Heute erschien in der ZEIT eine große Analyse über das „rechts-links“-Denken der Deutschen.
Das Ergebnis – knapp zusammengerafft – ist recht eindeutig.
Nach der als zu neoliberal kritisierten Politik Gerhard Schröders und der Wischiwaschi-Programmatik der Merkel, die eigentlich nur inktuos dahon plappert, ist offenbar die ganze Gesellschaft Deutschlands deutlich nach links gerückt.
Nicht nur, daß es trotz des populistisch-demoskopischen Angie-Höhenflugs eine linke rechnerische Mehrheit im Parlament gibt – nein, die Positionen, die man klassischerweise als „links“ bezeichnet, haben auch in den bürgerlichen Parteien breite Mehrheiten.
Ein paar kleine Erkenntnisse:
„68 Prozent der FDP-Wähler befürworten die Einführung eines Mindestlohns. Zwei Drittel der Unionsanhänger wünschen sich, dass der Staat mehr für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren tun soll.“
„Selbst bei den Liberalen wollen 71 Prozent lieber schon mit 65 in Rente gehen. 71 Prozent der Unionswähler sagen, Unternehmen wie Bahn, Telekom und Energieversorger sollten lieber in Staats- als in Privatbesitz sein“
„72 Prozent aller Befragten finden, die Regierung tue zu wenig für die soziale Gerechtigkeit. Auch 60 Prozent der Unions- und 76 Prozent der SPD-Anhänger denken so, und zwar unabhängig von ihrer sozialen Lage.“
Was die Rolle des Staates in der frühkindlichen Betreuung betrifft, liegt das vermeintlich bürgerliche Lager voll im linken Mainstream. Zwei Drittel der Unionswähler sehen den Staat in der Pflicht. Und sogar 82 Prozent der FDP-Wähler – mehr als bei der Linkspartei! – wollen die Betreuung von Kleinkindern unter drei Jahren ausgebaut sehen.
Deutschland hat einen Linksdrall: 86 Prozent der Deutschen ordnen sich in der Mitte und links davon ein. Als rechts wollen nur 11 Prozent gelten. Bei den Unionsanhängern hat die bekennende Linke (25 Prozent) die bekennende Rechte (22 Prozent) überflügelt.
Hmmm, es scheint so, als ob sich TCI-Lobbyist Friedrich Merz gerade noch rechtzeitig vom Acker gemacht hat und die sozial weichgespülten Gummirücken-Unionisten wie Jürgen Rüttgers gewonnen haben. Der „Kinder statt Inder“-Lispler hatte immerhin mit einem Wahlkampf gegen die sozialen Härten von Hartz IV den Befürworter des sozialen Sparkurses (Steinbrück) aus dem Amt gefegt und damit die Initialzündung für Schröders Abwahl gelegt
Offenbar werden wir so eine konsequent neoliberal sanierdende Regierungstruppe wie Rot/Grün nicht so schnell wieder bekommen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen