Montag, 14. Juli 2008
Deutschland und Amerika Kopf an Kopf.
Im Februar dieses Jahres schienen Stefan Bonner und Anne Weiss; die Autoren des Buches "Generation Doof" zu belegen, daß die Deutschen soweit im intellektuellen Keller abgestiegen sind, daß sie in Konkurrenz mit den geistigen Tiefbauern der untersten Etagen des Planeten getreten sind.
Weisen TV-Analytikern wie Oliver Kalkofe schwante es schon lange, daß ein Volk, das johlend Kader Loth und BigBrother zu Füßen liegt, offenbar nichts mehr mit dem zwar schmeichelhaften, aber doch irrealen Bild des Dichters und Denkers zu tun haben könne.
König Boris von Fettes Brot auf "Delta Radio":
"Ich frag mich, was das über ein Land aussagt, wenn nachts Frauen im Fernsehen oben ohne nach Automarken mit ,A' fragen und dann Leute anrufen und ,BMW' sagen. Da kann irgendwas auf beiden Seiten nicht stimmen."
(erschienen am 12. März 2008 im Hamburger Abendblatt)
Da wird im Armutsbericht inzwischen von Bildungsarmut gesprochen - ganze Stadtviertel sind zu hirnfreien Enklaven mutiert.
Durch das hartnäckige Festhalten der CDU an Restschulen und Verwahrungsanstalten haben wir mittlerweile 5 Millionen Analphabeten in Deutschland produziert - 80.000 Schüler verlassen jedes Jahr ganz ohne Zeugnis für immer die Schulen.
Das sind fast zehn Prozent eines Jahrgangs, die laut dem ebenfalls gerade erschienenen Bildungsbericht der Regierung der Schule ohne Abschluss den Rücken kehren, jeder fünfte 15-Jährige kapituliert vor einfachen Lese- oder Mathematikaufgaben, zwei Jahre nach Schulende hat nicht einmal jeder zweite Hauptschüler eine Lehrstelle gefunden – obwohl die Wirtschaft längst über Lehrlingsmangel klagt.
Sinnig ist das nicht.
Hat Kalkofe, dessen neues Buch (erschienen bei Lappan 2008) den Titel trägt: „Geschafft! Wir sind blöd“, recht damit, daß deutsches TV uns die letzten Hirnzellen abgesaugt hat?
Er träfe sich mit der Definition der Autoren Weiss und Bonner:
Zur "Generation Doof" gehören die Kinder, die einen Baum nicht mehr vom anderen unterscheiden können. Oder Leute, die mit einem geradezu unheimlichen Unwissen ins Fernsehen gehen und sich da als Experten hinstellen. Zeitgenossen, die einfach mal in eine Videokamera furzen und das ins Internet stellen, weil's vermeintlich lustig ist. Prägend für die "Generation Doof" ist aber, dass sie ihre Dummheit lustig und toll findet. Man ist stolz darauf, und dieses Problem wird in die Zukunft reichen. Dazu gehören die Jugendlichen, die Dieter Bohlen als Vorbild haben, aber auch Eltern, die ihre Kinder vor dem Fernseher parken.
Läßt man den Blick aus teutonischer Imbezillität über den Atlantik schweifen und erwartet dort die noch vor 5 Jahren eindrucksvoll von Michael Moore charakterisierten Könige der Doofheit in den USA anzutreffen, wird man überrascht: Hollywood goes intellektuell.
Die Leute vom TV machen komplizierte und anspruchsvolle Dinge - Qualitativ sehr viel besser, als der Dreck, den das deutsche Fernsehen produziert!
Die NYT schrieb, daß die SOPRANOS kulturell das bedeutendste Ereignis der letzten 25 Jahre wären. Gewagte These - aber da ich die ersten Staffeln gesehen habe, neige ich dazu dem zuzustimmen.
Das war wirklich BRILLANT gemacht!
Wer hätte gedacht, daß ich mal so ausdrücklich die amerikanische Kultur loben muß!
Wie konnte es passieren, daß das Ami-Volk, das just noch tumb durch die Welt pekzierte auf einmal Gefallen an Hochkarätigem fand?
Haben sie uns Deutsche etwa bildungsmäßig abgehängt?
Soweit ist es aber doch wohl nicht - wie ich mit Beruhigung anhand des Bestellers von Prof. Mark Bauerlein (Emory-Universität Atlanta) feststellen konnte: The Dumbest Generation: How the Digital Age Stupefies Young Americans and Jeopardizes Our Future (Or, Don't Trust Anyone Under 30)
Offenbar war es auch hier mal wieder das Internet, das dem amerikanischen Durchschnittsintellekt den Quantensprung in Richtung Einzellerdasein verpasste. Die unter 30-Jährigen haben sich von allen klassischen Bildungskanälen verabschiedet und surfen sich im Netz um die letzten Synapsen der Großhirnrinde. Die Ignoranz seiner Landleute kann der Autor kaum glauben:
"The ignorance is hard to believe ... It isn't enough to say that these young people are uninterested in world realities. They are actively cut off from them. ... They are encased in more immediate realities that shut out conditions beyond -- friends, work, clothes, cars, pop music, sitcoms, Facebook.''
Schriebe man bei MySpace und anderen Kommunikationsplattformen in korrekter Grammatik und ausformulierten Sätzen, mache man sich zum Gespött der Mitspieler.
Bücher würden nicht nur NICHT gelesen, sondern seien inzwischen auch noch verpönt.
Telepolis drückt es so aus:
"Doof ist cool" im modernen Amerika. Die Amerikaner würden immer unwissender: Heute glauben laut Newsweek mit 41 Prozent mehr US-Bürger denn je allen Ernstes, dass Saddam Hussein in die Anschläge vom 11. September 2001 verwickelt gewesen sei. Rund 40 Prozent der Amerikaner unter 44 Jahren haben 2007 kein einziges Buch gelesen. Etwa ein Drittel der jungen US-Bürger können weder den Irak noch den Bundesstaat New York auf einer Landkarte zeigen.
Wer wird sich am Ende durchsetzen und die Krone des Idiotischsten Volks der Welt gewinnen?
Oder kann man sie gar nicht gewinnen, da sich die Nationen fortwährend gegenseitig den Rang ablaufen?
Da ist man gerade noch mit Schüttellähmung und Harzflattern beschäftigt, weil man gelesen hat, daß die Musikerin Kellie Pickler in einer Quizshow nicht wußte, daß Europa aus mehreren Nationen besteht ( "Was, ich dachte, Europa sei ein Land?") und schon toppt Deutschland das wieder mit unlösbaren BigBrother-Fragen à la „Wie viel ist ein Dutzend?“
Weisen TV-Analytikern wie Oliver Kalkofe schwante es schon lange, daß ein Volk, das johlend Kader Loth und BigBrother zu Füßen liegt, offenbar nichts mehr mit dem zwar schmeichelhaften, aber doch irrealen Bild des Dichters und Denkers zu tun haben könne.
König Boris von Fettes Brot auf "Delta Radio":
"Ich frag mich, was das über ein Land aussagt, wenn nachts Frauen im Fernsehen oben ohne nach Automarken mit ,A' fragen und dann Leute anrufen und ,BMW' sagen. Da kann irgendwas auf beiden Seiten nicht stimmen."
(erschienen am 12. März 2008 im Hamburger Abendblatt)
Da wird im Armutsbericht inzwischen von Bildungsarmut gesprochen - ganze Stadtviertel sind zu hirnfreien Enklaven mutiert.
Durch das hartnäckige Festhalten der CDU an Restschulen und Verwahrungsanstalten haben wir mittlerweile 5 Millionen Analphabeten in Deutschland produziert - 80.000 Schüler verlassen jedes Jahr ganz ohne Zeugnis für immer die Schulen.
Das sind fast zehn Prozent eines Jahrgangs, die laut dem ebenfalls gerade erschienenen Bildungsbericht der Regierung der Schule ohne Abschluss den Rücken kehren, jeder fünfte 15-Jährige kapituliert vor einfachen Lese- oder Mathematikaufgaben, zwei Jahre nach Schulende hat nicht einmal jeder zweite Hauptschüler eine Lehrstelle gefunden – obwohl die Wirtschaft längst über Lehrlingsmangel klagt.
Sinnig ist das nicht.
Hat Kalkofe, dessen neues Buch (erschienen bei Lappan 2008) den Titel trägt: „Geschafft! Wir sind blöd“, recht damit, daß deutsches TV uns die letzten Hirnzellen abgesaugt hat?
Er träfe sich mit der Definition der Autoren Weiss und Bonner:
Zur "Generation Doof" gehören die Kinder, die einen Baum nicht mehr vom anderen unterscheiden können. Oder Leute, die mit einem geradezu unheimlichen Unwissen ins Fernsehen gehen und sich da als Experten hinstellen. Zeitgenossen, die einfach mal in eine Videokamera furzen und das ins Internet stellen, weil's vermeintlich lustig ist. Prägend für die "Generation Doof" ist aber, dass sie ihre Dummheit lustig und toll findet. Man ist stolz darauf, und dieses Problem wird in die Zukunft reichen. Dazu gehören die Jugendlichen, die Dieter Bohlen als Vorbild haben, aber auch Eltern, die ihre Kinder vor dem Fernseher parken.
Läßt man den Blick aus teutonischer Imbezillität über den Atlantik schweifen und erwartet dort die noch vor 5 Jahren eindrucksvoll von Michael Moore charakterisierten Könige der Doofheit in den USA anzutreffen, wird man überrascht: Hollywood goes intellektuell.
Die Leute vom TV machen komplizierte und anspruchsvolle Dinge - Qualitativ sehr viel besser, als der Dreck, den das deutsche Fernsehen produziert!
Die NYT schrieb, daß die SOPRANOS kulturell das bedeutendste Ereignis der letzten 25 Jahre wären. Gewagte These - aber da ich die ersten Staffeln gesehen habe, neige ich dazu dem zuzustimmen.
Das war wirklich BRILLANT gemacht!
Wer hätte gedacht, daß ich mal so ausdrücklich die amerikanische Kultur loben muß!
Wie konnte es passieren, daß das Ami-Volk, das just noch tumb durch die Welt pekzierte auf einmal Gefallen an Hochkarätigem fand?
Haben sie uns Deutsche etwa bildungsmäßig abgehängt?
Soweit ist es aber doch wohl nicht - wie ich mit Beruhigung anhand des Bestellers von Prof. Mark Bauerlein (Emory-Universität Atlanta) feststellen konnte: The Dumbest Generation: How the Digital Age Stupefies Young Americans and Jeopardizes Our Future (Or, Don't Trust Anyone Under 30)
Offenbar war es auch hier mal wieder das Internet, das dem amerikanischen Durchschnittsintellekt den Quantensprung in Richtung Einzellerdasein verpasste. Die unter 30-Jährigen haben sich von allen klassischen Bildungskanälen verabschiedet und surfen sich im Netz um die letzten Synapsen der Großhirnrinde. Die Ignoranz seiner Landleute kann der Autor kaum glauben:
"The ignorance is hard to believe ... It isn't enough to say that these young people are uninterested in world realities. They are actively cut off from them. ... They are encased in more immediate realities that shut out conditions beyond -- friends, work, clothes, cars, pop music, sitcoms, Facebook.''
Schriebe man bei MySpace und anderen Kommunikationsplattformen in korrekter Grammatik und ausformulierten Sätzen, mache man sich zum Gespött der Mitspieler.
Bücher würden nicht nur NICHT gelesen, sondern seien inzwischen auch noch verpönt.
Telepolis drückt es so aus:
"Doof ist cool" im modernen Amerika. Die Amerikaner würden immer unwissender: Heute glauben laut Newsweek mit 41 Prozent mehr US-Bürger denn je allen Ernstes, dass Saddam Hussein in die Anschläge vom 11. September 2001 verwickelt gewesen sei. Rund 40 Prozent der Amerikaner unter 44 Jahren haben 2007 kein einziges Buch gelesen. Etwa ein Drittel der jungen US-Bürger können weder den Irak noch den Bundesstaat New York auf einer Landkarte zeigen.
