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Dienstag, 21. September 2010

Wie Scheiße am Schuh - Teil II

Deswegen hasse ich Hunde!
Nicht, weil sie Hunde sind, oder mir grundsätzlich Vierbeiner missfielen, nein - sie sind aber oft nicht Innenstadt-kompatibel.
Natürlich haben die Besitzer in der Regel auch keine Lust mit den Hunden spazieren zu gehen, sondern lassen sie nur einmal am Tag kurz vor die Tür, wo sie dann schnell zwischen die Autos scheißen.
Passt man einen Moment nicht wie ein „Schießhund“ auf, ist man hineingetreten und hat die Kacke schon auf das Gaspedal geschmiert, wenn die olfaktorische Attacke die Nasenschleimhaut erreicht.

Ähnlich wie mit Hundescheiße am Schuh geht es mir mit dem Rheinischem Merkur - dem stramm rechten Wochenblatt, welches (noch) im Besitz einiger katholischer Bistümer ist.
Das reichste Bistum des Planeten; Kardinal Meisners Reich rund um den Kölner Dom, ist der Haupteigentümer des kirchentreuen Blattes.

Von 1993 bis 2002 war ich Abonnent der wirklich hervorragenden Wochenzeitschrift „Die Woche“, jenem Baby Manfred Bissingers, welches in der Ganske-Verlagsgruppe erschien.

DIE WOCHE war ein meinungsfreudiges links-liberales Blatt, das immer wieder mit neuen Geschichten Schlagzeilen machte.
Im März 2002 zog aber Thomas Ganske urplötzlich den finanziellen Stecker und verscherbelte seine 35.000 Abonnenten an den „Rheinischen Merkur“.

Na - DAS war eine Freude, als ich eines schönen Donnerstagmorgens statt der WOCHE den RM hier vor der Tür liegen hatte. Das Bischofssprachrohr bin ich auch gar nicht so schnell wieder losgeworden, obwohl ich natürlich SOFORT an den RM geschrieben hatte, sie mögen mir das Blatt nie mehr liefern - schon allein deshalb, weil es mir einfach viel zu peinlich vor den Nachbarn sei, so ein Katholiken-PR-Blatt zu beziehen.
Das sehe doch schließlich jeder, da meine Zeitungen immer auf die Fußmatte gelegt würden.

Daß ich jemals Abonnent des „Rheinischen Merkurs“ sein würde!

Der RM bezieht Positionen, die weit rechts der politischen Mitte angesiedelt sind.
Nun befürworte ich immer und ausdrücklich eine pluralistische Informationsversorgung, aber wenn die Artikel so plump und vorhersehbar die Meinung der konservativen Bischöfe widerspiegeln, wie es Meisners Hauspostille tut, ist die Qual beim Lesen einfach unverhältnismäßig groß gegenüber dem geringen Erkenntnisgewinn.

Scheidungen, Schwule, berufstätige Frauen, Kondome, Linke, Grüne, SPD, Abtreibung und das Rütteln am Zölibat sind aus RM-Sicht alle gleichermaßen zu verdammen.

Die katholischen Redakteure fressen durchaus mal Kreide, während sie politische Leitartikel verfassen, aber inhaltlich bleibt die Grundhaltung deutlich rechts von der CDU nie verborgen.

Ein Beispiel aus der aktuellen Ausgabe:

Aufgabe einer konservativen Partei ist es nicht, Zeit und Zeitgeist eilfertig vorauszulaufen, sondern immer wieder behutsamen Widerstand entgegenzusetzen. Dies würde sich etwa darin äußern, auf die Provokationen eines Thilo Sarrazin mit grundsätzlichem Nachdenken über Meinungsfreiheit und Integrationsversäumnisse zu antworten; nicht aber, dessen Kopf in einem Moment zu fordern, da das Buch noch gar nicht auf dem Markt ist.
Doch eben jenen Widerspruch auch gegen die Political Correctness wagt die CDU schon lange nicht mehr. Angela Merkel hat die Partei pragmatisch hin zur Mitte ausgerichtet, dabei aber übersehen, dass sich der politische Gegner dort längst tummelt.
An konservativer Grundhaltung lässt es die CDU vor allem in der Familienpolitik fehlen, die sich kaum mehr von der der SPD und den Grünen unterscheidet. Ein klares Bekenntnis zur Ehe kommt nur wenigen CDU-Spitzenpolitikern über die Lippen. Dabei hätte es nach diversen jüngeren Entscheidungen Karlsruhes zu gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften etwa im Erbrecht viele Gelegenheiten gegeben. Und die unter dem Aspekt des Kindeswohls richtige Beschlusslage von CDU und CSU, den Erziehungseinsatz von Müttern zu Hause finanziell zu würdigen und nicht nur Milliarden in den Krippenausbau zu stecken, wird nicht einmal von der eigenen Familienministerin offensiv vertreten.
Für konservative Wähler ebenso befremdlich ist der Umgang der Partei mit dem „C“.
[…] (M. Gierth. Rheinischer Merkur Nr. 37, 16.09.2010)

Eins muß man Gierth lassen - seine Meinung hat Seltenheitswert.
Er spricht sich also ausdrücklich PRO Herdprämie aus; jenes politische Instrument, das von nahezu allen Experten und Politikern als außerordentlich kontraproduktiv und bildungsfeindlich verdammt wird.
Damit werden prekäre Familien geradezu gezwungen bei ihren Kindern auf frühkindliche Bildung zu verzichten und schon frühzeitig den Weg in eine Hartz-IV-Existenz zu ebnen.

Es braucht eine gehörige Portion ideologischer Verblendung ernsthaft für so eine katastrophale Politik einzutreten.

Die katholischen Bischöfe haben sich so weit von Grundkonsens Deutschlands verabschiedet, daß ihnen der RM immer noch zu liberal ist.

Insbesondere der Kölner Kardinal Joachim Meisner hatte sich immer wieder über die Berichterstattung des "Merkur" geärgert. Es heißt, Meisner habe nicht persönlich, sondern gelegentlich einen Gefolgsmann in der Redaktion anrufen lassen, um seine Kritik anzubringen. Es begann schon vor Jahren, als der Konflikt um die Schwangerschaftsberatung in der Kirche tobte und das Blatt nicht einfach Meisners fundamentalistischen Kurs des Ausstiegs aus der staatlichen Beratung verteidigte, sondern darüber kritisch berichtete. Meisner und etlichen anderen erzkonservativen Bischöfen passte vieles nicht an der von ihnen so hoch subventionierten Zeitung: wie die evangelische Bischöfin Margot Käßmann darin auftauchte, wie das Thema Ökumene stattfand oder dass selbst der Papst mitunter nicht gut weg kam, etwa bei dem Konflikt um die Piusbrüder und den Holocaust-Leugner Bischof Richard Williamson. Zuletzt gingen den erzkonservativen Bischöfen die Berichte über sexuelle Missbrauchsfälle auf die Nerven, der Umgang mit dem Fall Walter Mixa und dass der "Merkur" dem von ihn ungeliebten Berliner Canisius-Direktor, dem Jesuitenpater Klaus Mertes, sehr viel Platz widmete. Doch der langjährige Generalvikar des Erzbistums Köln, Norbert Feldhoff, hielt bis zu seinem Abgang 2004 die schützende Hand über das Blatt - weil er Meisners inhaltliche Kritik nicht teilte.
(Peter Wensierski 20.09.10)

Bischofskonferenz goes Hakenkreuznet. Natürlich sehen es die rechtsradikalen antisemitischen Holocaust-leugnenden, misogynen und homophoben Kreuznetler ebenso - der RM wäre zu links:

In den kirchenpolitischen Positionen orientiert sich das Blatt eher an den umstrittenen Positionen der Deutschen Bischofskonferenz als an den Positionen der Kirche.
[…] Naiv kroch der ‘Merkur’ auch jeder antikirchlichen Kampagne der Medienbosse auf den Leim.
Bei der deutschen Holocaust-Hysterie um den britischen Märtyrerbischof Richard Williamson schrie es mit den antikirchlichen Wölfen.
Beim Mißbrauchs-Hoax gegen die Kirche ließ sie immer wieder den dümmlichen Direktor des Berliner Canisius-Colleges, Zivilpater Klaus Mertes, zu Wort kommen.
(Kotz.net 20.09.10)

[Erklärung: Für Kreuznet ist die Bischofskoferenz ebenfalls weit LINKS von der "wahren Kirche"]


Ob zu sehr oder zu wenig konservativ sei dahingestellt.
Tatsache ist, daß dem RM die Leser schreiend weglaufen.
1946 in Koblenz mit einer Auflage von 220.000 Exemplaren gestartet, haben die Bischöfe das kirchentreue Blatt inzwischen auf 12.900 Abonnenten abgewirtschaftet und müssen jährlich mindestens drei Millionen Euro aus den Kirchenkassen zuschießen.

Offenbar misslang der Plan die WOCHE-Abonnenten einfach zu übernehmen ganz gewaltig.
Nicht nur ich habe offenbar wutentbrannt mein Abo aufgelöst; von den weiteren 34.999 Ex-Woche-Abonnenten können auch nicht viele geblieben sein, wenn es jetzt noch insgesamt knapp 13.000 RM-Bezieher gibt.

Ein paar Milliönchen für zweckfreie Prestigeobjekte zu erübrigen, ist für die RKK eigentlich kein Problem.
Die fünf Deutschen Katholischen Banken machen gute Geschäfte mit Rüstungsaktien.

Der Chef der Vatikanbank IOR, Ettore Gotti Tedeschi,verlor heute 23 Millionen Euro, die er illegal gewaschen hatte.
Die Italienische Staatsanwaltschaft beschlagnahme das Geld und ermittelt nun gegen Benedikts Bank - wahrlich nicht das erste mal. Die IOR ist ein mehr oder weniger rechtsfreies schwarzes Loch, in dem Mafiagelder und dubiose Spekulationsgewinne gewaschen werden. So kann sie für den Heiligen Stuhl als immerwährende Geldquelle sprudeln.

Die Millionen der Nonnenikone „Mutter Teresa“ sind übrigens ebenso in der Vatikanbank versickert - und nicht etwa an die Armen in Kalkutta gegangen.

Geld genug, um sich eine bizarre Zeitung zu leisten, hat die RKK allemal.
Aber den Ultrakonservativen in den Diözesen passt die ganze Richtung nicht und so wurde heute bekannt, das chronisch defizitäre Pleiteblatt wird an die Hamburger „ZEIT“ verkauft, wo es abgemagert als gelegentliche Beilage „Christ und Welt“ erscheinen wird.
Was aber will die Hamburger Qualitätswochenzeitung mit dem Blatt?

Immerhin hatte Chefredakteur die Lorenzo erst dieses Jahr die neue Rubrik „Glauben und Zweifeln“ gestartet.

Der Grund dürfte wieder einmal der Abonnentenstamm sein: in der ZEIT hofft man, daß einige bleiben werden.
Die Zahl der Abonnenten bestimmt die Anzeigenpreise und ist daher extrem wichtig.
Da ich schon seit meiner Teenagerzeit ebenfalls Abonnent der „ZEIT“ bin, werde ich nun das zweite mal zum Zwangsabonnenten des RM.

Das Ding klebt wie Scheiße am Schuh.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ein toller Artikel - in der Art und in der Sache!

Tammo Oxhoft hat gesagt…

VIELEN DANK!
Das hört man gern.

(Ich habe jetzt auch die Tippfehler rausgenommen, die immer passieren, wenn man das in Zeitdruck postet, ohne noch mal durchzulesen....)

LGT