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Dienstag, 11. August 2009

Liberale ohne Rückgrat Teil II

Die Bürgerrechtsvereinigung „Humanistische Union“, gegründet auf Anregung der berühmten Verlegers und Philosophen Gerhard Szczesny 1961, hat eine äußerst verdienstvolle Geschichte.

Zu Zeiten, als das wirklich noch niemand hörten wollte, traten sie schon für mehr bürgerliche Freiheiten, die Trennung von Staat und Kirche, sowie sie Reduzierung von Kirchenprivilegien in Deutschland ein.
Mitten in der kleinbürgerlichsten Miefzeit der Adenauerjahre schickte man sich an liberale Prinzipien hochzuhalten und insbesondere alte Zöpfe des Strafrechts, wie den § 175 (Homosexuelle), § 218 (Abtreibung) oder den § 166 (Gotteslästerung) abzuschneiden.

Vor dem Kulturschock der 68er war die Arbeit der HU extrem mutig und zukunftsweisend.

Die Beiratsliste liest sich noch heute ein bißchen wie das Who is Who der linksliberalen Intellektuellen und Politikern:
Walter Jens, Burkhard Hirsch, Prof. Dr. Erhard Denninger (Verfassungsgerichtshof des Freistaat Thüringen), Heidemarie Wieczorek-Zeul, Prof. Carl-Heinz Evers (Schulsenator a.D.), Helga Schuchardt (Senatorin und Landesministerin a.D.), Renate Künast, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Prof. Heide Pfarr (Senatorin und Landesministerin a.D.), Claudia Roth, etc.

Die HU ist heute grüner und sozialdemokratischer, als zu ihrer Gründungszeit.

Damals dominierten noch Bürgerrechtsvertreter aus der FDP.
Die tatsächlich Liberalen in der FDP sind aber inzwischen ausgetreten wie beispielsweise Hamm-Brücher und Schuchardt, oder mußten ob des antiliberalen Kurses unter Westerwelle ihre Ämter räumen - Sabine Leutheusser-Schnarrenberger trat 1995 als Bundesjustizministerin wegen des Großen Lauschangriffs zurück, Burkhard Hirsch trat aus Protest gegen die Einführung des "Großen Lauschangriffs" vom Posten als innenpolitischer Sprecher der FDP zurück.

Westerwelle („Ich bin stolz ein Deutscher zu sein“), der schon mit seinen braunen antisemitischen Zündeleien Hildegard Hamm-Brücher nach 56 Jahren Parteimitgliedschaft aus der FDP vertrieben hatte fällt unter anderem auch wegen seines religiösen Kurses hinter den bürgerrechtlichen Stand des HU-Gründungsjahres 1961 zurück.

Der Grövaz bläht öffentlich seine Gläubigkeit auf
- „Ich bin aus Glauben und Überzeugung in der Kirche. Beide großen Kirchen - und andere Religionsgemeinschaften - leisten einen beeindruckenden Dienst für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. …….Der Mensch - sein Geist, seine Seele, seine Liebe - ist mehr als ein physikalischer und biochemischer Prozess. Das ist für mich felsenfest klar.

Der Grövaz unterstütze mitsamt der FDP die durch und durch verlogene antiethische Pro-Reli-Propagandaschlacht der Berliner Bischöfe, um die Macht der Kirchen auszubauen.

Im FDP-Wahlprogramm ist von „Trennung von Staat und Kirche“ keine Rede mehr.
Unter dem Grövaz ist die einst liberale Partei glatt um 50 Jahre zurück gefallen.
Nun ergreift Westerwelle sogar Partei für die Kirchen und beklagt Vorurteile gegen die Milliardenschweren organisierten Christen in Deutschland:

Die FDP setzt auf die Gleichbehandlung der Religionsgemeinschaften durch den Staat. Entscheidend ist, dass das Menschen- und Gesellschaftsbild der jeweiligen Religionsgemeinschaft die Werteordnung der Verfassung achtet.
Die Kirchen und Religionsgemeinschaften leisten einen positiven Beitrag zur Gestaltung des Zusammenlebens in der Gesellschaft. Immer noch bestehende Vorurteile gilt es abzubauen. Häufig bildet Unwissen den Nährboden für Vorurteile.
Es ist Aufgabe der Länder, in den jeweiligen n Lehrplänen für Curricula zu sorgen, die Vorurteile gegenüber Religionen abbauen, indem sie umfassend über diese informieren.
(s.41)

In Zeiten der Papstumarmungen für die neonazistischen, misogynen und homophoben Piusbrüder möchte der Grövaz also „Vorurteile“ gegen die Religion abbauen, weil sie so einen „positiven Beitrag“ leisteten.

Muslimische, Jüdische oder gar NICHTreligiöse Weltanschauungsgemeinschaften werden übrigens im FDP-Programm mit keiner Silbe erwähnt.

Der gläubige Westerwelle möchte nur die Christen fördern und fällt damit noch hinter den Präsidenten des Christlichsten Landes der Welt zurück.

Liberal war einmal in der FDP.

Angesichts der „Liberalität“ wie sie der Grövaz versteht, können HU-Vorkämpfer nur schreiend weglaufen.

2 Kommentare:

Po8 hat gesagt…

Keine mir bekannte "liberale" Partei verfolgt wirklich liberale Ziele oder fühlt sich der Freiheit verpflichtet. Die FDP fällt hier nicht aus der Reihe.

Das verwundert aber auch nicht, speziell nicht in .de, da eine liberale Auffassung mit der verstandenen Rolle des Staates (nämlich Kontrolle, Kontrolle und.. äh.. ahja.. Kontrolle) nicht korreliert. Hin und wieder erzeugt man zwar den Anschein, was sich aber anhand der anschließenden Handlungen nur als Bauernfängerei entpuppt.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Du hast ja vollkommen RECHT - umso seltsamer, daß ausgerechnet die Partei, die so heftig mit dem Wörtchen „liberal“ wirbt, derzeit auf Rekordniveau liegt.