TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Sonntag, 20. Juli 2008

Wie Du mir, so ich Dir

MARKUS BRAUCK, FRANK HORNIG und ISABELL HÜLSEN haben im morgen erscheinenden Spiegel - der Printausgabe wohlgemerkt - einen außerordentlich giftigen Anti-Blogger-Artikel platziert. "Die Beta-Blogger"
Er geht zwar der berechtigten Frage nach weswegen die deutschen Blogger - 200.000 aktive Blogs soll es geben - so wirkungslos und unbekannt sind, versäumt aber nicht ordentlich Tiefschläge auszuteilen.
Genüßlich zitiert man Don Alphonso:
„Eine ganze Reihe ,führender' deutscher Blogs bezieht seinen Inhalt weitgehend sekundär, schreibt Zeitungen ab und sucht irgendwelchen Entertainment-Müll im Internet."
Da die Print-Spiegel-Autoren ihren Artikel gleich mit der Erwartung beginnen ordentlich Contra zu bekommen („Egal, was man über Blogger schreibt, hinterher wird man von ihnen doch nur verdroschen, weil man nix verstanden oder mit den falschen Leuten gesprochen hat.“) will ich Ihnen den Gefallen jetzt nicht tun und das anderen Bloggern überlassen, die weit professioneller und Klick-stärker als ich sind.

Es liegt mir fern die Printmedien generell zu kritisieren - im Gegenteil; ich rate bei jeder Gelegenheit dazu MINDESTENS eine vernünftige Tageszeitung und MINDESTENS ein vernünftiges Wochenblatt zu abonnieren.
Ich halte auch immer noch den Spiegel für unverzichtbar - wenn es auch mit meiner Gewohnheit zusammen hängen mag.
Neuanfängern würde ich heute eher zur ZEIT raten, weil der Spiegel natürlich qualitativ deutlich nachgelassen hat.
„Ein geschwätziges Blatt unter vielen“ urteilte Franziska Augstein über das heutige Auftreten des Magazins ihres Vaters.
Über das Für und Wider der klassischen Medien ließe sich abendfüllend debattieren; ich halte weder die Arroganz der Blogger noch die Überheblichkeit der Printer für angemessen.
Aber als ein Mikromosaiksteinchen der Blogger, der nun wirklich aus rein privatem Interesse und mindesten Mitteln „bloggt“ möchte ich doch einen Schlag gegen die klassischen Medien führen:
Mit den gigantischen Ressourcen der Redaktionen erlauben sie sich eine erstaunliche Langsamkeit.
Daß man als ZAHLENDER Leser - dies ist ja auch ein Unterschied zu Blogs - regelmäßig mit vollkommen veralteten Informationen überschüttet wird, nervt einfach nur.
Ich spreche natürlich NICHT von recherchierten Hintergrundreportagen, die ihre Zeit brauchen.
Aber die üblichen semiseriösen Dinge werden in den klassischen Medien oft nur nachgereicht, nachdem das Ding im Internet schon längst ausdiskutiert wurde.

Dazu drei kleine Beispiele aus meiner Wochenendlektüre von HEUTE:

1.) Das Hamburger Abendblatt präsentiert auf seiner „Seite 3“ einen ganzseitigen Artikel von Irene Jung über die „Generation Doof“ anhand der beiden Bücher „Generation Doof“ von Weiss/Bonner und „The dumbest Generation“ von Bauerlein.
Dafür brauchte es nun die gigantische Springersche Macht? Über exakt das Thema habe ich eine knappe Woche vorher schon berichtet und sogar genau die Beispiele wie Kelli Picklers Annahme Europa sei ein Land genannt.

2.) Die Hamburger Morgenpost titelte am gestrigen Samstag mit „Kinder sind Monster“ und walzte ganze drei Seiten die Thesen von Corinne Maiers Buch „No Kid“ aus. Exakt dieses Thema habe ich hier am 24. Juni beschrieben. Fast einem Monat also, bevor die Mopo das als sensationelle Neuerung enthüllte.

3.) Nun kommt noch das TV-Flaggschiff „Tagesschau“. Sie berichtete ebenfalls dieses Wochenende unter der Überschrift „Klärendes Gedenken an George W.“ über die Initiative aus San Francisco ein Klärwerk, das Scheiße aufbereitet nach dem Präsidenten zu benennen. Auch die Mopo berichtete dies am Samstag, den 19. Juli auf Seite 2 unter der Rubrik "TOP". Von eben dieser Geschichte habe ich bereits am 8. Juli berichtet.

Wie kann es angehen, daß ein unprofessioneller Privatmensch wie ich, der nur aus Spaß seinen mikroskopischen Privatblog betreibt, den Klassikern zeitlich ständig so deutlich voraus ist?

Es müßte doch umgekehrt sein - daß ich mir die Tagesschau mit ihren enormen redaktionelle Ressourcen ansehe und von DENEN die Neuigkeiten erfahre.

Gut, die Blogs sind oft unprofessionell, einseitig, polemisch und meinetwegen auch unseriös.
Aber IHR klassischen Medien seid dafür lahme Schnecken!
Ätsch.

Nachtrag:


Der besagte Artikel ist heute nun auch online erschienen:

DIE BETA-BLOGGER

2 Kommentare:

Po8 hat gesagt…

Was mir nach dem Spiegel Artikel nicht klar ist: was wollte die Autorin eigentlich sagen? Deutsche Blogs sind nicht so toll oder populär wie amerikanische?

Mir ist dafür die deutsche Print- und Fernsehmedienlandschaft zu weichgespült und unkritisch. Stundenlange Liveübertragung des Weltjugendtags der Katholiken aus Australien(!), ein Romfreundlicher Artikel nach dem anderen im Spiegel-online und öffentlich-rechtliche Fernsehsender, die Homöopathiekritische Beiträge aus der Mediathek nehmen. Vielleicht sollte man, anstatt über den Splitter im Auge der Blogger zu lamentieren, mal lieber den eigenen Balken operativ entfernen...

Anonym hat gesagt…

Danke für die Anmerkung.


Ganz meiner Meinung.

Ich denke schon, daß es für die alten SPIEGEL-Schlachtrösser, die über Dekaden gewohnt waren, als Inbegriff der Seriosität zu gelten und dann unter dem allgemeinen Rationalisierungsdruck das Recherchieren und Dokumentieren schleifen ließen, einfach lästig ist, daß ihnen in Blogs dauernd widersprochen wird.

Ursprünglich verstand sich der SPIEGEL schließlich ja selbst als extrem kritisches Blatt, das ohne Respekt vor den Mächtigen den Finger in die Wunde legt.
Das „Sturmgeschütz der Demokratie“.

Leider ist es aber spätestens um 2000 herum zu einem neoliberal daher plappernden Durchschnittsdruckerzeugnis geworden.
Insbesondere die devoten Lobhudeleien über Angela Merkel, die das Berliner SPIEGEL-Büro ständig über seinen Lautsprecher Gabor Steingart heraus posaunte, haben den Ruf ziemlich ramponiert.

Wenn der SPIEGEL heute gegen Windenergie wettert oder die Atomenergie hochschreibt, merkt man als Leser kaum noch den Ursprung des Artikels.
Es ist verwechselbar geworden.
Solche Artikel könnten auch in einem mittelmäßigen Springer-Erzeugnis, wie dem Hamburger Abendblatt erschienen sein.

Außerdem vermisse ich den Sprachwitz des SPIEGELS - was habe ich früher gelacht und mir Formulierungen angestrichen, wenn montags der SPIEGEL kam.
Überhaupt konnte ich den Montag kaum erwarten.
Aber die Zeiten sind lange lange vorbei.

Vermutlich stärkt das Eindreschen „auf einen Feind von Außen“ - in diesem Fall also die dummbatzigen Blogger - das ramponierte Selbstbewußtsein der SPIEGEL-Autoren.

Die selbst produzierten Nachrichten aus der Brandstwiete 19 waren ja auch alle ein bißchen sehr desaströs dieses Jahr. Man denke nur an die debakulierenden Personalpolitiker der Mitarbeiter-AG in der Causa Aust-Matussek-Kleber-….



LG

Tammox