TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Montag, 31. August 2009

Tatütata Thüringen.

Die ersten Gedanken, die ich gestern Abend zu den Landtagswahlen niederschrieb, waren offenbar nicht so besonders exklusiv - heute finde ich eine ganze Reihe ähnliche Bewertungen.

Meinen Ärger über die SPD formulierte ich so:

Gysi sagte „Matschie steckt doch jetzt in der Ypsilanti-Falle“ und recht hat er!
Wie doof ist das denn auch nach den hessischen Erfahrungen, daß Grüne und Sozialdemokraten vor allem im Wahlkampf davon reden, was sie alles ausschließen:
Grüne wählen prinzipiell keine Linken zum MP (Özdemir), weil die bähbäh sind und Matschi will nicht Ramelow in Thüringen zum MP machen, weil der bähbäh ist.
Dabei waren die Optionen vorher klar, die Umfragen sind klar - die Thüringer bevorzugen deutlich rot/rot/grün vor schwarz/rot und dafür hat die LINKE mit Ramelow in Thüringen poppige zehn Prozentpunkte mehr als die SPD bekommen.

Im Laufe des Abends wurde ich immer wütender und setzte im Kommentar hinzu:

Alles wegen dieser im vorrauseilendem Gehorsam durchgeführten Selbstkastrierungen!
Natürlich schaufelt man sich selbst das Grab, wenn man wie Andrea Doof in Hessen bei jedem öffentlichen Auftritt Stein und Bein schwört niemals und unter keinen Umständen mit den Linken zu reden.
Wieso macht man so was Beklopptes?
Etwas so Beklopptes, daß jetzt Roland Koch regiert - na das ist ja aus SPD-Sicht VIEL besser!
Umso unverständlicher, daß jetzt die Fehler wiederholt wurden.
Ok, nicht ganz so plump - immerhin hielten sich die Leute ja rot/rot offen - aber mit albernen Bedingungen (nicht mit MP Ramelow) gekoppelt.
Der Effekt von solchen Sinnlosaktionen ist 2009 zu beobachten:
Statt dem 2005er Ergebnis von 34,5 % krebst die SPD nun bei zehn Prozentpunkten weniger, weil - OH WIE ÜBERRASCHEND - viele der Anhänger natürlich genervt sind von der Merkel.

24 Stunden später schreibt der Spiegelfechter in seinem Artikel „In der Matschielanti-Falle“ heute sinngemäß exakt den gleichen Gedanken auf und fragt ob Christoph Matschie „der dümmste Politiker Deutschlands“ sei:
Christoph Matschie hat nicht aus den Fehlern seiner Parteifreundin Andrea Ypsilanti gelernt. Wenn es in Erfurt keine Neuwahlen geben soll, wird er den Wähler betrügen müssen.

Weshalb ist es eigentlich so, daß Sozialdemokraten immer mehrfach gegen dieselbe Wand laufen?

Es mag daran liegen, daß die Parteiführung zu sehr vom Fußvolk entkoppelt ist.

Anders als in der CDU, deren Anhänger wohlig devot einer Führung folgen und ihr eigenes Unverständnis gerne als überragende strategische Planung der Parteispitze umdeuten, sind Sozi-Mitglieder ungefähr so folgsam wie ein Sack Flöhe und hinterfragen schon alles und jeden.

Vor genau 20 Jahren rumpelte es in der CDU einmal so gewaltig, daß man schon fast den Überpatriarch Kohl in Bedrängnis sah.
Er hatte mal wieder eine einsame Personalentscheidung getroffen, die keiner verstand: Generalsekretär Geißler, der allseits anerkannte Parteistratege wurde gefeuert und durch den fremdelnden , aber Kohl-hörigen Rühe ersetzt.
Im CDU-Präsidium fand man das ungefähr so klug, wie den Plan mit der SED zu fusionieren.
Aber glücklicherweise müssen sich alle CDU-Präsiden operativ das Rückgrat entfernen lassen und nickten schließlich alle Kohls Entscheidung ab.

Das diametral entgegengesetzte Bild bei der SPD - da muß nur eine einzige mittelwichtige Präsidin, die noch nie ein öffentliches Amt hatte ein bißchen gegen den Chef pupen und schon rollt der Kopf des Vorsitzenden.
Geschehen im Oktober 2005, als SPD-Parteichef Müntefering Kajo Wasserhövel zum Generalsekretär vorschlug und die 35-Jährige Partei-Strukturkarrieristin Nahles fand es sei ein günstiger Zeitpunkt mitten in den Koalitionsverhandlungen den designierten Vizekanzler anzupinkeln.
Als Belohnung für ihre Destruktivität wurde die überzeugte Katholikin im Mai 2007 stellvertretende Parteivorsitzende.
So läuft das bei den Sozen.

Müntefering (der bekanntlich zwischenzeitlich reaktiviert wurde, weil sein Nachnachfolger in der causa Ypsilanti in einem Hamburger Ratskeller so debakulierte, daß er sich als Ehrenbürger Schildas qualifizierte) erklärt den einfachen Parteigenossen heute was gestern passiert ist.

