Die so zerrockerten Turbohühner sind in der Tat Hühner und nicht etwa Hähne. Offensichtlich sind die Ansichten über das Geschlecht des Fress-Federviehs ein bißchen wirr.
Der, die das Hähnchen aus dem Wienerwald, ist also tatsächlich eine Henne. Hähne gibt es nicht, da sie sich weniger zur Fleischmast eigenen.
Lieber Hahn im Korb als Hähnchen im Wienerwald, ist also wirklich ein frommer Wunsch.
Das turbogemäßtete Einheitshuhn gibt es dagegen in zwei Hochleistungslinien: Schnell Fleisch ansetzende Masthühner mit geringer Eierproduktion sowie leichte Turbohennen mit Spitzenlegeleistung. So sagt es Gerhard Seemann von Lohmann Tierzucht in Cuxhaven. Die Firma gehört zum größten Konzern der Welt, der deutschen Wesjohann-Gruppe.
Diese getunten Megahühner werden ausschließlich benutzt – auch Biobetriebe haben keine anderen Zuchtlinien berichtet die ZEIT:
Im Ökogewerbe ist die Lage nicht besser. Denn die Legebetriebe des Biolandbaus verwenden die gleichen Zuchtlinien. »Die Genetik heutiger Nutzhühner ist in den Händen weniger weltweiter Konzerne konzentriert«, erklärt Thomas Dosch, Chef des Ökoverbands Bioland. Die Ökohennen leben besser, männliche Küken werden trotzdem zuvor von den Legehennenzüchtern getötet. »Ein absoluter Missstand, der den Ökobetrieben aufgezwungen wird«, sagt die Chefin des Gallina-Hühnerhofs, Marlene Staab. »Peinlich ist das falsche Wort«, sagt Bioland-Chef Dosch. »Wie es jetzt ist, das ist nicht hinnehmbar.«
Bleibt also die Frage nach den Männern im Federkleid:
Nun – das ist sehr einfach – die männlichen Viecher werden gleich getötet – als Eintagsküken. Unfassbare 40 Millionen Hahn-Küken werden pro Jahr in Deutschland „vernichtet“ – insgesamt sind es in Europa jährlich sogar 300 Millionen.
Und weil es so häßlich klingt, haben wir dafür einen ganz besonders perfiden Euphemismus; Hähne kommen lebendig in den »Homogenisator«, einer Maschine mit rotierenden Messern, zu Brei zermatscht. Die Hahnenküken sind für die Brütereien schlicht Abfall – diejenigen, die dem „Homogenisator“ entgehen , werden mit Kohlendioxid vergast.
Der Tierschutzbund spricht von einem juristischen Eiertanz – denn das Töten eines Tieres „ohne vernünftigen Grund“ ist in Deutschland verboten.
Man denkt aber beim Thema Federvieh immer an die Damen der Schöpfung.
Diese sind Dank CDU auch schon wieder zurück in die Legekäfige verbannt – eine Regelung die Rot/Grün 2001 abgeschafft hatte. Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen haben am 7. April 2006 im Bundesrat das 2001 demokratisch beschlossene Verbot der Käfighaltung von Legehennen, das ab 1. Januar 2007 in Deutschland gelten sollte, aufkündigen lassen und die Fortsetzung der Käfighaltung von Legehennen beschlossen. Die neuen Käfige, die auf Wunsch der Länder in Deutschland eingeführt und beschönigend als "Kleinvolieren" bezeichnet werden, können keine tiergerechte Legehennenhaltung garantieren.
Tierschutzbericht 2003 des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft hieß es schon anklagend:
Danke lieber deutscher Wähler, Danke CDU – so ist es dann also offensichtlich hierzulande gewollt – Pech für die Hühner.
Und noch größeres Pech für die zig Millionen „homogenisierten“ Hähne – für die interessiert sich scheinbar erst recht niemand – außer Sarah Wiener. Sie spricht von 50 Millionen getöteten Junghähnen in Deutschland: Die männlichen Küken der Legehennenrassen sind Opfer dieser zu sehr auf Höchstleistung orientierten Zucht. Diese Tier zu mästen lohnt sich nicht. Es dauert sehr viel länger, bis sie Fleisch angesetzt haben, als bei den Tieren, die als „Masthähnchen“ gezüchtet wurden. Die männlichen Legehennen-Küken werden daher routinemäßig innerhalb der ersten 60 Stunden ihres Lebens getötet. Die wenigsten Verbraucher wissen das.
(entstand aus der Idee, authentisches Material für interessierte Menschen einfach und unkompliziert zugänglich und vor allem frei sowie kostenlos verfügbar zu machen.)
kann man sich einen sehr plastischen Eindruck verschaffen.
Die Verbraucher wollen es eben billig und schalten gerne gewissen, Augen und Ohren ab.
Durch Rückkreuzung von Rekordmasthähnchen und Turbolegehennen könnte man das Problem elegant lösen. So fährt die Zeit fort:
Das Endergebnis wäre ein Federvieh wie einst im Hühnerstall, das Fleischansatz wie Legeleistung unter einen Hut bringt. Diese Abkehr von getrennten Hochleistungslinien, bei denen zudem viele Tiere frühzeitig an Herz-Kreislauf-Versagen verenden, ist in der Geflügelindustrie jedoch unbeliebt: Eier wie Fleisch würden sich durch geringere Legeleistung oder längere Mastzeit verteuern und hätten im Wettbewerb angeblich keine Chance.
Käfigeier, Turbomasthühner, Homogenisierte Hähne sind statt dessen die Realität.
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