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Montag, 30. Juni 2008

Deutsche Sprache, schwere Sprache.

Wer wie ich die gesamte Kohlkanzlerschaft im Vollbesitz der geistigen Kräfte miterlebt hat, mußte sich wohl oder übel ein dickes Sprachtrommelfell anlegen.
Zu furchtbar war die Sprachunfähigkeit des dicksten und korruptesten Kanzlers aller Zeiten, als daß man diese linguistischen Vergewaltigungen ungeschützt hätte ertragen können.
Ob sich „die heutige Jugend“ eigentlich noch das Grauen vorstellen kann?
Die welken Stilblüten, die der Oggersheimer permanent und coram publico fabrizierte?
„Das blanke ich muß wieder aufgehen im wir des Volkes“ (21.10.82)
„Die Wirklichkeit ist anders als die Realität“
„Ich bin sterblich für Nougat“ (1985)
Kohl am 15.1.1984 im Schweizer Fernsehen auf die Frage, ob er ein PRAGMATIKER sei: „Sowohl als auch!“
„Es braucht demokratische Parteien in Deutschland – aber es braucht auch die CDU“ (27.1.2000 in Bremen)
„Ich bin jetzt 5 Jahre im Amt und in diesen fünf Jahren war ich notwendigerweise - vor allem aber in den ersten beiden Jahren – strak beeinflusst und auch eingefangen in die Gegebenheiten der Politik“ (30.11.87)
„Vom Zustand der Union kann keine Rede sein“ (5.10.87)
„In einer deutschen Familie hat man für das Gröbste die Oma – und ich bin die Oma der Bundesrepublik!“ (23.1.89)
„Ich habe damals ja nicht gewußt, daß ich einmal Bundeskanzler werde. Jetzt bin ich es! Und in elf Jahren ist das Jahrhundert, das soviel Elend gebracht hat, zu Ende!“ (16.1.89)

Wenn ein promovierter Mensch schon so mit seiner Muttersprache umgeht, muß man sich natürlich nicht über englische Sätze , wie „you can say you to me“ (zu M. Thatcher) wundern. Das ging dann schon in Richtung Lübke („Equal goes it lose“, „Sehr verehrte Damen und Herren – liebe Neger!“)
Ja, das war eine wirklich harte Schule, nachdem man von den beiden vorherigen SPD-Kanzlern gewohnt war, daß sie im Ausland stets eine ausgezeichnete Figur machten und mit perfektem Englisch brillierten.
Was damals die CDU-Stümper erledigten, die aus für mich bis heute völlig unerfindlichen Gründen in höchste Staatsämter gelangten, machen wir inzwischen selbst.
Dafür hat das post-Vereinigungsdeutschland das „Denglisch“ erfunden.
Denglisch ist im Gegensatz zum klassischen Anglizismus, der eine sinnhafte Bereicherung sein kann, in der Regel purer Nonsens, der verwendet wird, um wichtig zu klingen.
Viele Vereine und Sprachwissenschaftler kämpfen dagegen an – so führt der „Verein Deutsche Sprache“ eine Anglizismenliste mit der Absicht diese möglichst abzuschaffen.
Sie werden bewertet als „Eigennamen“, „Ergänzend“, „Differenzierend“ und „Verdrängend“. Meiner Ansicht nach ist das ein guter Ansatz – man sollte ruhig ab und an mal ein Wort, das man ohne nachzudenken verwendet dort nachklicken.
Zu beachten sind dabei auch Redewendungen, die eingedeutscht falsch sind.
Zum Beispiel die Redewendung das macht Sinn. Ihren Ursprung hat sie im englischen to make sense. Es ist dies eine wörtliche, aber falsche Übersetzung. Korrekt wäre: das ist sinnvoll/ergibt Sinn. Denn „machen“ hat im Deutschen mit erschaffen, herstellen, bereiten zu tun – Sinn kann man aber nicht erschaffen oder herstellen, höchstens suchen, finden oder erkennen.
Rätselerregend bleibt nur woher dieser ganze Schwachsinn kommt.
Nach einer Theorie handelt es sich bei dem Verursacher um automatische Übersetzungsprogramme, die immer wieder die knackigsten Ungetüme fabrizieren: »Ziegelstein-Seiltänzer-Leser« -> »Adobe Acrobat Reader«,
»auskommentieren« -> »lifelyhood animals« (Auskommen-tieren),
»Entführung« -> »duck leadership«,
»Kaukasusrepublik« -> »chewing case republic«,
»Barbezahlung« -> »night club payment«,
»Glücksautomaten« -> »Lucky Pig Tomatoes« (Glück-Sau-Tomaten),
»Splendour copies from free game course are in my style bloom collection.« (Prachtexemplare aus freier Wildbahn finden sich in meiner Stilblüten-Sammlung.)

Aber das grausamste Grauen kommt aus einer anderen Schublade aus der untersten Etage der deutschen Doofheit - die Pseudoanglizismen – als Denglisch, das der gemeine tumbe Teutone für eingedeutschtes Englisch hält, ohne daß das Englsiche Ursprungswort überhaupt existiert.
„Handy“ ist dabei das bekannteste Beispiel - eine deutsche Wortschöpfung, von der offenbar angenommen wird, daß es sich um Englisch handeln KÖNNTE, obwohl es in BRITISCHEM Englisch mobile phone (kurz mobiles) heißt und im amerikanischen Englisch von cellular phones (kurz cell phones oder schlicht cell) gesprochen wird.

Die nächste Klasse der Pseudoanglizismen sind Worte, die in Englisch überhaupt nicht existieren - zum Beispiel:
Dressman (Richtig: (male) model)
Hometrainer (Richtig: fitness machine)
Showmaster (Richtig: host, oder MC (= Master of Ceremonies))
topfit (Richtig: physically fit, oder in very good shape)

Besonders toll sind aber erst Ausdrücke, die im Original eine ganz andere Bedeutung haben und dadurch unfreiwillig komisch werden in Deutsch.
So bedeutet Shootingstar natürlich Sternschnuppe und nicht etwa newcomer, was aber gemeint ist.
Und Oldtimer ist in Englisch ein old-timer im Sinne von "alter Hase", Veteran.
Was wir früher als Vertiko (kleine/halbhohe Schränke) bezeichneten, taucht nun im Möbelladen als „Highboard“ auf - was aber Sprungturm bedeutet. (Richtig wäre: cupboard, cabinet)

Das BESTE ZUM SCHLUSS - darüber habe ich mich die letzten drei Wochen täglich totgelacht: public viewing heißt in Amerika: Öffentliche Aufbahrung verstorbener Prominenter.

Viewing ist nämlich die öffentliche Totenfeier. (Hier Ludwig II als Beispiel)
Naja, irgendwie passt es ja doch zur Fußball-EM - die Leute standen zu Millionen beim öffentlichen zu Grabe-Tragen der deutschen Sprache und des deutschen Intellekts umher.

Gute Nacht Deutschland.

Ich erinnere mich nicht das Wort „Public Viewing“ in diesem falschen Sinne vor der Fußball-WM 2006 gehört zu haben.
Hat sich das jemand extra zur WM in Deutschland ausgedacht?
Und wenn ja, WER?
Weiß das zufällig jemand?

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