Wer wird sich am Ende durchsetzen und die Krone des Idiotischsten Volks der Welt gewinnen?
Oder kann man sie gar nicht gewinnen, da sich die Nationen fortwährend gegenseitig den Rang ablaufen?
Da ist man gerade noch mit Schüttellähmung und Harzflattern beschäftigt, weil man gelesen hat, daß die Musikerin Kellie Pickler in einer Quizshow nicht wußte, daß Europa aus mehreren Nationen besteht ( "Was, ich dachte, Europa sei ein Land?") und schon toppt Deutschland das wieder mit unlösbaren BigBrother-Fragen à la „Wie viel ist ein Dutzend?“
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
4 Kommentare:
Zu so ziemlich allem zu diesem Thema gibt es eine 'geniale Projektion fuer die Zukunft.
"Idiocracy" wurde so gut wie moeglich vom Big-Screen ferngehalten.
Nichts desto trotz gab es von der 'intellektuellen Seite nur beste Kritik.
Fuer mich persoenlich zeigt der Film nur eine 'leicht ueberzogene Realitaet der Gegenwart.
Die Realitaet von Morgen und nicht erst in 500 Jahren.
Von den bereits 'Verdummten kommt dann doch meistens, 'das man doch so bloed gar nicht sein kann'.(eigene Studie)
Schachmatt.
Gruss
Jakester
Es ist einfach erschreckend über wie viel Müll man tagtäglich im Netz stolpert. Zum Beispiel ergibt die Suche nach "ergiebt" bei Google 238.000 Treffer - was schon erschreckend genug ist - jedoch die Suche nach "Ergebniss" liefert sogar 1,6 Mio..
Für mich war der Anfang vom Ende, als Zlatko aus der ersten Containerstaffel trotz (oder wegen?) seiner ad nauseam zur Schau gestellten Unbildung zum Star avancierte.
Aber warum soll man sich auf der anderen Seite auch gegen die Evolution stellen. Ein Gehirn scheint zwar eine hinreichende, aber keine notwendige Bedingung zu sein, um sich replizieren zu können...
@po8:
"Aber warum soll man sich auf der anderen Seite auch gegen die Evolution stellen. Ein Gehirn scheint zwar eine hinreichende, aber keine notwendige Bedingung zu sein, um sich replizieren zu können..."
Das macht eben die Spezies „Mensch“ einmalig:
Während sich alle anderen Tiere und Pflanzen nur vermehren, wenn sie gute Lebensbedingungen haben - was eigentlich auch sinnvoll ist - verhält sich der Mensch diesbezüglich reziprok.
Das kann man sehr hübsch in den Zoos sehen:
Sperrt man einen Tiger oder sonst ein seltenes Tier in einen winzigen Verschlag ohne Auslauf, stellt er das poppen ein, geht zum Hospitalismus über und zum Verdruss der Zoobesucher gibt es keine niedlichen Babys.
Pfercht man den Homo Sapiens unter schlechtesten und engsten Bedingungen zusammen, wird gezeugt.
Das kann man global sehen: In den Hungercamps in Afrika und bei den Ärmsten und elendsten dieser Welt wird Nachwuchs gezeugt, als ob man alle Ressourcen der Welt hätte - während man in Europa eher ausstirbt.
Das Prinzip kann man auch national sehen:
Je bildungsferner und asozialer die Herkunft, desto mehr Kinder werden in Deutschland geboren.
Da gibt es diesen ganz fürchterlich tabuisierten Satz eines FDP-Mensches:
"In Deutschland gibt es nicht zu wenig Kinder - nur die falschen Leute bekommen welche."
Aber pssssst - das ist politisch nicht korrekt.
LG
Tammox
"In Deutschland gibt es nicht zu wenig Kinder - nur die falschen Leute bekommen welche."
Und genau da beginnt 'Idiocracy.
Kommentar veröffentlichen