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Mittwoch, 9. Juli 2008

Zwei Jubiläen.

Vor 75 Jahren, am 8. Juli 1933, Punkt 18 Uhr, setzten Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII. und der deutsche Vizekanzler Franz von Papen voller Freude und Feierlichkeit ihre Unterschrift unter das Reichskonkordat zwischen Hitler und dem Vatikan.
Vatikan und Kardinäle buckelten vor Hitler, nannten ihn devot „unseren hochverehrten Führer“ und verpflichteten die Bischöfe zu einem Amts- und Treue-Eid.
Was für ein Glück für die Nazis - nur ein halbes Jahr nach Hitlers Wahl zum Reichskanzler war es der Vatikan, der den ersten großen internationalen Propaganda-Coup ermöglichte, indem er offiziell so angetan war vom Nazi-Regime, daß er den politischen Katholizismus mit seinen manchmal abweichenden Positionen zum deutschen Staat gleich mit aufgab.
Hitler war natürlich begeistert von den katholischen Ehren, die ihn, der bis zu seinem Tode Mitglied der katholischen Kirche blieb und nie exkommuniziert wurde, von höchster Stelle aus Rom zuteil wurden:
Es sei nun Gewähr dafür gegeben, dass sich die Reichsangehörigen des römisch-katholischen Bekenntnisses "von jetzt an rückhaltlos in den Dienst des nationalsozialistischen Staates stellen werden".
Politische Bedenken gegen die nationalsozialistische Diktatur schien im Vatikan und der deutschen römisch-katholischen Kirche niemand zu haben.
Sie wurden jedenfalls nicht offiziell geäußert.
Im Gegenteil, der Münchner Kardinal Faulhaber, der noch 1945 alles tat, um seinen Kollegen und grauenerregenden 150%-Nazi und Schlächter von Zigtausend Juden Tiso zu schützen, war als ausgesprochener Gegner der Demokratie, besonders angetan vom Nazi-Regime. Er brachte seine Bewunderung für Hitler zum Ausdruck:
"Was die alten Parlamente und Parteien in 60 Jahren nicht fertig brachten, hat Ihr staatsmännischer Weitblick in sechs Monaten weltgeschichtlich verwirklicht."

Es ist nötig zu betonen, daß der moralische Maßstab auf den sich die Katholiken damals stützten nicht etwa irgendeine obskure veraltete Auffassung war, sondern selbstverständlich dieselbe Bibel, mit der auch heute noch argumentiert wird, wenn sich die Kirche anmaßt allein für Moral zuständig zu sein, wie es just auch wieder in Berlin im Kampf gegen den staatlichen Ethikunterricht passiert - unterstützt von der Bundeskanzlerin.

Römische Kardinäle als Exegese-Experten zu bezeichnen, dürfte wohl unwidersprochen stehen bleiben und so muß es dann wohl auch wahr sein, daß sich die Bibel bestens mit faschistischen Regimen verträgt - gab es doch ähnliche Konkordate auch mit Spanien und Italien.
Deutschland ist aber insofern ein Sonderfall, als dieses Konkordat immer noch gilt - Spanien und Italien hatten nach Kriegsende die Verträge revidiert.
In ihrer Entscheidung über eine Klage der Bundesregierung gegen ein niedersächsisches Schulgesetz stellten die Karlsruher Verfassungsrichter 1957 fest, dass das Konkordat als völkerrechtlicher Vertrag weiter bestehe.
Das hat Folgen.
Zum Beispiel bezahlt Herr Beckstein bis heute 21 "Konkordatslehrstühle" an bayerischen Universitäten, bei deren Besetzung der Ortsbischof mitreden kann - Dank Hitler!

Die Notwendigkeit nach Kriegsende umzudenken, hat es bei den organisierten Christen offenbar nicht gegeben. Im Gegenteil - auch lange nach dem Ende des zweiten Weltkrieges stemmte sich die katholische Kirche mit aller Macht gegen das Einziehen der Demokratie.
Man mag es kaum glauben, wenn man den Streit um ein anderes Jubiläum nachvollzieht, das ebenfalls dieser Tage „gefeiert“ wird:
50 Jahre Gleichstellung der Frau im Familienrecht.
Bis weit in die 50er Jahre der Bundesrepublik galt nämlich das alte Familienrecht, nach dem die Frau sich bei Entscheidungen ihrem Mann unterzuordnen hatte (§1354 Entscheidungsrecht des Mannes), sie mußte den kochen und putzen führen und durfte nur mit Zustimmung des Mannes einem Beruf nachgehen (§1356 Haushaltsführung), die Frau durfte noch nicht mal über ihr eigenes Geld bestimmen (Nach der Heirat ist das gesamte Vermögen der Frau "der Verwaltung und Nutznießung des Mannes unterworfen" (§1363)), sogar die elterliche Gewalt, das „Schlüsselrecht“ und „Sorgerecht“ unterlagen allein dem Mann.
Dummerweise stand nun aber im GG seit 1949, daß Männer und Frauen gleichberechtigt sind und so hatte die Regierung Adenauer das alte Familienrecht bis 1953 neu zu fassen.
Das tat aber der Alte nicht - CDU und Kirche wollten schlicht und ergreifend nicht.
Die Christenpartei steckte noch so sehr im Mief, daß man sich nur zu gern von den Bibel-interpretierenden Bischöfen vorhalten ließ, daß die Frau natürlich UNTERGEORDNET zu sein habe:
Grundsätzlich habe der Mann und Vater "die Verantwortung als Haupt der Ehefrau und der Familie"; wer das leugne, "stellt sich in Gegensatz zum Evangelium und zur Lehre der Kirche", empören sich die deutschen Erzbischöfe und Bischöfe im Januar 1953 in einem Hirtenwort zum Familienrecht.
Kein Widerspruch bei der EKD - auch deren Bischöfe stimmten ein, interpretierten das Evangelium, das auch heute als maßgeblich bejubelt wurde, in dieser Weise:
"Die Unterordnung der Frau dem Mann gegenüber in der Ehe" sei ein "Wesenszug der christlichen Ehe" überhaupt.

Arm in Arm mit dem real existierenden Katholizismus warnte CDU-Familienminister Joseph Wuermeling davor, Familienmütter mit freien Entscheidungen zu überfordern; in der Frauenarbeit sah er gar den Beginn einer "brutalen Sowjetisierung der Frau".

Christliche Moral eben.

So ging es bis 1958. Der endlich neu formulierte Familienrechtsparagraph verlautete dann:
Die Frau führt den Haushalt in eigener Verantwortung. Sie ist berechtigt, erwerbstätig zu sein, so weit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich bewundere Menschen,wie den Kommentator, die in der Lage sind, jede Sellungnahme, egal von wem sie kommt (vom Vatikan, von ausländischen Staatsmännern, aus dem englischen Königshaus usw.)zu Hitler und dem Faschismus in Deutschland und Europa, durch ihre vorgefasste Meinung in die offiziell vorgegebene Meinungsrichtung zu biegen. Warum fragt man sich nicht einfach einmal, warum in Euopa und nicht nur in Deutschland am Anfang des letzten Jahrhunderts der Faschismus so große Blüten trieb und das nicht nur in Deutschland sondern auch in Holland, England, den meisten eutopäischen Staaten und sogar in den USA. Für den Fall, dass jemand wirklich eine Antwort wünscht, die mit den üblichen Klischees wie links und rechts nichts zu tun hat, empfehle ich die Dokumentation "Endgame" von Alex Jones. Sie kann bei wwww.secret.tv kostenlos heruntergeladen werden. Danach müssten auch dem letzten die Schuppen von den Augen fallen und sein Weltbild neu ausgerichtet werden!

Anonym hat gesagt…

Ich habe nicht das Thema Faschismus behandelt, sondern ironisch auf die angeblich fest zementierten „Werte“ der RKK verwiesen und gezeigt, daß diese eben doch variabel sind.

Der „offiziell vorgegebenen Meinungsrichtung“ entspreche ich nun wirklich so gut wie nie - im Gegenteil - gerade den beliebtesten Politikern - Köhler und Merkel trete ich bevorzugt entgegen.

Alex Jones werde ich mir NICHT ansehen, da ich vollkommen immun gegen Verschwörungstheorien bin - sorry, aber das ist wirklich NICHTS für mich. Ich bewege mich dann doch eher in der Realität.


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