TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Dienstag, 14. September 2010

Die Jugend.

Das Schöne am Beamtendasein ist, daß die A-Besoldungsklassen sich nur nach dem Dienstalter richten.
Fleiß, Einsatz oder Kompetenz sind völlig irrelevant. Man muß nur älter werden.
Da Beamte unkündbar sind, werden sie von allein immer reicher.

Im höheren Dienst; beim Museumsdirektor, Botschaftsrat oder Oberstudiendirektor ist Ende der Fahnenstange; hier endet A16.
Das Grundgehalt beträgt dann monatlich zwischen 4800 und 6100 Euro. Hinzu kommen aber noch variable Familienzuschläge (Verheiratetenzuschlag und Kinderzuschläge), Zulagen (Amtszulagen, Stellenzulagen, Funktionszulagen, Leistungszulagen, Erschwerniszulagen), Vergütungen (Sitzungsvergütungen, Mehrarbeitsvergütungen), jährliche Sonderzahlungen (unterschiedlich beim Bund und in den Ländern durch Sonderzahlungsgesetze geregelt) und vermögenswirksame Leistungen.

Möchte ein Beamter noch mehr verdienen, empfiehlt es sich in den höheren Dienst mit festen Besoldungsstufen B zu wechseln.
Hier gibt es unabhängig von Alter und Dienstzeit die Gehaltsstufen B1 (Professor, Grundgehalt 5.261,59 Euro) bis B11 (Staatssekretär, Grundgehalt 11.026,40 Euro).
Darüber kommen dann die Bundesminister, die 1,3 mal B11 verdienen und die Kanzlerin mit 1,6 mal B11.

Nein, ich finde NICHT, daß die Kanzlerin üppig bezahlt wird. Sicher, im Vergleich zur Hartz-IV-Empfängerin oder dem Bäckergesellen ist es viel, aber der BR-Intendant, oder die WDR-Intendantin verdienen deutlich mehr als Frau Merkel.
Ein Vorstand für eine Pleite-Landesbank findet man noch nicht mal für 500.000 Euro jährlich; da mußten die MPs schon auf weit über eine Million aufstocken, um überhaupt jemanden zu finden, der den Job machen wollte.
Und von den Herren in den Vorstandszimmern der großen Konzerne rede ich gar nicht erst.

Diese Herren müssen allerdings auch gewisse Voraussetzungen erfüllen, die nur wenige aufweisen können: Sie sind vorzugsweise weißhaarige männliche Konservative mit kleinem Golf-Handicap und den richtigen Eltern.
Top-Manager aus Arbeiterhaushalten sind so gut wie nicht existent.

Solche Jobs werden vererbt, man benötigt die richtigen Gene.

Deshalb wehren sich ja auch die Gucciprotestler um Anwalt Scheuerl so vehement gegen bessere Schulchancen für Prekariatler.

Sie befürchten das Entstehen eines sogenannten „akademischen Proletariats“, welches dann mit ihrer eigenen Edelbrut um die Top-Jobs konkurrieren würde.
Stellteman nur nach Qualifikation ein, hätten die alteingesessenen Kids aus den Vorstadtvillen einiges zu befürchten.
Deswegen lehnen die Arbeitgeber auch massiv anonymisierte Bewerbungen ab - die Angst vor Kollegen aus den falschen Kreisen ist zu groß.


Möchte man ganz nach oben im Gehaltsranking, verfügt aber weder über Penis, noch weiße Haare oder Oberklasse-Elternhaus, bleibt noch die Möglichkeit Politik.
Hier können auch ganz junge Menschen ohne Qualifikation auf "1,3 mal B11" kommen.

Da ist zum Beispiel der 36-Jährige Migrant Rösler, der in Zeiten der klammen Haushalte und Rekordverschuldung seinen Lobbyfreunden von der Pharmaindustrie huldigt.

Während bei Hartz-Empfängern die Gürtel einige Löcher enger gestellt werden, sprudeln die Profite der Pharmariesen immer mehr.
Einfach zu schön, daß die FDP als erstes den lästigen Pharma-kritischen IQWIG-Chef entfernt hat, so daß wir auch wieder sinnlose Pillen essen.

Der neue Arzneiverordnungsreport bringt es ans Licht.

Demnach wurden im Jahr 2009 insgesamt 4,8 Prozent mehr für Arzneimittel ausgegeben als im Jahr davor. Das macht Mehrausgaben von 32,4 Milliarden Euro - ein Rekord. Und in diesem ersten Halbjahr sieht es ähnlich aus: dort konstatiert der Report ein Plus von 4,6 Prozent. Und so kommt der Report zu dem Schluss, dass es noch erhebliche Einsparpotenziale im Bereich der Arzneimittel gibt - und zwar 9,4 Milliarden Euro.
(rp-online 14.09.10)

Noch jünger und noch unfähiger ist das Kabinettsküken Kristina Schröder, 33.
Das Helmut Kohl- und Roland Koch-Groupie sollte eigentlich im Moment seine große Zeit haben.
Die ganz großen Themen fallen alle in ihr Ressort - Ausbildungsmängel, Jugendliche ohne Perspektive, mangelnde Integration von ausländischen Kindern, Kindesmissbrauch durch katholische Geistliche.
Alles enorm komplexe Angelegenheiten, so daß die Jugendministerin eigentlich unablässig in den Schlagzeilen sein müßte; die Gelegenheit sich profilieren.

Unglücklicherweise ist Frau Schröder allerdings komplett unfähig.
Sie hat keine Ideen und keine Antworten, so daß ihr nur die Möglichkeit bleibt wie ihre große Schwester Merkel bei Ökonomie und Finanzen, abzutauchen und so zu tun, als ob sie nicht dazu gehört.

Der Chefsessel des Ministeriums ist faktisch vakant.

Heute stellte Peter Blauwhoff, Deutschland-Chef von Shell, zusammen mit Kristina Schröder in Berlin die 16. Shell-Jugendstudie vor.
Es gibt viele interessante Ergebnisse - nur der Ministerin fällt nichts ein.

"Die Kluft zwischen den sozialen Schichten ist nicht neu, aber sie vertieft sich", sagte Studienleiter Mathias Albert. Nur jeder dritte Jugendliche aus sozial schwachen Familien blickt zuversichtlich in seine Zukunft. Albert sprach bei der Präsentation der Studie von "sozial Abgehängten", die zehn bis 15 Prozent der jungen Menschen ausmachten. Sie seien sowohl pessimistisch eingestellt als auch politisch kaum engagiert und hätten wenig Vertrauen in die Familie.
(Spon 14.09.10)

Schröder blieb blass. […] Ministerin Schröder, die sie lösen müsste, hat keine Rezepte gegen die Perspektivlosigkeit, die Jugendliche aus bestimmten Milieus erleben.
(Thorsten Denkler 14.09.2010)

Während die wohlsituierten Kinder frohgemut in die Zukunft sehen, sind die „Abgehängten“ demotivierter denn je.

Hinter den "abgehängten Jugendlichen" verbergen sich etwa zehn bis 15 Prozent aller Jugendlichen, sie stammen zumeist aus sozial benachteiligten Familien. Bei ihnen weisen die statistischen Daten in fast allen Belangen auf eine düstere Zukunft hin. In der Regel haben sie eher schlechte Bildungsabschlüsse, verbringen viel Zeit mit Computerspielen, kümmern sich zu wenig um echte soziale Beziehungen. Auf der anderen Seite stehen die anderen Jugendlichen mit sozial gesichertem Hintergrund. Die spielen eher weniger am Computer als mit Schulfreunden. Sie treiben Sport, lernen ein Instrument, sind besser in der Schule. Dass dort Zuversicht herrscht, verwundert nicht. Das Problem ist: "Die Kluft wird größer", sagt Jugendforscher Albert.
(Thorsten Denkler 14.09.2010)

Es wäre ganz nett, wenn die zuständige Ministerin wenigstens irgendwelche Ansichten oder gar Absichten angesichts dieses Desasters erklärte.
Aber Schröder sieht ihren Arbeitsbereich entweder wie ihr Namensvetter als „Gedöns“, oder ist geistig überfordert.

Bundesfamilien- und heute vor allem Jugendministerin Kristina Schröder, selbst erst seit acht Jahren der befragten Alterskohorte entwachsen, müsste darauf schon von Amts wegen Antworten geben. Die CDU-Frau ist ja auch eigens in die Bundespressekonferenz geeilt, um die Studie zu präsentieren. […] Gegen die Perspektivlosigkeit mancher Jugendlicher setzt sie ein 400-Millionen-Euro-Programm, mit dem an bundesweit 4000 Schwerpunkt-Kindergärten Halbtagsstellen für frühkindliche Bildung geschaffen werden sollen. Was von all dem die Jugendlichen von heute haben, sagt sie nicht. Das mag damit zusammenhängen, dass sie ihnen nicht sonderlich viel anzubieten hat.
(Thorsten Denkler 14.09.2010)

Aber nicht verzagen, Schröder hat auch noch tolle Neuigkeiten im Köcher.

Schröder hat immerhin eine gute Botschaft für den Teil der Internetgeneration, die sich nur für Spiele ins Netz einloggt: Ende September lädt sie zum "Dialog Internet" ein, weil auch das Internet Bildungschancen eröffnen könne. Das wird die angesprochenen Zielgruppen sicher freuen. Von einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den Ergebnissen der Jugendstudie aber scheint Schröder noch weit entfernt.
(Thorsten Denkler 14.09.2010)

Die Opposition kann nur hilflos kommentieren.

Perspektivlose Jugendliche werden ignoriert.
Es ist unerträglich, dass die Jugendministerin Schröder bei der Vorstellung der Studie nur das Thema frühkindliche Bildung konkret ansprach. Diese würde sich "in der nächsten oder übernächsten Shell-Studie auswirken". Gerade für heutige Jugendliche ohne Schulabschluss und Ausbildungsplatz kommen solche hehren Worte viel zu spät. […]
Die Studie belegt erneut, dass nirgendwo auf der Welt Bildungschancen so sehr von der sozialen Herkunft abhängen wie in Deutschland. Dieser Zusammenhang muss aufgebrochen werden, damit die Bildungsverlierer von heute nicht die beruflichen und gesellschaftlichen Außenseiter von morgen werden.
(Pressemitteilung Nr 1075 der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen am 14. September 2010)

Von der Kollegin Schavan ist keine Hilfe zu erwarten, da sie sich bis zur nächsten Wahl im Winterschlaf befindet.

Problemzone Schavan.
Es laeuft wahrlich nicht rund im Bundesministerium fuer Bildung und Forschung. Das spiegelt sich deutlich auch im Regierungsentwurf fuer den Etat 2011 wieder: Weniger Geld fuer Sprachfoerderung und bundesweit vergleichbare Sprachstandstests mitten in der Integrationsdebatte. Fehlstart beim Vor- und Ausserschulischen Lernen, das vor allem leistungsschwaechere Kinder und Jugendliche individuell foerdern sollte und jetzt fruehestens im Jahr 2013 kommen wird. Die Qualifizierungsinitiative - Stichwort Fachkraeftemangel - ist vorerst mit der Weiterbildungspraemie bei bundesweit gerade Mal 900.000 Euro an Zuschuessen fuer Gefoerderte stecken geblieben. Bezeichnend und sinnbildlich fuer die Forschungs- und Bildungspolitik der schwarz-gelben Koalition ist es, dass der sieben Millionen Euro teure Wissenschaftszug ("Science Train") steht - seit ueber neun Monaten auf dem Abstellgleis im Bahnhof Potsdam-Rehbruecke.
(Presseerklärung der SPD-Fraktion Nr 1199 vom 14.09.10

Die Dinge, die immerhin einst von Schwarz-Gelb angekündigt wurden, sind allesamt verschleppt, verdaddelt und wegen der Tatenlosigkeit der Ministerin nicht umgesetzt:

Bereits der zweite Bildungs- und Forschungsetat dieser Bundesregierung gleicht einem Offenbarungseid.
Entweder sind Prestigeprojekte bereits aufgegeben oder stecken fest und muessen teuer nachgebessert werden. Oder ihre Projekte sind an der Nachfrage vorbei gestrickt und fuehren ins Leere. Diese Einsicht ist fuer die buergerliche Koalition sicher schmerzlich, aber unumgehbar. Selbst die Ministerin hat noch vor der Einbringung bereits Aenderungen am Haushalt angekuendigt. Auch zeigt sich die bekannte kurze Halbwertszeit von Schavans Ankuendigungen.

- das Stipendienprogramm ist in sich zusammengefallen und wird nur mit einer Finanzspritze des Bundes gerettet; - das Bildungssparen ist abgesagt; - das Technikum ist ein Flop und wird offenbar eingestellt; - das moderne Hochschulzulassungsverfahren verspaetet sich erneut; - das Anerkennungsgesetz fuer auslaendische Qualifizierte laesst auf sich warten; - die Ausbildungsbausteine sind eine teure "Ausbildung de luxe" fuer Wenige; - die Bildungspraemie fliesst nicht ab; - und schliesslich ist die wichtige BAfoeG-Novelle zwischen Bund
und Laendern auf der Kippe.
(Presseerklärung der SPD-Fraktion Nr 1202 vom 14.09.10)

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