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Donnerstag, 19. Juni 2008

Der Gestank bringt mich um.

Im Namen der Ehre kann man viel machen.
Man kann noch viel mehr machen, wenn etwas nicht ehrenrührig ist.
Rührt aber etwas die Ehre, wird es gerne auch mal blutig.
Kausal und logisch kann man das meistens nicht erklären, wenn wir uns beispielsweise mal die sogenannten „Ehrenmorde“ ansehen. Hierzulande wird behauptet, daß es sich dabei um irgendwie muslimisch geprägte Vorstellungen handelt.
Nun bin ich kein Moslem, aber jedesmal, wenn ich dazu irgendeine Äußerung eines Imams höre, sagen die alle das gleiche: Ehrenmorde sind zu verabscheuen und eben nicht mit dem Koran zu rechtfertigen.
Womit also sonst? Man weiß es nicht.
Wessen Ehre war wohl tangiert, als dieser Ahmat in Hamburg seine Schwester Morsal mit 20 Messerstichen hinmetzelte?
Seine etwa? Dazu müßte er ja erst mal Ehre besessen haben – was angesichts seiner Vorliebe für Prügel und Gewalt nicht möglich ist.
Morsals Ehre womöglich? In dem Fall wäre Ehre ja nicht so eine erstrebenswerte Nummer, wenn man dafür erstochen wird.
Bliebe noch die Familienehre – was auch immer das sein mag, wenn schon Morsal und Ahmat frei davon sind und auch die Eltern ihrer Ehre durch Prügel Ausdruck verliehen.

Sehr rätselerregend. Ich werfe mal einen Blick auf eine offizielle Definition – zum Beispiel in Meyers Lexikon:
Ehre, 1) die einer Person aufgrund ihres Menschseins und der damit verbundenen Würde von Natur aus zukommende, durch Worte und Handlungen bekundete Achtung; 2) innere, auf der Selbstachtung beruhende Haltung (sittliche Würde); 3) das Ansehen, das einer Person aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung, ihrer Lebensführung oder hoch bewerteter Leistungen zugebilligt wird. – Die Ansichten darüber, was mit der Ehre verträglich oder durch sie gefordert sei, sind kulturell verschieden. Konflikte der Ehre mit anderen hohen Gütern, z. B. der Liebe, bildeten zu allen Zeiten ein Hauptthema der Dichtung.
Punkt 1 und 3 haben wohl auf Morsal nicht gepasst und Punkt 2 erklärt nicht, wieso sie tot ist.
Bei dem Begriff „Ehrverletzung“ wikid man weiter:
Abhängig vom kulturellen Umfeld kann in vielen Ländern der Erde der Begriff Ehrverletzung sehr viel persönlicher angesehen werden. Da Ehre ein weit gefasster Begriff ist, ist eine Überschreitung dieser Grenze in anderen Kulturzonen sehr schnell möglich. Häufig hat diese Überschreitung wiederum Straftaten zur Folge, wenn beispielsweise zur Ahndung der Ehrverletzung die Blutrache angewendet wird.
Aber das ist doch auch irgendwie schwierig in der praktischen Anwendung!
Jeder versteht etwas anderes unter Ehre und wenn diese imaginäre nicht klar definierte Sache verletzt ist, muß jemand anderes dafür bluten.
Ist doch irgendwie subopitmal.
Da lobe ich mir Japan. Dort definiert man selbst, wann das was man als die eigene Ehre empfindet so sehr verletzt ist, daß man handeln muß. Die aus einer Ehrverletzung folgenden Handlung betrifft zudem ganz altruistisch einen selbst: Man tötet nicht irgendwelche anderen, sondern schießt sich selber ins Aus!
Wie hätte wohl Ahmad die Sache mit seiner Schwester gesehen, wenn eine Ehrverletzung für ihn bedeutet hätte sich selber 20 mal ein Messer in die Brust zu rammen? Da bekommt man doch automatisch eine tolerantere Weltsicht.
Das haben die Japaner besser gelöst – allerdings ist das mit der Praxis etwas ungemütlich. Historisch war das auch eher blutig.
Bei Seppuku handelt es sich um eine rituelle Selbsttötung, bei der der Bauch mit einem Schwert (Katana) aufgeschlitzt wird. Der Samurai wollte durch seinen Freitod seine eigene Ehre, und damit auch die Ehre seiner Familie, bewahren. Für ihn wäre es schlimmer gewesen, ohne sein Gesicht weiterleben zu müssen, als in den Tod zu gehen.
Ist doch ekelig. Nicht viel besser ist das, was im Moment gerade nipponmodern ist:
Tod durch H2S-Gas.
I Gitt.
Die SZ berichtet: Japan wird seit ein paar Monaten von einer neuen Suizidserie erschüttert. Allein seit März nahmen sich mehr als 180 Menschen durch das Inhalieren von Schwefelwasserstoff das Leben - eine Methode, die erst im Juli vergangenen Jahres zum ersten Mal in Erscheinung trat.
Schwefelwasserstoff ist ja nun richtig ekelig – nicht von ungefähr werden daraus Stinkbomben gemacht.
Wer will denn als Stinkbombe enden?
Und was macht das überhaupt für einen Eindruck bei der Beerdigung?
Ich hoffe mal, daß dann Feuerbestattungen üblich sind und keine Verabschiedung am offenen Sarg stattfindet. Dabei empfiehlt das "Handbuch für Selbstmord", von dem mehr als anderthalb Millionen Exemplare verkauft wurden, viel poetischere Methoden. Es liest sich wie ein makaberer Führer für die letzte Reise, in dem es auch Landkarten, Fahrpläne und Fotos der Haltestellen gibt, damit der Todeswillige die empfohlenen Selbstmordorte auch sicher findet. Außerdem wird erklärt, wie man sich an einem Baum erhängt, oder mit welchen Medikamenten man sich das Leben nehmen kann. Im Winter, so heißt es in diesem Handbuch, genüge es, abends tief genug in den Wald zu gehen, man verliere sich dann im nassen Schnee.
Ein Grund mehr sich über den Klimawandel zu grämen – wann wird denn hier schon mal richtig Winter?
Und in welchen Wald sollte ich gehen?
Also Frau Merkel – schon allein aus Rücksicht auf die Suizid-Willigen sollten Sie mal etwas mutiger beim Klimaschutz sein.
Denn anders als es das Klischee vermuten läßt, hat Japan gar keine so hohe Suizidrate – in dem Punkt glänzen wir Europäer noch in Spitzenpositionen!

NACHTRAG:

Über den Spiegel zu lästern ist inzwischen wohl allgemein üblich im Internet.
Habe ich ja auch schon getan - ich gebe es zu.
Was aber wirklich ärgerlich ist - ganz abgesehen vom Inhalt: Der Spiegel ist LANGSAM! Langsamer als die meisten anderen Nachrichtenportale.
So erscheint heute - zwei Tage nachdem sogar ich schon so oft darüber gelesen hatte, daß ich einen eigenen Bolgeintrag schrieb, auch bei "SPON" ein Artikel über die Schwefelwasserstoff-Selbstmordserie in Japan.

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