Zunächst einmal, ganz ehrlich, ohne Sarkasmus, ohne Ironie:
Ich MAG Müntefering, ja wirklich.

Welche Erkenntnisse hat also der Oberchef?

Zunächst einmal:

das war ein spannender Tag gestern: Drei Landtagswahlen, eine Kommunalwahl.

Dem widerspricht wohl kein politisch Interessierter - aber Danke für die Aufklärung.

Es zeigt sich: Dramatische Verluste bei der Union, Schwarz-Gelb wird nicht gewollt.

OK, das ist kaum die ganze Wahrheit - aber man kann das, wenn man der SPD wohlgesonnen ist und Sachsen vergißt, durchaus so sehen.

Das sind gute Zeichen.

Angesichts der nackten Zahlen von 18,5 % (T), 10,4 % (S) und 24,5 % (Saarl.) und der Tatsache, daß die SPD mal absolute Mehrheiten hatte, muß ich schon meine Daumenschrauben gewaltig anziehen lassen, um das zu unterschreiben.

Die SPD ist sich ihrer Verantwortung bewusst: Im Saarland und in Thüringen sind wir in entscheidender Position. Heiko Maas und Christoph Matschie stehen als Ministerpräsidenten bereit.

Ja, das ist schön.
(Ich stehe übrigens auch als Bürgermeister von Hamburg bereit. Meine Chancen den Job zu kriegen dürften in etwa so hoch wie die von Matschie sein.)

Sie suchen die Zusammenarbeit mit den Grünen und sprechen mit den Linken als mögliche weitere Koalitionspartner. Sie wollen in ihren Ländern ein Höchstmaß an sozialdemokratischer Politik durchsetzen.

Donnerschlach!
Welch Erkenntnis!
Und ich dachte schon fast, daß die SPD ein Höchstmaß von christdemokratischer Politik umsetzen wollte!

Klar ist auch: Auf Bundesebene wird es keinerlei Zusammenarbeit mit der Linkspartei geben. Das gilt.

Ah - da ist es wieder.
Das von Pofalla und Niebel hingehaltene Ypsilanti-Stöckchen wird brav übersprungen. Irgendwie muß man ja seine Chancen ruinieren.

Bei CDU/CSU steigt die Nervosität. Gestern war Frau Merkel den ganzen Abend nicht zu hören und nicht zu sehen. Eigentlich wollte sie sich dem Wahlkampf verweigern, die Menschen mit schönen Bildern einlullen.

Stimmt.

Doch das reicht nicht, wie man bei Althaus und Müller gesehen hat.

Jein - Althaus und Müller hatten unrealistisch hohe Ausgangswerte bei den letzten Wahlen. Beide haben schon zehn Jahre auf dem Buckel und Althaus hat alles andere als brilliert.
Bei Tillich hat es aber schon gereicht.

Sagen, wofür man steht. Für die eigenen Konzepte werben – das ist Wahlkampf, das gehört zur Demokratie dazu, davor kann man sich nicht drücken.

So, nun reichen Daumenschrauben nicht mehr - um dem zuzustimmen, brauche ich schon eine Stunde auf einer veritablen Streckbank.
Konzeptionslosigkeit und wolkige Allgemeinplätzchen (Kohl, Merkel, Beust,..) sind sogar sehr erfolgreiche Wahlstrategien.
Wenn man richtig konkret wird (so wie Lafontaine 1990) und harte Schnitte ankündigt, wird man nicht gewählt.

Wir haben zu Beginn des Jahres in vielen Städten Deutschlands mit den Menschen gesprochen, wie das neue Jahrzehnt aussehen soll. Wir haben dann im Frühsommer mit unserem Regierungsprogramm klar gesagt, wofür wir stehen. Frank-Walter Steinmeier hat seinen Deutschland-Plan vorgelegt: Mit mutigen Ideen für morgen und entschlossenem Handeln jetzt. Und heute starten wir in Hannover mit einer großen Kundgebung in die heiße Phase des Wahlkampfes.

Siehe oben. Die ARD-Nachwahlbefragung ergab, daß 2/3 der Wähler den Steinmeierschen Deutschlandplan für undurchführbar halten.

Jetzt gilt es zu kämpfen. Noch 27 Tage. Mehr Atomkraft, Studiengebühren, weniger Sozialstaat, kein Mindestlohn – dafür stehen CDU, FDP und CSU.

DAS könnte schon eher klappen - ich habe auch den Eindruck, daß Wähler heute das kleinste Übel wählen und ihre Entscheidung danach treffen, wen sie am dringendsten verhindern wollen.

Helft alle mit, denn es geht um die Richtung: Die SPD kämpft für gute Löhne für gute Arbeit. Für sichere Energie. Für gebührenfreie Bildung. Für ökonomischen Erfolg und ökologische Vernunft und soziale Gerechtigkeit. Für Toleranz. Dafür stehen wir und deshalb wollen wir ins Kanzleramt: Am 27. September mit Frank-Walter Steinmeier. Mit freundlichen Grüßen

Na gut, Franz, weil Du es bist - werde ich das dann mal versuchen!

Keine Kommentare: