TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Sonntag, 26. August 2007

Der böse Gott

Da ich es leider immer noch nicht lassen kann mich mit sogenannten Christen zu streiten, die meinem Eintreten für Mitgefühl und Toleranz stets mit grausam-archaischen Verweisen aus dem Alten Testament kommen, frage ich mich wie das christliche Gottesbild mit Phrasen à la „Gott ist Liebe“ zusammen gebracht werden kann, ohne an Schizophrenie erkrankt zu sein.
Sehr bizarr auch, daß die Bibel ausgerechnet unter dem Titel „Die gute Nachricht“ verkauft wird. Wer ist also dieser abrahamitische Gott?

Offenbar wurde er ursprünglich als recht menschlich angesehen und hatte entsprechende Charakterzüge: Er ist eifersüchtig, bisweilen launisch, er ist zornig, manchmal beleidigt, er zeigt sich herrlich, machtvoll, oft fordernd, er ist Retter und strenger Prüfer zugleich. Bekanntlich hatten die frühen Gottesfürchtigen ganz schön unter ihm zu leiden, wenn man der Bibel glauben darf:
Der bärtige Herr vernichtet die Erde mit einer Sintflut. Als die geeinten Völker der Menschheit den Turm zu Babel bis in den Himmel erbauen wollen, scheint Gott zu erschrecken: "Jetzt wird ihnen nichts mehr unerreichbar sein, was sie sich auch vornehmen." Also zerrockert er den Bau und hindert die armen Untertanen anschließend daran sich zu verständigen. Der Hobbysadist bringt entsetzliche Plagen über die Ägypter. Er tötet die erstgeborenen Söhne, bevor er die ganze Streitmacht des Pharaos vernichtet.
Vor allem aber will Gott ganz allein Gott sein und straft gar fürchterlich, wenn das jemand nicht akzeptieren will: Als Gott Abraham erscheint, weiht er ihn in seinen Plan ein, die Städte Sodom und Gomorrha wegen des schändlichen Treibens ihrer Bewohner zu zerstören. Abraham erschrickt zutiefst über das rachedurstige Unternehmen und fragt Gott, ob dieser die Stadt auch vernichten wolle, wenn sich dort nur 50 gerechte Menschen unter den Ruchlosen finden ließen. In einem der berühmtesten Dialoge des Alten Testaments handelt Abraham Gott schließlich auf zehn Gerechte herunter, um ihn von seinem schrecklichen Vorhaben abzubringen. Aber Jahwe gibt natürlich nicht nach und hiroshimatisiert Sodom und Gomorrha doch.
Man konnte aber wenigstens ab und an Gott überreden nicht allzu sehr zu berserken, so war zwar Moses selbst schon ganz schön angepisst, als er mit den mühsam gefertigten Gesetzen vom Sinai abstieg und seine Leute ums Kalb rasen sah, aber größer noch ist der Zorn Gottes, der sich von Israel abwenden will. Nur mit Mühe gelingt es Moses, Gott wieder zu beschwichtigen: "Da versuchte Mose, den Herrn, seinen Gott zu besänftigen, und sagte: 'Warum, Herr, ist Dein Zorn gegen Dein Volk entbrannt? ... Lass ab von Deinem glühenden Zorn, und lass Dich das Böse reuen, das Du Deinem Volk antun wolltest.' ... Da ließ sich der Herr das Böse reuen, das er seinem Volk angedroht hatte
Glück gehabt – der Alte kann bekanntlich noch wesentlich giftiger agieren:
Seine Eitelkeit ist nämlich ebenfalls grenzenslos:
So erscheint Gott Abraham mehrfach und macht die tollsten Versprechungen: Seine Nachkommen sollten so zahlreich sein wie die Staubkörner auf der Erde und die Sterne am Firmament. Gott stellt Abrahams Geduld unendlich auf die Probe, denn er und seine Frau Sarah mussten reichlich lange „üben“; sind über 90, als Isaak endlich geboren wird. (Uiii, die hatten damals aber schon fortgeschrittene Hormonbehandlungen und offenbar in virto-Befruchtungen?). Abraham soll seinen einzigen Sohn schlachten und Gott zum Opfer darbringen! Das finden Sarah und Abraham zwar richtig zum kacken, aber sind dennoch bereit es zu tun. Im letzten Moment hindert ihn Gott daran, seinen Sohn auf dem Opferaltar zu töten, hoch zufrieden, dass Abraham Gott mehr liebt als sein eigenes Kind. Usw, usw.

Neues Testament: Irgendwann kam dann aber Jesus und damit sollte ja alles besser werden für die Menschen.
Die Geschichte ist allerdings auch reichlich paradox: Man soll also zu einem Gott beten, der zusieht, wie sein eigener Sohn zu Tode gefoltert wird?
Umgekehrt betrachtet: Wenn Gott nun mal so gestrickt ist, daß er andauernd Blut sehen will und Jesus ein Opfer für die Menschen bringen muß – ist das Opfer denn sooo groß, daß wir noch 2000 Jahre später davon reden müssen?
Als Sohn Gottes dürfte es ja wohl klar gewesen sein, daß er nicht an die üblichen biologischen Gesetze gebunden war – schließlich hatten seine Eltern ja auch keinen Sex. Da dürfte das Wiederauferstehen doch Ehrensache gewesen sein.

Endgültig grotesk wird es aber erst mit den Menschen, die nun ausgerechnet das grausamste Bild der Geschichte als Symbol wählen: Das Kruzifix – oder auch Lattenhansel – wie man in Bayern sagt.
Eine gequälte, verletzte, gefolterte sterbende Gestalt soll man anbeten.

Kein Wunder, daß Christen immer „so unerlöst“ (Nietzsche) aussehen und Kirchenbesuche eine ernste und unerfreuliche Sache sind.
Kein Wunder, daß so gut wie alle Kriege zusammen hängen mit den abrahamitischen Religionen.
Kein Wunder, daß friedlichere Religionen, die eine lachenden und zufriedenen „Gott“ als Symbol haben, nicht in der Geschichte durch fortwährende Angriffskriege auffallen.
Übrigens habe ich seit 1993 immer eine Strophe von Kate Bush im Ohr, wenn ich an diese Dinge denke:

Have you ever seen a picture
Of Jesus laughing?
Mmm, do you think
He had a beautiful smile?
A smile that healed…..

(aus: "Why should I love you?")

JA GENAU – warum eigentlich gibt es das nicht in der Religion, die sich als “Religion der Liebe” versteht??

Keine Kommentare: