TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Samstag, 20. Juni 2009

Amoral und Draize in Deutschland.

Es ist und bleibt ein Ärgernis der Abrahamitischen Religionen, daß das „macht euch die Erde untertan“ so weit verbreitet wurde.

Diesbezüglich sind andere Religionen, die einen pfleglicheren Umgang mit der Umwelt und den Mitgeschöpften propagieren dann doch sympathischer.

Im christlichen Abendland, sind uns Tiere weitgehend egal - wenn sie nicht gerade direkt vor einem sitzen, über ein niedliches Kindchenschema verfügen und uns aus treuherzigen Augen angucken.

Vegetarier werden belächelt, Fleisch wird nicht nur generell gefressen, sondern soll auch noch ganz besonders billig sein, so daß auf die Lebensbedingungen der Tiere erst recht keine Rücksicht genommen wird.

Aber genauso wenig stört uns bei der Billig-Agrarindustrie, daß wir ganze Erdteile in den Ruin und Hungertod verdammen.
Nein, indem beispielsweise Ghana mit Myriaden Tonnen unserer Hühnerabfälle überschwemmt wird, haben wir dort die ganze Landwirtschaft lahm gelegt und verdammen die zusätzlich Verarmten dazu den vollsalmonellten Dreck zu essen, den hier keiner mehr will - Schnäbel, Innereien, Hühnerfüße, etc.

Es stört auch nicht weiter, daß 300 Millionen Hähne in Europa jährlich einfach so gekillt werden, nur weil es ein bißchen teurer wäre schon vorher das Geschlecht zu bestimmen.

Die männlichen Küken werden in einer Maschine mit rotierenden Messern zu Brei zermatscht.
Man nennt das Gerät "Homogenisator"
Die Hahnenküken sind für die Brütereien schlicht Abfall.

Hans und Franz halten sich gerne Hunde, für die sie Milliarden Euro an Futter ausgeben und die dann die Städte vollscheißen, 50.000 Menschen pro Jahr beißen und deren Wohl erbittert verteidigt wird, wenn sie mal irgendwo gebeten werden ihren Kläffer anzuleinen.

Aber eine Minute später, beim Einkauf in den Billigtempeln wie Aldi, Lidl und Co, wird die vorgebliche Tierliebe gleich wieder durchs Klo gespült.
Nach wie vor werden Millionen der angeblich so geliebten Viecher achselzuckend bei Versuchen für unsere Schönheit zu Tode gefoltert.

Bei Tierrechte.de heißt es dazu:

Tierexperimente für Kosmetika spiegeln in ganz besonderem Maße unsere ethische Verkommenheit wider, denn in Cremetöpfen und schillernden Haarfarben sind bis heute Schmerz und Tod der Versuchstiere eingefangen.

Naja, die Bodyshops sind ja mal eine schöne Idee gewesen, es duftet dort auch immer so angenehm.
Aber noch wesentlich wichtiger ist es dem Knicker-Teutonen alles im Smartshoppingverfahren zu ergattern.
Hauptsache billig. Geiz ist geil, mir das meiste und nach mir die Sintflut.

Da sollen gefälligst mal ein paar Millionen dieser Untertanen-Kreaturen drauf gehen.

Die Zahl der Kaninchen, die jährlich im Tierversuch leiden und sterben, liegt seit Jahren bei etwa 100.000 Tieren. Im Jahr 2007 waren es 101.083 Tiere (insgesamt betrug die Zahl der in Tierversuchen eingesetzten Tiere 2007 mehr als 2,6 Millionen).

Das sind weit über 7000 Tiere, die täglich in Deutschland bei Versuchen umkommen.

Schon vor elf Jahren war beinahe einmal Schluß damit, weil die EU ein Verbot plante, welches aber dann die lieben Abgesandten der Regierungen; die Kommission also, aufhoben und verschoben und verschoben.

Erst jetzt, im Frühjahr 2009, gab die EU-Kommission ihren Widerstand auf.

Die Rechtslage ist jetzt:

Dass Tierversuchs- und Vermarktungsverbot in Kraft treten, auch wenn noch nicht genügend anerkannte tierversuchsfreie Verfahren zum Testen neuer Rohstoffe vorhanden sind, ist ein fundamentaler Meilenstein. Beide Verbote gelten ab dem 11. März 2009 für die meisten Tests, die mögliche giftige Auswirkungen der Substanzen auf die menschliche Gesundheit ermitteln sollen. Drei Testkategorien werden erst ab dem 11. März 2013 verboten, und zwar die Toxizität (Giftigkeit) bei wiederholter Verabreichung, die Reproduktionstoxizität (Prüfung giftiger Auswirkungen der Substanz auf die Nachkommen) und die Toxikokinetik (gibt Auskunft über giftige Um- und Abbauprodukte der Substanz durch Stoffwechselvorgänge im menschlichen Körper).

Interessant ist bei dem Gejaule ob der angeblich fehlenden Alternativen, daß die Versuche an Tieren selbst wissenschaftlich kaum haltbar sind.
Würde man sie heutzutage einführen wollen - die Experimente werden auch heute noch nach Standards von 1930 durchgeführt - würden sie niemals genehmigt werden.

Tina Baier
schrieb dazu jüngst:

Kaum eine Methode in der Wissenschaft ist so wenig wissenschaftlich wie der Tierversuch. Die Ergebnisse schwanken, hängen von Zustand, Geschlecht und Gewicht der Tiere ab, und oft auch von der subjektiven Einschätzung des Experimentators. "Müssten sich Tierversuche heute als neue wissenschaftliche Methode etablieren, sie hätten es extrem schwer", sagt Roman Kolar, stellvertretender Leiter der Akademie für Tierschutz in Neubiberg.

Interessant dabei die Rolle Deutschlands - denn wir hier im größten EU-Land halten trotz des EU-Verbots mal wieder starrsinnig an völlig abstrusen Steinzeitmethoden fest, obwohl ein EU-Strafverfahren droht.

Man kennt das von der Aufdeckung der EU-Landwirtschaftssubventionen, die insbesondere Bayern mit Zähnen und Klauen zu verhindern suchte, bis just diese Woche die Empfänger (außer den Bayerischen) veröffentlicht wurden.
Merkels Regierung schaffte damit als letzte von 27 Transparenz.
Das meiste Geld bekommen - Oh Wunder - die antiökologischen Mammutmonokulturbetriebe.

Auf Recht, Gesetz, Moral und Anständigkeit reagieren Unionspolitiker offensichtlich allergisch und so schützen sie auch ihre Tierquälerkumpel. Beispiel:

Ein völlig unzeitgemäßer Tierversuch in der europäischen Lebensmittelkontrolle ist der so genannte Bio-Maus-Assay, mit dem Speisemuscheln kontrolliert werden. Dabei wird Mäusen ein Extrakt aus dem Darmgewebe von Muscheln in die Bauchhöhle gespritzt, um zu überprüfen, ob die Schalentiere giftige Substanzen, etwa aus Algen, eingelagert haben. Sterben zwei von drei Testmäusen innerhalb von 24 Stunden, gilt der Befund als positiv. Etwa eine halbe Million Mäuse gehen in der Europäischen Union jährlich in diesem Test jämmerlich zugrunde. Dass das Verfahren zudem wenig zuverlässig ist, zeigt die Tatsache, dass sich immer wieder Konsumenten mit Muscheln vergiften, die aus geprüften Chargen stammen. Viel zuverlässiger wäre eine Ersatzmethode, bei der der Muschelextrakt mit Hilfe eines Massenspektrometers analysiert wird. Anders als die meisten anderen Länder Europas missachtet Deutschland die EU-Vorschrift und testet Muscheln schon seit Jahren mit der physikalischen Methode. Die EU-Kommission hat deshalb schon mit Klage gedroht.

Alternative Methoden gibt es.

Alternative Methoden sind sogar viel besser, so kann man menschliche Hautzellen verwenden, um zu testen, ob neue Chemikalien reizend wirken, statt 100.000 Kaninchen die Augen zu verätzen - ABER dafür müßte sich die Industrie ja umstellen!
Etwas Neues lernen!
Geld investieren womöglich.
Besser ausgebildete Mitarbeiter einstellen.

Kurzum allerlei Dinge, die dem Teutonen gar nicht liegen.
Der Tierversuch hat dagegen unschlagbare Vorteile - er hat zwar kaum Aussagekraft, ist aber BILLIG und simpel - das kann jeder Zimmertemperatur-IQ’ler: Einem Karnickel Säure ins Auge träufeln.

Der so genannten Draize-Test am Kaninchenauge ist dem EFSA-Gutachten zufolge "immer noch die Standard-Methode in Europa, um zu testen ob eine Substanz die Augen schädigt". Bei der Methode wird eine Testsubstanz in die Augen von mehreren Kaninchen geträufelt oder geschmiert. "Die Hornhaut ist sehr empfindlich gegenüber reizenden und ätzenden Substanzen. Die Tiere reagieren heftig mit Tränenproduktion.(...) manchmal wimmern sie, wenn die Testsubstanz sehr reizend oder ätzend ist", schreiben die EFSA-Gutachter. Der Versuch dauert bis zu drei Wochen. In dieser Zeit werden die Tiere in speziellen Kisten fixiert, aus denen nur der Kopf herausragt, damit sie sich die Substanz nicht ausreiben können.

Vor dem Verbraucher muß die Industrie schon gar nicht zittern - der ist in der Regel ein tumb-träger BILD-Leser, der bei Aldi Billigprodukte kauft und Tiere nur achtet, wenn er mit der Nase drauf gestoßen wird und das Vieh auch zufällig süß aussieht.

Alternativen für die Ätz-Teste sind von der EU noch nicht zwingend vorgeschrieben, weil sie „ZU GUT“ sind!

Nicht verstanden?

Also:
Um ein neues Testverfahren zuzulassen, muß es „ebenso gut“ wie das Herkömmliche sein.
Das ist aber bei dem Kaninchen-Augen-Quäl-Test höchst subjektiv und ungenau - während neue Verfahren die Giftigkeit von Substanzen exakt und objektiv bestimmen - also NICHT so wie bisher!

Das geht natürlich nicht nach den Bürokratenregeln.

Immer noch nicht verstanden?

Dann noch mal Frau Baier:


Um den Draize-Test zu ersetzen, ist eine ganze Reihe von Alternativmethoden notwendig. Denn der Versuch gibt Auskunft über die Wirkung einer Substanz auf verschiedene Gewebetypen wie Bindehaut, Hornhaut oder Schleimhaut. All diese Alternativmethoden gibt es, doch als die Europäische Union Anfang der 1990er Jahre sechs sorgfältig entwickelte Alternativen prüfen ließ, scheiterte das Vorhaben: Die Alternativmethoden waren schlicht zu gut. "Sie konnten die schlechte Reproduzierbarkeit des Draize-Test nicht reproduzieren", sagt Kolar. Um den Tierversuch auszuwerten, "leuchtet irgendein Laborant den Kaninchen ins Auge und entscheidet dann, wie kaputt das Auge ist." Das habe zur Folge, dass die Ergebnisse stark schwanken. Die Alternativmethoden kamen dagegen zuverlässig auf das gleiche Ergebnis. Wissenschaftlich betrachtet ist das sauberer. Doch um zugelassen zu werden, muss eine alternative Methode zum gleichen Ergebnis kommen wie der Tierversuch, den sie ersetzen soll. Immerhin: Inzwischen sind einige Alternativmethoden zugelassen, die zumindest die Erprobung stark ätzender Substanzen an den Augen lebender Kaninchen unnötig machen.

So und nun fehlt mir in der Tat das passende Schlußwort für die Deutschen und Europäischen Realitäten...

Keine Kommentare: