TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Donnerstag, 24. Juli 2008

Herzlos, aber glücklich.

Sommer 2008, Parlamentsferien stehen an, Merkel tritt strahlend vor die Presse:
Die Sicht der konservativen Regierungschefin ist einfach: Alles läuft optimal, sie ist hochzufrieden mit der Koalition und freut sich auf das weitere Regieren. "Es hat sich als richtig erwiesen, dass wir uns den Slogan genommen haben: Investieren - Sanieren - Reformieren", sagte die CDU-Vorsitzende in Berlin.

Der Wähler reibt sich die Augen. Keins der politischen Megaprobleme ist gelöst, insbesondere das CDU-Kernthema, die soziale Marktwirtschaft, welkt vor sich hin.
Das Hauptversprechen - Arbeit attraktiver zu machen und Lohnnebenkosten zu senken ist konterkariert.
Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, blieben den vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmern von 100 Euro Bruttolohn im Jahr 2006 nach Abzug von Lohnsteuern und Sozialbeiträgen im Durchschnitt 64,41 Euro. Das ist weniger als 1995 (65,23 Euro) und weniger als 2001 (64,77 Euro). Die Beitragssätze der Arbeitnehmer zur Sozialversicherung stiegen von 19,7% im Jahr 1995 auf 20,4% im Jahr 2001 und auf 21,4% im Jahr 2006.

Eine politische Bilanz, die man als totales Desaster bezeichnen muß. Aber Merkel strahlt, ihre Beliebtheitswerte gehen durch die Decke und sogar hallenweise CSU-Delegierte liegen ihr devot huldigend zu Füßen.

Sommer 2008, Parlamentsferien stehen an, ich blicke auf die andere Regierungspartei: Becks Beliebtheitswerte liegen irgendwo bei George Bush, die SPD dümpelt an der 20%-Marke umher, die Genossen verlassen fluchtartig die Partei und Politanalysten fabulieren vom völligen Aussterben der SPD nach beinahe 150 Jahren.

Wie kann das sein?

Eine fundierte Antwort gibt es vom hochdekorierten Psychologie-Star John Jost. (Ph.D. 1995, M.Phil. 1993, M.S. 1992 (social psychology), Yale University, M.A. 1993 (philosophy), University of Cincinnati, A.B. 1989 (psychology, human development), Duke University), der jetzt an der Universität von New York lehrt.
Er fand heraus, daß einige Hirnprozesse von Konservativen und “Liberalen” grundsätzlich anders funktionieren.
Einfach gesagt: Rechte sind glücklicher als Linke.
Im Anterior Cingulate Cortex (ACC) schlagen die Neuronen Alarm, wenn etwas ein bekanntes Muster durchbricht. Der Mensch reagiert zum Beispiel mit Empörung oder Begeisterung.
Dieser neuronale Stimulus ist der Antrieb, um aktiv zu werden.
Diese Reaktion testete Jost, indem er Versuchspersonen bei einer Routineaufgabe unterbrach und die ACC-Aktivität maß.
Bei den liberaleren Versuchspersonen ging neuronal die Post ab, während die rechtslastigeren Menschen erheblich unempfindlicher auf Widersprüchlichkeiten und Paradoxien reagieren.
Damit konnte die Hirnforschung bestätigen, was man phänotypisch auch in der deutschen Parteienlandschaft beobachten kann:
Danach ertragen es Linke nicht, andere leiden zu sehen.
Konservative neigen in der regel dazu, das Elend eines Menschen, zum Beispiel seine Arbeitslosigkeit, zu rationalisieren („Selbst schuld“) - den Linken schlägt es auf das Gemüt.

So wie sich einst Bundeskanzler Helmut Schmidt und Willy Brandt innerlich aufrieben und ihre Gesundheit ruinierten, so unbekümmert ging ihr Nachfolger Helmut Kohl zu Werk.
Schmidt wurde dutzendfach in seinem Bundeskanzleramt zusammengebrochen vor Stress und Überlastung bewußtlos am Boden gefunden.
Kohl war so entspannt, daß er sogar in Hubschraubern sofort nein Nickerchen machen konnte.
Offensichtlich lag es am Anterior Cingulate Cortex - nur Konservative haben das große Glück unempfindlich zu sein, sich nicht über Unrecht zu grämen und das Leid der anderen komplett ausblenden zu können.
Den Linken macht ihr Mitgefühl dagegen ihr Leben schwer.

4 Kommentare:

Po8 hat gesagt…

Interessante Theorie. Allerdings hat die Schröder'sche Politik der eingeschlafenen Hand die Dinge auch nicht wirklich nach vorne gebracht (welche dann nahtlos von der Merkel'schen Politik der unausgeschlafenen Hand abgelöst wurde)...

Mir fehlen schon seit langem Politiker, bei denen man wenigstens das Gefühl hat sie wollen etwas bewegen, etwas verändern und nicht nur mit Blick auf die nächste Wahl und auf die nächsten Umfrageergebnisse regieren.

Imho spielt sich zwischen zwei Sommerpausen immer mehr das gleiche Kasperletheater ab, ganz egal, wer gerade die Mehrheit hat. Insofern wäre eine Partei mehr oder weniger im Moment auch kein großer Verlust.

Anonym hat gesagt…

1.) Die PSYCHOLOGISCHE Theorie bezog sich auf typische Linke, die danach trachten, die Welt zu verbessern und sich geradezu genetisch um die Entrechteten und Geknechteten sorgen. Ob Schröder zu DENEN gehört, sei dahin gestellt.
2.) Aber im Gegensatz zur Merkel, die sich nun komplett jeglicher Politik entzieht, war Schröder ja noch ein hochpolitischer Beweger, der ja durchaus Akzente gesetzt hat.
Es gab ab 1998 tatsächlich Neuerungen:
Zwangsarbeiterentschädigung, Lebenspartnerschaftsgesetzt, Atomausstieg, Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energie, Entrümpelung des Blutrechts bei der Staatsbürgerschaft, Opposition zu George Bush, sozialer Schutz für Prostituierte, Rehabilitation von Nazi-Desateuren, etc, tec.
Und auch wenn ich mich damit regelmäßig in die Nesseln setzte: es war richtig beim Sozialstaat einiges zu ändern - zum Beispiel die hochgradig sinnlose Trennung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe.
Natürlich ist bei Hartz IV nicht alles gut gelaufen - aber Schröder hat sich immerhin überhaupt dran gewagt.

Mit jeder dieser Änderung hat sich Schröder irgendwo ein paar Feinde gemacht.

Merkel macht sich dagegen keine Feinde, weil sie rein gar nichts anfasst oder thematisiert, was politisch irgendwie umstritten wäre.

LG TMMOX

Po8 hat gesagt…

Zugegeben, es wurde was bewegt. Andererseits hat gerade Schröder die Steueroase des kleinen Mannes (nämlich die 620 DM Jobs) von der falschen Seite kastriert. Unter Schröder fanden auch die ersten aktiven Militäreinsätze statt, das idiotische Flaschenpfand kommt auch aus der Ecke und mit Fischer zusammen haben sie (klammheimlich) den ersten Entwurf der EU-Verfassung für alle Deutschen unterzeichnet (und nebenbei Österreich in der EU gemobbt).

Zu den erneuerbaren Energien habe ich ein höchst ambivalentes Verhältnis, zumal gerade die Windenergie in .de zig Steuersparmodellen nützt, dem Stromkunden aber recht wenig.

Über Merkel sind wir uns aber wenigstens im Großen und Ganzen einig ;-)

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Politik ist aber nun einmal kein Wunschkonzert und man darf niemals die Handelnden daran messen was eigentlich wünschenswert und notwendig ist - denn dann bliebe einem ja ohnehin nur übrig sich auf der Stelle das Leben zu nehmen.

Man muß das relativ sehen - und im Vergleich zum Vorgänger KOHL und zur Nachgängerbande Merkel/Schäuble/Glos/Pflüger/Klaeden - die allesamt einen tiefen inneren Drang in Richtung Anus von GWB verspüren, sind Schröder und Fischer wirklich noch GOLD gewesen!

Da habe sogar ICH etwas empfunden, was ich gar nicht kenne - nämlich STOLZ. Ich finde es auch immer noch beeindruckend, wie Fischer sich im UNO-Sicherheitsrat gegen Powell gestellt hat und Rumsfeld in München sein „Excuse me, I am NOT convinced“ entgegen schleuderte - worauf hin sofort Merkel, Pflüger und Christian Schmidt mit weinerlicher Miene aufstanden und devot buckelnd sagten „Seien Sie versichert Minister Rumsfeld - wenn die CDU die Wahlen gewonnen hätte, stünde Deutschland jetzt an Ihrer Seite!“