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Donnerstag, 10. Juli 2008

Kleines Versehen….

GWB absolvierte soeben seinen letzten G8-Gipfel; diesmal in Japan und man könnte meinen, daß er nach über sieben Jahren Präsidentschaft so langsam weiß wie das läuft.
Könnte man?
Sollte man aber besser nicht - denn all die vielen anderen Gesichter, die er sich da merken muß, überfordern das Erbsenhirn doch.
Wenn sie wenigstens ein bißchen leichter zu unterscheiden wären. ...
Also gut - Yasuo Fukuda ist der Japaner und der Typ, den Bush noch nie gesehen hat, muß dann wohl dieser neue Russe Medwedew sein.
Deutschlands Kanzler ist die Frau mit der großen Oberweite, die man so herrlich in die Schulter zwicken kann.
Soweit, so gut - aber die anderen sind ja alles ähnlich aussehende weiße Männer - das ist nicht einfach.
Gott sei Dank hat ein Amerikaner aber ein White House Press Office, die für diese Zwecke Mappen zusammen stellen.
Nun ja, Amerika wird ja selten in außenpolitische Angelegenheiten verwickelt und spielt auch sonst kaum eine Rolle in der Weltpolitik, da kann man von Weißen Haus nicht erwarten, daß es extrem ausgefeilt und aktuell informiert ist. Als Bush vor drei Wochen zum Abschiedsbesuch bei Benni in Italien war, hieß es in der Pressemappe, daß Romano Prodi Regierungschef wäre - was Silvio Berlusconi nun doch erstaunte.
Dabei ist er doch ein alter Buddy von Bush, der genauso begeistert in den Irakkrieg zog und auch sonst eine ganz ähnliche Amtsauffassung, wie der irre Texaner aus Crawford hat; Berlusconi:
I'm the Jesus Christ of politics, I am a patient victim, I put up with everyone, I sacrifice myself for everyone. (Reuters, February 12, 2006)
Diesmal wollten die Blitzbirnen im Weißen Haus aber unbedingt up to date sein und die richtigen Informationen über den italienischen Regierungschef in die Pressemappe drucken - nur welche?
Wer regiert denn inzwischen am Tiber, fragten sich die Washingtoner Außenpolitikberater mit rauchenden Köpfen und leeren Hirnen.
Da keinem etwas einfiel, googelte man kurzerhand und kopierte dann wortwörtlich den (inzwischen gelöschten) Eintrag von Encyclopedia of World Biography.
Diesmal waren es also immerhin aktuelle Informationen - frisch aus dem Internet, die George Bush auf dem Weg nach Japan in der Airforce One las und verteilte.
Ein echter Fortschritt- ich muß das Weiße Haus loben.

Aber die pingeligen Italiener sind schon wieder sauer! Wie konnte das passieren?
Die Mailänder Zeitung Corriere della Sera sprach von einem „diplomatischen Fall“ nachdem der Text der US-Pressemappe bekannt wurde.
Im Zusammenhang mit der derzeitigen US-Regierung überhaupt von „Diplomatie“ zu reden, ist natürlich schon mal ein guter Gag - aber eigentlich war doch der Text gar nicht so abwegig:
Berlusconi wird in der Kurzbiografie als Vertreter eines Landes dargestellt, "das bekannt ist für Korruption und Lasterhaftigkeit". Der Regierungschef werde von vielen in seinem Land gehasst und als "politischer Dilettant" angesehen. Schon als Kind habe er eine "Leidenschaft fürs Geld" entwickelt und für Puppenspiele Geld eingenommen. Später habe er als Student gegen eine Gebühr für andere Studenten Seminararbeiten geschrieben, Staubsauger verkauft und als Sänger auf einem Kreuzfahrtschiff gejobbt. Ausführlich wird Berlusconis Verwicklung in Korruptionsprozesse geschildert.
Eigenartig, daß den Italienern nun schon wieder beleidigt sind.
Was ist denn bloß los?
Diplomatisch zuvorkommend und höflich, wie die US-Regierung in ihrer unüberbietbaren Liebenswürdigkeit stets ist, knappste sich der stellvertretende Sprecher des Weißen Hauses aber doch eine Entschuldigung ab:
Die Darstellungen entsprächen nicht "der Sichtweise von Präsident Bush" und seien ein "unglücklicher Fehler".

Diplomatie in Vollendung.

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