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Sonntag, 6. Juli 2008

Finanzfachkraft Zambelli

Die Kleinstadt Lourdes im Département Hautes-Pyrénées nahe der spanischen Grenze hat nur 15.000 Einwohner und liegt nicht in eben der wirtschaftlich stärksten Region Frankreichs.
Der Pyrenäen-Ort stellt aber rund 30.000 Betten in Hotels und Herbergen zur Verfügung.
Jährlich gibt es dort über sechs Millionen Übernachtungen - Platz 2 in Frankreich nach Paris, das allerdings mit 10 Millionen Einwohnern fast 700 mal so groß ist wie Lourdes.
Wie kommt’s?
Nun ja - die Geschichte kennen wir wohl alle: Am 11. Februar 1858 latschte das 14-jährige Bauernmädel Bernadette Soubirous an der Grotte von Massabielle beim Fluss Gave du Pau umher und behauptete anschließend ihr sei mehrfach die heilige Jungfrau Maria erschienen. S
o eine Aussage läßt sich genauso wenig beweisen, wie widerlegen - zumal vor 150 Jahren die durchschnittliche Bauernjugend selten Digicams oder hochauflösende Spiegelreflexkameras dabei hatten.
Hätte wohl auch wenig genützt, denn - OH ZUFALL - die Jungfrau Maria ziert sich bekanntlich davor zu erscheinen, wenn die Möglichkeit einer beweiskräftigen Dokumentation besteht.
Der Vatikan verfügt aber offenbar über andere Quellen und so wurde Bernadette Soubrious am 8. Dezember 1933 heilig gesprochen.
In der Zwischenzeit sind so allerlei gebrechliche gläubige Geronten zu der Grotte gekrochen und haben ihre welken Körperteile in das Mineralwasser getunkt.
Von den berichteten Spontanremissionen, hat die römisch-katholische Kirche bis heute 67 Heilungen in Lourdes als Wunder anerkannt.
Da der Papst unfehlbar ist, besteht auch kein Zweifel.
Der jüngste Fall einer Wunder-gleichen Heilung betrifft das Portemonnaie von Père Raymond Zambelli, katholischer Priester und „Rektor“ von Lourdes.

Welch WUNDERbarer Arbeitsplatz für einen Hirten Gottes - direkt am Erscheinungsort der Gottesmutter.
Kann man sich als Kleriker mehr wünschen?
Offenbar ja - denn dieser Mann arbeitet FAST nur für Gotteslohn - neben freier Kost und Logis erhält er lediglich ein Jahresgehalt von 8700 Euro - davon lässt sich nicht viel auf die hohe Kante legen.
Aber auch in diesem Fall wirken die Visionen der heiligen Bernadette Soubrious - fand doch die Steuerfahndung auf dem Privatkonto des katholischen Finanzfachmanns fast 430.000 Euro - da hat es wohl mal wieder ein Gottesmann mit dem Gebot der Armut nicht immer zu wörtlich genommen.
Die Wochenzeitung Le Canard enchainé berichtet von Ermittlungen der französischen Finanzbehörden Tracfin, die bereits seit Anfang Juni laufen.
Zambellis Chef, Bischof Jacques Perrier sieht die Untersuchungen als Privatangelegenheit des Priesters an.
Sich eine halbe Million Euronen von frommen Pilgern unter den Nagel zu reißen, stößt beim hohen Klerus auf Verständnis - insbesondere beim allerhöchsten Klerus:
Eine Anhörung hat Pater Zambelli nicht vor Mitte September zu befürchten - dank eines ebenfalls äußerst frommen Christen. Am 13. September schwebt nämlich Papst Ratzinger zu einem dreitägigen Besuch in dem Ort ein, wo derzeit der 150. Jahrestag der überlieferten Marien-Erscheinungen gefeiert wird.
In einem Brief, aus dem das Satireblatt zitiert, schlug der Generalsstaatsanwalt von Pau der französischen Justizministerin Rachida Dati vor, "eine Festnahme und Anhörung von Pater Zambelli erst nach der Reise des Papstes nach Frankreich" zu veranlassen.
Na also - da nützt der Draht nach oben diesmal aber wirklich!

Bis Mitte September kann Herr Zambelli ja auch noch allerlei Gebete für sich sprechen und vielleicht mit der ein oder anderen Lourdes-Wasser-Pulle seinen Konten ausspülen.

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