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Mittwoch, 23. Juli 2008

Anziehungskräfte

Menschen werden immer mehr und eigentümlicherweise dennoch immer geselliger. Fußballübertragungen begrölt man neuerdings nicht mehr tumb und peinlich zuhause in Familie, sondern rast zu kollektiven Leichenaufbahrungen (= „public viewing“), um sich dort mit Hunderttausenden anderen betrunkenen Proleten zusammen zu pressen.
Die Anlässe für die in immer schnellerer Abfolge stattfindenden Megaereignisse sind dabei relativ austauschbar. Ob es vordergründig um politische, religiöse oder kulturelle Themen geht, ist a posteriori kaum unterscheidbar.
Eine Menschenansammlung in Großstadt-Anzahl ist schnell mal zusammen gebracht:
Weltjugendtag Tschenstochau 1992: 1,5 Millionen
Weltjugendtag Manila1995: 4 Millionen
Weltjugendtag Rom 2000: 2 Millionen
CSD Berlin 2008: 500.000
Loveparade Dortmund 2008: 1,6 Millionen
Hafengeburtstag Hamburg 2008: 1,5 Millionen
CSD Köln: 500.000
Karneval der Kulturen Berlin 2008: 1,3 Millionen
Gay-Pride-Parade Sao Paulo 2008: 5 Millionen.
St. Patricks Day Parade NY: 1 Million
Mardi Gras Parade Sydney 2008: 500.000
Die weltweit größte Organisation überhaupt - die RKK, die in Manila 1995 einen Besucherrekord aufstellte, der bis zum CSD Sao Paulo 2008 hielt, ist aber inzwischen abgeschlagen.
Das Charisma ihres Vormannes Ratzinger reicht offenbar bei weitem nicht mehr aus, um die Massen so in Bann zu ziehen, wie es beispielsweise ein paar Techno-wummernde LKW’s in Dortmund können.
Der Menschfischer steht vor leeren Netzen.
Be-ne-detto versammelte just beim katholischen Weltjugendtag in Sydney nur knapp 300.000 Menschen um sich - in etwa also die Hälfte der Menschen, die zur großen Schwulenparade in der australischen Metropole kommen.
Allerdings war die Pressearbeit auch eher suboptimal:
Dass die RKK Australien über Dekaden Hunderte von kinderfickenden Priestern schützte - als ob das Thema weltweit noch nie eine Rolle gespielt habe, kam wohl nicht so gut an.
In Australien sind in den 200 Jahren seit der Besiedlung Tausende Kinder und Erwachsene von Priestern und katholischen Lehrkräften sexuell missbraucht worden.
Unmittelbar vor Abreise Ratzingers aus Australien nahm er sich doch noch ganz kurz des Themas an.
Der Papst habe zwei Frauen und zwei Männer in einer privaten Messe empfangen und sich ihre Geschichte angehört, teilte der Vatikan mit. Das Wort „Sorry“ vermied er ebenso wie die das Wort „Entschädigung“ oder gar Abhilfe schaffen durch die Abschaffung des Zölibats.
Die vier Opfer, die er traf waren sorgfältig ausgewählt; solche die immer noch strenggläubige Katholiken waren und den Oberkatholiken baten ihre Familienbilder zu segnen.
"Ich fürchte, sie haben nur Leute ausgesucht, die kein Problem haben mit der Art, wie die Kirche mit den Missbrauchsfällen umgeht", sagte die Sprecherin der Opfergruppe "Broken Rites", Chris MacIsaac.
Die Opfer, die es aus päpstlicher Sicht erheblich schwerer getroffen hatte, ließ Ratzinger links liegen und verweigerte ein Gespräch.
Dazu gehörte zum Beispiel Anthony Foster - ihn wollte der Papst nicht zur Messe sehen. Foster ist Vater von zwei Töchtern, die als Jugendliche von einem Priester missbraucht worden waren - eine nahm sich später das Leben, die andere wurde alkoholabhängig und ist heute nach einem Unfall schwerbehindert.
Aber den unangenehmeren Fragenden entzog sich der Feigling aus Rom. Foster, der eigens aus Großbritannien angereist war, hatte in den vergangenen Tagen ein persönliches Gespräch mit Benedikt verlangt.

2 Kommentare:

Po8 hat gesagt…

Das erinnert mich fatal an den Besuch Paparatzis in Österreich, bei dem man sich ebenfalls die Besucherzahlen schönrechnete und gem. den Aussagen der österreichischen Freidenker die Katholiken (vorwiegend ältere Mitbürger) Busweise aus der näheren Umgebung zusammenkarrte, um die Veranstaltung nicht ganz so öde aussehen zu lassen.

Catholicism rocks... not!

Anonym hat gesagt…

Catholicism rocks... not!


Na HOFFENTLICH!

Je weniger Zulauf die RKK hat, desto besser für die Gesellschaft.


LG
Tammox