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Dienstag, 23. Juni 2009

Der Christ des Tages - Teil II

Oder: Alter schützt vor Torheit nicht.

Der berühmte linksliberale Publizist, Autor und Journalist Erich Kuby (1910-2005) schrieb für die Süddeutsche Zeitung, den Spiegel, den Stern und die Frankfurter Hefte.
In seinen Artikeln bezog er eine linke und liberale Position und war eine wichtige Stimme gegen die deutsche Wiederbewaffnung und die Pläne zur atomaren Aufrüstung.
Im Alter von 34 kam seine Tochter Gabriele (*1944) zur Welt, die ihrem Elternhaus entsprechend bildungsbürgerlich aufwuchs.
Studium, Politische Referentin der Studentenvertretung (AStA), Soziologie-Abschluß bei Ralf Dahrendorf.
"International Academy for Continuous Education" in England, USA-Reportagen für GEO und berufliche Erfolge als Übersetzerin sind weitere Stationen auf dem Lebensweg der dreifachen Mutter.

Es hätte alles so schön weiter gehen können, aber 1996 wird Kuby von ihrem Mann verlassen und fällt daraufhin dem Wahnsinn anheim.
Die bis dato evangelische Journalisten konvertiert zum Katholizismus.

Das Klischee von den übereifrigen Konvertiten erfüllt sie 150% und geriert sich seitdem derartig ultrakonservativ-fundamentalistisch, daß Mixa dagegen wie ein luschiger Alt-68 wirkt.

Keine noch so abwegige ultrarechte katholoverwirrte Gaga-Position ist so abstrus, daß Kuby sie nicht lauthals vertreten würde.
Frauen an den Herd, Männer sind das Oberhaupt der Familie und selbstverständlich wettert Kreuznets Lieblingsfrau gegen Sexualkundeunterricht, den sie als „Zwangssexualisierung von Kindern“ brandmarkt.

Sie publiziert in rechtslastigen Blättchen wie der „Jungen Freiheit“ und ist Mitgründerin von Eva Hermans neuer Politheimat AUF – Partei für Arbeit, Umwelt und Familie.

Wie bei derart fundamentalistischen Enthirnten üblich, hat sie ein schwer gestörtes Verhältnis zur Wahrheit und verkündete in schönster Kreuznet-Manier, die flächendeckende Kinderbetreuung in Schweden habe dazu geführt, dass dort „jedes dritte Kind […] psychisch gestört“ (2007 bei Sabine Christiansen).

Sie schrieb eigens ein Buch, um die Deutsche Jugend vor dem zersetzenden Einfluß der Harry Potter-Bücher zu warnen.
Die Joanne K. Rowlings’schen Bücher betrachtet sie als, „globales Langzeitprojekt zur Veränderung der Kultur“ und Teil einer „Massenverblendung und Meinungsdiktatur“ mit der „das Unterscheidungsvermögen zwischen Gut und Böse“ zerstört werden solle, indem „im Leser und in der Gesellschaft“ die „Hemmschwelle zur Magie“ eingerissen werde.

Und wie könnte es anders sein - wie alle Hardcore-Katholiken ist sie manisch besessen von Schwulen, die sie als Wurzel allen Übels ansieht.

Bei der katholischen Sommerakademie in Dießen (2002) vermochte sie es sogar 9/11, sowie generell Katastrophen, Kriege, Korruption und Verbrechen mit dem allgemeinen Sittenverfall (=Gottlosigkeit) und der Homosexualität in einen Zusammenhang zu bringen.

Sie predigt, indem sie sich durch eine Flut von Sprüchen aus der Johannesoffenbarung mäandert und zweifelt nicht daran, daß Gott uns Strafen schickt - Leid, das uns willkommen sein soll.

Klar, eine Gesellschaft, die es duldet, daß sich zwei Männer lieben, verursacht damit Erdbeben, Vulkanausbrüche und eben auch, daß 19 Islamische Fundamentalisten ins WTC fliegen.
Es gäbe „nur noch eine Lehre, der es um das Wohl des Menschen“ gehe - das Evangelium!
Die Hauptaufgabe des fernsehen sei es „Unzucht und Ehebruch“ zu propagieren.

Wie sich jemand, die sich derart wortgetreu an Bibelverse hält, so viel öffentlich reden kann, obwohl sie gar keinen Penis hat, ist mir schleierhaft.

In Präsident Obama sieht sie eine linksradikalen „Homo-Aktivisten“ und schreibt entsetzt auf ihrer Homepage:

Für Christen bedeutet dies, dass das Wertefundament und die sozialen Strukturen, derer christlicher Glaube bedarf, zerstört werden. Christen glauben und wissen, dass es eine Schöpfungsordnung gibt, deren Anerkennung dem Menschen Freiheit und Glück schenkt. Sexualität ist für den Christen ein Weg der Liebeshingabe zwischen Mann und Frau, die offen ist für neues Leben. Der Bund zwischen Mann und Frau ist ein Abbild des Bundes, den Gott mit den Menschen geschlossen hat. Wer den Bund mit Gott aufkündigt, der verliert die Fähigkeit zum menschlichen Ehebund, und wer die Ehe als Ort der sexuellen Vereinigung von Mann und Frau auflöst, der verliert die Möglichkeit zum Bund mit Gott. Wie soll die Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation gelingen, wenn Kindern homosexuelles Verhalten als Verwirklichung von Freiheit und Gerechtigkeit.

Einige deutsche Christen sind ob der Kubyschen Gehirnschmelze so entzückt, daß sie sie mit Preisen würdigen:
Das auflagenstärkste evangelische Wochenmagazin idea wählte Gabriele Kuby 2008 zur „Journalistin des Jahres“.

Ihr neuster Streich - ONLY YOU, ein Projekt zur sexuellen Enthaltsamkeit bis zum Alter von 30 - wird wonnig auf Kathnet - alle Christlichen Konfessionen sind offenbar Kuby-Fans - bejubelt:

Die neue Bewegung – gegründet von Gabriele Kuby - will jungen Menschen helfen, sich „für den befreienden Weg der Keuschheit zu entscheiden, um so ihre Sehnsucht nach Glück in Ehe und Familie zu verwirklichen“ „Damit Liebe wieder eine Chance hat, muss die Sexualität die Wahrheit und Würde von Mann und Frau zum Ausdruck bringen. Wir wollen jungen Menschen helfen, sich für den befreienden Weg der Keuschheit zu entscheiden, um so ihre Sehnsucht nach Glück in Ehe und Familie zu verwirklichen. Wir wollen auf gesellschaftlicher Ebene die dafür notwendigen Voraussetzungen schaffen und so zu einer Erneuerung der Kultur beitragen.“

Klar, Sex ist natürlich ganz und gar bähbäh - außer bei den paar Myriaden kleinen Jungs, die von katholischen Priestern durchgebumst wurden - das ist natürlich halb so wild und darf getrost unter den Teppich gekehrt werden.

Die idea-Ausgezeichnete weiß aber wie der Hase löppt:

Gabriele Kuby sagt klar, dass dieser Weg der vorehelichen Keuschheit kein einfacher ist. „Du wirst dich am Anfang allein fühlen. Du wirst wahrscheinlich ein paar dumme Sprüche hören, vielleicht ertragen müssen, zu bestimmten Cliquen nicht mehr dazu zu gehören.
Aber du wirst deine Freiheit schon bald genießen. Du wirst neue, bessere Freunde finden, neue Interessen, ein neues Selbstbewusstsein; eine Quelle der inneren Freude wird sachte anfangen zu sprudeln. Deine Ausstrahlung wird sich verändern und eine Schönheit an dir sichtbar werden, die dir keine Beautyfarm, keine Schönheitsoperation und kein Fitnessclub geben kann. Reinheit ist wie ein Stern, der auf deiner Stirn steht. Du bist auf dem Weg, jemand zu werden, der Maßstäbe setzt.“

Zu dumm, daß ich schon über 30 bin - sonst würde ich mich sofort bei dem Kuby-Seminar anmelden.

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