Glaubenskongegration wettert er gegen alles, was der reinen Lehre der römisch-katholischen Kirche widerspricht.
So beklagt Kissler beispielsweise gerne den Verfall der Sitten, beschwört die in Bedrängnis geratene Würde des Menschen und gemahnt uns an die Gefahren einer Schönen neuen Welt. Eine weitere Zielscheibe seiner Kritik sind die so genannten „Neuen Atheisten“. Hierzu zählen in erster Linie Richard Dawkins, Sam Harris, Christopher Hitchens und Daniel Dennett. Insbesondere Dawkins ist ihm ein Dorn im Auge. So berichtet er unter dem Titel „Richard Dawkins und ich: 26 Minuten auf dem blauen Sofa“ etwa von seiner kurzen Begegnung mit dem Evolutionsbiologen, der sich seiner Ansicht nach vor allem durch „Arroganz und Ignoranz“ auszeichne.
[…] Den Gipfel der Absurdität erreicht Kisslers Auseinandersetzung mit Dawkins allerdings, wenn er dem Evolutionsbiologen unterstellt, er wolle eine biologische Ethik lehren, deren zentrale Norm in der „freien Forschung“ bestehe. „Wenn hier nicht die Gläubigen stets aufs neue die Menschenwürde einklagten, gäbe es vielleicht heute schon zustimmungslos ihrer Organe beraubter Patienten.“ Kissler glaubt offenbar, dass das deutsche Transplantationsgesetz, das die Entnahme von Organen ohne vorherige Einwilligung des betroffenen Patienten ausdrücklich verbietet, von Benedikt XVI. erlassen worden sei. Dostojewskijs Großinquisitor hatte zumindest noch Format und Stil. Kissler lässt sich dagegen nur nachsagen, was er Dawkins vorwirft – Arroganz und Ignoranz.
(Dr. phil. Edgar Dahl 31.August 2010)

Wer sich soweit auf die ultrafundamentalistische Seite des Katholizismus stellt wie Alexander Kissler, gerät unweigerlich in die Fänge des rechtsextremen, antisemitischen, homophoben, misogynen, ultrareaktionären, holocaustleugnenden Hetzorgans „Kreuznet“.

Begeistert greifen die in die Illegalität geflüchteten Hetzer von Kreuznet heute Kisslers neueste Kolumne bei „the European“ auf.
Immerhin geht es hier auch (am Rande) gegen Ole von Beust (also einen Schwulen!)
Hakenkreuznet ist entzückt: Das gegenwärtige Deutschland erinnert Kissler an ein Narrenschiff!

Ein ehemaliger Oberbürgermeister präsentiert einen knapp der Minderjährigkeit entronnenen Knaben, 36 Jahre jünger als er selbst, als Mann an seiner Seite. Immer öfter gilt leider der alte Komödiantenspruch “Das ist doch alles nicht mehr ernst zu nehmen”. Auch ein noch älteres Schicksalswort will heute Handlungsmaxime sein: “Denn sie wissen nicht, was sie tun.” Bevor aber Griesgram und Zynismus das Zepter übernehmen, empfiehlt sich der Blick vom Missratenen aufs Gelungene und damit, so ist es nun mal eingerichtet, aus der Realität ins Erfundene.
(Kissler am 21.09.2010)

[Ganz so genau nimmt es der feine Herr Kissler aber auch nicht. "Oberbürgermeister" gibt es in Hamburg nicht. Der Regierungschef der Elbmetropole heißt "Erster Bürgermeister"]

Ich bin wirklich für Meinungsfreiheit und Herr Kissler ist sogar besonders frei - er publiziert andauernd, diskutiert auf Podien und tritt im TV auf.

Daß ich aber persönlich mit meinem SZ-Abo für sein Einkommen bezahle, geht ein bißchen zu weit.

Liebe SZ, könntet Ihr nicht einen besseren Kulturschreiberling finden?

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