TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Montag, 9. Juni 2008

Tourist-Informationen.

Die Gemeinde Reinhardtsdorf-Schöna wirbt für sich selbst mit dem Slogan Das Urlaubsparadies in der Sächsischen Schweiz! Wir begrüßen Sie in unserer wunderschönen, linkselbisch gelegenen Gemeinde.
In Schöna gibt es gar ein Schwimmbad aus der 30er Jahren. Das Bad hat einiges zu bieten. 1m-Sprungbrett, Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich, Kinder-Plantschbecken, Spielplatz, große Liegewiese, Volleyball- und Federballfeld, Tischtennis und Ausleihemöglichkeiten von Spiel- und Sportgeräten laden an Sommertagen ein. Donnerlittchen.
Zudem gibt es diverse Steinklumpen in der Umgebung, die man besteigen kann bevor man in das grandiose Heimatmuseum kommt:
Das Umgebindehaus in Schöna beherbergt die Heimatstube des Ortes. Besucher können lebendige Heimatgeschichte des vergangenen Jahrhunderts kennen lernen, die Wohnverhältnisse einer Sandsteinbrecherfamilie.
Soviel bahnbrechendes Programm!
Da ist die Auszeichnung "Staatlich anerkannter Erholungsort" nicht weiter verwunderlich. Dennoch fristete Reinhardtsdorf-Schöna bisher ein Schattendasein und versuchte aus der Not eine Tugend zu machen, indem es mit der Abgelegenheit warb:
Hier finden Sie erholsame Ruhe und wohltuende Entspannung jenseits des Massentourismus. Da haben sich die Herren der Gemeindeverwaltung
Reinhardtsdorf-Schöna ( Waldbadstraße 52 d/e, 01814 Reinhardtsdorf, Tel.: 035028 / 80433, Fax: 035028 / 80434) einiges ausgedacht.
Einen Rekord haben diese Sachsen allerdings nicht auf ihrer Webseite aufgelistet – sie waren bisher schon NPD-Hochburg und haben auch gestern bei der sächsischen Kommunalwahl einen Nazi-Rekord aufgestellt:
Von den 1370 Wahlberechtigten in Reinhardtsdorf-Schöna nahmen 749 an der Wahl teil, 728 davon gaben den Angaben zufolge gültige Stimmen ab. Die NPD kam auf 535 Fürstimmen.
Das sind 25,2 % - also jeder VIERTE wählte die Neonazis.
Der Ort Reinhardtsdorf-Schöna ist seit 2004 für überdurchschnittliche NPD-Wahlergebnisse bekannt. Bei der Bundestagswahl 2005 hatte die NPD in der Gemeinde mehr als 14 Prozent bekommen, bei der Europawahl ein Jahr zuvor waren es 17,8 Prozent der Wählerstimmen. Schlechter weg kam beider gestrigen Wahl alle etablierten Parteien; die CDU (21,7 Prozent), die Linke (15,6 Prozent), FDP (4,2 Prozent), SPD (3,7 Prozent) und Grüne (2,8 Prozent). Rot-Rot-Grün zusamemn sind sogar noch schwächer als die NPD.
Die Gemeinde des Bürgermeisters Herrn Ehrlich ist damit zwar die Braunste, aber auch landesweit kann man sich nur mitschämen, wenn man die Ergebnisse betrachtet:
Bei der Wahl vom 13. Juni 2004 hatte die NPD landesweit etwa 41.000 Stimmen erreicht. Diesmal waren es rund 160.000 Stimmen.
Die NPD hat ihr Ergebnis von vor vier Jahren, als sie 1,3 Prozent der Stimmen erhielt, etwa vervierfacht. Nach Angaben aus den Kreisen werden die Rechtsextremen in den zehn neuen Kreisparlamenten insgesamt mehr als 40 Sitze haben. Bislang verfügt die Partei über insgesamt 18 Sitze. Im Kreis Landkreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge liegt die NPD nun gar vor der SPD, die sich in Sachsen bereits auf die Fünfprozenthürde hinzu bewegt.
Da noch nicht komplett ausgezählt ist, wissen wir die Wahlbeteiligung noch nicht – aber sie dürfte klar unter 50 % liegen – schon bei der letzten Kommunalwahl gingen gerade mal 46% der wahlberechtigten Sachsen zu den Urnen.
Ich weiß, Ossi-Bashing ist weder politisch korrekt noch fair, weil man damit ja alles über einen Kamm schert. Dennoch muß man sich nicht wundern, wenn ein kräftiges „IHR SCHEIß ZONIS“ ertönt!
Da stimmt wirklich etwas ganz grundlegend nicht mit der Demokratie!
Von 1933 bis 1990 gab es dort keine wirklich freien Wahlen und nun, nachdem es ist die Zukunft der eigenen Region mitzubestimmen, indem man frisch und frei nach Laune Parlamentarier bestimmen kann, stellt sich raus, daß über die Hälfte der sächsischen Ost’ler gar keine Lust dazu haben.
Da hatte sich wohl wirklich eine breite Masse gemütlich in der Diktatur eingerichtet und fand offenbar Gefallen daran sich fremdbestimmen zu lassen. Nach beinahe 20 Jahren ist es nicht nur nicht besser geworden, sondern angesichts der NPD-Ergebnisse kann man nur von einem kompletten politischen und moralischen und kulturellen Versagen der Demokratie in Sachsen sprechen.
Um noch einmal auf den Bürgermeister von Reinhardtsdorf-Schöna zurück zu kommen; es fällt schon auf, daß er resigniert ist. Die etablierten Parteien kümmern sich ohnehin nicht um die braune Provinz und auch vor Ort zeigt außer den Nazis kaum einer Interesse an Politik.
Die NPD habe zielgerichtet die "Steilvorlagen" aus Berlin und Dresden ausgenutzt. Gegen solche Schwerpunkte hätten es die etablierten, kommunalpolitisch ausgerichteten Parteien im Ort schwer, die sich zudem in der Region im Wahlkampf weit zurückgezogen hätten. "

Gute Nacht Deutschland.


NACHTRAG:

Am 17. Juni schreibt das Hamburger Abendblatt dazu:

Die Hochburg der braunen Biedermänner

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